Beiträge von Juva

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    Ein klassischer britischer Krimi, dazu passt jedenfalls das Klischee der Toten in der Bibliothek...


    Miss Marple wird von ihren guten Bekannten Colonel und Mrs Bantry gebeten, sich in die Ermittlungen rund um die Leiche, die in ihrer Bibliothek gefunden wurde, ihnen aber völlig unbekannt ist, einzuschalten. Denn der Schaden für den guten Ruf bahnt sich schnell an.


    Hier werden jede Menge falsche Fährten gelegt, es geht um Verwandtschaft, mögliche Erbschaften und jede Menge Eitelkeiten angesichts einer Protagonistin, die nicht in die sie umgebende Gesellschaftsschicht passt. Und diese Klischees unterstützt letztlich auch Miss Marple, da ein Teil ihrer Ermittlungen auf genau diesen gesellschaftlichen Differenzen basiert, sodass sie den richtigen Schluss ziehen kann.


    Man muss diesen Krimi, der durchaus spannend und typisch britisch daher kommt, in den Konventionen seiner Zeit sehen, mit dem Erstserscheinungszeitpunkt 1942 gehen natürlich ganz anderen Vorstellungen gesellschaftlicher Gruppen einher, als wir diese heutzutage als angemessen erachten würden. Ohne diese Voraussetzungen würde der Krimi auch nur bedingt funktionieren, das gilt aber letztlich insgesamt für die Figur der Miss Marple. Insgesamt handelt es sich also um ein angenehm nostalisches Leseerlebnis, das man aber unbedingt als solches einordnen muss.


    4ratten

    Bei einer Jane-Austen-Leserunde wäre ich gerne dabei, egal zu welchem ihrer Romane, Mansfield Park klingt gut. Allerdings könnte ich erst ab Februar, jetzt steht erstmal noch der dicke Wälzer aus der am WE gestarteten Elizabeth-George-Leserunde an. Wäre das für Euch ok?

    Mit diesem fünfzehnten Fall für Pia Korittki war ich nicht ganz glücklich, auch wenn bei den bisherigen Fällen schon stärkere und schwächere Kriminalfälle dabei waren fand ich diesen besonders an den Haaren herbeigezogen.


    Das beginnt schon damit, dass Pia sich ihren Fall quasi selbst "sucht", weil ihr Dinge auf der Beerdigung einer alten Freundin, die sie aber auch mit Ausnahme der zwei Jahre zurückliegenden Hochzeit seit Jahrzehnten nicht gesehen hat, komisch vorkommen. Trotzdem meint sie, in der Lage zu sein, diese Freundin nach wie vor richtig einschätzen zu können.

    Da der Bruder dieser Freundin mit einem komischen Problem im Garten seines Hauses (er versucht, hier ein Loch aufzufüllen) schon relativ früh in die Handlung eingeführt wird ist klar, dass aus dieser Richtung auch noch ein kriminalistisches Problem auftauchen wird. Und genau das passiert auch - das ist mir ein bißchen zuviel Zufall in einer Familie, genauso wie der ganze Fall.


    Am Ende ergibt sich durchaus der Eindruck, dass das Thema "Industriespionage" hier hauptsächlich eingeführt wird, um die Figur des Marten Unruh wieder auf die Bühne zu bringen, der zurückgekehrt vom BKA jetzt in der entsprechenden Abteilung des LKA beschäftigt ist und damit auch wieder in Pia Leben - erst beruflich, dann auch privat - auftaucht. Das ist total überflüssig, zumal in der letzten Folge ein anderer Kollege von Pia als Objekt romantischen Interesses auftauchte - muss eine weibliche Kommissarin eigentlich immer auch Beziehungsprobleme haben?


    Natürlich werde ich die nächsten Bände auch noch lesen, ich hoffe aber sehr, dass diese wieder etwas mehr Substanz haben.


    2ratten

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    Zitat

    Klappentext:

    Ein Gefängnis hoch oben auf einer Klippe. Eine Frau, die Tag und Nacht überwacht wird. Ein Mann, der sie immer wieder besucht. Wenn er kommt, erstarrt sie zu Stein - und wird unter seinen Händen wieder lebendig. Doch sie drängt auf Freiheit, was auch immer es kosten mag...

    Madeline Miller hat den Pygmalion-Mythos, der aus Ovids Metamorphosen stammt, als Anlass für ihre Erzählung genommen, ich würde hier nicht von einer Neuerzählung sprechen, weil sie durch die Änderung der Perspektive eine ganz eigene Geschichte mit eigenen Schwerpunkten schafft.


    Die Erschaffung der marmornen Figur (die im Original gar nicht namentlich bezeichnet wird) durch den Bildhauer Pygmalion sowie ihre Belebung durch die Götting Venus auf seine Bitte hin liegen zum Zeitpunkt der Erzählung bereits mehr als 10 Jahre zurück. Galatea, wie Miller ihre Protagonistin nennt, ist immer noch die Gefangene ihres Schöpfers, dem es wichtig ist, Kontrolle über sie zu haben und sich dessen auch immer wieder zu vergewissern. Doch Galatea gibt nicht auf, nicht zuletzt, um die gemeinsame Tochter Paphos zu retten, die sie nicht mehr sehen darf.


    Dieses kleine, liebevoll gestaltet Büchlein hat mich zunächst wegen der Aufmachung und der Illustrationen angesprochen, allerdings überzeugt auch der Inhalt auf ganzer Linie. Madeline Miller erläutert im Vorwort, welche Überlegungen hinter dieser Ausgestaltung des Mythos stehen, das erleichtert den Zugang zur Erzählung, man ist als LeserIn direkt sensibilisiert für das Thema. Abgerundet und eingeordnet wird die Erzählung dann im Anschluss durch die Wiedergabe einer Übersetzung Ovids sowie ein erläuterndes Nachwort. Das nur 75 Seiten starke Buch hat also inhaltlich einiges zu bieten.


    Dass die Erzählung trotz des Schauplatzes in der Antike unbedingt zur Gegenwartsliteratur gehört, zeigt sich in Millers feministischem Ansatz; sie interpretiert das Motiv des Schöpfers, der sich in seine Kreatur verliebt, bei Ovid nämlich als sehr frauenfeindlich und durchbricht dieses Schema durch ihre Neuerzählung:

    Zitat

    "Das glückliche Ende bei Pygmalion ist nämlich nur glücklich, wenn man neben der Erhebung der männlichen Fantasie über die weibliche Realität sowie der Fetischisierung weiblicher sexueller Unberührtheit noch etliche weitere, verachtenswerte Vorstellungen akzeptiert: etwa, dass Schnee- beziehungsweise Elfenbeinweiß mit Perfektion gleichgesetzt wird oder dass eine Frau nur dann "gut" ist, wenn ihr einziger Daseinszweck darin besteht, den Mann zufriedenzustellen. In Ovids Version sagt Galatea kein Wort, und, was noch aufschlussreicher ist, sie erhält nicht einmal einen Namen. Dies war eines der wenigen Details, die ich anderen Quellen entnommen habe. Bei Ovid heißt sie lediglich die Frau. Sie soll ein williges Objekt der Begierde sein, sonst nichts." (Madeline Miller im Vorwort, S. 8f.)

    Millers Ansatz, hier eben nicht Pygmalions, sondern Galateas Geschichte zu erzählen, überzeugt auf der ganzen Linie. Ein kleines, sehr schönes, zum Nachdenken anregendes Buch und rundum empfehlenswert.


    5ratten

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    Ich habe das Buch nach Jahren mal wieder gelesen, weil ich mir eine Hörbuchausgabe aller Romane um Miss Marple gekauft habe und deshalb Lust hatte, in den vielleicht berühmtesten Fall von Agatha Christies Detektivin noch einmal hineinzulesen. Und auch wenn ich natürlich wusste, wer der Täter ist, hat das der Freude an diesem typisch englischen Krimi keinen Abbruch getan - die kleinen Entwicklungsschritte und falschen Fährten machen zusammen mit den gut gezeichneten Charakteren einfach Spaß.


    Natürlich darf man nicht erwarten, eine Miss Marple wie in den Filmen mit Margaret Rutherford zu erleben. Tatsächlich ist sie in den Büchern eigentlich viel leiser und gerade bei diesem Krimi auch weniger im Zentrum des Geschehens - man könnte eher sagen, dass sie die ermittelnden Personen, insbesondere Lucy Eylesbarrow und Inspektor Craddock, sanft aber bestimmt dorthin dirigiert, wo sie sie haben möchte, sie ist quasi die graue Eminenz hinter den eigentlichen Ermittlungen und schafft es damit schließlich auch die Frage zu klären, wer die im Zug ermordete Frau tatsächlich war und welches Ziel ihr Mörder verfolgte.


    Die Handlung ist deutlich komplexer als im gleichnamigen Film, insbesondere einige Enthüllungen, wie die von Lady Stoddart-West, verblüffen durchaus und sorgen für andere Akzente, als man sie vielleicht erwartet, wenn man den Film kennt.


    Insgesamt handelt es sich um einen wohltuend altmodischen britischen Krimi.


    4ratten

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    Der zweite Teil der Quendel-Trilogie beginnt direkt nach dem Ende der Handlung des ersten Bandes mit einer Art "Krisentreffen" der Quendel, die sich über die merkwürdigen Ereignisse , deren Zeugen sie geworden sind, austauschen und beraten wollen. Von den verschwundenen Personen ist wenigstens Bullrich Schattenbart wieder aufgetaucht, der sich aber an nichts erinnern kann, das Schicksal der anderen bleibt ungewiss. Trotzdem wollen sich viele Quendel nicht mit dem Ernst der Lage beschäftigen, weil das große Bäumelburger Maskenfest, und damit der Höhepunkt des Jahres, bevorsteht. Sie wollen lieber fröhlich feiern, statt sich Sorgen zu machen, und das wird sich als verhängnisvoller Irrtum herausstellen. Spätestens als Bullrich Schattenbart ein zweites Mal verschwindet wird klar, dass sich die Veränderungen rund um die Quendel nicht ignorieren lassen.


    Wie der erste Band ist auch dieser zweite Teil sprachlich toll gestaltet und die Ereignisse werden zunehmend spannend und auch gruselig. Dass der Roman auch in den Phasen, in denen nicht ganz so viel passiert, keine Längen hat, hängt mit der liebevollen Beschreibung und Ausgestaltung der Quendelwelt zusammen, gerade das Bäumelburger Maskenfest, die Kostüme und Bräuche, werden bis in Detail beschrieben und es macht Spaß, das zu lesen. Insgesamt wird durch diese sprachliche Gestaltung auch eine tolle Atmosphäre erzeugt, die den/die LeserIn mitnimmt:

    Zitat

    "Oben im Turm wälzte sich Bullrich schlaflos in seinem Bett hin und her. Darüber befand sich ein kleines Fenster, durch dessen bleiverglaste Scheibe er sehen konnte, dass man hier der fahlen Wolkendecke schon ganz nahe war. Kein Mond schien, so leuchtete von unten wohl der unheilvolle Nebel herauf; mochte die Fischburg darin treiben wie ein mächtiges Schiff auf dem Meer, dessen Ufer immer unwägbarer wurden, je länger die Nacht andauerte. Doch so oft er sich auch von einer Seite zur anderen drehte, Rauchschwamm, Wirrschwamm, er konnte das Bild nicht abschütteln, das in sein zermartertes Hirn gebrannt war." (S. 244)

    Da es zuweilen etwas schwierig ist, bei den vielen Charakteren mit ihren ausgefallenen Namen den Überblick zu behalten ist das angehängte Personenverzeichnis durchaus hilfreich.


    Ich kann die beiden ersten Bände der Quendel-Trilogie unbedingt empfehlen und freue mich auf die Lektüre des dritten Bandes!


    5ratten

    Sagota: Was für eine tolle Rezi, danke. Dabei ist mir gleich wieder eingefallen, dass ich dieses Buch auch noch ungelesen auf dem Kindle habe und es klingt so, als könnte das ein bißchen in die Richtung von "Das Haus Niccoló" von Dorothy Dunnett gehen - und diese Serie finde ich nach wie vor ganz toll. Das sollte ich also wohl bald lesen.

    ...aber ich denke, die Autorin ist einfach nichts für mich. Mit dieser Art von Lektüre kann ich mich nicht anfreunden. Das ist mir einfach zu seicht. Auch haben sich ein oder zwei Logikfehler eingeschlichen.


    „Die kleine Sommerküche am Meer“ ist der 1. Band einer Reihe. Ich werde diese wohl nicht weiterlesen, bin aber überzeugt, dass es viele Leserinnen gibt, die sich damit gut unterhalten fühlen.

    Genauso ist es mir mit der kleinen Bäckerei am Strandweg von Jenny Colgan gegangen. Am Anfang dachte ich noch, das wird ganz gut, aber je weiter ich den Roman gelesen habe, desto schlimmer wurde es. Ich finde es in gewisser Weise beruhigend, dass es auch anderen mit dieser Autorin so geht. ;)

    Ich kann mich der vorliegenden Rezension zum 14. Fall von Pia Korittki weitgehend anschließen. Es handelt sich wieder um einen spannenden Fall mit vielen losen Enden und die Grundkonzeption dieses Falles hat mich überzeugt. Das Ende war mir allerdings zu konstruiert, vor allem hinsichtlich des Handlungsortes, da habe ich mich gefragt, ob das sein musste.


    Diese kleine Schwäche wird aber durch einen insgesamt gut aufgebauten Krimi ausgeglichen und es macht imer wieder Spaß, Pia Korittki bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Nach den schweren Zeiten, die sie privat in den letzten Bänden der Reihe durchmachen musste, ergeben sich hier neue Perspektiven und auch beruflich deuten sich Veränderungen an - allein schon deshalb werde ich auch die noch ausstehenden Bände der Krimireihe lesen, ich möchte ja wissen, wie es weitergeht.


    4ratten

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    Ich habe diesen Roman irgendwann mal im Buchladen mitgenommen, weil ich mich erinnern konnte, von Christine Westermann eine begeisterte Besprechung gehört oder gelesen zu haben. Den Inhalt habe ich bestenfalls am Rande wahrgenommen und bin aufgrund des Titels davon ausgegangen, dass es sich um einen Liebesroman handelt, das ist aber überhaupt nicht der Fall.


    Der Prolog berichtet von der Ankunft einer Frau auf einem Bauernhof, die überhaupt nicht dorthin passt, weder vom Aussehen noch von ihrer Art her. Ihr Erscheinen löst bei dem Mann und der Frau, die offenbar diesen Hof bewohnen, eine Art Schock aus. Im weiteren Verlauf des Romans werden dann die Hintergründe dieser Szene aufgeklärt, indem sich drei verschiedene Personen über die titelgebende Figur Lempi Gedanken machen und ihre Erinnerungen beschreiben, Lempi selbst tritt in der Geschichte nicht direkt auf.


    Zunächst wird in drei kurzen Briefen aus dem September und Oktober 1944, die von Elli an Viljami gerichtet sind, darüber informiert, dass Elli mit zwei Kindern evakuiert wurde und dass Viljamis Frau verschwunden ist, angeblich zu einem Deutschen in ein Auto gestiegen. Im ersten Teil des Romans erfährt man als LeserIn dann, dass Lempi diese Frau ist und es wird die Geschichte der kurzen Ehe von Viljami und Lempi geschildert, während sich Viljami nach seinem Kriegseinsatz auf dem Weg nach Hause befindet.

    Im zweiten Teil des Romans kommt dann Elli zu Wort, die mit den Kindern bereits wieder auf dem Hof angekommen ist und auf Viljami wartet. Schnell wird klar, dass sie gerne Lempis Platz an Viljamis Seite einnehmen möchte, ihre Gedanken zu ihrer ehemaligen Arbeitgeberin (sie war seit der Hochzeit die Magd auf dem Hof) sind denen Viljamis komplett entgegengesetzt, dadurch entsteht ein komplexes Bild von Lempi und man muss sich als LeserIn überlegen, wem man was glauben soll bzw. wo zwischen den persönlichen Eindrücken möglicherweise die Wahrheit liegt.

    Etwas Aufschluss darüber liefert dann der letzte Teil, in dem Lempis Zwillingsschwester Sisko zu Wort kommt, die 1944 Finnland zusammen mit einem deutschen Soldaten verlassen hat und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Finnland zurückgekehrt ist. Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen des Romans, die auf die jeweilige Zeit begrenzt sind, erzählt sie aus der Gegenwart heraus über die Vergangenheit. Und deshalb ist sie auch in der Lage aufzulösen, was mit Lempi wirklich geschah und was aus ihrer Familie geworden ist. Es gibt für aufmerksame LeserInnen bereits im zweiten Teil des Romans deutliche Hinweise auf Lempis Schicksal, entsprechende Vermutungen werden dann am Ende konkretisiert.


    In Viljamis Teil der Geschichte ist zunächst der Eindruck, dass es sich um einen Liebesroman handelt, noch vorhanden, er erinnert sich an die Werbung um Lempi und ihre kurze, intensive Zeit miteinander und scheint sie wirklich geliebt zu haben. Allerdings wird dann im Verlauf des Romans immer klarer, dass das Thema eigentlich darin besteht, die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Figuren, die sie nur teilweise selbst bestimmen können, zu betrachten und es wird bis zum Ende klar, dass die Liebe damit, wie sie ihr Leben letztendlich gestalten, nur sehr wenig zu tun hat. Dabei wirkt der Roman durch die unterschiedlichen Stimmen und viele bis zum Schluss offene Fragen vielschichtig und komplex, das hat mir sehr gut gefallen.


    Für das Verständnis des Romans ist es wichtig, einen kleinen Einblick in die Geschichte Finnlands im Zweiten Weltkrieg zu bekommen, falls man hier keine Vorkenntnisse hat, daher ist es hilfreich, dass am Ende des Buches ein kurzer Abriss dazu geliefert wird, ich würde empfehlen, diesen durchaus schon zu Beginn des Romans zu lesen.


    Insgesamt handelt es sich um einen spannenden und vielschichtigen Roman mit einer interessanten Figurenkonstellation, die noch dazu die verschiedenen Facetten der AkteurInnen herausstellt. Absolute Leseempfehlung!


    5ratten

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    Nachdem ich diesen Roman im Laufe der Jahre schon zweimal angefangen und trotzdem nicht weitergelesen habe (keine Ahnung warum, er hat mir von Anfang an eigentlich gut gefallen) war jetzt anscheinend der richtige Moment, um ihn endlich komplett zu lesen. Der Auslöser war die Überlegung, ob ich die Verfilmung im Kino ansehen möchte, und das möchte ich auf jeden Fall.


    Der Roman lebt von seinen außergewöhnlichen und skurilen Figuren, die allerdings durch die Bank einen großen Vorzug haben: sie sind in allen Lebenslagen füreinander da, akzeptieren die Merkwürdigkeiten der anderen und unterstützen sich (auch wenn diese Unterstützung oft deutlich grenzüberschreitend ist). Die Handlung ist da manchmal schon fast Nebensache, da man als LeserIn schnell die Figuren mit ihren Eigenarten so kennenlernt, dass es schon reicht, sie in ihren Interaktionen miteinander zu erleben. Hier weden keine Idealbilder gezeigt, sondern Menschen mit all ihren Fehlern und Schwächen ausgesprochen liebenswert dargestellt.


    Die Erzählweise des Romans fand ich gelegentlich gewöhnungsbedürftig, weil die Ich-Erzählerin zwischen auktorialer und personaler Erzählweise wechselt, gleichzeitig ermöglicht dies aber natürlich auch den Einblick in die Gedanken aller Charaktere.


    Insgesamt ein ungewöhnlicher, sehr lesenwerter Roman, den ich unbedingt weiterempfehle.


    5ratten

    Wie auch die Vorgängerbände hat mir der 13. Fall für Pia Korittki gut gefallen. Natürlich fällt beim Lesen der Krimireihe in direkter Abfolge auf, dass die Fälle häufig nach einem ähnlichen Schema gestrickt sind (kleiner Ort an der Ostsee, Verbindung des Kriminalfalls in der Gegenwart mit ungeklärten Geschehnissen aus der Vergangenheit), aber trotzdem ist auch dieser Fall wieder spannend geschrieben und ergibt sich erst kurz vor dem Ende der Hinweis auf den Mörder.


    Und auch das "Drumherum", das sich aus Pias Privatleben und der Zusammenarbeit mit den KollegInnen des Kommissariats ergibt, ist stimmig und steht im richtigen Verhältnis zum eigentlichen Kriminalfall. Dabei ist es von Vorteil, die einzelnen Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil sich dann die Details passend aneinanderreihen.


    Etwas gestört hat mich, dass der Strafgefangene Lohse, der im letzten Fall schon vorkam und der Täter aus einem der früheren Fälle Pias ist, wieder einen Auftritt hat, diese Nebenhandlung war für mich unnötig, lässt aber die Vermutung aufkommen, dass hier in einem der nächsten Fälle vielleicht nochmal etwas kommen kann.


    Insgesamt hat Eva Almstädt hier wieder einen spannenden, auch ohne Vorkenntisse zur gesamten Reihe gut lesbaren Krimi geschrieben.


    4ratten

    Ellen Sandbergs Roman "Das Geheimnis" lässt mich ehrlich gesagt nach der Lektüre recht unzufrieden zurück. Da es nicht der erste Roman der Autorin war wusste ich schon, welches Strickmuster in ihren Romanen steckt (Familiengeheimnisse, die auf mehreren Zeitebenen stückweise aufgelöst werden) und bin daher sicher nicht mit falschen Erwartungen an den Roman herangegangen. In einer Hinsicht wurde ich auch nicht enttäuscht: der Roman liest sich flott weg, wie man das von Ellen Sandberg kennt.


    Inhaltlich gibt es aber leider schon das eine oder andere zu bemängeln. Die Protagonistin Ulla erscheint mir zu glatt und unglaubwürdig, einerseits wird immer wieder betont, wie traumatisiert sie aufgrund der Vergangenheit und des Verhaltens ihrer Mutter ist, andererseits kriegt sie alles immer problemlos geregelt, räumt jede Schwierigkeit aus dem Weg. Die einzige, die dabei nicht ins Bild passt, ist ihre Tochter, die den Kontakt zu ihr abbrechen möchte. Diesen Konflikt finde ich völlig unglaubwürdig und überflüssig, hier entsteht der Eindruck, dass er nur in den Roman hineingepackt wurde, damit auch wirklich zwischen allen Müttern und Töchtern Unfrieden herrscht.


    Das titelgebende Geheimnis kann man sehr schnell erahnen, und auch die Auflösung am Ende deutet sich früh an, insofern handelt es sich meiner Meinung nach eher um einen Familienroman als einen Krimi. Auch dass sich am Ende alles mehr oder weniger in Wohlgefallen auflöst passt hier ins Bild. Insgesamt ein ziemlich mittelmäßiger Roman, den ich sicher nicht weiterempfehlen würde, da gibt es bessere Bücher dieser Autorin.


    3ratten

    Dieser dritte Teil der Serie um die Hebamme Hulda Golda ist weniger krimimäßig als die Vorgänger, dadurch phasenweise auch etwas weniger spannend, hat aber dafür noch mehr Lokalkolorit aus dem Berlin der 20er Jahre zu bieten, außerdem werden in diesem Teil der Reihe die gesellschaftlichen Veränderungen dieser Zeit in verschiedenen Bereichen thematisiert.


    Hulda ist von einer selbständigen (und damit wirtschaftlich ständig unter Druck stehenden) Hebamme zur Angestellten einer angesehenen Frauenklinik geworden, doch wie nicht anders zu erwarten eckt sie mit ihrem Wunsch nach mehr Eigenverantwortung an und kann sich nicht gut in die Rolle der Untergebenen einfinden. Dass es zu ungeklärten Todesfällen in der Klinik kommt ist da nicht unbedingt hilfreich.


    Auch privat bahnen sich große Veränderungen an, die Unsicherheit hinsichtlich Huldas Beziehung zu Karl North weicht der Gewissheit, dass sie sich (noch) nicht an ihn binden möchte, zumal auch ein anderer Mann auftaucht, der sich in Huldas Herz schleicht.


    Mir hat auch dieser dritte Teil der Reihe wieder gut gefallen, vielleicht gerade wegen der anderen Schwerpunkte, historische Krimis gibt es nämlich bessere als die Vorgängerbände der Hulda-Gold-Reihe, aber die Einblicke in das Leben in der Weimarer Republik finde ich ausgesprochen gelungen.


    4ratten

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    In Pia Korittkis 12. Fall wird in einem Badeort an der Ostsee eine weibliche Leiche entdeckt, die offenbar von niemandem vermisst wird. Da das Gesicht der Frau gezielt so zerstört wurde, dass sie auch nicht ohne weiteres zu identifizieren ist, gestalten sich die Ermittlungen der Polizei schwierig. Und dann wird im nahen Wald eine weitere, schon stark verweste Leiche gefunden, sodass schnell die Vermutung aufkommt, dass es hier einen Zusammenhang geben könnte. Pia Korittki und ihr Team ermitteln, während die Kommissarin es zeitgleich mit einem Stalker zu tun hat, der mit einem ihrer früheren Fälle in Verbindung stehen könnte.


    Nachdem ich den vorangegangenen 11. Fall um Pia Korittki nicht ganz so spannend fand ist dieser wieder deutlich besser. Der eigentliche Kriminalfall ist komplex und lange nicht gut durchschaubar, die zusätzliche Handlung rund um den Stalker erhöht die Spannung, auch wenn aus meiner Sicht kein ganz so krasser Ausgang nötig gewesen wäre - mittlerweile schätze ich die Figur der Pia sehr, sie muss gar nicht immer als Superwoman in allen Lebenslagen dargestellt werden, das macht sie eher unglaubwürdig.


    Wieder ein gut lesbarer, spannender Krimi aus der Pia-Korittki-Reihe, der Lust auf die kommenden Bände macht.


    4ratten

    Nina Sankovitchs "Tolstoi und der lila Sessel" begleitet mich, seit ich das Buch 2012 im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin erworben habe. Und seitdem habe ich es jedes Jahr mindestens einmal gelesen, manchmal auch mehrfach, weil ich es einfach so schön finde.


    Und jetzt war es mal wieder Zeit, daher habe ich das Lesejahr 2023 damit begonnen, und obwohl ich das Buch natürlich schon lange kenne habe ich die Lektüre wieder genossen. Die Art, wie Nina Sankovitch über die gelesenen Bücher und ihre daraus gewonnen Eindrücke schreibt gefällt mir, insbesondere weil sie auch immer wieder klar macht, dass die Botschaften, die sie aus den Büchern mitnimmt, bei anderen LeserInnen auch anders ausfallen können, weil Lesen nunmal etwas ganz individuelles, aber nichtsdestotrotz sehr wichtiges ist.


    Die Verknüpfung der Leseerfahrungen mit der Geschichte ihrer Familie, insbesondere ihrer Eltern, und die Einblicke in Nina Sankovitchs Familienleben mit Mann und vier Kindern runden das Ganze ab, weil sie die Autorin sehr menschlich erscheinen lassen, sie ist eben nicht Superwoman, die die Lektüre eines Buches pro Tag mal eben ins normale Leben mit reinquetscht, sondern muss ihren Alltag um ihre Bücher herum strukturieren, was mal besser und mal schlechter gelingt.


    Und am Ende frage ich mich dann jedes Mal nach der Lektüre dieses Buches, ob ich das eigentlich auch wollen würde, jeden Tag ein Buch zu lesen? Einerseits ja, weil es eine tolle Idee ist und ich dann sehr schnell sehr viele (hoffentlich gute) Bücher kennenlernen könnte, andererseits hätte ich Angst, mir durch den Druck die Freude am Lesen zu vermiesen. Da es bis zur Rente noch ein paar Jahre hin sind und ich frühestens dann Zeit dafür hätte kann die Entscheidung aber auch noch warten.


    5ratten