Northanger Abbey

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  • Denn auf den ersten Blick erscheint ja nichts Catherine Morland sie von anderen jungen Damen zu unterscheiden...

    Das finde ich sehr erfrischend an Catherine. Sie ist eine so herrlich normale 17jährige. Nicht besonders klug, aber auch nicht dumm, hübsch, aber keine Schönheit, das genau Gegenteil der damals üblichen Heldinnen der Gothic Novel. Sie hat bereits eine gute Menschenkenntnis, ist aber noch nicht selbstbewusst genug, ihrem guten Gefühl zu trauen.


    Die Geschwister Thorpe sind nicht zum Aushalten. Sowohl Isabella als auch ihr Bruder sind aufgeblasen, selbstzentriert und dumm wie Dosenbrot. Die Szene, als Isabella den zwei jungen Herren nachhechtete und gleichzeitig lauthals verkündete, dass sie hoffentlich von deren Avancen verschont bleibe, war äußerst amüsant. :D

  • Die Geschwister Thorpe sind nicht zum Aushalten. Sowohl Isabella als auch ihr Bruder sind aufgeblasen, selbstzentriert und dumm wie Dosenbrot. Die Szene, als Isabella den zwei jungen Herren nachhechtete und gleichzeitig lauthals verkündete, dass sie hoffentlich von deren Avancen verschont bleibe, war äußerst amüsant. :D

    Ja, ganz furchtbar. Vor allem ist Isabella ja schon nervig und verlogen, aber das toppt ihr lieber Bruder nochmal locker. So ein Angeber und Besserwisser, es ist nicht leicht zu verstehen, dass Catherines Bruder offenbar mit ihm befreundet ist.

    (Die ganze Episode rund um die Kutsche fand ich einfach furchtbar, ich habe immer nur gedacht: "Das arme Pferd!")


    Aber wahrscheinlich wird der Kontrast zwischen Mr Thorpe und Mr Tilney noch eine Rolle spielen, der ja einen viel netteren Eindruck macht - was von Catherine zum Glück ja auch wahgenommen wird. Das unterstreicht auch ihre gute Menschenkenntnis.

  • dodo

    Das finde ich sehr erfrischend an Catherine. Sie ist eine so herrlich normale 17jährige. Nicht besonders klug, aber auch nicht dumm, hübsch, aber keine Schönheit, das genau Gegenteil der damals üblichen Heldinnen der Gothic Novel.

    Ja, sie wirkt ziemlich "normal". Wobei das Äußerliche damals schon ziemlich wichtig gewesen zu sein scheint. Denn Jane Austen beschreibt Catherine in ihrer Kindheit als wenig ansehnliches oder liebreizendes Mädchen, und dabei wird klar, dass Aussehen und Liebreiz damals für junge Frauen eine unheimlich große Rolle gespielt haben muss. Außerdem ist Catherine zwar sehr belesen, tollt aber am liebsten draußen im Freien herum und spielt „Jungsspiele“ wie Kricket und Schlagball, und ihre Puppen lässt sie links liegen. Also kein typisches Mädchen für damalige Zeiten. Gut finde ich dabei, dass ihre Eltern und insbesondere ihre Mutter sie darin unterstützen oder sie zumindest machen lassen.

  • Ja, sie wirkt ziemlich "normal". Wobei das Äußerliche damals schon ziemlich wichtig gewesen zu sein scheint

    Ohne wesentliche Mitgift brauchte ein junges Mädchen damals ein entsprechendes Aussehen, um gut unter die Haube zu kommen. Unverheiratet war sie auf wohltätige Verwandte angewiesen oder musste ein Leben in Armut fristen. Bestenfalls hätte sie sich als Gouvernante durchbringen können - auch kein beneidenswertes Los.

  • Ich will noch kurz was loswerden zu meiner dtv-Ausgabe. Diese hat den Vorteil, dass sie an einigen Stellen mit Fußnoten versehen ist, in denen bestimte Dinge, Ereignisse oder auch die Bücher und Gedichte, die im Roman erwähnt werden, kurz erläutert werden.


    Ich bin nämlich gleich in den ersten Sätzen des Buches über die Charakterisierung von Catherines Vater gestoplert, über den es heißt: „Ihr Vater, ein Geistlicher, aber dabei weder mißachtet noch arm, war ein hochanständiger Mann, obwohl er Richard hieß.“.


    Hä? Ein hochanständiger Mann, obwohl er Richard hieß? :gruebel: Aber die Fußnote klärt auf:


    Die Familie Austen machte sich gern über diesen Männernamen lustig. Am 15.9.1796 schreibt Jane Austen in einem Brief: »Mr. Richard Harveys Heirat wird so lange verschoben, bis er einen besseren Vornamen hat; aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.« ^^


  • Hier geht es schon wirklich zur Sache, ich beginne jetzt mit dem Buch, aber Erinnerungen werden wieder wach, nachdem ich eure Beiträge gelesen habe.

    Ich lese nur auf Englisch. Ich habe gar keine deutschen Versionen von Austens Bücher.

    In meiner Ausgabe gibt es sehr viel Erläuterndes zu Beginn, das lasse ich mal aus und im Anhang auch Bilder von Bath und ein kleiner Stadtplan usw. das finde ich ganz nett.

  • b.a.t.

    Bilder von Bath, das klingt interessant! Denn nach den Schilderungen im Buch muss Bath ja damals "the place to be" gewesen sein für gesellschaftliche Ereignisse und pompöse Bälle und für alle Leute, die sehen und gesehen werden wollten.

  • Nun ja, scheint nicht direkt in Bath zu sein, aber ich habe die Kupferstiche fotografiert und auch den Stadtplan von Bath.


  • Toll, danke! Ich liebe ja alte Kupferstiche und Stadtpläne. Ich habe mal recherchiert. Um 1800 hatte Bath etwa 30.000 Einwohner, war für damalige Verhältnisse also schon eine Großstadt.

  • Die Geschwister Thorpe sind nicht zum Aushalten.


    Ich habe gerade Mrs. Thorpe kennengelernt, also die Mutter der Geschwister. Sie und Mrs. Allen kennen sich von früher und begegnen einander zufällig in Bath. Und wie beschreibt Austen das Wiedersehen:


    Zitat

    Der Wiedersehensjubel war erwartungsgemäß groß, nachdem sie fünfzehn Jahre bestens ohne einander ausgekommen waren.


    Herrlich. :lachen:


    Bislang (ich stecke ja erst im vierten Kapitel) gefällt mir das Buch sehr gut. Es ist sehr unterhaltsam. :)

  • Ich habe jetzt bis einschließlich Kapitel 15 gelesen und die Thorpes werden immer unerträglicher, nicht nur setzen sie Catherine massiv unter Druck, sich an ihre Pläne und Aktivitäten anzupassen, sie drehen die Wahrheit auch so, wie sie sie haben möchten. Zum Glück zeigt sich im Gegensatz dazu auch bei Catherine eine Entwicklung, sie ist nämlich immer weniger bereit, sich auf dieses Verhalten einzulassen. Auch auf die Gefahr hin, dass Isabella beleidigt ist, sagt sie deutlich "nein", um die Tilneys, deren gute Meinung ihr wichtig ist, nicht vor den Kopf zu stoßen.


    Schließlich sagen auch Mr und Mrs Allen endlich ihre Meinung und bestärken Catherine in ihrem Verhalten. Ich habe mich hier, ebenso wie Catherine, gefragt, warum sie nicht früher eingegriffen haben. Die Begründung, dass man jungen Menschen eben Freiraum lassen muss, finde ich zu lasch, zumal John Thorpe ein wirklich gefährlicher junger Mann ist, der keine Skrupel kennt.


    Deshalb bin ich jetzt auch wirklich gespannt, wie es weitergeht, denn im Verlauf des 15, Kapitels geschieht etwas (bestimmt) sehr Wichtiges.

  • Ich bin jetzt auch zu einem guten Drittel durch, und die Thorpes gehen auch mir furchtbar auf die Nerven. ^^ Insbesondere dieser John ist ja ein Prachtexemplar von einem Widerling. Ein abgestumpfter Narzisst bar jeglichen Einfühlungsvermögens, der sich gegenüber unserer Catherine wie der Elefant im Porzellanladen benimmt, sich selbst dabei aber unwiderstehlich findet.


    Wie lobe ich mir doch da den sanften Henry Tilney, auf den unsere Heldin ein Auge geworfen hat (und er ja ganz offensichtlich auch auf sie). Vornehm, gebildet, humorvoll – sprich: das genaue Gegenteil von diesem Thorpe-Rüpel.


    Leider nur wissen Thorpe und seine Schwester Isabella alles zu tun, um Catherine davon abzuhalten, sich näher mit Tilney und seiner Schwester Eleanor anzufreunden. Und leider ist Catherine noch viel zu unerfahren im Umgang mit anderen Menschen, um zu wissen, wie sie sich am besten gegen diese Vereinnahmung wehren kann. Aber sie macht einen Lernprozess durch, was das gesellschaftliche Leben der englischen Oberschicht betrifft, also wie man sich auf Feiern und Veranstaltungen bewegt, wie man einander begegnet, miteinander spricht und umgeht usw., und auch was die Thorpes betrifft, so lernt sie sich zur Wehr zu setzen, wie Du, Juva, so richtig sagst:

    Zum Glück zeigt sich im Gegensatz dazu auch bei Catherine eine Entwicklung, sie ist nämlich immer weniger bereit, sich auf dieses Verhalten einzulassen. Auch auf die Gefahr hin, dass Isabella beleidigt ist, sagt sie deutlich "nein", um die Tilneys, deren gute Meinung ihr wichtig ist, nicht vor den Kopf zu stoßen.


    War ich anfangs irritiert von den ausgedehnten Schilderungen der vielen Bälle oder der Theaterbesuche, so sind sie ganz wichtig, um die Entwicklung aufzuzeigen, die Catherine durchmacht, denn von Mal zu Mal wird sie selbstbewusster und weiß auch immer besser, bestimmte Situationen zu vermeiden. So finde ich ganz großartig, wie konsequent sie auf dem einen Ball John Thorpe ignorieren und ihm geschickt aus dem Weg gehen kann. ^^ Das Ganze ist schließlich auch sehr lehrreich für mich, denn auch ich habe bislang eine ganze Menge gelernt über die gesellschaftlichen Konventionen der Oberschicht im England des frühen 19. Jahrhunderts. ;)

  • Ich hab einen Marathon hinter mir und das Buch soeben beendet.

    Mir gingen fast alle Personen auf die Nerven. Möglicherweise war es für mich auch nicht der richtige Zeitpunkt das Buch noch einmal zu lesen. Ich mache hier mal ein Brainstorming, was mir so durch den Kopf geht.


    Die Thorpes hatte ich noch in guter Erinnerung. Die hat Jane Austen gebraucht um zwischen Gut und Böse eine klare Linie zu ziehen.


    Im Endeffekt sind ja alle Bücher nach dem selbem Format aufgebaut. Ich mochte Catherine auch nicht wirklich. Sie hat sich in alles reingesteigert, war einerseits belesen aber auch sehr naiv. Sie war in ihren Schauergeschichten gefangen und hatte Schwierigkeiten zwischen Realität und Phantasie zu unterscheiden.


    Geld zählt, ohne Geld ist man niemand. Die Geschichte an sich war beim wiederholten Lesen nicht mehr so spannend. Ich mochte aber den bissigen Humor von Jane Austen, der immer wieder herausblitzte. Wie sic sich über die eigene Heldin Catherine lustig macht, weil sie so gefangen war in der Welt der Gothic Novels. Auch die Beschreibungen der Rituale in Bath fand ich amüsant. Immer wieder fielen mir Passagen auch aus Persuasion ein, da hat sie auch schon die Bather Gesellschaft aufs Korn genommen.


    Ich glaub mit mir und Northanger Abbey wars das. Ein drittes Mal werde ich es glaub ich nicht mehr lesen.

  • Im Endeffekt sind ja alle Bücher nach dem selbem Format aufgebaut. Ich mochte Catherine auch nicht wirklich. Sie hat sich in alles reingesteigert, war einerseits belesen aber auch sehr naiv. Sie war in ihren Schauergeschichten gefangen und hatte Schwierigkeiten zwischen Realität und Phantasie zu unterscheiden.

    Ich finde bei Catherine aber durchaus positiv, dass man ihren Gedankengängen gut folgen kann, da ihre inneren Konflikte verständlich sind, und dass sie (im Gegensatz zu manch anderer Figur) entwicklungsfähig ist, was ja auch ihrem Alter entspricht, sie ist ja noch unglaublich jung. Eigentlich finde ich es da ganz sympathisch, dass sie nicht alle Ränke direkt durchschaut und manchmal sehr unsicher ist. Das macht die Figur glaubwürdiger.

  • Nun ja sie macht schon einen Reifeprozess im Buch durch. Sie entwickelt sich vom naiven Dorfmädchen, das in ihren Schauergeschichten gefangen ist zu einer etwas weltoffeneren Frau.

    Bezeichnend dafür war auch das Verbrennen des Romans, Das war der Abschied von ihrer Verträumtheit. Ich mochte sie dennoch nicht sonderlich )

  • Ich finde bei Catherine aber durchaus positiv, dass man ihren Gedankengängen gut folgen kann, da ihre inneren Konflikte verständlich sind, und dass sie (im Gegensatz zu manch anderer Figur) entwicklungsfähig ist, was ja auch ihrem Alter entspricht, sie ist ja noch unglaublich jung. Eigentlich finde ich es da ganz sympathisch, dass sie nicht alle Ränke direkt durchschaut und manchmal sehr unsicher ist. Das macht die Figur glaubwürdiger.

    Mir geht es genauso. Außerdem ist sie ja wirklich noch so jung.


    Derzeit bin ich bei Kapitel 16. Man kann für James nur hoffen, dass er noch einmal von Isabellas Angel schlüpft, weil sein Einkommen doch nicht ganz ihren Vorstellungen entspricht und sie sich dann einen fetteren Fisch an Land ziehen möchte. Ich habe Northanger Abbey zwar schon einmal gelesen, kann mich aber nur mehr in ganz groben Zügen an den Inhalt erinnern.

  • Ich sitze gerade in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit und habe Kapitel 13 gelesen, in dem Catherine sich erneut mit den Tilneys für den kommenden Tag zu einem gemeinsamen Spaziergang verabredet, weil die letzte Verabredung mit ihnen ja wegen der spontanen Kutschfahrt mit den Thorpes ins Wasser gefallen ist. Und klar, natürlich versuchen die Thorpe-Geschwister, Catherine zu überreden, ihre Verabredung mit den Tilneys sausen zu lassen. Aber Catherine – ich bin ja so stolz auf sie! ^^ – bleibt standhaft und lässt sich einfach nicht von ihnen überreden, so sehr sie es auch versuchen. Und was macht dieser – ich muss es so formulieren – Vollidiot John Thorpe? Spricht hinter Catherines Rücken mit den Tilneys, dreht es so, als hätte sie die Verabredung mit den Thorpes vergessen und cancelt einfach Catherines Verabredung mit den Tilneys! Und verkauft das auch noch als seinen Erfolg!


    Oh Mann ich bin ja gerade sowas von aufgeregt und empört, und am liebsten würde ich diesen Thorpe aus dem Buch ziehen und mir mal so richtig vorknöpfen ... :kommmalherfreundchen: :boxen:


    Und ich glaube, die Leute um mich herum in der Bahn schauen mich gerade ziemlich seltsam an, wie ich hier sitze und vor mich hin pumpe ... ^^

  • Und was macht dieser – ich muss es so formulieren – Vollidiot John Thorpe? Spricht hinter Catherines Rücken mit den Tilneys, dreht es so, als hätte sie die Verabredung mit den Thorpes vergessen und cancelt einfach Catherines Verabredung mit den Tilneys! Und verkauft das auch noch als seinen Erfolg!

    John Boy ist wirklich verhaltensoriginell. Seine Schwester Isabella geht mir auch immer mehr auf die Nerven. Immer dieses Getue, worauf sie alles verzichten kann und keinen Wert legt, wie wenig sie braucht um glücklich zu sein blablabla...

  • Ich habe das Buch gestern morgen beendet und es hat mir richtig gut gefallen, gerade auch, Catherine kurz vor Ende im Kreis ihrer Familie zu erleben, die einen Kontrast sowohl zu den oberflächlichen Allens als auch den intriganten Thorpes, und natürlich den schwer durchschaubaren Familienstrukturen der Tilneys bildet. Damit wurde für mich auch nochmal nachvollziehbarer, warum Catherine anfangs so naiv ist und den Menschen nichts Schlechtes zutraut, sie ist bis dahin von einer fürsorglichen Familie behütet worden und wird nun erstmals mit der harten Realität konfrontiert.


    Überrascht hat mich, dass der General, der lange Zeit recht undurchschaubar wirkt, am Ende ordentlich bloßgestellt wird, auch wenn das nicht unbedingt zur Figur zu passen scheint.