Tilman Spreckelsen - Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländer-Sagas

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    “Der Mordbrand von Örnolfsdalur und andere Isländer-Sagas" enthält fünf Sagas, die von Tilman Spreckelsen nacherzählt wurden. Nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgt ist, kann ich nicht eingrenzen, es scheint sich jedoch um bekannte und bedeutsame Sagas zu handeln.


    Neben einem kurzen, fünf Begriffe umfassenden Glossar gibt es ein Nachwort von Arthur Bollason, dem Leiter des isländischen Saga-Zentrums, der die Beziehung der Isländer zu ihren Sagas betrachtet. Außerdem ist jeder Erzählung ein Absatz vorangestellt, der eine Momentaufnahme aus der Gegenwart zu einem Ort der folgenden Handlung wiedergibt. Den Vorsatz schmückt eine Karte Islands, vorne inklusive (schwer erkennbarer) Kennzeichnung der wichtigsten Orte der Sagas.


    Im Zentrum jeder Nacherzählung steht eine Person sowie deren Familie und engste Vertraute - und natürlich ihre Gegenspieler. Den Protagonisten werden klar benannte Eigenschaften zugeschrieben, nach denen sie auch handeln. Charakterentwicklungen stehen nicht im Fokus der Erzählung. Spreckelsen erzählt sehr sachlich, bleibt bei der reinen Handlung und schmückt nicht aus. Angesichts all der erhitzten Gemüter, durch die es zu Mord und Totschlag kommt, bildet dieser Tonfall auf jeden Fall einen interessanten Kontrast. Dass dennoch übernatürliche Elemente wie Hellsichtigkeit oder Trolle enthalten sind, gefiel mir und es trägt zum Charme der Geschichten bei. Die Handlung selbst variiert leider kaum, im Wesentlichen dreht sich alles um Mord und Vergeltung.

    Auf knapp 200 Seiten wünsche ich mir einfach mehr Variation. Am Rande erfährt man trotzdem einiges über Leben und Kultur der Isländer im 10. und 11. Jahrhundert. Historische Persönlichkeiten und politische Ereignisse, auch aus Norwegen und England, erlauben eine zeitliche Einordnung.


    Ob Spreckelsen stark gekürzt hat oder die Sagas tatsächlich eher aufs Wesentliche reduziert daherkommen, kann ich nicht beurteilen. Schade finde ich es auf jeden Fall, denn so schnell werde ich nicht wieder zu einer Nacherzählung greifen.


    Neben der Einförmigkeit der Handlung waren die Namen der handelnden Personen eine große Herausforderung für mich. Nicht nur die Ähnlichkeit der sehr ungewohnten Namen, sondern auch die Tatsache, dass manche Personen denselben Namen haben (und ähnliche Charakterzüge), aber eben verschiedene Personen sind…


    Ein klarer Gewinn für die Ausgabe sind die Illustrationen von Kat Menschik. Die flächigen Bilder mit ornamentalen Details sind meist monochrom grau, teils mit rötlichen Kontrasten. Die Illustrationen geben nicht unbedingt tatsächliche Szenen wieder, sondern transportieren eher Stimmungen. Abgebildet sind Landschaften oder Tiere, selten wird ein Protagonist angeschnitten dargestellt.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ob Spreckelsen stark gekürzt hat oder die Sagas tatsächlich eher aufs Wesentliche reduziert daherkommen, kann ich nicht beurteilen. Schade finde ich es auf jeden Fall, denn so schnell werde ich nicht wieder zu einer Nacherzählung greifen.

    Spreckelsen hat stark gekürzt. Schon allein die Njals Saga hat in der englischen Penguin-Ausgabe knapp über 300 Seiten, ohne Anmerkungen etc.

    Ich bezweifle allerdings, dass dir die Sagas ungekürzt besser gefallen würden. Sie sind nämlich auch im Original sehr nüchtern, beschreiben rein, was passiert und lassen das Innenleben der Protagonisten nicht lebendig werden. "Tell, don't show" könnte das Motto sein. Ich lese sie trotzdem recht gerne.


    Das Cover von Spreckelsens Buch finde ich grossartig. Ein echter Hingucker!

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ein klarer Gewinn für die Ausgabe sind die Illustrationen von Kat Menschik. Die flächigen Bilder mit ornamentalen Details sind meist monochrom grau, teils mit rötlichen Kontrasten. Die Illustrationen geben nicht unbedingt tatsächliche Szenen wieder, sondern transportieren eher Stimmungen. Abgebildet sind Landschaften oder Tiere, selten wird ein Protagonist angeschnitten dargestellt.

    Ich finde ihre Illustrationen auch immer wieder toll, sie schafft es auch, diese passend zum jeweiligen Werk anzulegen und trotzdem ihren eigenen Stil durchscheinen zu lassen.

  • Spreckelsen hat stark gekürzt. Schon allein die Njals Saga hat in der englischen Penguin-Ausgabe knapp über 300 Seiten, ohne Anmerkungen etc.

    Ah danke, das hatte ich vermutet. Ich glaube, die Erzählweise ist mit mehr Raum für das Geschehen angenehmer. Auf zwei Seiten circa zwanzig Mal die Vorgänge aus dem Spoiler war definitiv eine Herausforderung.

    Mal sehen, ob ich irgendwann wieder Lust auf diesen Stil habe, hin und wieder mag ich das auch.

    Ich finde ihre Illustrationen auch immer wieder toll, sie schafft es auch, diese passend zum jeweiligen Werk anzulegen und trotzdem ihren eigenen Stil durchscheinen zu lassen.

    Definitiv! Das eine oder andere Buch ist nur aufgrund ihrer Illustrationen bei mir eingezogen.


    Saltanah Das Cover ist ein guter Vorgeschmack auf die enthaltenen Bilder.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges