Die erste Hälfte von "Persepolis" hat mich begeistert. Wie aus Marjanes kindlicher Sicht persönliche Erlebnisse mit der politischen Entwicklung verknüpft werden, hat mir sehr gut gefallen. Auch der Zeichenstil gefiel mir ausgezeichnet, die Zeichnungen fand ich sehr einfach, aber auch überraschend ausdrucksstark.
Mit der Auswanderung nach Österreich ging es für mich dann abwärts. Dieser Teil konnte mich nur anfangs noch mitreißen. Von dem Absturz in Wien habe ich nicht gern gelesen. Ich weiß nicht genau, woran es lag, denn schlecht erzählt, ist auch dieser Teil nicht. Jedoch fehlt hier der kindliche Charme der Marjane aus dem ersten Teil. Sie ist jetzt älter und desillusionierter. Teilweise wurde sie mir als Leserin regelrecht unsympathisch. Das ist zwar unfair von mir, da Marjane nicht nur mit den üblichen Pubertätsproblemen, sondern auch noch mit einer für sie fremden Kultur zurecht kommen und obendrein noch für sich selber sorgen musste. Vielleicht lag es auch daran dass dieser Teil nicht mehr im Iran spielt, jedenfalls mochte ich diesen Abschnitt nicht besonders.
Nach Marjanes Rückkehr in den Iran wird es etwas besser, der Funke wollte jedoch nicht mehr so richtig überspringen. Beispielsweise gibt es eine Szene, in der sie Lippenstift trägt und um den Sittenwächtern zu entgehen, einen unschuldigen Mann beschuldigt, sie belästigt zu haben. Das sie das hinterher (zunächst!) auch noch witzig findet, hat mich dann doch etwas befremdet. Andererseits fand ich es auch mutig, sich selber so ehrlich darzustellen.
Für die erste Hälfte, die Kindheit im Iran, würde ich 5 Ratten vergeben, so reicht es jedoch nur für insgesamt
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