Beiträge von Bettina

    Das geht mir ähnlich wie dir: Mittelprächtig.


    3ratten


    Einerseits eine grundsätzlich gut geschriebene Story, ein eigentlich interessanter Fall. Andererseits ein Typ als Hauptperson, dessen Arzt erst nach einem halben Jahr merkt, dass sein Patient keine Medikamente nimmt (ich kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass Ehefrauen nach so einem Drama nichts davon merken). Ich mochte Salinger auch nicht sonderlich, aber ich unterstelle ein bisschen, d'Andrea hat das gemacht, damit Salinger besessen genug geschildert werden kann, um sich um das Bletterbach-Massaker kümmern zu können.


    In Sachen Hergang dreht der Autor die Schraube für meine Begriffe ein bisschen zu weit ins Grelle und Wahnsinnige (Salinger & Täter gleichermaßen), was aber verträglich ist, solange man das Buch als ein paar Stunden Hollywood-Unterhaltung haben will. Als das funktioniert es nämlich gut.

    Sehr interessante Frage. Vielleicht stecken in der angekündigten Meldung mit mehr Zahlen auch mehr Hinweise darauf. Jetzt ist viel Platz für Spekulation.


    In Sachen IT/PC-Welt fällt mir dazu aus dem Bauch heraus nur ein, dass das ein ziemlich teures Pflaster zu sein scheint. Game-Entwicklung ist nicht billig. Wenn das nicht zündet, geht viel Geld verloren, weil zu wenig eingespielt wird im Verhältnis zu den Kosten.

    Verschätzt man sich da einmal zu oft bei den zu erwartenden Umsätzen, wird es teuer.


    Warum der Konzern das nicht auffangen konnte? Mmmm ...

    Martin Walker mochte ich Anfangs gerne, aber bei ihm hat alles etwas mit der Résistance zu tun, was mich einfach so gar nicht interessiert. Für ein bis zwei, vielleicht drei Teile okay, aber bei jedem... und dann noch die Frauengeschichten... Nein, Bruno hat in mir keinen Leser mehr seit Grand Prix.

    Das Foto mit dem Anhänger kenne ich doch!!

    Hallo Frau Nachbarin pchallo


    Aber mal zum Walker: Die Frauengeschichten werden auch nie ein Ende nehmen :D

    Kirsten ich glaube total an die Theorie der Crombie-Überdosis!

    Wir hatten damals richtig flott weggelesen und das war am Ende zu viel. Allerdings habe ich seither nie wieder einen Crombie in die Hand genommen, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Jetzt gibt es für mich einfach zu viele Alternativen, als dass ich es nochmals probieren würde. Deshalb lese ich die Walker-Krimis auch immer schön im Abstand von einem Jahr, damit mir das mit Walker nicht auch passiert. Diese Pèrigord-Dinger hätten nämlich das Zeug dazu :D

    Bei Monk von Anne Perry und auch bei der Thomas Pitt Reihe bin ich irgendwann ausgestiegen. Wobei mir Monk immer etwas besser gefallen hatte, weil die Figur etwas düsterer angelegt war. Aber nach einer bestimmten privaten Entwicklung, hat sich das einfach nicht mehr sonderlich von der Pitt Reihe abgehoben und nach und nach wurden irgendwie die Mordfälle uninteressanter für mich. Ich kann da also gar nicht genau sagen ob sie nur für mich schlechter wurden oder ob die Reihe(n) allgemein nachgelassen haben.

    Im Prinzip würde ich aber eher zu Monk noch einmal greifen als zu Pitt.

    Perry hatte ich auch eine zeitlang sehr gerne in der Hand. Ich kann heute aber wirklich nicht mehr sagen, ob ich da auf 10 Titel gekommen war. Mir waren historische Krimis irgendwann über und deshalb fiel Perry damals für mich aus. Hat sich inzwischen zwar wieder beruhigt, aber nun hat Perry den Nachteil, dass es natürlich andere Krimis gibt.

    Sehr coole Frage!


    Zu den abgebrochenen Serien fällt mir Deborah Crombie ein. Dazu hatten wir hier im Forum vor Urzeiten gar eine ganze Leserundenserie gestartet, aber irgendwann ging's nicht mehr. Bei mir war nach Band 7 Schluss, wenn ich das korrekt in Erinnerung habe. Bei einigen anderen Teilnehmern hätte oder hatte es noch weiter geklappt, aber ich konnte Crombie nicht mehr sehen.


    Ich bin allerdings zu dem Schluss gekommen, dass ich seinerzeit wohl eine Überdosis abbekommen hatte. Hätte ich die Serie in größeren Abständen gelesen, wäre das vielleicht gar nicht so wild gewesen. Dann wäre allerdings ein anderer Effekt zum Tragen gekommen: Nämlich das Entdecken anderer Serien. Und dann hätten sich andere Bücher in den Vordergrund geschummelt.


    Ich vermute, ich habe außer von der bereits erwähnten Agatha Christie, eventuell noch Ellery Queen oder so, tatsächlich von kaum bis keinem Autor mehr als 10 Bücher einer Serie hinbekommen. Eben weil immer wieder Neues meinen Weg kreuzt. Christie hat den Vorteil, dass ich sie schon als junger Teenie kennengelernt hatte und seither quasi ein paar Dutzend Jahre Zeit hatte, Bücher aufzusammeln. Trotzdem bin ich noch lange nicht durch.


    Zu den bleibenden Serien rechne ich allerdings Fred Vargas, weil ich bei ihr glaube, dass es noch auf über 10 Bücher kommt bei mir.

    Martin Walker ist jetzt bei 10 Fällen, der zehnte kommt bei mir auf alle Fälle noch dieses Jahr. Das Irre hier ist, dass die Serie eigentlich nicht mehr so richtig zieht. Aber es ist Südfrankreich, es liest sich locker flockig-durch und das ist OK, solange ich eben dieses eine Jahr Abstand zwischen den Titeln habe.

    Ich habe das Buch im Anschluss an die Lesung natürlich noch gelesen. Aber die Begeisterung, die ich nach der Lesung hatte und die ich auf das Buch übertragen wollte, war bald futsch.


    Warm wurde ich mit dem Okapi nicht, und das lag hauptsächlich daran, dass ich das Buch recht bemüht fand. Auf der kurzen Strecke, also der Lesung mit gezielt ausgewählten Stücken, einem Erzählbogen und einer Vorleserin, die ihre Sache hervorragend machte, war das alles ganz munter. Im Buch mit all den Passagen, die um jene herumgestrickt waren, die ich schon kannte, wirkte nichts mehr so munter.


    Was ich tatsächlich in der Hand hatte, war eine Art Alice im Wunderland, nur ohne Alice, Grinsekatze oder Hutmacher und Wunderland. Es fliegen simple Feststellungen durch die Luft als seien es mühselig philosophierte Weisheiten. Es fliegen manchmal amüsante Dialoge, manchmal aber herzlich blöde.


    “Was ist Alaska denn für ein Hund?”
    “Er gehört meinem Vater”, sagte ich.

    Was das Buch nett zu lesen macht, sind die spinnerten Ideen und die Ausdrucksstärke. An einem Abend hat Elsbeth beispielsweise beide Hände voll, die eine mit Draht und Alleskleber, die andere mit dem Entschluss, jemanden zu retten. Türen brechen in zwei Hälften, wenn man sie nur ausreichend anschreit, und die Liebe “tritt ein wie ein Gerichtsvollzieher” und pappt praktisch einen Kuckuck auf alles, was man hat und sagt: “Das gehört die jetzt alles nicht mehr.”


    Schöne Metaphern. Oft witzige Bilder. Und trotzdem … der Verve der sorgfältig ausgesuchten Lesungstexte aus Kreuzlingen trug nicht durch das ganze Buch. Im Gegenteil, die Geschichte zwischen Luise und dem Mönch turnte seltsam und unglaubwürdig durch die Seiten und trug den Rest des Buchs für mich nicht mehr über das nett Unterhaltsame hinaus. Irgendwann konnte ich Selmas Philosophien nicht mehr hören. Irgendwann nervt die Fabulierlust, wenn Selmas Haus als so abbruchreif geschildert wird, dass Selma angeblich bereits zur Hälfte in den Keller durchgebrochen war und das Haus wider alle Vernunft erhalten wird. Wenn der Optiker ständig mit dem Perimeter sein Gesichtsfeld misst. In diesem Dorf geschieht so viel in platten Wiederholungen, dass es in dieser Häufung wirkungslos wird.


    Und da stehe ich nun und frage mich, was ich von hier aus sehen kann. Soll ich selbst mal ins Perimeter schauen?

    Gerade eben habe ich die Rezension von "Die Maske" von Fuminori Nakamura ins Forum gestellt.


    Da lohnt sich eine Ergänzung: Ich hatte die Gelegenheit, Nakamura in Zürich auf einer Lesung zu erleben. Nakamura war an jenem Tag gerade erst in Zürich angekommen, hatte unter Garantie Jetlag bis zum Umfallen, aber man hat auf der Lesung im Literaturhaus nichts davon gemerkt, was ihm und seiner Frau an Anreise in den Knochen steckt. Über diese Lesung habe ich natürlich gebloggt:


    Fuminori Nakamura liest: Die Maske


    Ich habe im Beitrag übrigens auch die japanischen Cover von fünf seiner Romane untergebracht. Das vierte ist "Die Maske", das dritte ist "Der Dieb".

    Ich kenne Pedro Lenz' "Liebesgschichte". Und ich habe ihn daraus vorlesen hören. (Seither hat er einen meiner Kugelschreiber...)

    Ich erinnere mich an die Anekdote: Darüber hattest du gebloggt, nicht wahr?


    P.S.: Jepp, da isses: Nun hat Pedro Lenz meinen Kugelschreiber ...

    Sollte jemand aus dem Forum die Gelegenheit haben, Pedro Lenz einmal live zu erleben, denkt an sandhofer und seinen Kugelschreiber, vor allem, wenn ihr euch ein Buch signieren lasst!

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    Die mächtige japanische Kuki-Familie folgt einer menschenverachtenden Tradition: der jeweils jüngste Sohn wird dazu erzogen, das Böse über die Menschheit zu bringen. Und so erhält Fumihiro eine Ausbildung, deren Ziel Zerstörung und Unglück ist, so viel ein einzelner Mensch nur vermag. Doch er hat andere Pläne: Fumihiro liebt das Waisenmädchen Kaori und will sie beschützen – und damit wird sein eigener Vater zu seinem schlimmsten Feind.

    Rezension

    Fumihiro Kuki ist elf, als ihn der Vater ins Arbeitszimmer bestellt und ihm erklärt, wie er sich die Zukunft seines Sohnes vorstellt. Es gibt eine präzise Zeitplanung, denn “es ist bereits entschieden und wird sich nicht mehr ändern”: Wenn du vierzehn bist, zeige ich dir die Hölle.


    Die folgenden Jahre verbringt Fumihiro mit seiner neuen Adoptivschwester Kaori und freundet sich mit ihr an. Mit Beginn der Pubertät dämmert ihm, was der Vater vorhat. Da gibt es für Fumihiro nur einen Ausweg: Der Vater muss sterben, um Kaori zu retten.


    Dieser Titel von Fuminori Nakamura wird im Englischen gerne als Mystery, Crime oder Thriller verschlagwortet. Das reicht nicht, um die Bandbreite der Themen in diesem Buch zu zeigen. Die merkwürdige Tradition des Familienclans ist nur der Anfang. Sie sieht vor, einen Sohn als “Geschwür” heranzuziehen, der anderen Menschen Böses antut und daraus seine Befriedigung zieht. Fumihiro ist eben jener Spross. Als Teenager steht er vor einer Wahl, die eigentlich keine ist: Um Kaori zu retten, müsste er Böses tun. Tötet er den Vater nicht, träfe das Böse Kaori durch sein Nichtstun. Beide Entscheidungen würden dem Vater Recht geben und trotzdem muss er eine davon treffen.


    Einige Jahre später begegnet man Fumihiro wieder. Er will der Vorbestimmung entgehen und hat sich eine neue Identität zugelegt. Mit ihrer Hilfe will er die Vergangenheit ablegen. Er nennt sich Koichi Shintani und um die Verwandlung perfekt zu machen, hat er sich sogar einer Gesichtsoperation unterzogen. Doch damit übernimmt er auch die Geschichte des echten Shintani und gerät ins Visier neuer Verfolger, der Polizei. Nicht zuletzt bleibt der Kuki-Clan aktiv und kreuzt Fumihiros Spuren erneut.


    Der Roman wirkt lange nach und birgt bei genauem Hinsehen eine Menge philosophischer Fragen. Das Böse existiert, fraglos. Nur: wie gehen wir damit um? Lassen sich Schicksale aktiv steuern? Fumihiro will seine Vorbestimmung nicht wahrnehmen und wird auf alle Fälle eine falsche Entscheidung treffen. Doch kann er mit einer falschen Entscheidung am Ende etwas Gutes erzielen? Oder ziehen schlechte Entscheidungen automatisch mehr Schlechtes nach sich? Fumihiro steht unbewusst immer wieder vor solchen Fragen. Er ermittelt mit Hilfe eines Privatdetektivs die Geschichte von Shintani, übernimmt eine Figur mit fragwürdiger Vergangenheit und muss nun dessen Zukunft aktiv gestalten. Nicht als Shintani, sondern so, wie Fumihiro sich das für sich vorstellt. Aber auch da sind Grenzen gesetzt und die setzen zunächst einmal andere.


    Böses sei naturgemäß gar nicht so tief in uns verankert, lässt der Vater Fumihiro einmal wissen. Ein Mord allerdings ermögliche durch die Deformation der Seele weiteres Unheil. Und Geld natürlich auch, müsste man hinzufügen. Nicht umsonst sind die Kukis so reich, weil sie bevorzugt Geschäfte mit jenen machen, die irgendwo Unheil anrichten. Schürfrechte gegen Waffen zum Beispiel. Jeder Krieg lässt Millionen von Yen in den Taschen der Kukis klingeln.


    Fuminori Nakamura packt so viele Fragen in seine Handlung ein: Schicksal, Vorbestimmung, Glück, Verweiflung, Selbstbestimmung — es ist ein ernster, praller Roman, der aber die Spur nicht verliert. Mit Fumihiro mitzufiebern heißt hier, die Hoffnung nicht aufzugeben. Wird es sich lohnen?

    Originaltitel: Aku to kamen no ruru / 悪と仮面のルール

    Übersetzung: Thomas Eggenberg

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links



    In Olten lebt Jackpot. Eigentlich heißt er Frank Gobeur, aber den Namen mag er selber kaum hören. Veröffentlicht hat er bisher nur ein unbedeutendes Werk, das kaum jemand kennt. Mit seinem nächsten Roman soll der große Durchbruch gelingen. Sein Thema sind Wetteinsätze, die eine kleine -bis anhin erfolglos wettende- Gruppe von Freunden regelmäßig setzt. “Autobiografisch” nennen alle Freunde den Entwurf prompt, denn wenn es um Geld geht, gibt’s bei Jackpot nur zwei Varianten: Entweder er wettet oder er pumpt seinen Bruder in Basel an, der in der Pharmaindustrie gutes Geld verdient und zum Glück nie fragt, was Jackpot den ganzen Tag treibt.


    Bei seinem Freund, dem Maler Louis, trifft Jackpot eines Tages Fanny vor der Tür. Die junge Kunststudentin hat “viel Stil” und Jackpot ist von jetzt auf gleich völlig verknallt. Den älteren Freunden Grunz und Louis, beide dürften im Rentenalter sein, passt das nicht. Die versuchen, dem jüngeren Freund die Liebe wieder abspenstig zu machen. Grunz und Louis nehmen den geschätzt Mittdreißiger Jackpot unter ihre Fittiche und schwätzen ihm die schöne Fanny bei Bier und Würstchen nach Kräften aus.


    Diese bezaubernde, namensgebende Fanny taucht selten auf. Vielmehr ist es eine Story um diesen kleinen Freundeskreis. Was es mit ihrer gemeinsamen Geschichte auf sich hat, dämmert bei gutem Zuhören recht bald. Zum guten Schluss nimmt der Freundeskreis Jackpot endgültig beiseite und erzählt detaillierter, was früher so in Olten gelaufen ist mit den Frauen und einer ganz im Besonderen, ihrer damaligen Muse und Geliebten.


    An diesem “Aufklärungsabend” entzaubert sich die Männerfreundschaft und die Künstlerbohème wird in meinen Augen zur Gurkentruppe. Man wisse manchmal nicht so recht, wie man seine Krankenkassenprämien zahlen solle oder die Steuerrechnung, erzählt Grunz bei einem anderen Anlass. An jenem Abend kommt heraus, dass man die Rechnungen, die das Leben präsentiert, genauso wenig zahlen kann. Da reicht ein einziger Satz, um aus den alten Freunden und ihrer Lebenserfahrung eine Gruppe Männer zu machen, die sich selbt belügt.

    Das soll ein Roman über Beständigkeit, Treue und Freundschaft sein? Manchmal frage ich mich, ob diese Alten Jackpot tatsächlich vor etwas bewahren wollen oder ihm einfach etwas nicht gönnen. “Sie hat ihr Leben geändert. Wir haben unser Leben behalten,” heißt es über ihre damalige Muse. Das ist kein schöner Genuss, wenn am Ende andere dafür bezahlen müssen.


    Vielleicht hat die frühere Muse aber auch fix geschnallt, dass sie sich auf die Gurkentruppe nie wird verlassen können. Männer, die Jackpot vorwerfen, er nehme, was und wie es ihm gefalle, und die genau das selber praktizieren. Fanny verkörpere die Kunst und die Kunst könne man nicht festhalten, wird Jackpot von den Alten belehrt. Nun, ihr Alten, ihr hattet eure Chance, jemanden zu halten und habt sie versemmelt. Ihr Problem mit Fanny ist ein ganz anderes: Fanny erinnert die Männer nicht nur an frühere Zeiten, sie erinnert an früheres Versagen. Was damals passiert ist, projizieren sie auf die junge Frau, ohne zu wissen, was die eigentlich will. Darum geht es den Alten eigentlich gar nicht, auch, wenn sie Jackpot gegenüber genau so tun.


    Pedro Lenz wendet den zu Beginn befürchteten Stillstand für Jackpot am Ende zunächst geschickt ab. Jackpot wird seinen Roman hinbekommen, gar mit Covergestaltung aus Olten. Und auf der Buchvernissage gibt’s für Jackpot eine handfeste Überraschung, die alles offen lässt. Und nun: Gurke oder Jackpot?


    In Mundart hätte ich den Roman sicher nicht lesen können, aber Zuhören funktionierte hervorragend. Lenz erzählt lebhaft, sodass man die Szenen im Kopfkino entstehen sieht. Begleitet wird er von dem Pianisten Christian Brantschen (gehört zur Schweizer Kultband Patent Ochsner) und der greift an den richtigen Stellen ein und untermalt mit passenden Melodien. Technisch ist die Einspielung allerdings schwierig umgesetzt, denn pro CD gibt es nur einen Track. Das ist ziemlich mühsam, da ich eine CD praktisch nie am Stück durchhören kann und mir nicht jeder CD-Player ein vernünftiges Vorspielen ermöglicht.


    Kennt jemand von euch dieses Buch ebenfalls oder hat die deutsche Übersetzung gelesen?

    Bibliografische Angaben

    Erstveröffentlichung: 2016

    Verlag: Cosmos für Hörbuch und Mundartausgabe

    Verlag: Kein & Aber für deutsche Ausgabe

    Ich lese das Buch gerade und liebe so sehr Nothombs Stil.

    Soeben absolviert Amélie ein Fondue-Essen mit Rinri und sie schreibt so unverblümt, was davon zu halten ist:


    Zitat

    Als er diesen spezielle Koffer aufklappte, kamen, perfekt eingepasst, ein Rechaud mit intergalaktischem Brenner, ein antihaftbeschichtetes Caquelon, ein Säckchen mit Schaumstoffkäse, eine Flasche mit Frostschutzwein sowie Würfel aus unvergänglichem Brot unter meinen faszinierten Blicken zum Vorschein.

    [...]

    Er tat Schaumstoff und Frostschutzmittel in das Caquelon, entzündete den Rechaud, der erstaunlicherweise nicht in den Himmel abhob, und während diese Substanzen gemeinsam die unterschiedlichsten chemischen Reaktionen zeitigten, entnahm er dem Koffer Teller, die tirolerisch aussehen sollten, lange Gabeln und langstielige Gläser "für den restlichen Wein".


    Ich könnte mich bei dieser Beschreibung beömmeln! Ich entdecke Nothomb gerade für mich, frage mich, warum ich nicht schon längst Fan ihres Stils bin und habe es vorhin gewagt, Kind1 einen Nothomb zum Vorstellen in der Klasse zu empfehlen. Alles wegen Fondue und so ;)

    Deinem Urteil mit 5 Ratten 5ratten schließe ich mich gerne an.



    Keiko Furukura ist ein Mensch, der sich früh isoliert, weil sie mit ihren Ansichten oft aneckt und ihre Haltungen für andere nicht nachvollziehbar sind (ich habe einen Verdacht, was in Frage kommt, aber das wird im Buch nie thematisiert, symptomatisch für alles, was nicht ganz ins Muster passt; weil sich niemand ernsthaft darum kümmert und jeder sie einfach abstempelt.)

    Eine überraschende Wendung erfährt ihr Leben, als sie sich spontan in einem neu eröffneten Konbini bewirbt. Konbini, die japanisierte Kurzform für Convenience Store, gibt es an jeder Ecke; sie versorgen die Menschen im Idealfall rund um die Uhr mit zahlreichen Produkten von der Socke über Waschmittel und Kugelschreibern bis zur Menu-Box für’s Mittagessen. Dort ist alles festgelegt und Handbücher bestimmen die Abläufe für die Angestellten. Furukura lernt, immer zu lächeln, zuvorkommend zu antworten. In den Uniformen verschmelzen sie und die Kollegen zu einer Einheit, die flink und dienstbar einräumt, ordnet und kassiert.


    Typischerweise ist der Konbini eine Zwischenstation für Studenten, ein Halbtagsjob für Hausfrauen, doch die japanische Gesellschaft erkennt diesen Job nicht als Dauerbeschäftigung an. Für die junge Frau aber ist der Konbini alles. Die Arbeit ist strukturiert und es gibt dank der zahlreichen Vorgaben kaum Raum, um anzuecken.


    Sayaka Murata kennt die Konbini aus eigener Erfahrung. Bis Ende letzten Jahres arbeitete sie selber als Aushilfe in einem Markt. Für sie ein Platz der nie versiegenden Inspiration, den sie auf Grund der zunehmenden Fanbesuche allerdings aufgeben musste. Was sie geschrieben hat, ist nicht nur eine feine Beobachtung einer Arbeitswelt, sondern auch eine der Frau in der Gesellschaft. Eine Idee, die auch die deutsche Übersetzung des Titels transportiert. Während das Original “Konbini-Menschen” bedeutet, mischt sich im deutschen Titel die feine Nuance zwischen “hüten” und “liegengeblieben” unter. In einem Interview erzählt Übersetzerin Ursula Gräfe, dass sie den Titel ähnlich wie das Original (Konbini ningen / Konbini-Mensch) als Homo Convenience übersetzt hatte, die Idee zur Doppeldeutigkeit dann später vom Verlag kam.

    Die Figur des Shiraha (Keikos Gegenspieler im Konbini) hat, auf gut Deutsch gesagt, einen an der Waffel. In ihm kondensiert sich jedes einzelne unbarmherzige und überholte Geschwätz, das in der Gesellschaft über die Frau zu hören ist. Shiraha ist überzeugt davon, dass weibliche Gehirne anders funktionierten. Er schwafelt von festgelegten Aufgaben und bemüht nahezu vorsintflutliche Gesellschaftsformen, um seine Argumentation zu untermauern. Dabei merkt er gar nicht, wie sehr er der aufmerksamen, flinken und organisationsstarken Furukura unterlegen ist. Das finde ich einen ganz entscheidenden Punkt: Die Außenseiterin ist, aus einer anderen Perspektive aus betrachtet, eigentlich eine Überfliegerin, eine Mitarbeiterin, die den Auftritt im Konbini in jeder Hinsicht perfektioniert und damit das japanische Ideal total erfüllt.


    Es gibt eine Szene im Buch, die das ganze Elend der Geringschätzung deutlich macht. Für mich eine der Schlüsselszenen: Furukura kommt durch Zufall in einen anderen Konbini, der alleine von zwei Neulingen betreut wird. Mit ein paar Blicken erfasst sie die Probleme und hilft. In nur wenigen Minuten sortiert sie um, holt Rückstände auf und berät sogar bei der Regalbelegung. Allein, außer den Konbini-Aushilfen weiß keiner die Fähigkeiten zu schätzen.


    Ich habe an anderer Stelle schon mal geschrieben, ich könnte das Buch glatt mehrfach lesen. Was ich mit ein bisschen Abstand sogar für realistisch halte: Es ist recht kurz und mit den ganzen Eindrücken fallen einzelne Stellen nachher vielleicht noch anders ins Gewicht.

    Zitat

    Es liegt übrigens schon auch an den zu Amazon abgewanderten Lesern, die durch Autoren wie Sie dorthin gelockt wurden, dass weniger Buchkäufer in die Läden kommen, dass kleine, mutige inhabergeführte Läden schliessen und dass die Ketten sich auf umsatzstarke immer gleiche Bestseller konzentrieren.

    Der Kommentar war mir auch aufgefallen. Was für ein gequirlter Käse.


    Buchhandlungen hatten über Jahre ein Alleinstellungsmerkmal: Sie waren der einzige Ort, an dem man Bücher bekommen konnte. Diese Zeiten sind vorbei. Ketten (die auch gerne angegriffen werden), Kleinverlage (in einem Kommentar ebenfalls erwähnt, weil sie sich Alternativen zu den Buchhandlungen suchen mussten), Selfpublisher, Amazon ... Für Buchhandlungen ist das ganz sicher alles andere als einfach. Aber man macht es sich zu einfach, wenn man die Schuld auf Amazon schiebt und nicht merkt, dass der reine Ablauf von Zeit, die Entwicklung von irgendetwas keinen Bestandsschutz für etwas Entstandenes garantiert.

    Da war jemand sehr, sehr wütend. Aber gut geschrieben und ich kann Woolfs Standpunkt absolut nachvollziehen.


    Wie ich schon unter dem Amazonthema geschrieben habe, richtet hier die Autorin meiner Meinung nach ihre Argumente und Vorwürfe nicht unbedingt an die richtige Stelle. Was sie hier schreibt kann ich verstehen und nachvollziehen, sie sollte jedoch diese Zeilen an die Verlage richten. Denn Buchhändler stehen ja auch am Ende der Kette. Indirekt wirft die Autorin vor, dass nur Amazon ihr Buch veröffentlichen wollte/ veröffentlicht hat. Da kann die Buchhändlerin ja nix für.

    Nicht unbedingt. Die Buchhändlerin hat ja erst einmal Woolf angepampt und die wiederum erklärt der Buchhändlerin detailliert ihre Postition.


    Es kommt halt nicht so gut an, wenn man einer erfolgreichen Selfpublisherin erklärt, man selbst mache die Leser zu Fans, wenn die doch jahrelang ihre Fanbase komplett selber aufgebaut hat und speziell bei Woolf profitieren Verlage und Buchhändler jetzt von deren mühsamer Vorarbeit (wobei parallel Woolf sicher auch davon profitiert, dass die Paarung Verlag/Buchhandlung durchaus neue Zielgruppen öffnet). Da hat die Buchhändlerin in ihrer Verzweiflung einfach die Falsche angemacht.

    Ein sehr gute Freundin von mir wohnt direkt neben einer kleinen, inhabergeführten Buchhandlung. Sie kauft ihre Bücher inzwischen nur noch dort und hat mir mehrfach erzählt, dass der Buchhändler bei Bestellungen genauso schnell ist wie ihr Amazon Prime (das sie für andere Sachen nutzt). Das heißt, sie bestellt am einen Tag und am nächsten Tag kann sie ihr Buch abholen.

    Den Luxus, dort jeden Tag schnell hingehen zu können, hat natürlich nicht jeder. Für mich wäre das auch 5 km entfernt.

    Genau das ist der Vorteil des Versands (wenn man nicht in der Nähe wohnt). Amazon hatte da die Nase vorn. Alle haben da nun ein Konto. Ich auch und während wir im Dorf gewohnt haben, war das manches Mal besser, als extra in die Stadt zu fahren. (Und Amazon verschickt ins Ausland, was manche Verlage zumindest früher nicht gemacht haben - ich weiß nicht, wie es inzwischen aussieht).


    Inzwischen haben viele Buchhandlungen selber einen Versand, oder es gibt zentrale Angebote. Nur: Die kamen teils so spät, dass sich viele gefragt haben, ob sie nun da und da und dort und hier auch noch Konten eröffnen sollen, wenn sie doch eh schon eines haben. Und die Kunden haben womöglich lange Zeit nicht mitbekomme, dass es neue Bestellmöglichkeiten gibt.


    Rückblickend ist man immer schlauer, aber das Argument des Verschlafens hängt bei mir auch im Kopf.

    Der Roman begeistert nachhaltig, am Ende fällt man in ein tiefes Leseloch.

    ...

    Leseloch? Mach' grad mit 64 weiter ;) Auch sehr dick, auch so ein Pageturner ...


    Jetzt wieder on topic:

    Es ist wirklich faszinierend, welche Puzzlesteine zwischendurch immer wieder benötigt werden, wieder auftauchen, eine neue Bedeutung erhalten.


    Ursprünglich war diese Geschichte eine Serie, die monatlich in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht wurde. Ich möchte gerne wissen, wie die Leute es geschafft haben, eineinhalb, zwei Jahre lang auf das Ende zu warten. Ich wäre bei diesem Buch narrisch geworden, wenn mir jemand das Buch alle paar Kapitel für vier Wochen weggenommen hätte.

    Aber diese Literaturzeitschriften sind in Japan wohl etwas Übliches. Vielleicht sind es die Leute einfach gewohnt.

    Falls der Stil allerdings exemplarisch für japanische Krimis ist, könnte es mein letzter gewesen sein, ich kam nämlich nicht wirklich mit dem Roman zurecht.

    Da kann ich dich beruhigen ;) Ich finde die Rückmeldung insofern interessant, weil ich sie nicht zum ersten Mal höre. Im Zusammenhang mit Murakami war das damals und die Frage lautete sinngemäß, ob man diesen Roman auch dann lesen könne, wenn man Murakami-Romane nicht leiden könne.


    Also kein Problem; es gibt alles mögliche, denn die japanischen Autoren machen genau dasselbe wie alle anderen Autoren auch: Sie lesen Krimis aus dem Ausland und ein Osawa schreibt dann sehr amerikanisch hardboilded zum Beispiel, Nakamura orientiert sich an europäischen Philosophen etc.


    Was in diesem Buch tatsächlich nicht immer einfach ist, sind die Zeitsprünge. Die sind natürlich unvermeidlich, weil sich die Geschichte über eine so lange Zeit streckt, aber sie sind manchmal wirklich nicht sofort offensichtlich.

    Was sehr typisch für Higashino ist (jedenfalls das, was übersetzt wurde), ist die Tatsache, dass man von Beginn an die Bösewichte kennt. Man spoilert keineswegs, wenn man das schreibt. Bei ihm kennt man auch nach ein paar Seiten durchaus schon die Mörder. Mich fasziniert, dass er ein Buch trotzdem spannend halten kann, obwohl genau die Fakten bekannt sind, die in klassischen Strukturen das eigentliche Ziel sind.


    Wie du schreibst, merkt man am Ende, wo der rote Faden steckte und wie sich alles zusammen setzt. Vieles habe ich geahnt, aber beileibe nicht alles.

    Vielen Dank dodo!


    Saltanah So eine Buchhandlung kann meiner Meinung nach nur in einer großen Stadt funktionieren. Ich denke, dass der Inhaber ausreichend Publikum anziehen muss. Das ist zum Einen die clevere Titelwahl, aber ganz wichtig zum Anderen eine gewisse Menge an Interessenten, die hin und wieder extra zu einem Ladenbesuch bereit sind. Speziell bei so einem Konzept spielen inzwischen auch Touristen eine Rolle. Die kaufen auch. Aber dazu braucht man parallel eine Stadt oder Region, die Touristen anzieht.


    Alternativ könne es funktionieren, wenn du eine "Eh da"-Ladenfläche hast, also einen extra Raum neben einer Buchhandlung, in einem Museum, in einem etc pp..., die für spezielle Konzepte genutzt werden kann. Oder du bist in Hay-on-Wye 8o

    In meinem Feuilleton gibt's Neuigkeiten: Meine Freundin Ayako lebt in Tokyo und mit ihrer Hilfe konnte ich einen Artikel über einen der bekanntesten Buchläden der Welt auf die Beine stellen:


    Zwanzig Quadratmeter Buchtempel: Morioka Shoten


    Inhaber Yoshiyuka Morioka spezialisiert sich pro Woche auf einen einzigen Buchtitel, der im Laden passend von Ausstellungen und Aktionen begleitet wird. Als Ayako da war, präsentierte Morioka gerade ein ganz besonderes Notizbuch und sie traf die Produktmanagerin des Buchs an sowie einen der Künstler, die die Präsentation mit Zeichnungen begleitete.