Elizabeth C. Bunce - Mord im Gewächshaus/Premeditated Myrtle

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 751 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Nachdem die Reihe um die kleine Detektivin Flavia de Luce von Alan Bradley geendet hatte und es keinen Nachschub mehr gab, war das schon ein trauriger Moment für mich. Irgendwie verabschiedet man sich da von Figuren, die man in den vielen Jahre lieben gelernt hat.

    Und von allen Buchreihen mit jungen Detektivinnen die ich seitdem gelesen habe, kommt Myrtle Hardcastle Flavia am nächsten.

    Myrtle ist nämlich mindestens genauso neugierig und hartnäckig wie ihre Vorgängerin. Sie stammt aus sehr gutem Hause, ihr Vater ist der städtische Staatsanwalt und sieht es nicht besonders gerne, dass Myrtle so ein großes Interesse an der Kriminalistik zeigt.

    Deswegen wird sie ab und zu gezwungen Zeit mit gleichaltrigen Mädchen zu verbringen. Diese Nachmittage laufen aber nie so, wie es bei wohlerzogenen jungen Damen laufen sollte.


    Myrtle hat eine Schwäche für Krimigroschenromane und würde es ihrem Lieblingsermittler, einer Figur aus ihren Krimis, gerne gleichtun.

    Sie bekommt auch bald die Gelegenheit dazu, denn etwas stimmt im Garten von Miss Wodehouse nicht. Der Gärtner ist nirgendwo zu sehen, was schon sehr seltsam ist. Seltsamer jedoch ist die Abwesenheit der alten Dame, Miss Wodehouse, die sich über das Fehlen des Gärtners nicht lauthals beschwert. Kurz entschlossen alarmiert Myrtle die Polizei, und schon wimmelt es im Garten vor Beamten.

    Natürlich glaubt die Polizei nicht an ein Verbrechen, Myrtle weiß es aber besser und nimmt die Ermittlungen auf.

    Im Gegensatz zu Flavia, ist Myrtle nicht alleine auf sich gestellt. Stehts an Myrtles Seite ist die Gouvernante Miss Judson, die es ebenfalls spannend findet, einen Fall zu lösen. Zusammen sind die beiden ein tolles Team, auch wenn Miss Judson immer Sorge hat, der Vater könnte hinter die Eskapaden seiner Tochter kommen.


    Die Stimmung im Buch ist insgesamt nicht so bedrückend, wie es oft bei Flavia der Fall war. Bei Myrtle zuhause geht es viel fröhlicher zu.

    Der Humor kommt nicht zu kurz. Die Geschichte spielt in der viktorianischen Zeit und ich mochte die Atmosphäre richtig gerne.

    Alles wird direkt aus Myrtles Sicht in der Ichform geschildert. Gelegentlich eingestreute Fußnoten vervollständigen ihre Beobachtungen.

    Der Leser erfährt so auch nie mehr, als Myrtle gerade herausgefunden hat.

    Den Fall selbst fand ich spannend, auch wenn ich am Ende ein wichtiges Detail erahnen konnte, gab es doch einige Wendungen die mich überraschen konnten. Ein paar von den Nebenfiguren fand ich so toll, ich hoffe wirklich sie in den nächsten Bänden wieder zu begegnen.


    Doch, Myrtle hat mich überzeugt. Sie ist trotz Ähnlichkeiten keine zweite Flavia und das ist auch gut so, aber die beiden hätten sich bestimmt super verstanden.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

    Einmal editiert, zuletzt von nanu?! ()

  • Ich habe zuvor schon einige Bücher der Mord ist nichts für junge Damen-Reihe und von Enola Holmes gelesen und war gespannt auf Myrtle.

    Und ich muss sagen, sie hat mir sehr gefallen. Sie war sogar noch etwas unterhaltsamer und durch die Gespräche mit ihrer Gouvernante war es mitunter recht witzig.

    Anfangs dachte ich ja, dass die Bücher, wie auch die Enola-Bücher eigentlich schön älter sind und war dann etwas verwirrt.^^


    Für mich ein guter Auftakt, ich hoffe Knesebeck veröffentlicht auch die weiteren Bände.

  • Mungo , Enola Holmes finde ich auch sehr gelungen, aber ich finde ihre Ermittlungsarbeit passt in eine ganz andere Kategorie. Sie ist schon sehr professionell.


    Bei Wells&Wong ist der Funke noch nicht so richtig übergesprungen. Ich kann nicht sagen woran es lag. Wells ist mir auch zu bestimmend dem anderen Mädchen gegenüber. Aber den zweiten Band würde ich trotzdem noch versuchen. Vielleicht funkts ja dann.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

  • Mir gefällt Myrtle wirklich sehr! Hier meine Bewertung:


    Myrtle ist eine echte Marke!


    Frech und selbständig ist sie, was umso mehr zählt, als dass sie nicht in der Gegenwart, sondern im ausgehenden 19. Jahrhundert zu Hause ist. Aber nicht nur das, sie bildet sich selbstständig und entsprechend ihren Neigungen weiter, was bedeutet, dass sie sozusagen in den Latifundien ihres Vaters, eines Anwalts stöbert.


    Hier erfährt der Leser durchaus glaubwürdig, dass es schon damals freche Mädels gab, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließen, vor allem, wenn sie wie Myrtle das Glück hatten, die passende Gouvernante zu haben: gut, dass es Miss Ada Judson gibt, die das Arbeitgebertum etwas anders interpretiert und ihre 100%tige Loyalität nicht dem Geldgeber, sondern der Person, die ihr Arbeit macht, also Myrtle, schenkt.


    Myrtle Hardcastle ist ein echtes Original, ich möchte sie unbedingt wiedertreffen & hoffentlich noch beim Auflösen vieler Fälle begleiten!

    5ratten

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Elizabeth C. Bunce - Mord im Gewächshaus“ zu „Elizabeth C. Bunce - Mord im Gewächshaus/Premeditated Myrtle“ geändert.
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    Myrtle Hardcastle ist zwölf Jahre alt, hat eine Schwäche für Kriminalromane, eine leicht morbide Ader und ein brennendes Interesse an allem, was mit Naturwissenschaften, Kriminalpolizei und Justiz zu tun hat. Von ihrem Vater, seines Zeichens Staatsanwalt, hat sie schon das eine oder andere gelernt, ist stolze Besitzerin einer Detektivausrüstung und hat mit Miss Judson überdies eine Gouvernante an ihrer Seite, die alles andere als die typische gestrenge viktorianische Sittenhüterin ist.


    Als Miss Wodehouse, die grantige ältere Nachbarin der Hardcastles, tot in der Badewanne aufgefunden wird und überdies der Gärtner der alten Dame schnell als tatverdächtig gilt, ist sich Myrtle sicher, dass das nicht alles mit rechten Dingen zugeht, vor allem, als gleich zwei Verwandte der Toten auftauchen, die sich merkwürdig verhalten. Und fast genauso überzeugt ist Myrtle davon, dass die berühmte Wodehouse'sche Lilienzucht bei den seltsamen Vorgängen eine Rolle spielt.


    Als zwölfjähriges Mädchen anno 1893 mit Zweifeln an einer polizeilichen Ermittlung ernst genommen zu werden ist vermutlich noch schwieriger, als es das heute wäre, aber die gewitzte und beharrliche Myrtle gibt nicht auf, zumal sie unbedingt den Gärtner entlastet sehen möchte, der immer so nett ihre botanischen Fragen beantwortet hat.


    Dabei spielt ihr hier und da der Zufall oder eine praktische Bekanntschaft aus dem Dunstkreis ihres Vaters in die Hände, und die tatkräftige und clevere Miss Judson bremst ihren Schützling zwar gelegentlich mal, bevor sie allzu übermütig wird, ist aber auch immer wieder für einen guten Rat oder einen pfiffigen Einfall gut. Dennoch ist es ganz und gar nicht ungefährlich, was Myrtle da treibt, und je tiefer sie in die Zusammenhänge rund um Miss Wodehouses Ableben einsteigt, umso mehr spielt sie mit dem Feuer.


    Myrtle wird gerne mit Flavia de Luce verglichen, und ja, da ist durchaus was dran. Sie ist eine genauso entzückende kleine Klugscheißerin, der man nur zu gerne verzeiht, dass sie für ihr Alter vielleicht ein bisschen zuuu klug dargestellt wird, und ihr Erzähltonfall kommt mit viel Wortwitz und Selbstironie daher, so dass man beim Lesen trotz aller Spannung und Dramatik immer wieder lachen muss. Alleine schon die Szenen mit der grässlichen Tante Helena ... aber lest selbst ...


    Mein zweiter Liebling im Buch ist die hinreißende Miss Ada Judson, die mit ihrer sokratischen Lehrmethode und viel gesundem Menschenverstand reichlich ungouvernantig daherkommt und gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen Vorbildfunktion und Kumpelhaftigkeit balanciert. Kein Wunder, dass Myrtle sich nichts sehnlicher wünscht als eine gänzlich unstandesgemäße Verbindung zwischen Miss Ada und ihrem verwitweten Vater.


    Der Kriminalfall selbst ist hübsch verworren mit einigen falschen Fährten, und auch wenn ich einigermaßen früh den richtigen Riecher hatte, wer hinter dem Dahinscheiden der grummeligen Lilienzüchterin steckt, blieben noch genügend Details offen, damit es bis zum Ende spannend blieb.


    Ein toller Serienauftakt mit viel Humor, viktorianischem Zeitkolorit und gleich zwei wundervollen weiblichen Wesen, die starke Charaktere sind, ohne dabei allzu sehr aus ihrer Zeit zu fallen. Und obwohl die Serie für Jugendliche geschrieben wurde, kann man sie auch als Erwachsene noch mit ganz viel (oder vielleicht sogar noch mehr?) Genuss lesen. Mehr davon, bitte, und zwar schnell!


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen