Katherine Webb - Besuch aus ferner Zeit

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    Traurig, mystisch, spannend


    Ein altes Haus in Bristol ist das Zuhause von Martin Molyneaux, doch der Mann hat einige Probleme, die er durch seinen Selbstmord überwinden wollte, so denkt zu mindestens die Polizei. Seine Tochter Liv sieht dies anders. Sie sucht in der Wohnung ihres Vaters nach Antworten, dabei geht es ihr selbst nicht gut. Sie hat ihr Baby verloren und könnte Hilfe gebrauchen. Doch Liv stellt sich den Herausforderungen, aber seltsame Dinge geschehen in dem alten Haus. Nachts hört die junge Frau immer wieder ein Kind weinen und Stimmen. Bildet sie sich alles nur ein oder hat das Haus mehr Geheimnisse wie vermutet?


    Dieser Roman beginnt mit der Geschichte von Liv und spielt in der Gegenwart. Die junge Frau wird vorgestellt und man bekommt einen ersten Eindruck von ihr. Im zweiten Kapitel findet man sich dann im Jahre 1831 wieder. Hier wird die Geschichte von Bethia erzählt. Bethia ist eine Frau, die einen wohlhabenden Ehemann hat und der es gut geht, jedenfalls auf den ersten Blick. Sie leitet ein Armenhaus und setzt sich für Menschen ein, die allein nicht überleben könnten. Mit Bethia erfährt man, wie das Leben im 19. Jahrhundert war. Ihr ganzes Schicksal erschließt sich so nach und nach. Mir hat gut gefallen, wie die Geschichte sich beim Lesen entwickelt hat.


    Die Handlungsstränge wechseln sich immer wieder ab. Am Anfang scheint es sogar fast so zu sein, als hätten die zwei Zeitebenen nichts miteinander zu tun. Erst so nach und nach werden die Zusammenhänge klar. Auch die Charaktere entwickeln sich mit den Seiten. Während Liv langsam ihre Trauer verarbeiten kann, erfährt man über Bethia das ganze Ausmaß ihres Lebens. Mir persönlich hat der Part in der Vergangenheit etwas besser gefallen. Ich fand ihn vielschichtiger und auch interessanter. Die Autorin hat sogar noch einen weiteren Handlungsstrang hinzugefügt, der im letzten Drittel des Buches im ausgehenden 18. Jahrhundert spielt und einiges über das Verhalten der Charaktere erzählt. In diesem historischen Teil der Geschichte erzählt Katherine Webb anschaulich, wie das Leben in dieser Epoche sich gestaltet hat, gerade für die ärmer Bevölkerung oder Dienstboten.


    Die Handlung in der Gegenwart war mir fast zu mystisch und geisterhaft. Mit dem Charakter von Liv bin ich nicht wirklich warm geworden. Ihre Art der Trauerbewältigung und ihr Verhalten waren mir manches Mal ein wenig zu überdreht. Obwohl ich sagen muss, dass die Art, wie die Autorin hier schildert, was der Verlust eines Kindes mit einer Frau macht, durchaus glaubhaft erscheint. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob dies der Fall in der Gegenwart ist oder in der Vergangenheit.


    Fazit:


    „Besuch aus ferner Zeit“ ist ein lesenswerter Roman über Trauer und Verlust, aber auch über Liebe und Hoffnung. Mir hat das Buch im Ganzen gut gefallen. Wobei der Teil, der im 19. Jahrhundert und sogar teilweise Ende des 18. Jahrhundert gespielt hat, besser gefallen hat als die Gegenwart. Ich fand die Charaktere im historischen Teil ausgefeilter und vielschichtiger. Der angenehme Erzählstil von Katherine Webb zieht einen allerdings in die Seiten und so war dieses Buch auch schnell ausgelesen. Es war tatsächlich mein erstes Buch dieser Autorin, aber bestimmt nicht mein letztes.


    4ratten

  • Ich kenne auch nicht alle Romane von ihr, aber diejenigen, die ich gelesen habe, gefielen mir auch aufgrund ihres Erzählstils - dieses steht auch noch auf der Leseliste ;)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Das habe ich auch vor zwei Wochen gelesen und war sehr angenehm überrascht. Mir kam die Autorin früher immer wie eine schlechtere Alternative zu Kate Morton vor und aus diesem Grunde hatte ich auch schon ewig nichts mehr von ihr gelesen. Das Buch hat mich aber wirklich wieder überzeugt. Wie meistens bei Büchern auf zwei Zeitebenen hat mich die Erzählung in der Vergangenheit mehr fasziniert als die in der Gegenwart, aber auch diese hatte durchaus ihren Reiz.


    Katherine Webb ist es gut gelungen, ein Bild dieser Zeit zu zeichnen, das Buch liest sich sehr flüssig und ich mochte es zwischendurch gar nicht mehr aus der Hand legen...auch wenn ich die Entwicklung durchaus schon geahnt habe.


    Es hat mich auf jeden Fall so inspiriert, dass ich direkt danach mit "Das fremde Mädchen" begonnen habe, was mich ebenso begeisterte. Nach einer kurzen Pause werde ich wohl auch noch die übrigen Bücher der Autorin lesen, die ich noch nicht kenne :thumbup:. Entweder hat sich meiner Einschätzung nach deutlich verbessert oder aber mein Geschmack hat sich verändert 8).

    Früherer Nutzername "Alexa" :)

  • Interessant, mich hat dieses Buch weniger überzeugt als andere der Autorin. Entweder habe ich es verdrängt oder andere Bücher waren weniger "mystisch" angehaucht? Ich kann damit wenig anfangen und so fand ich diese Geschichte eher anstrengend zu lesen.

    Kommt es mir nur so vor oder bemüht sich die Autorin inzwischen mehr, neben Unterhaltung auch wichtige gesellschaftliche Themen einzubauen?

    LG, Dani


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  • Dani79 Das Mystische ist auch so ein bisschen der Grund, weshalb ich trotz Neugier, etwas gezögert hatte. Bin mal gespannt, wie sehr mich dieser Aspekt wirklich stört.

    Ich habe übrigens auch den Eindruck das die Autorin in ihren neueren Büchern den Fokus stärker auf gesellschaftlich relevante Themen legt.

  • Ich kann mich ehrlich gesagt absolut überhaupt nicht an das Buch erinnern - selbst die Rezension von nirak lässt überhaupt nichts bei mir klingeln...

    LG, Dani


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  • Interessant, mich hat dieses Buch weniger überzeugt als andere der Autorin. Entweder habe ich es verdrängt oder andere Bücher waren weniger "mystisch" angehaucht? Ich kann damit wenig anfangen und so fand ich diese Geschichte eher anstrengend zu lesen.

    Ging mir genauso. Ich habe am Ende nur noch quer gelesenem zu erfahren, wie es ausgeht.

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur!

    (gesehen auf einem Plakat)

  • Meine Meinung:

    Ich denke ich bewege mich irgendwo zwischen den bisherigen Meinungen :lachen: Es gibt Punkte, die ich an "Besuch aus einer fernen Zeit" wirklich mochte und auch richtig gut umgesetzt fand. Vor allem Liv und ihre Gefühle zum Verlust ihres Babys, fand ich eindrücklich. Außerdem fand ich es auch gut, das Katherine Webb gesellschaftlich relevante Themen in ihren Roman eingebunden hat. Gerade auch in dem historischen Teil. Die Geschichte der Sklaverei in England und auch die Umsetzung der neuen Gesetze die diese verboten hat. Selbst die Einbindung mystischer Elemente fand ich insgesamt gar nicht mal so schlecht, da es für mich schlüssig eingebunden wurde.

    Dafür haben mich andere Dinge gestört. Die Figur Bathia, die im Mittelpunkt des Handlungsstrangs in der Vergangenheit steht, war eine interessante Frau, und es gefiel mir, das sie einfach total unsympathisch und manipulativ ist. Aber hier hat sich Webb meiner Meinung nach zu wenig getraut. Es wurde einiges so aufgelöst, das es mich gelangweilt hat.

    An manchen Stellen hat mich der Esoterische Einschlag aber auch genervt. Das ist nicht meine Welt und wenn Reiki ins Spiel kommt, kann ich nur die Augen darüber verdrehen. Für mich hat es in der Verbindung der beiden Handlungsstränge immer wieder geknirscht. Jede Geschichte für sich allein hätte für mich wohl besser funktioniert. Schade fand ich auch, das so wenig Fokus auf die Suche gelegt wurde. Liv wird ständig von den Geistern gequält, von den Stimmen die sie hört. Aber sie bleibt dabei sehr passiv. Das liegt natürlich auch daran, das sie selbst psychisch krank ist. Aber gleichzeitig sorgt das auch dafür, das oftmals kaum etwas Aktives passiert. Selbst wenn Liv nach ihrem Vater sucht, wirkt es eher so, das sie andere Suchen lässt. Einerseits ist das glaubwürdig erzählt, andererseits plätschert die Geschichte dadurch oftmals eher so vor sich hin.


    Insgesamt finde ich "Besuch aus einer fernen Zeit" nicht schlecht, aber vor allem im Vergleich mit "Die Frauen am Fluss" wesentlich schwächer als neuere Romane der Autorin.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: