Dieses Buch ist mein Beitrag für Sri Lanka (*) im Projekt 'Wir lesen uns rund um die Welt'
* (JA! Ich weiss - Michael Ondaatje ist in England gross geworden und lebt in Kanada - ABER: geboren in Sri Lanka - und dieses Buch handelt ausserdem auch dort :smile:)
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Kurzbeschreibung
Jahrelang hat sie in fremden Ländern und unter fremden Menschen gelebt – jetzt kehrt Anil Tissera in ihre Heimat Sri Lanka zurück. Für eine Menschenrechtskommission soll sie Beweise finden, daß die Regierung des vom Bürgerkrieg zerrissenen Landes Menschen foltert, umbringt, verschwinden läßt. Unter Lebensgefahr will Anil, zusammen mit dem Archäologen Sarath, die Geschichte eines Opfers rekonstruieren, die den unwiderlegbaren Beweis erbringen könnte, den sie sucht.
Mit im Bunde ist der Künstler Ananda, auch er ein Mensch, dem Wunden zugefügt wurden, die er nicht vergessen kann. In einem verlassenen Herrenhaus inmitten von grünen Teeplantagen entfaltet sich eine eigenartige Idylle auf Zeit, die jederzeit ein brutales Ende finden kann, wenn der Geheimdienst davon erfährt. Doch zunächst dringt die Außenwelt herein in Gestalt von Saraths jüngerem Bruder Gamini. Auch er ist Arzt, doch beschäftigt er sich nicht mit den Toten, sondern kümmert sich um die gerade noch Davongekommenen – und es ist ihm einerlei, zu welcher Seite sie gehören.
Wo aber steht Sarath eigentlich?
Meine Meinung
Sicherlich darf man mir sagen, dass ich bei keinem Buch, das ich lese objektiv sein kann, aber in meinen Augen schaffe ich zu verschiedenen Themen, Autoren, Stilen die nötige Distanz um ‚neutral’ darüber zu schreiben.
Bei Michael Ondaatje gestehe ich von vornherein – ich bin beeinflusst. Ich bin nicht objektiv - will es noch nicht einmal sein – Lesen hat für mich mit PASSION zu tun, etwas, das ich auf diesen Seiten so sehr vermisse, wo viel zu viel über Zahlen, Statistiken, Listen etc. geredet wird. Lesen hat mit Buchstaben zu tun, die einen glücklich machen, mit Geschichten, die einen wegreißen, Autoren die einen auf die Knie sinken lassen um ‚Danke’ zu sagen, weil man ihre Bücher lesen darf, ….
Und Lesen hat auch mit Austausch über diese Freude zu tun. Meine Freude und mein Austausch sind hier immer recht einsam – aber was soll’s – ich habe dieses Buch dennoch gerne gelesen und will versuchen den Leuten, die Michael Ondaatje eine Chance geben wollen gerne verraten, was seine Faszination ausmacht.
Als erstes sollte man bei ihm wissen, dass er sehr gute Gedichte schreibt – und von daher wird man bei ihm immer eine sehr poetische (in meinen Augen daher schöne Sprache) finden. Leser, die sich damit nicht anfreunden können, werden bei ihm keine Freude erleben.
Dann liebt er Musik und Film – und so wie er es mit seinem Buch ‚Buddy Bolden Blues’ geschafft hat, Buchstaben eine Musik produzieren zu lassen, so gelingt ihm in diesem Buch eine ‚Schnittfolge’ wie ich sie bei einem Film erwarte – von einer Person zu anderen, lauscht in ihre Gedanken, Gefühle, Ängste. Erlebt mit ihnen ein paar Momente, Tage, Jahre und unterbricht mit wirren Abfolgen von Monologen oder Vergangenheitserlebnisse verschiedener Personen, schwenkt hinüber in Tagesabläufe Gerichtsmediziner und bringt uns das Sezieren von Leichen mit ähnlichen Worte nah wie Zeilen später die unglückliche Liebe Anils zu einem verheirateten Mann.
Bei diesem Buch gibt es kein Anfang, kein Ende. Kein Gut und kein Böse – es gibt ein paar Einblicke in Realitäten unterschiedlichster Menschen in einer kriegsähnlichen Situation und vor allem gibt es kein Happy End mit Sonnenuntergang und Kuss zwischen der Heldin und dem Helden (wohl Grund dafür warum dieses so wunderbare Buch noch keinen Hollywoodregisseur gefunden hat um es zu verfilmen!).
Für mich konnte das Buch nur ein Highlight sein weil ich Michael Ondaatje bisher in jedem seiner Bücher bedingungslos in jede Geschichte gefolgt bin. Wäre schön, wenn es dem einen oder anderen auch gefallen könnte.