Alexei Nawalny - Schweigt nicht! Reden vor Gericht

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  • Falsche ISBN oder ASIN angegeben!



    "Schweigt nicht! Reden vor Gericht" von Alexei Nawalny


    Vor genau einem Jahr saß ich, wie viele andere Menschen auch, sprachlos vor dem Newsfeed. Die Schlagzeilen verkündeten, der russische Oppositionelle Alexei Nawalny sei im Flieger zusammengebrochen. Es folgten eine Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk und die Einlieferung des Politikers in die Notaufnahme. Fast sofort wurde über eine Vergiftung spekuliert. In den folgenden Tagen ging es drunter und drüber, die Wellen schlugen hoch, und der Name Nawalnys war minütlich in den Medien, auch in den westlichen.

    Es kam heraus, dass Nawalny mit dem Nervengift Novitschok vergiftet worden war, einem militärischen Kampfstoff. Zugang zu diesem Gift haben nur wenige, den Befehl zu der Verwendung kann nur von ganz oben kommen, sprich: von Präsident Wladimir Putin selbst oder seinen engsten Mitarbeitern.

    Dieser Vorfall hat die Weltpolitik gehörig aufgemischt, zumindest am Anfang. Ein weiteres Mal ging es hoch her, als Nawalny nach seiner Behandlung in der Berliner Charité nach Russland zurückkehrte. Bis zur Passkontrolle kam er gar nicht erst, man nahm ihn wegen des Verstoßes gegen seine Bewährungsauflagen fest.

    Was anschließend folgte, war ein so absurder Gerichts-Zirkus, wie man ihn sich nicht ausdenken kann. Mit einem Gericht oder gar Gerechtigkeit hatten diese Veranstaltungen rein gar nichts zu tun. Ich selbst verfolgte – erneut sprachlos, diesmal vor Unglauben – diese sogenannten Verhandlungen im Live-Ticker.

    Während der Verhandlungen hat Alexei Nawalny Reden gehalten, „letzte Worte“, aber nicht nur. Diese liegen jetzt in gedruckter Form und in deutscher Übersetzung vor.


    Die Reden kannte ich bereits, die sind alle auf YouTube zu finden. Aber natürlich ist es schön, sie auch gedruckt in den Händen zu halten. Ohne mir den Klappentext durchzulesen, kaufte ich das Buch. Zwar hätte ich mir eine russische Ausgabe gewünscht, aber was soll’s, dazu wird es in den nächsten Jahren wohl eher nicht kommen. Aber dann die Überraschung: das Buch beinhaltet auch die Reden im russischen Original.

    Das Buch – ein winziges Büchlein von knapp 100 Seiten – enthält vier Reden, die typisch Nawalny sind. Er ist ein hervorragender Redner, seine Worte sind stets punktgenau, leidenschaftlich, aufrüttelnd. Man hört ihm zu und denkt: Ja! Das kann ich!

    Weil er sich immer wieder auf Ereignisse bezieht, die in Russland stattgefunden haben oder immer noch stattfinden, und die für ausländische Leser vielleicht nicht ganz verständlich sind, enthält das Buch etliche Fußnoten, Anmerkungen und Erläuterungen. Die sind natürlich nicht sehr ausführlich, was bei dem kleinen Buchumfang kein Wunder ist. Aber wenn man zusätzliche Infos wünscht, kann man diese googeln.

    Die Aussagen Nawalnys lassen sich in wenigen Sätzen zusammenfassen: Veränderung ist möglich. Tretet für eure Rechte ein. Schweigt nicht. Bekämpft Korruption.


    Zur Zeit sitzt Nawalny im Gefängnis und wird dort vermutlich nie wieder herauskommen, jedenfalls nicht so lange Putin regiert. Er ist allerdings bereits in die Geschichte eingegangen, nicht nur, weil er Novitschok überhabt hat, sondern auch, weil er einen unerschütterlichen Glauben an ein besseres Russland hat und alles tut, um dieses Russland zu ermöglichen.

    Dieses Buch ist hoffentlich nicht das letzte von und über Nawalny.

    In meinem Regal hat es Platz neben dem Buch mit den Zitaten von Nelson Mandela gefunden, dort passt es genau hin.


    5ratten


    ***

    Aeria



    P. S.

    Die ISBN 978-3426278802 wird nicht erkannt. Kann das vielleicht jemand richten?

  • Danke für die schöne Vorstellung. Ich habe die Ereignisse im letzten Jahr auch sprachlos verfolgt.

    Zur Zeit sitzt Nawalny im Gefängnis und wird dort vermutlich nie wieder herauskommen, jedenfalls nicht so lange Putin regiert.

    Das befürchte ich auch, trotzdem hoffe ich, dass ich mich irre.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Gerade heute ging es auch wieder (Besuch BuKanzlerin in Russland) um Nawalny: Ich denke, dass ein russisches Straflager hart ist. Sehr hart. Und dass es Nawalny weder psychisch noch körperlich gut geht. Aus seiner politischen Überzeugung hat der Kremlchef heute ein lapidares Vergehen gehen ein russisches Gesetz gemacht. Da fällt einem auch nix mehr dazu ein.

    Doch, eins: Ich hoffe, er überlebt nach dem Nervengift auch - das Straflager!

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Aus seiner politischen Überzeugung hat der Kremlchef heute ein lapidares Vergehen gehen ein russisches Gesetz gemacht. Da fällt einem auch nix mehr dazu ein.

    Ja, es geht ausschließlich um die politischen Ambitionen und Einstellungen von Nawalny. Die Straftat, für die er jetzt einsitzt, gibt es nicht, das hat sogar der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte bestätigt. Russland hat das Urteil zum Teil akzeptiert, Nawalny wurde eine Entschädigung für den Hausarrest etc. ausgezahlt. Die Akte wurde aber nicht geschlossen, nur für den Fall. Der Fall ist dann auch im Januar eingetreten.

    Ich krieg die Krätze, wenn ich daran denke, wie ungerecht manche Dinge auf der Welt sind.


    Wusstet ihr, dass Putin noch nie Nawalnys Namen genannt hat? Auch gestern nicht, nachdem Frau Merkel die direkte Frage nach Nawalny gestellt hat. Er sagt immer "die Person, die Sie erwähnten" oder "dieser Bürger". Dieses pathologische Nicht-nennen hat sich inzwischen auf die Putin-Umgebung ausgebreitet. Der Kreml-Pressesprecher Peskow sagt "der Berliner Patient" oder "dieser Blogger".

    Die Medien, die noch den Mund auftun dürfen in Russland, spotten seit Jahren darüber und vermuten, dass der Kremlchef eine irrationale Angst vor Nawalny hat und die Nennung des Namens seines Gegners jenem Macht verleihen würde. Jener, der nicht genannt werden darf :Kreuz:


    Ich habe mir übrigens auch dieses Buch gekauft:


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    ***

    Aeria