03 - Teil 5

Es gibt 88 Antworten in diesem Thema, welches 11.189 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Claire Winter.

  • Jetzt hab ich noch etwas in meinen Notizen gesehen.

    Komisch das Alice bei dem Namen Wellenstein aufhorchte, als Max von Hubert seiner Einladung erzählt. Woher könnte sie diesen Namen kennen?

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Wir haben zwei Mal Anträge auf Akteneinsicht gestellt, doch es wurde nichts gefunden. Bis wir erfahren haben, dass die Akten gleich nach der Wende, von tausendenden NVA Angehörigen in den Heizhäusern verbrannt wurden. Da wurde die Angst der Stabsoffiziere und deren Untertanen zu groß als die Bilder der Stürmung der Stasi-Zentrale durch die Medien ging.

    Vielleicht ist das am Ende ja ganz gut gewesen? Ich stelle mir das sehr seltsam vor, zu erfahren, was andere Menschen über einen zusammengetragen haben ...

    Und vor allem, WELCHE Menschen das waren. =O Vielleicht ist es auch okay, es nicht zu wissen. Man behält sich von manchen Menschen vielleicht das positive Bild und behält ein Stückchen seines Seelenfriedens. :/

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  • Vielleicht ist das am Ende ja ganz gut gewesen? Ich stelle mir das sehr seltsam vor, zu erfahren, was andere Menschen über einen zusammengetragen haben ...

    Und vor allem, WELCHE Menschen das waren. =O Vielleicht ist es auch okay, es nicht zu wissen. Man behält sich von manchen Menschen vielleicht das positive Bild und behält ein Stückchen seines Seelenfriedens. :/

    Genau so sehen wir es auch. Denn wir wissen jetzt, das unser beste Freund von damals ein MfS Spitzel gewesen ist. Wer weiß wer noch alles, da wäre die Enttäuschung zu groß, so von Freunden hintergangen worden zu sein.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Noch etwas interessantes lief gestern beim MDR, unbedingt sehenswert. Güterberg ist nicht weit von uns. Das war damals das kleinste Grenz-Dorf und es war einmalig, dass ein Ort so abgesperrt würde. Wie ein Hühnerstall war es im Sperrgebiet noch einmal eingezäunt. Drei Kilometer lang und eineinhalb Kilometer breit. Abends 23 Uhr würden sie eingesperrt und morgens wurde das Tor geöffnet aber nur mit Kontrollen. Abends würde kontrolliert ob auch alle Bewohner ihre Leitern weggeschlossen hatten. Echt heftig. Wir haben uns damals nach dem Mauerfall das Dorf angesehen. Und dann war noch ein Bericht über Stasi Inhaftierungen. Echt interessant.


    https://www.mdr.de/nah_dran/me…e-mauerbau-flucht100.html

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Noch etwas interessantes lief gestern beim MDR, unbedingt sehenswert. Güterberg ist nicht weit von uns. Das war damals das kleinste Grenz-Dorf und es war einmalig, dass ein Ort so abgesperrt würde. Wie ein Hühnerstall war es im Sperrgebiet noch einmal eingezäunt. Drei Kilometer lang und eineinhalb Kilometer breit. Abends 23 Uhr würden sie eingesperrt und morgens wurde das Tor geöffnet aber nur mit Kontrollen. Abends würde kontrolliert ob auch alle Bewohner ihre Leitern weggeschlossen hatten. Echt heftig. Wir haben uns damals nach dem Mauerfall das Dorf angesehen. Und dann war noch ein Bericht über Stasi Inhaftierungen. Echt interessant.


    https://www.mdr.de/nah_dran/me…e-mauerbau-flucht100.html

    Vielen Dank für den Link! Unglaublich. Davon hatte ich noch nie gehört. In West-Berlin gab es ja diese Exklave Steinstücken, ein Gebiet unten am Wannsee, das von Potsdam umgeben ist und vom Westen aus nur über ein Waldweg und zwei Grenzübergänge erreichbar war. Nach dem Mauerbau flohen eine zeitlang noch so viele Flüchtlinge über diesen Weg nach West-Berlin (u.a. auch zwanzig Grenzsoldaten der DDR), dass es dann auch ummauert und abgeriegelt wurde.

  • Genau so sehen wir es auch. Denn wir wissen jetzt, das unser beste Freund von damals ein MfS Spitzel gewesen ist. Wer weiß wer noch alles, da wäre die Enttäuschung zu groß, so von Freunden hintergangen worden zu sein.

    Das muss eine unglaubliche Enttäuschung mit Eurem Freund für Euch gewesen sein und tut mir wirklich leid!

  • Ich finde es toll, mit welcher Offenheit Kessi69 ihre persönlichen Erfahrungen hier mit uns teilt und auch für mich sehr bereichernd! Es ist so vieles anders gelaufen in der früheren DDR als hier...


    Als ich dort war (einige Jahre vor dem Mauerfall), hatte ich immer das Gefühl, dass die Menschen sehr vorsichtig sein müssen mit dem, was sie sagen. Auch mussten wir uns direkt nach Ankunft in einer Kommandatur melden. Das war ein Gewese - und hat meinen lieben altern Herrn verärgert (gesagt hat er nichts)... - vielleicht hat ihn dieses Prozedere auch an Nazi-Deutschland erinnert, wer weiß?


    Als der Freund erstmals mit seiner Frau in den Westen durfte, war er sehr angetan davon, sich hier nirgends melden zu müssen (von so manch anderem vermutlich auch). Tja, inzwischen leben Willi und Martha wohl nicht mehr...


    Für mich war eine der ergreifendsten Momente der Anblick der Brücke in Torgau, auf der sich 1945 Russen und Amerikaner trafen... Die Stadt Altenburg ist mir in guter Erinnerung, die fand ich sehr schön (historisch) - und in Dresden haben wir den Zwinger besichtigt. Heute ist Dresden sicher viel schöner, damals kam mir alles grau in grau vor. Vor der Zerstörung durch die Bombenangriffe war "Elb-Florenz" sicher eine wunderschöne Stadt!


    Von Frauen wurde mir des öfteren erzählt, dass es ja in Sachen Krippenplätze z.B. viel besser war als im Westen - die politischen Hintergründe wiegen für mich da aber stärker: Mütter sollten schnellstmöglich an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können (das Bruttosozialprodukt der DDR war nicht so hoch wie in anderen Staaten) und das Kind? Frühmöglichst "indoktriniert". Da hatte man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

    Ich finde es zudem wichtig, dass ein Kleinkind seine Mutter viel sieht und Kontakt hat: Die ersten drei Lebensjahre sind für ein Kind prägend; daher habe ich auch 3 Erziehungsjahre eingelegt - und hätte mir beim besten Willen gar nicht vorstellen können, nach 6 Monaten wieder zu arbeiten.

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Sagota ()

  • Ich finde es toll, mit welcher Offenheit Kessi69 ihre persönlichen Erfahrungen hier mit uns teilt und auch für mich sehr bereichernd!

    Da möchte ich mich Dir anschließen, das finde ich auch!!

    Als ich dort war (einige Jahre vor dem Mauerfall), hatte ich immer das Gefühl, dass die Menschen sehr vorsichtig sein müssen mit dem, was sie sagen. Auch mussten wir uns direkt nach Ankunft in einer Kommandatur melden.

    An dieses Gefühl erinnere ich mich auch noch, wenn ich als Kind in Ost-Berlin war. Aber generell merke ich, wie viel und wie schnell man auch wieder vergißt, wie damals alles war. Die Mauer zum Beispiel. Es war so normal, dass es sie gab und jetzt könnte ich - ich lebe ja in Berlin - manchmal gar nicht mehr sagen, wo sie genau entlanglief.

  • Ich finde es toll, mit welcher Offenheit Kessi69 ihre persönlichen Erfahrungen hier mit uns teilt und auch für mich sehr bereichernd!

    Da möchte ich mich Dir anschließen, das finde ich auch!!

    Als ich dort war (einige Jahre vor dem Mauerfall), hatte ich immer das Gefühl, dass die Menschen sehr vorsichtig sein müssen mit dem, was sie sagen. Auch mussten wir uns direkt nach Ankunft in einer Kommandatur melden.

    An dieses Gefühl erinnere ich mich auch noch, wenn ich als Kind in Ost-Berlin war. Aber generell merke ich, wie viel und wie schnell man auch wieder vergißt, wie damals alles war. Die Mauer zum Beispiel. Es war so normal, dass es sie gab und jetzt könnte ich - ich lebe ja in Berlin - manchmal gar nicht mehr sagen, wo sie genau entlanglief.

    Das ist ja eigentlich gut so, liebe Claire: Ich habe meinen Respekt gegenüber der Bevölkerung der früheren DDR, heute die ostdeutschen Bundesländer, nie verloren, die es unblutig und sehr ausdauernd schafften, dass Deutschland wiedervereint wurde. Da wäre ich eigentlich gerne dabei gewesen in Berlin!

    Das beeindruckt mich heute noch und "Gorbi" ist seither einer meiner Lieblingsrussen ;)

    Ob es ohne seine Zustimmung möglich gewesen wäre? Glaube ich eher nicht...


    Übrigens: Honecker stammte ja aus dem Saarland (Neunkirchen) und besuchte das gleiche Gymnasium wie mein Vater; er war aber eine Klasse höher (Honey), glaube ich. Wenn mein Vater das erwähnte, rollte er immer ausgiebig mit den Augen :rolleyes: 8o

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Das ist ja eigentlich gut so, liebe Claire: Ich habe meinen Respekt gegenüber der Bevölkerung der früheren DDR, heute die ostdeutschen Bundesländer, nie verloren, die es unblutig und sehr ausdauernd schafften, dass Deutschland wiedervereint wurde. Da wäre ich eigentlich gerne dabei gewesen in Berlin!

    Ja, das stimmt und ich teile Deinen Respekt. Es waren auch wirklich wahnsinnig berührende und besondere Momente in Berlin, die ich sicher nie vergessen werde.

    Übrigens: Honecker stammte ja aus dem Saarland (Neunkirchen) und besuchte das gleiche Gymnasium wie mein Vater; er war aber eine Klasse höher (Honey), glaube ich. Wenn mein Vater das erwähnte, rollte er immer ausgiebig mit den Augen :rolleyes: 8o

    Ich habe gerade dieses Bild von Deinem Vater vor Augen ... :thumbup::)

  • @claire - ja, er war ja irgendwie seines Zeichens Monarchist (*1912) - und ich denke, die Zeit (und vermutlich auch das gutbürgerliche Elternhaus) haben ihn fürs Leben geprägt:

    Es gibt noch eine witzige Polit-Story, die mir gerade einfällt (alle Sozialisten und - noch schlimmer - Kommunisten waren für ihn "die roten Spitzbuben" und an einem Geburtstag von mir, als ziemlich viele Freunde aus Hessen zu Besuch kamen, ist er lieber kurz mal ausgezogen (zu meiner Schwester), um diesen roten Herrschaften nicht begegnen zu müssen ;)

    Ein Freund von mir, der damals (70er) Germanistik auf der "roten Frankfurter Uni" studierte, begrüßte dennoch meinen Vater, als dieser zurückkam, mit den Worten:

    "Guten Tag, Herr M.... - ich bin aber gar kein Kommunist!" 8o

    Wir haben alle gelacht; mein Vater auch... ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Ich finde es zudem wichtig, dass ein Kleinkind seine Mutter viel sieht und Kontakt hat: Die ersten drei Lebensjahre sind für ein Kind prägend; daher habe ich auch 3 Erziehungsjahre eingelegt - und hätte mir beim besten Willen gar nicht vorstellen können, nach 6 Monaten wieder zu arbeiten

    Meine jungen Kolleginnen begrüßen es, dass sie, wenn sie es möchten, schnell wieder in den Beruf einsteigen können. Zumindest in Teilzeit. Ich fand es auch toll, nach der Elternzeit - die war bei der Geburt meiner Söhne 15 Monate - wieder in Teilzeit anfangen konnte. Dank Großeltern und später Kindergarten war das problemlos möglich. Dass dies in der DDR schon früh möglich war, hatte natürlich andere Gründe aber pinzipiell finde ich es schon gut, wenn die Möglichkeiten da sind. Ob man sie in Anspruch nimmt, darf man ja selber entscheiden. Und ich denke, wichtig für die Bindung von Eltern und Kind (auch zum Vater) ist nicht unbedingt die Menge der Stunden sondern die Intensität und die Nähe, die in der verbrachten Zeit aufgebaut wird und dass die Kinder sich auf ihre Eltern immer absolut verlassen können und so das Urvertrauen bewahren. Das ist wohl auch das Problem bei Alice, dass sie im tiefsten Innern das Gefühl haben musste, von ihrer Mutter im Stich gelassen zu sein und dass im Heim keine Nähe zu anderen und kein Urvertrauen entstanden ist. Und damit hat Alice jezt zu kämpfen. Weil sie sich immer noch alleine fühlt und erkennen musste, dass auch Sergej ihr nicht in allem die Wahrheit gesagt hat und sie ihm nicht 100 % Vertrauen kann.

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  • Das ist wohl auch das Problem bei Alice, dass sie im tiefsten Innern das Gefühl haben musste, von ihrer Mutter im Stich gelassen zu sein und dass im Heim keine Nähe zu anderen und kein Urvertrauen entstanden ist. Und damit hat Alice jezt zu kämpfen. Weil sie sich immer noch alleine fühlt und erkennen musste, dass auch Sergej ihr nicht in allem die Wahrheit gesagt hat und sie ihm nicht 100 % Vertrauen kann.

    Ja, genau so habe ich das auch gesehen. Und deshalb kann Alice sich verständlicherweise auch nur so schwer emotional öffnen ...

  • Endlich Wochenende und somit Zeit zum Lesen und Kommentieren.


    Hach mir geht ein Herz dabei auf, dass sich Alice und Max doch irgendwie etwas näher kommen. Da geht doch noch was? ;) Vor allem ist die Konstellation doch klasse, denn dann ist immer ein West- Berliner mit einem Ost- Berliner verbandelt, wenn Juluis und Emma ein Paar sind und vielleicht Max und Alice, denn zwischen ihr und Bernd scheint es ja zu krieseln.


    Die Entführung von Sigmund hat mich doch sehr geschockt. Auf offener Straße einfach weggeschnappt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich denke, dass eher der Russe als die Stasi dahinter stehen.


    Zum Thema Fernseher kann ich nur sagen: Es lag nicht nur an der Produktion der Geräte, dass die Menschen keinen Fernseher in der DDR hatten, denn die waren unfassbar teuer. Als sich meine Eltern ihren gekauft haben, da hat der 8000 DDR Mark gekostet, allerdings hat man da ja nur 300 DDR Mark in etwa monatlich verdient. Ich war als Kind immer diejenige, die die Sender umgestellt hat.


    Total süß fand ich die Begegnung zwischen Juluis Vater und Emma, die sich ja richtig zu mögen scheinen. Das hat in jedem Fall eine Bedeutung, denn ich denke mal nicht dass Juluis alle seine Flirts auch seinem Vater vorgestellt hat.


    Ich mochte übrigens den Ausspruch von Brixmann sehr, dass man immer noch in der Lage sein muss sich in den Spiegel anzuschauen. Das sage ich mir auch immer wieder, weil viele für Erfolg ja gern mal über Leichen gehen und ich das immens schrecklich finde.


    Total interessant finde ich immer wieder, dass die Figuren aus West- Berlin so einen Fokus setzen auf all das was man in der BRD kaufen kann. Das ist ja fast wie heute, nur dass sich damals wie heute nur die Menschen den Konsum leisten können, die auch das entsprechende Kleingeld haben. Alle anderen können nur zuschauen. Mir wäre es manchmal lieber es gäbe nicht so viel Auswahl, denn die Entscheidungsfreudigste bin ich nicht.

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Nämlich die, dass es niemand auffallen würde, wenn die Schwestern die Plätze tauschen würden.

    Ich denke schon, dass sie das ohne Weiteres könnten. Nur sprachlich könnte es auffallen, weil die Russischkenntnisse doch sehr unterschiedlich sind.


    Ich finde Julius als Figur auch sympathisch und es spricht von Mut und Charakter, dass er sich nach dem Verbleib des Freundes - wenn auch erfolglos - erkundigt hat!

    Auf jeden Fall spricht das für ihn, denn er begibt sich ja dadurch eher in Gefahr, eben weil man ihm unterstellen kann dafür verantwortlich zu sein. Dass Emma und er durch diese heftige Situation intensiver zusammenfinden, das passt perfekt, denn Notsituationen schweißen immer zusammen.


    Mir machen die unterschiedlichen politischen Ansichten von Emma und Alice ein wenig Sorgen. Während Alice bei Max zuhört und jeder seine Meinung ganz offen sagt, so ist bei den Schwestern sofort eine Spannung zwischen den beiden.

    Ich finde es auch schade, dass die Schwestern sich mit anderen besser austauschen können als untereinander, aber ich denke mal, dass sie so vorsichtig sind, weil sie die jeweils andere nicht verletzen wollen. Sie haben sich ja gerade erst gefunden und ich denke keine möchte das neu gefundene Glück verlieren.

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  • Wir haben zwei Mal Anträge auf Akteneinsicht gestellt, doch es wurde nichts gefunden. Bis wir erfahren haben, dass die Akten gleich nach der Wende, von tausendenden NVA Angehörigen in den Heizhäusern verbrannt wurden.

    Ehrlich gesagt interessiert mich das Ganze unheimlich und deswegen habe ich meine Eltern gefragt, ob sie nicht Einsicht in ihre Akten wollen. Das haben sie strikt abgelehnt, weil sie nicht wissen wollen wer sie damals vielleicht bespitzelt hat. Da schwang auch Angst mit, dass es vielleicht Freunde, mit denen sie heute noch verkehren, gewesen sein könnten. An ihrer Stelle hätte ich gern Gewissheit, aber ich kann sie ja nicht zwingen da Nachforschungen zu betreiben.

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  • Ich finde es zudem wichtig, dass ein Kleinkind seine Mutter viel sieht und Kontakt hat: Die ersten drei Lebensjahre sind für ein Kind prägend; daher habe ich auch 3 Erziehungsjahre eingelegt - und hätte mir beim besten Willen gar nicht vorstellen können, nach 6 Monaten wieder zu arbeiten

    Meine jungen Kolleginnen begrüßen es, dass sie, wenn sie es möchten, schnell wieder in den Beruf einsteigen können. Zumindest in Teilzeit. Ich fand es auch toll, nach der Elternzeit - die war bei der Geburt meiner Söhne 15 Monate - wieder in Teilzeit anfangen konnte. Dank Großeltern und später Kindergarten war das problemlos möglich. Dass dies in der DDR schon früh möglich war, hatte natürlich andere Gründe aber pinzipiell finde ich es schon gut, wenn die Möglichkeiten da sind. Ob man sie in Anspruch nimmt, darf man ja selber entscheiden. Und ich denke, wichtig für die Bindung von Eltern und Kind (auch zum Vater) ist nicht unbedingt die Menge der Stunden sondern die Intensität und die Nähe, die in der verbrachten Zeit aufgebaut wird und dass die Kinder sich auf ihre Eltern immer absolut verlassen können und so das Urvertrauen bewahren. Das ist wohl auch das Problem bei Alice, dass sie im tiefsten Innern das Gefühl haben musste, von ihrer Mutter im Stich gelassen zu sein und dass im Heim keine Nähe zu anderen und kein Urvertrauen entstanden ist. Und damit hat Alice jezt zu kämpfen. Weil sie sich immer noch alleine fühlt und erkennen musste, dass auch Sergej ihr nicht in allem die Wahrheit gesagt hat und sie ihm nicht 100 % Vertrauen kann.

    Ich denke auch, dass es die Intensität der Zeit ist, die man mit den Kindern verbringt. Ich zum Beispiel bin schon mit sechs Wochen in die Krippe gekommen. 1967 war das noch so in der DDR. Es gab sogar Betriebseigene Kindergärten, wo die Kinder auch nachts geschlafen haben, wenn die Eltern in unterschiedlichen drei Schichtsystem gearbeitet haben. Ok, das finde ich nicht gut, aber das bei uns die Kinder so früh in die Betreuung kamen, hat, so denke ich, den wenigsten geschadet. Unsere Kinder sind mit einem Jahr in die Krippe gekommen, da ist es mir viel schwerer gefallen sie dort abzugeben. Aber die Kinder fanden es toll mit anderen Kindern den Tag zu verbringen. Und ich muss zugeben, dass sie auch viel gelernt haben, da die Förderung in den Kindergärten wirklich toll gewesen ist. Auch der Betreuungsschlüssel war spitzenmäßig. Kleine Gruppen und trotzdem genug Erzieher.

    Wenn ich auch viel negatives erlebt habe, so war die soziale Absicherung sehr gut wenn es um die Kinder ging. Das darf man natürlich nicht vergessen, es war nicht alles gut bei uns, aber auch nicht alles schlecht, wenn man die sozialistische Prägung ausser acht lässt. Unser Schulsystem war von den skandinavischen Ländern übernommen worden und hat sich gut bewährt.

    Ich hatte ja schon in einer anderen Leserunde berichtet, dass wir das hier in Mecklenburg, als Kinder und Jugendliche gar nicht so war genommen haben, da wir im ländlichen Raum behütet aufgewachsen sind. Diesen Mangel an Lebensmitteln, so wie in den Städten, haben wir auch nich so gehabt, da viele Schweine, Kühe, Hühner uns so weiter hatten. Da wurde auch zu Hause geschlachtet, so alles vorhanden. Fast jeder hatte einen riesigen Garten wo alles angebaut und für den Winter verarbeitet wurde. Das mit dem System etwas nicht stimmte, hat man erst bemerkt als man in die Ausbildung und danach ins Berufsleben ging. Denn aus Angst, dass die Kinder und Jugendliche sich gegenüber den falschen Personen verplappern, haben die Eltern kaum offen über den Unrechtsstaat vor uns gesprochen.

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  • Zum Thema Krippe: Ich kam zu DDR Zeiten erst mit einem Jahr in die Krippe, weil ich als Kleinkind körperlich eingeschränkt war und man mich dort erst nicht nehmen wollte (beide Beine eingegippst). Aber nachdem mein Dad dafür gesorgt hat, dass ich Sitzmöbel passend für mich habe und die Erzieher auch gemerkt haben, dass ich nicht aufwendiger bin als andere Kinder, durfte ich im Alter von einem Jahr hingehen. Da meine Eltern beide voll berufstätig waren, war ich die erste in der Kita und die letzte, die abgeholt worden ist. Also um 6 Uhr dort sein und meist wurde ich so gegen 17/ 18 Uhr von meiner Mutter abgeholt. Damals hatte sie kein Auto, sondern war auf den Bus angewiesen. Ich habe da keinerlei negative Gefühle bei, weil ich es sehr mochte mit anderen Kindern was machen zu können und es in der Krippe eben auch viel mehr Spielzeug gab als Zuhause. Auch die Erzieher waren immer sehr lieb zu uns. Auch kann ich mich null daran erinnern, dass wir in Reihe und Glied auf den Topf gesetzt worden sind.


    Sicherlich ist es schön, wenn die Eltern heute mehr Zeit mit den Kids verbringen können und auch mehr an deren Leben teilhaben können, aber ich denke mal, dass es eher meiner Mutter wehgetan hat mich in die Betreuung zu geben als mir. Das war völlig normal, alle Freunde und Nachbarskinder waren ja auch von ganz klein an dort.

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