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Matou, die Katze ist ein kleiner, roter, besserwisserischer, manchmal komischer und teils arroganter Kater. Da er wie jede Katze sieben Leben hat, schreibt er im letzten Leben seine Memoiren und beschreibt was er in seinen vorherigen Leben erlebt hat auf.
Im Laufe der Leben hat er sich entwickelt, er lernte zunächst sprechen, dann lesen und schreiben, ein kätzischer (evt. auch ketzerischer) Bildungs,- und Entwicklungsroman.
Jeweils nach seinem Tod, also der Beendigung eines Lebens kommt er ins "Weggemachte", eine Art Katzenhimmel, wo er sich über einen Katalog einen Platz für sein nächstes Leben aussuchen kann. Er erhascht dort eine Art preview auf seinen möglichen nächsten Aufenthalt.
Das Buch ist so aufgebaut, dass die ersten sechs Leben chronologisch erzählt werden, immer wieder mit einverwobenen Teilen aus seiner Gegenwart in seinem aktuell siebenten und letzten Leben.
Leben 1 - verbringt er in Paris zur Zeiten der Robbespierre Herrschaft nach der Französischen Revolution, bei einem ehemaligen Mitstreiter Camille Desmoullins, der
unter der Guillotine sein Ende gefunden hatte.
Leben 2 - findet in Berlin statt, wo er bei E.T.A. Hoffmann lebt und von ihm lesen und schreiben lernt
Leben 3 - ist auf der Insel Hydra, wo er eine Katzenschreckensherrschaft errichtet
Leben 4 - hier wird eine Ausnahme gemacht, er ist nicht der kleine rote Kater sondern kommt als Leopard wieder auf die Welt, diesmal im Kongo, wo das Land
unter dem Terrorregime vom belgischen König Leopold II. die Gräueltaten der Belgier rächt.
Leben 5 - wieder als roter Kater im Prag am Ende der Donaumonarchie wo er auf Kafkas Affen Rotpeter trifft und den Niedergang einer altenfeudalen Welt erlebt.
Leben 6 - verbringt Matou in New York beim Exzentriker Andy Warhol
Leben 7 - zum Schluss ein ruhiges Leben, bei DIN (Dame Ingeborg Novak) und ihrem Neffen Daniel in Wien, wo er seine Autobiographie schreibt
Der Ansatz war sehr interessant, auch die kulturgeschichtliche und philosophische Grundlage der jeweiligen Zeit an individuellen Biographien sind für mich sehr gut rübergekommen. Stellenweise habe ich mich aber durch das Buch etwas gequält. Manche Passagen waren mühsam, andere dafür aber wieder fesselnd.
Die Idee des Weggemachten hat mich fasziniert, es gibt quasi für jede Spezies einen eigenen Himmel, ein eigenes Weggemachtes. Nur Katzen sind privilegiert und kehren wieder. Was bei den anderen Tieren ist - sein wird- bleibt offen.
Die umfassende Reise durch Zeit hat mir aber doch der schwierigen Passagen sehr gut gefallen. Köhlmeier hat auch mit sehr viel Humor geschrieben. Aus Sicht der Katze zu erzählen, erlaubt dem Autor einen Schritt zurückzutreten und die Geschichte seit der Aufklärung quasi von außen zu betrachten.
Trotz seiner Belesenheit und Gelehrtheit bleibt Matou ein Tier, er tötet, spielt mit den Opfern und quält sie. Nichts anderes was seine Mitmenschen machen. Sie kennen die Geschichte, was passiert war und Lernen trotzdem nicht. Die Methoden ändern sich, die Absichten bleiben dieselben.
Bis zu einem gewissen Grad wurde die Aufklärung noch immer nicht komplett vollzogen.
Ein Buch für LeserInnen mit Durchhaltevermögen