Hallo!
Danke für die Besserungswünsche, heut ists schon viel besser
Wow, das sind ja wirklich sehr interessante Fragen.. Leider habe ich nicht allzu lange Zeit, aber ich werde mal schauen wie weit ich mit dem Beantworten komme!
1. Der Roman beginnt mit dem Satz: "An einem eiskalten, bedeckten Wintertag des Jahres 1975 wurde ich - im Alter von 12 Jahren - zu dem der ich heute bin." Auf was bezieht sich Amir? Ist seine Behauptung richtig? Welche anderen Einflüsse haben seinen Charakter geprägt? Wie würden Sie Amir beschreiben?
Amir bezieht sich ja, denke ich, auf den Vorfalls als Hassan dem Drachen nachläuft und von Assef gestellt wird. Dieser Vorfall hat ihn sein Leben lang geprägt - er macht sich die ganze Zeit Vorwürfe und misst dem Vorfall so viel bei, dass er nicht einmal mit anderen darüber reden kann. Würde er sich nicht solche Vorwürfe machen, würde er wohl kaum nach Kabul reisen um Sohrab zu retten, schließlich ist diese Reise sehr gefährlich. Ich denke, dass jeder Vorfall einen auf gewisse Weise prägt - solche schrecklichen natürlich noch mehr.
Weitere Einflüsse auf seinen Charakter waren, meiner Meinung nach, der Tod seiner Mutter für den er sich ja immer die Schuld gab. Dann natürlich der Krieg vor dem er mit seinem Vater flüchten musste und die erste Zeit in Amerika. Ich glaube auch, dass die frühere "Freundschaft" mit Hassan ihn geprägt hat, da nicht jeder Junge aus besseren Verhältnissen mit einem Hazara gespielt hätte (auch wenn Amir es nie schafft, ihn als Freund anzusehen und ihn oft schikaniert..)
Ich würde Amir als sehr einfühlsamen Menschen beschreiben, der es jedoch nicht immer schafft für seine Meinung einzustehen. Vor allem vor seinem Vater traut er sich nicht recht zu sagen was er denkt, was aber sicher Teil seiner Erziehung und seines Umfelds ist. Er ist auf jeden Fall jemand, der nicht leichtfertig eine Entscheidung trifft sondern viel darüber nachdenkt. Außerdem hängt er sehr (zu sehr?) an seiner Vergangenheit, die ihn dadurch sehr prägt.
Trotz der offenkundigen Bindung der beiden Jungen hat Amir Hassan nie als seinen wirklichen Freund betrachtet. Welche Parallelen zeichnen sich in den Beziehungen von Amir und Hassan einerseits und Baba und Ali andererseits ab? Wie würden Sie das Verhältnis der beiden Jungen zueinander beschreiben? Warum fügt Amir Hassan kleine Grausamkeiten zu? Haben Sie die wirkliche Beziehung zwischen beiden vor ihrer Auflösung am Schluss erraten? Wenn ja, an welcher Stelle und warum?
Ich finde die Beziehung zwischen Baba und Ali weniger geprägt vom Klassenunterschied, als die Beziehung zwischen Amir und Hassan. Einzig als Ali Baba sagt er würde gehen, versucht Baba seinen Status als "Herrscher" auszuspielen indem er ihm befiehlt hierzubleiben.
Die beiden Jungen haben auf den ersten Blick eine freundschaftliche Beziehung, doch eigentlich kommt Amir nicht damit zurecht, dass Hassan ihm manchmal überlegen ist. Wenn Hassan mehr Aufmerksamkeit von Baba bekommt, oder ein Rätsel schneller löst als Amir wird dieser sauer und gemein zu Hassan. Und trotzdem erzählt Amir immer, dass seine erste Erinnerung von Hassan ist. Und Hassans Wort ist "Amir". Also sieht man eigentlich schon, dass die Beziehung zwischen den beiden über die "Herrscher-Sklaven-Beziehung" hinausgeht.
Das die beiden Brüder sind habe ich vorher nicht geahnt und war ziemlich überrascht. Dies hat der Geschichte aber eine sehr interessante Wendung gegeben und deshalb hat es mir sehr gut gefallen!
3. Amirs innigster Wunsch ist es, seinem Vater zu gefallen. In welcher Weise gelingt ihm das und um welchen Preis? Was für eine Art von Mann ist Baba? Wie kann man sein Verhältnis zu Amir - und zu Hassan - beschreiben? Wie verändert sich das Verhältnis, und was löst diese Veränderungen aus?
Amir versteht sich dann eine zeitlang besser mit seinem Vater als er den Drachenwettkampf gewinnt. Der Preis dafür ist jedoch viel zu hoch - Hassan und Amir sind nicht mehr befreundet, Hassan und Ali müssen sogar weggehen, und Amir ist für sein Leben gezeichnet.
Baba ist ein sehr stolzer und mutiger Mann. Ob dieser Mut jedoch immer gut ist, ist fraglich. Schließlich bringt dieser Mut ihn bei der Flucht aus Kabul fast um als er eine Frau beschützen möchte. Seinen Stolz merkt man auch, als er es in Amerika vermisst, dass jeder ihn kennt.
Sein Verhältnis zu Amir und Hassan wird meiner Meinung nach ganz gut im Brief von Rahim Khan beschrieben. Amir war der Sohn der für die Öffentlichkeit bestimmt war, der "Herzeige-Sohn" der Babas Ansprüche leider nie ganz erfüllen konnte. Hassan war der Sohn der ein Geheimnis bleiben musste.
In Amerika versteht sich Baba dann viel besser mit Amir, da er durch Hassan nicht andauernd an seinen Fehler erinnert wird und somit eine bessere Beziehung zu Amir aufbauen kann.
Leider muss ich jetzt gehen, aber ich werde hoffentlich morgen die anderen Fragen beantworten können. Sind auf jeden Fall ziemlich super, um sich noch einmal Gedanken über das Buch zu machen! Danke für deinen Aufwand