Roger Deakin - Wilde Wälder

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    Wildwood. A Journey Through Trees

    Aus dem Englischen von Andreas Jandl und Frank Sievers


    Beschreibung des Verlags

    Roger Deakin begibt sich in seinem wichtigsten Buch auf eine Reise in das fünfte Element – das Holz. Die Reise beginnt im Schatten der Bäume seines Suffolker Gartens, führt ihn durch die Wälder Großbritanniens quer durch Europa bis nach Zentralasien und Australien. Auf der Suche nach den vielfältigen Funktionen und Bedeutungen dieses Materials, das wohl wie kein anderer nachwachsender Rohstoff die Menschheitsgeschichte geprägt hat, beschneidet er die Bäume in Suffolk, schwimmt neben Walnussbäumen des Haut-Languedoc, reist durch die wilden Apfelhaine Kasachstans, lebt in Holzhütten und Bretterbuden und sucht mit Aborigine Frauen nach Karandapflaumen im australischen Outback. Im Schatten alter Bäume trifft er Waldmenschen, lauscht ihren Legenden über den Apfel- und Walnussbaum, über die Eiche und Esche, den Cricketschläger und heidnische Dorfrituale. Deakins literarische Erforschung unserer Beziehung zu den Wäldern ist Autobiografie und Abenteuerroman, Natur- und Kulturgeschichte zugleich und nicht zuletzt eine eindringliche Anleitung zur Achtsamkeit. Seine Lektüre führt mitten ins Herz der Wälder, dorthin, wo wir Menschen »wachsen, lernen und uns verwandeln«.



    In erster Linie bin ich durch die Naturkunden-Reihe auf dass Buch aufmerksam geworden. Entsprechend schön ist die Aufmachung, mit farbigem Schnitt, Leseband und Illustrationen.

    Bisher habe ich nur die Einleitung gelesen. Ich hoffe, der eigentlich Text wird angenehmer, denn die ersten Seiten enthalten unerwartet viel Angeberei.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Bisher habe ich nur die Einleitung gelesen. Ich hoffe, der eigentlich Text wird angenehmer, denn die ersten Seiten enthalten unerwartet viel Angeberei.

    Das ist mir bei ihm aufgefallen. Sein Erzählstil gefällt mir nicht immer und obwohl ich das mag, von dem er erzählt, macht seine Art zu erzählen die Lektüre schwierig.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich lese das Buch im englischen Original - der Hinweis darauf kam für mich aus Robert Macfarlanes "Karte der Wildnis".


    Roger Deakin - Wildwood (A Journey Through Trees)

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    Robert Macfarlane hat auch die Herausgabe von Deakins späteren Büchern betreut, und ich glaube, seine Handschrift (jedenfalls aber seinen Einfluss..) in einigen Wendungen der (nicht wie oft unterschriebenen..) Einleitung zu erkennen. Eventuell hat er ein paar biographische Daten eingefügt bzw. deutlicher gemacht, was wie beschrieben empfunden werden könnte (reine Hypothese aber..)?!

    "Angeberei" kann ich nämlich für mich nirgends erkennen - Deakin war tatsächlich ein sehr fokussiert und fast verbissen speziell interessierter Mensch - die Walnut Tree Farm hat er wohl fast 40 Jahre lang bewohnt und aufgebaut, und seine beständige Beschäftigung mit dem Thema Wild Swimming ist Thema seines einzigen zu Lebzeiten veröffentlichten Buches "Waterlog". (Kennst Du das vielleicht, Kirsten ?)

  • "Angeberei" kann ich nämlich für mich nirgends erkennen - Deakin war tatsächlich ein sehr fokussiert und fast verbissen speziell interessierter Mensch - die Walnut Tree Farm hat er wohl fast 40 Jahre lang bewohnt und aufgebaut, und seine beständige Beschäftigung mit dem Thema Wild Swimming ist Thema seines einzigen zu Lebzeiten veröffentlichten Buches "Waterlog". (Kennst Du das vielleicht, Kirsten ?)

    Zu Waterlog habe ich hier etwas geschrieben.


    Die von dir erwähnte Verbissenheit habe ich in der Biografie von Patrick Barkham immer wieder bemerkt. Hier und auch in Waterlog habe ich immer seine Fokussierung auf seine Belange und hauptsächlich auch auf sich gespürt.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe in den letzten Tagen nur wenig weitergelesen. Der erste Teil ist überschrieben mit “Wurzeln” und der neugierige Beobachter erhält von Deakin Einblicke in sein Heim in Suffolk.


    Er berichtet davon, wie er die "Ruine" seines Hauses mitten im Wald entdeckte und wieder wohnlich gestaltete. Wie er einen Schäferwagen und einen Eisenbahnwaggon auf seinem Grundstück zum Campen nutzt, weil ihm das noch naturverbundener erscheint. Und er erzählt von seinem Schreibzimmer und einzelnen Erinnerungsstücken darin. Er lässt seinen Blick über einzelne Objekten schweifen und erzählt deren Geschichten. Er berichtet außerdem ausführlich von einem Sommercamp, in dem er als Junge seine Faszination für Naturbeobachtungen und Nature Writing entdeckte.


    Deakin ist sehr redselig und kommt vom Kleinen zum Winzigen - manchmal im wörtlichen Sinn. 😉 Er verfällt aber auch ständig ins Namedropping und rühmt sich entweder mit seiner Belesenheit oder damit, wen er alles kennt, was ich in der Ausprägung ermüdend finde.


    Ich merke außerdem, dass sein Alltag, sein Erleben und seine Werte enorm weit von meinen entfernt sind. Ich kann z.B. nicht nachvollziehen, weshalb er in einem Schäferwagen wenige Meter von seinem Haus entfernt übernachtet, auch wenn er erklärt, dass er sich dadurch noch stärker mit der Natur verbunden fühlt.


    Bisher nimmt mich der Bericht noch nicht mit, mal sehen wie es weitergeht. Vielleicht würde mir ein roter Faden helfen, auch den habe ich noch nicht richtig entdecken können.

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  • Sein Erzählstil gefällt mir nicht immer und obwohl ich das mag, von dem er erzählt, macht seine Art zu erzählen die Lektüre schwierig.

    Das fasst es für mich gut zusammen, danke.

    "Angeberei" kann ich nämlich für mich nirgends erkennen - Deakin war tatsächlich ein sehr fokussiert und fast verbissen speziell interessierter Mensch -

    Angeberei ist vielleicht das falsche Wort.

    Er gibt nicht damit an, wie er lebt oder was er erreicht hat. Das Anführen verschiedener Personen, die er kennt, mit denen er etwas unternommen hat oder auch nur deren Werke er gelesen hat, finde ich schwierig. Hinzu kommen die Zitate, mit denen er seine Erzählung immer wieder unterbricht, fast als wolle er seine Belesenheit demonstrieren. Es ist etwas in seinem "Tonfall", ein "Seht her, was ich alles weiß"... Vielleicht kommt dieser Eindruck aus der Mischung persönlicher Anekdoten und naturkundlicher Passagen und dem mir fehlenden roten Faden.

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  • Ich beginne gerade das 3. Kapitel, ich hätte fast geschrieben "die 3. Geschichte", im zweiten Teil des Buches: The Moth Wood - In meiner Ausgabe ist das Seite 59. In der Tat empfinde ich Deakins Buch bisher eher als "Geschichtensammlung"; wie Breña erkenne ich bisher keinen so richtig systematischen Aufbau, vielleicht kommt die Erkenntnis ja noch. Die insgesamt 4 Teile sind überschrieben mit Roots - Sapwood - Driftwood - Heartwood: Das deutet ja durchaus darauf hin..


    Bisher habe ich nicht herausfinden können, wieso mich Roger Deakins Schreibweise jedenfalls bisher viel weniger faszinieren bzw. "mitnehmen" kann als die von Robert Macfarlane - beschreibt man das Vorgehen von beiden, finden sich nämlich zahlreiche Parallelen.

    Beide beschreiben eigene Erlebnisse in der Natur und verbinden sie mit ihren Erfahrungen bei der Lektüre anderer Autoren. Bei Macfarlane habe ich das eigentlich immer als Bereicherung empfunden und bin dadurch auf andere Autoren gebracht worden - ob das auch bei Deakin der Fall ist, muss sich erst noch herausstellen.

    Macfarlane besitzt zweifellos das, was ich "ein Talent zur Freundschaft" nennen würde - in entsprechenden thematischen Kapiteln wird er immer mal wieder von anderen "Spezialisten" begleitet (bzw. begleitet diese), zu denen man schon beim Lesen seine tiefe Verbindung (und Bewunderung..) spürt - dazu gehören nicht nur bekanntere Leute wie die durch ihr Habicht-Buch bekannte Helen MacDonald oder der Pilzexperte Merlin Sheldrake, sondern auch zahlreiche Menschen, die nicht "berühmt", sondern einfach nur interessiert und interessant sind. Ich werde sicherlich Breña s Eindruck des namedropping bei Deakin jetzt immer im Hinterkopf haben und innerlich entsprechend analysieren - bei Macfarlane hatte ich nie diesen Eindruck.


    Das Gefühl des Zu-Ausführlichen und des girlandenartigen Erzählens hatte ich beim Lesen der ersten Kapitel tatsächlich auch - die Erzählstruktur "kommt" irgendwie oft "nicht auf den Punkt", war mein Eindruck - der Erzählbogen macht erst mal einen.. zerrissenen Eindruck..?!


    Ich denke, ich bin noch nicht weit genug, um mir eine wirklich faire und fundierte Meinung zu bilden; gerade darum bin ich sehr froh um unsere Mini-Lesegruppe.

    Zunächst stelle ich erst mal fest, dass meine Erwartung, ein Buch über Bäume zu bekommen, bisher nicht so richtig erfüllt wurde - zuviel "Deko" rundherum, um den Bäumen wirklich den Platz zu verschaffen, den der Titel naheliegt. Ich bleibe dennoch gespannt...

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Dann sind wir ungefähr gleichauf, Alice , denn ich habe den Mottenwald gerade hinter mir gelassen.


    Mein Eindruck ist noch unverändert. Deine Einordnung als persönliche Geschichtensammlung trifft es gut, finde ich. Dazu würden auch die Überschriften der vier Teile passen, denn in Wurzeln begann Deakin genau damit, mit seinen familiären Wurzeln und vor allem seinem Heim, dem Ort, an dem er verwurzelt ist. Splintholz scheint weiter zurückliegende Erinnerungen zu beinhalten, während das abschließende Kernholz in die Zeit des Schreibens zu fallen scheint. Und in Treibholz verbindet Deakin offenbar seine Leidenschaften. Mal sehen, ob mein Eindruck vom neugierigen Querlesen sich bewahrheiten wird.


    Dennoch nimmt mich das Erzählte nicht mit. Ich erwische mich dabei, abzuschweifen und muss mich immer wieder aufs Buch zurück besinnen - kein gutes Zeichen. Deswegen blättere ich vermutlich auch vor und teste quasi an, ob es so bleibt... Im Mottenwald fühlte ich mich besonders herausgefordert. Obwohl mich Motten faszinieren und ich auch Deakins Faszination wahrgenommen habe, waren die Aufzählungen der beobachteten Exemplare echt öde. Ja, sie haben besonders ulkige Namen, und nein, deswegen muss man sie nicht alle aufzählen.


    Deinen Vergleich mit Macfarlane finde ich interessant und ich sollte mir endlich eines seiner Bücher zulegen. Das was du über seine Werke schreibst, habe ich mir auch von Deakin versprochen. Schade, dass trotz ähnlicher Herangehensweise die Ergebnisse so stark voneinander abzuweichen scheinen.

    Das Gefühl des Zu-Ausführlichen und des girlandenartigen Erzählens hatte ich beim Lesen der ersten Kapitel tatsächlich auch - die Erzählstruktur "kommt" irgendwie oft "nicht auf den Punkt", war mein Eindruck - der Erzählbogen macht erst mal einen.. zerrissenen Eindruck..?!

    Den Begriff des girlandenartigen Erzählens muss ich mir merken. ^^ Alles hängt irgendwie zusammen, mäandert, verdichtet sich - und zerreißt. Jap.


    gerade darum bin ich sehr froh um unsere Mini-Lesegruppe.

    Ich ebenfalls!

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Das Mottenkapitel hat mir jetzt übrigens (trotz der Aufzählung vieler Artnamen.. ;) ) ziemlich gut gefallen - trotz und gerade wegen der Erwähnung und Zitierung anderer Autoren: Die Info, dass Nabokow, der Autor von Lolita, auch ein begeisterter Falterexperte war und sogar mindestens 2 Arten (darunter Eupithecia nabokovi..) benannt hat, "hat was", finde ich.

    Entweder Deakin hat hier zu einem gewissen Erzählbogen, wenn auch mit "Verzierungen" (die ich bei interessanten Themen - ich denke da an Oliver Sacks und seine berüchtigt überlangen Fußnoten - leicht verzeihen kann.. 8) ) gefunden; oder aber der Grund liegt in meiner schlussendlichen Akzeptanz des Buches als Geschichtensammlung über Wälder (und eben nicht speziell über Bäume, wie der Untertitel etwas irreführend nahelegt)?!


    (Dafür beginnt jetzt das nächste Kapitel schon so dröge, dass ich all Deine "Mitziehenergie" brauchen werde, um das ganze Sapwood zu überstehen Breña . Nein, ich brauche keine ausführliche Anleitung für den Bau eines.. Zweighauses. Gibt es sonst sicherlich bei Youtube kürzer.. :evil: )

    4 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Ich hab ein paar weitere Kapitel gelesen und werd' dann jetzt mal eine Pause einlegen.


    Living in the Woods war erwartungsgemäß nicht so meins, aber gehörte wohl thematisch der Vollständigkeit des Bildes halber einfach dazu.


    The New Forest Revisited beschreibt Deakins Besuch bei seinem alten Lehrer und einen gemeinsamen nostalgischen Spaziergang durch einstmals sehr vertraute Gefilde mit vielen naturkundlichen Details und Beschreibung der Veränderungen.


    Oak Apple Day (Eichengalläpfel, denk ich?!) ist vorwiegend volkskundlich interessant und beschreibt alte Rechte und Bräuche rund um die Holzsammelrechte in Wäldern - interessant, wenn man sich drauf einlassen mag.


    Willow war für mich das interessanteste dieser Kapitel, obwohl mit einer recht langwierigen Einleitung und einer Girlande rund um die Kirche versehen - wenn das Kapitel dann nach der Beschreibung der (ja, durchaus wichtigen!) Bodenverhältnisse beim Thema Weide landet, bleibt der Autor stringent und sehr detailreich beim Thema des klassischen Anbaus von Weiden - für die Korbflechterei und final der Herstellung von Schlägern für das (ursprünglich rein englische) "cricket".

    Tatsächlich mit einer Menge Informationen, die ich großteils ziemlich interessant fand, und in einem für mich hier passenden Bogen wieder im Persönlichen endend.


    Ich bin jetzt recht gespannt auf Deine Eindrücke Breña - aber kein Stress; ich muss mich jetzt auch erst mal von den vielen ungewöhnlichen englischen Vokabeln und all dem Kricket :kommmalherfreundchen: erholen..

    2 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Alice zähe Stellen gibt es in seinem Büchern immer wieder. Ich glaube, da musst wahrscheinlich du einfach durch.


    Ich habe den Eindruck, als ob der echte Roger Deakin in seinen Büchern nicht immer zur Geltung kommt. Er kann mir seine Liebe zu dem, was er tut, nicht immer vermitteln.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Das nächste Kapitel (The Sacred Groves of Devon) war wieder ein kulturhistorisches und lag mir von den Themen her sehr nahe, da wir genau diese in England in der Vergangenheit selbst "verfolgt" haben.


    Zunächst geht es (hauptsächlich - in Deakin-Manier verselbständigt sich das Ganze durchaus zu einer Art etymologischem Exkurs, der aber durchaus nicht uninteressant ist.. ^^ ) um das Phänomen der Darstellung des so genannten Green Man in älteren Kirchenbauten..

    ..anschließend dann um die berühmten Henges von Südengland - steinerne und hölzerne.


    JA - hat beides tatsächlich auch mit Wäldern zu tun!! :) Allmählich finde ich gerade die Vielfalt der Themen ziemlich interessant und bin gespannt, wohin uns das noch führen wird.


    Beim Unterschied Deakin/Macfarlane bin ich jetzt so weit, dass es mir so vorkommt, dass Deakin meist die direkt vor ihm liegenden Dinge sehr genau betrachtet und recherchiert, sich dabei zuweilen aber etwas verzettelt - während Macfarlane den Blick hebt und uns in die (durchaus auch geographisch nicht immer sehr weit entfernte..) "Ferne" führt und vor allem auch Stimmungen sehr gut herüber zu bringen weiß.

  • In den letzten Tagen habe ich nur sehr sporadisch weiter gelesen, wodurch auch kein richtiger Lesefluss aufkam - sehr hinderlich in Kombination mit für mich uninteressanten Themen.


    Wie auch du, Alice , lag mir das Kapitel "Das Leben in den Wäldern" nicht und ich habe mich ein wenig durchkämpfen müssen. Diese sechs Seiten sowie die ersten paar des Folgekapitels haben mich mehrere Tage begleitet... Doch mit der "Rückkehr in den New Forest" kam auch das Lese-Mojo zurück. ;) Ich gestehe, dass ich manche Passagen viel flüchtiger lese als zu Beginn, das macht es jedoch weniger ermüdend.


    Die kulturhistorischen Ausführungen zum "Gallapfeltag" fand ich wirklich interessant. Die Verknüpfung der modernen Interpretation mit den ursprünglichen, jahrhundertealten Traditionen und ihrer Geschichte gelang Deakin gut. Mit englischer Geschichte kenne ich mich einfach zu wenig aus, die deutlichen Parallelen zu deutschen Begebenheiten finde ich jedoch erstaunlich.


    Im Kapitel “Weide” war ich wieder hin und her gerissen. Die Weidentradition in den Levels ist faszinierend und diese Bäume sind es ebenso, warum schreibt Deakin dann sowas: ”Die Weiden stehen im Abstand von fünfunddreißig Zentimetern in fünfzig Zentimeter breiten Reihen: fünf- bis sechshundert Pflanzen pro Morgen.” Ich möchte ja nicht selbst eine Plantage anlegen und lese ein Handbuch dazu. Ganz zu schweigen von seinen Ausführungen zu Cricketschlägern. Gähn.


    Und im Kapitel “Waldhütte” geht es erst mal technisch weiter: “Die Hütte ist dreieinhalb Meter breit, fünfeinhalb Meter lang und hat ein Satteldach mit Eichenschindeln. [...] Die Dachschindeln wurden allesamt von einem dreißig Zentimeter langen Eichenstück abgespalten, sind dreizehn Zentimeter breit und knapp anderthalb Zentimeter dick.” Sind noch alle wach? Deakin beschreibt dann sehr detailliert seine Tätigkeiten und wer die Shrimps-Szene aus Forest Gump kennt, erhält eine Ahnung davon. Doch sobald er nur noch die ihn umgebende Natur beschreibt, die Ruhe des Sonnenuntergangs und die “Momente der Muße” des nächsten Tages, hat er mich eingefangen. Er beschreibt, was auch ich mag.


    Akzeptanz des Buches als Geschichtensammlung über Wälder (und eben nicht speziell über Bäume, wie der Untertitel etwas irreführend nahelegt)?!

    Auf den Untertitel hat man in meiner deutschen Ausgabe verzichtet. A Journey Through Trees finde ich jedoch ganz passend, da es für mich Deakins Streifzüge durch die Wälder, zwischen den Bäumen wiedergibt.


    Ich bin jetzt recht gespannt auf Deine Eindrücke Breña - aber kein Stress;

    Deine Aufforderung "kein Stress" habe ich für meinen Geschmack etwas zu wörtlich genommen, durch die freien Tage habe ich jedoch wieder Muße zu lesen und hole nachher bestimmt weiter auf. Ich freue mich schon besonders auf den Green Man.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • "Die Weiden stehen im Abstand von fünfunddreißig Zentimetern in fünfzig Zentimeter breiten Reihen: fünf- bis sechshundert Pflanzen pro Morgen.” Ich möchte ja nicht selbst eine Plantage anlegen und lese ein Handbuch dazu. Ganz zu schweigen von seinen Ausführungen zu Cricketschlägern. Gähn.


    Die Hütte ist dreieinhalb Meter breit, fünfeinhalb Meter lang und hat ein Satteldach mit Eichenschindeln. [...] Die Dachschindeln wurden allesamt von einem dreißig Zentimeter langen Eichenstück abgespalten, sind dreizehn Zentimeter breit und knapp anderthalb Zentimeter dick.” Sind noch alle wach?

    Genau so was meinte ich mit dem genauen Blick unmittelbar vor sich, ja. :breitgrins: Wirkt iwie manchmal fast ein wenig.. autistisch.


    Wobei ich die Sache mit den Cricketschlägern - so ganz ohne Maßangaben ^^ und sich eher auf die Anforderungen bezüglich der Holzeigenschaften beziehend - wiederum ganz interessant fand. (Vielleicht aber auch im Vergleich, weil wir die merkwürdig geformte schottische Insel Ailsa Craig, aus der klassische Curling-Steine hergestellt werden, gesehen u iwie faszinierend gefunden haben.)


    Interessant fand ich auch die Bildung schwarzer Flecken um die Eisennägel in den Eichenplanken herum - weil das Eichenholz hier traditionell "ungelagert", also ganz frisch, berarbeitet wird. Ich mag solche Details...


    Allem anderen kann ich mich anschließen! :thumbup: (.. und fühle mich.. bestätigt - was ja immer eine nette Sache ist.. ;) )


    P.S.: Was ist ein Lese-Mojo??

    6 Mal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Genau so was meinte ich mit dem genauen Blick unmittelbar vor sich, ja.

    Du hast es deutlich diplomatischer ausgedrückt als ich. ^^

    Ich mag solche Details...

    Ich meist auch, daher habe ich z.B. auch gerne über die Weidenrutenverarbeitung als solche gelesen. Zum Cricket habe ich allerdings gar keinen Bezug und Deakin konnte mein Interesse nicht wecken.


    Was ist ein Lese-Mojo??

    Hm, man könnte sagen, das Gegenteil einer Leseblockade.

    Ich kenne den Ausspruch "I lost my xy mojo" oder eben "my mojo is back" von englischen Bekannten. Wenn das Mojo (oder der Mojo?) wieder da ist, ist man wieder im Einklang mit der Tätigkeit oder dem Gefühl.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Für mich war Mojo immer eine Soße oder eine Blues-Band.. ^^ scheint aber eben auch so was wie Selbstvertrauen zu bedeuten. Wieder was gelernt.

  • Weiter geht's:

    Den Beginn des Kapitels “Die heiligen Haine von Devon” fand ich sehr interessant. Deakin betrachtet den ornamentalen Schmuck lokaler Kirchen und legt einen besonderen Fokus auf die Integration heidnischer Symbole. Er schließt sich Ruskins Überlegungen an, dass in der Gotik durch das Einbinden verschiedener Elemente eine inklusive Einheit im Glauben entstand, die sich in der Architektur widerspiegelte. Natürlich spielt der Green Man eine wesentliche Rolle, doch auch das Ornament der drei Hasen findet Erwähnung. Vor kurzem hat eine Freundin mir noch von diesem “einzigartigen” Emblem im Dom von Münster erzählt. ;)


    Die Ausführungen zu den Woodhenges fand ich anfangs auch interessant, ebenso die kleinen linguistischen Exkurse, allerdings schweiften meine Gedanken irgendwann ab. Das folgende Kapitel über den Wald von Dean hatte es dann auch recht schwer, meine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen, vor allem weil ein roter Faden fehlte. Am bemerkenswertesten fand ich hier die Ausführung zur Bedeutung von Totholz in Wäldern, das auch in Deutschland leider zu wenig geschätzt wird.


    “Unter Jaguaren” unterstreicht einen Gedanken, den ich schon vorher mehrfach hatte: Es ist erstaunlich, wie vielfältig die Themen sind, die Deakin ausgehend vom Stichwort “Wald” behandelt - in diesem Kapitel geht es um die britische Automarke. Und wahrscheinlich schafft es nur Deakin, schon auf den ersten zwei Seiten Roland Barthes, eine Kindheitserinnerung und die Linguistik der Walnuss mit dem Sportwagen zu verknüpfen. Tatsächlich geht es übrigens um Walnussbäume.


    Im Kapitel “David Nash” geht es um den Bildhauer und Land Art Künstler, der am liebsten mit Holz arbeitet. Sehr fokussiert setzt sich Deakin mit den Kunstwerken auseinander, beschreibt und interpretiert, setzt sie in Verbindung mit der Person des Künstlers und der Landschaft, in der sie entstanden sind. Für mich ein Highlight.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Jetzt freue ich mich auf das David Nash - Kapitel (mein nächstes dann..); mit den beschriebenen ging es mir nämlich jeweils ähnlich wie Dir, Breña . :)


    Ah ja: DreiHasen

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()