Hallo
Was man auch bedenken muss, ist, welche Möglichkeiten eine Frau aus den besseren Ständen damals hatte, wenn sie unverheiratet blieb?
Keine!
War eine Frau erst einmal dreissig, war es für sie auf dem Heiratsmarkt zu spät. Die meisten Männer dieser Schichten heirateten erst Anfang bis Mitte dreissig, und meist 10-15 Jahre jüngere Frauen. Eine Frau Mitte Zwanzig galt schon als alte Jungfer, und da musste schon eine grosse Mitgift her, um sie noch an den Mann zu bringen.
Beruflich konnten diese Frauen gar nichts machen. Studieren konnten sie nicht, gelernt hatten sie auch nichts, und es gab schlicht und einfach keine standesgemässen Berufe. Krankenschwester oder Fürsorgerin waren Berufe, die junge Frauen aus der Arbeiterschicht oder dem Kleinbürgertum als sozialen Aufstieg ansahen und ausüben konnten. Für eine junge Adlige war das undenkbar.
Einer unverheirateten Frau blieb nichts anderes übrig, als in der Familie unterzukommen und meist später bei einem der Geschwister am Katzentisch zu sitzen. Das Leben solcher Frauen verfloss in zäher Langweile und Tristesse. Auch das wird in den Buddenbrooks beschrieben, wo die armen Cousinen, Klothilde heisst glaube ich eine, ihr Leben lang als Kostgänger im Hause verbringen und sich die Zeit mit Handarbeit und Gebet vertreiben, Der sonntägliche Kirchgang ist dann der Höhepunkt der Woche.
Unter diesem Aspekt sollte man die Suche nach einem geeigneten Mann in der damaligen Zeit sehen. Es gab für eine unge Frau nichts wichtigeres....
Ralf