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Rebecca wird 1905 in Maesglasau in Wales geboren, einem stillen Tal, in dem man von der Landwirtschaft lebt wie in den Jahrhunderten zuvor, weit weg von der industrialisierten Welt.
In rascher Folge kommen drei weitere Kinder zur Welt, drei Jungen, zwei von ihnen von Geburt an blind. Später folgen noch mehr Geschwister, von denen eines als Baby stirbt und ein weiteres ebenfalls erblindet. Die Behinderung der Brüder entscheidet auch über die weiteren Lebenswege von Rebecca und Bob, dem zweitältesten, denn damit die drei blinden Jungen Schulbildung genießen können, werden sie auf eine kostspielige Schule in England geschickt, so dass kein Geld mehr bleibt, um Rebecca einen längeren Schulbesuch zu ermöglichen und Bob den Traum vom Medizinstudium zu erfüllen. Rebecca muss mit Näharbeiten zum Unterhalt der Familie beitragen und Bob wider Willen den Hof übernehmen.
Rebecca bleibt zeitlebens in der Gegend, in der sie aufgewachsen ist, und beobachtet im Laufe ihres langen Lebens von ferne, was in der Welt geschieht, während, fast schon ironischerweise, die Brüder ohne Sehvermögen "draußen" herumkommen und es sogar in eine Dokumentation der BBC schaffen. Doch im Gegensatz zu Bob, der zeitlebens mit seinem Schafbauerndasein hadert, macht Rebecca ihren Frieden mit ihrem Schicksal und genießt die kleinen Freuden, die das Leben in Wales ihr bietet, vor allem die Schönheiten der Natur - und die Literatur.
"The Life of Rebecca Jones" ist ein Buch der ganz leisen, zarten Töne, ein von außen betrachtet gänzlich unspektakuläres Leben ohne Reichtümer, ohne Reisen, böse Zungen würden wohl auch behaupten, ohne irgendwelche nennenswerten Erlebnisse. Doch das liegt ganz im Auge des Betrachters. Es mag für Außenstehende nicht weltbewegend sein, was Rebecca erlebt, aber gilt das nicht für ganz viele Leben? Und bewegt das persönliche Erleben nicht doch die Welt - zumindest die persönliche?
Mir hat es sehr gut gefallen, in Rebeccas Lebensrealität einzutauchen, insbesondere, weil Angharad Price, die mit diesem wunderschönen Buch ihre eigene Familiengeschichte aufgreift, diese schlichte, karge, von harter Arbeit geprägte Welt und ihre Bewohner liebevoll schildert, aber nicht romantisiert oder idealisiert. Auch die Naturszenen mochte ich sehr. Schön auch, dass das Buch mit einigen historischen Fotos illustriert ist, was den wahren Kern des Romans noch etwas greifbarer werden lässt.
Die englische Ausgabe enthält zusätzlich noch einen kleinen Sprachführer zur Aussprache walisischer Begriffe und Namen ... was mich allerdings teilweise ganz wuschig gemacht hat, weil ich trotzdem (oder gerade deshalb) ständig gerätselt habe, wie man Bwlch oder Gorfydd nun tatsächlich ausspricht Das Buch ist übrigens auch im Original auf walisisch und gilt schon als Klassiker der walisischen Literatur, obwohl es noch keine 20 Jahre alt ist.
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