Jasmin Schreiber - Schreibers Naturarium

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    Zitat

    Ein unterhaltsamer und liebevoll illustrierter Spaziergang durch die Natur vor unserer Haustür

    Endlich ein passender Klappentext, denn genau darum geht es im Buch. Schon im Vorwort, das mit "Hallo" überschrieben ist, wird deutlich, das Schreiber ein Gegengewicht zu den Hochglanz-Dokumentationen schaffen und uns die Natur um uns herum näher bringen möchte. Wirklich unmittelbar um uns herum, auch wenn die Tauben auf dem Bushaltestellenhäuschen erst mal unspektakulärer erscheinen als seltene Greifvögel in abgelegenen Schluchten. Und offenbar darf ich mich beim Lesen auf persönliche Anekdoten und Ansichten einrichten. Und darauf, direkt angesprochen und einbezogen zu werden.


    Die Kapitel folgen den Monaten, so dass man passend zur Jahreszeit seine Entdeckungen machen kann. Ich bin aber zu ungeduldig, um über ein Jahr verteilt nur ein Kapitel pro Monat zu lesen... Schon im ersten Monat soll ich mich auf den Boden legen, um den Sternenhimmel zu betrachten. Zum Glück wird der Blick danach recht schnell auf Moose gelenkt, bevor die winterliche Tierwelt Beachtung findet.


    Ganz selbstverständlich plaudert Schreiber vor sich hin und vermittelt Fakten. Sie mischt diese mit persönlichen Einblicken - sie hält sich tatsächlich Asseln in einem Terrarium - und erklärt ausgerechnet bei der Beschreibung eines Dachsbaus die Radiokarbonmethode. Und es funktioniert. Auch wenn ich mich erst an den teils doch sehr saloppen Tonfall gewöhnen muss, freue ich mich schon auf die weiteren Monate.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Da lese ich mal gespannt mit.


    Und die Asseln im Terrarium erinnern mich an den Biosaal in meiner alten Schule :lachen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Inzwischen habe ich mich durchs halbe Jahr gelesen. In jedem Monat werden einzelne Aspekte in den Vordergrund gestellt, die jedoch nicht ausschließlich auf den Monat begrenzt sind. Manchmal ist der aktuelle Monat nur der Ausgangspunkt für eine umfassendere Betrachtung, manchmal kehrt Schreiber zu einem Thema zurück. Sie betrachtet dabei immer gleichermaßen Fauna und Flora. Durch ihre persönlichen Kommentare wird mehr als deutlich, dass sie eine besondere Schwäche für Insekten hat und ihr Biodiversität am Herzen liegt.

    Durch diese persönliche Note ist es auch gar nicht schlimm, dass für mich einige bereits bekannte Informationen versammelt sind. Manches habe ich gewusst und vergessen und freue mich nun, dass dieses Wissen reaktiviert wird.


    Es gibt übrigens auch weitere Aufgaben: Schreiber schlägt das Führen eines Naturtagebuchs, die Anlage eines Herbariums und eine Fotoreportage vor. Dies sei hilfreich, um immer mehr Details in der Natur um uns herum zu entdecken, und außerdem gut zu individualisieren. Das sind natürlich etwas zeitaufwändigere Projekte, als die Sterne zu beobachten, aber dadurch auch intensivere , nachhaltigere Erfahrungen.


    Leider habe ich auch einen Kritikpunkt: Schon im zweiten Kapitel bekomme ich Schwierigkeiten mit den saloppen Formulierungen. In Schreibers Instagram Posts passt dieser lockere Tonfall, im Buch wird es mir zu viel. Wenn ein Absatz, in dem es um die Intelligenz von Stadttauben geht, mit “So! Nämlich.” endet, muss ich kurz mit den Augen rollen. Ich versuche inzwischen, diese Einschübe zu ignorieren und mich nicht als “zu alt für die Zielgruppe” zu fühlen. Seufz. ;)

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Leider habe ich auch einen Kritikpunkt: Schon im zweiten Kapitel bekomme ich Schwierigkeiten mit den saloppen Formulierungen. In Schreibers Instagram Posts passt dieser lockere Tonfall, im Buch wird es mir zu viel. Wenn ein Absatz, in dem es um die Intelligenz von Stadttauben geht, mit “So! Nämlich.” endet, muss ich kurz mit den Augen rollen. Ich versuche inzwischen, diese Einschübe zu ignorieren und mich nicht als “zu alt für die Zielgruppe” zu fühlen. Seufz. ;)

    Schade. Damit ist das Buch für mich weg vom Tisch - ich bin nämlich definitiv zu alt für solche Formulierungen in einem Sachbuch.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Eine konsequente Entscheidung. :thumbup:


    Wenn ich diese Einschübe ausblende, liest sich der Rest ganz angenehm. Am gewöhnungsbedürftigsten ist dann noch die direkte Ansprache. Wenn ich es mir genau überlegen, kenne ich die bei Sachbüchern auch nur auf dem Kinderbuchbereich...


    Ich habe noch Schreibers Buch zu Biodiversität auf der Merkliste und bin gespannt, ob sich das genauso liest. Da es aus der Reclam Reihe 100 Seiten ist, wäre es zumindest schnell vorbei.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Die Auswahl der Themen mag ich nach wie vor. Im Juli geht es u.a. um Bioluminiszenz, den Unterschied zwischen Mimikry und Mimese, Mäusebussarde, Weißstörche und Streuobstwiesen. Eine wilde und dennoch sehr passende Mischung. Endlich weiß ich, warum der Fingerhut im englischen Foxglove heißt - weil böse Feen den Füchsen die Blüten über die Pfoten gezogen haben, damit diese die Hühnerställe plündern können. Und das Mitmachprojekt beinhaltet Rezepte mit “Unkraut”, was ich ganz toll finde.


    Die saloppen Aussagen beginnen allerdings, mir richtig auf die Nerven zu gehen. Solche Statements will ich nicht lesen: “Bakterien sind wie Teenager: Man sagt denen was, aber sie tun so, als hörten sie einen nicht!” (S. 204). Zum Glück nimmt das in den folgenden Kapiteln wieder ab.


    Der August fokussiert sich stark auf Bienen - Honig- und Wildbienen, Imkerei, Hummeln, Bienensterben. Der September enthält umfassende Plädoyers für Wespen und Spinnen, bevor es um Pilze geht. Alles sehr interessant und wieder mit viel Herzblut.

    Der Oktober ist ein wenig unstrukturiert und bei den Ausführungen zum Winterschlaf wiederholt sich Schreiber, was ihr vorher nicht passiert ist. Schade, da hat das Lektorat wohl auch geschlafen. Spannend sind die Einblicke in ihren Schreibprozess, als sie zum Nature Writing aufruft und vom Suchen nach besonderen Worten berichtet. Natürlich bieten auch die vermeintlich trostlosen Wintermonate ausreichend Material, um darüber zu berichten. Und dass abschließend der Brauch der Barbarazweige erwähnt wird, hat mich als Ruhrgebiets-Kind nochmal besonders gefreut.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Nachdem ich noch das Fazit - überschrieben mit "Winterschlaf" - gelesen habe, wird es auch Zeit für mein Fazit. Insgesamt hatte ich viel Freude mit dem Buch. Man merkt, dass die behandelten Themen Jasmin Schreiber am Herzen liegen. Sie bietet vielfältige Einblicke, die sie sowohl mit wissenschaftlichen Fakten als auch mit persönlichen Anekdoten anreichert. Ihr Stil ist sehr eigen, aber erfrischend, und die saloppen Ausrutscher kann ich ihr gerade eben noch verzeihen.


    Hinzu kommen zahlreiche wunderschöne Illustrationen, die sich durch das gesamte Buch ziehen. Das Cover zeigt, was einen erwartet: einfarbige, holzschnittartige Grafiken.


    Offenbar ein richtiges Herzensprojekt. Von mir gibt es


    4ratten

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Endlich weiß ich, warum der Fingerhut im englischen Foxglove heißt - weil böse Feen den Füchsen die Blüten über die Pfoten gezogen haben, damit diese die Hühnerställe plündern können.

    Das ist ja allerliebst. Ich finde die Bezeichnung schon immer putzig, kannte die Geschichte dazu aber nicht :herz:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ging mir auch so, Valentine .

    Die deutsche Bezeichnung ist dagegen fast schon langweilig naheliegend. ^^

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges