Beiträge von Friedi

    Da Milena Michiko Flašars Roman "Ich nannte ihn Krawatte" nun auch auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2012 gelandet ist, und ich das Buch für ein Literaturkritik Seminar an der Uni gelesen habe: hier meine Rezension.



    Die Begegnung zweier Seelen
    In dem Roman „Ich nannte ihn Krawatte“ schreibt Milena Michiko Flašar über die Gedankenwelt zweier Menschen.


    Der zwanzigjährige Japaner Taguchi Hiro lebt zwei Jahre lang ohne sozialen Kontakt zur Außenwelt in seinem Zimmer und beobachtet die Welt lediglich aus seinem Fenster. Er ist ein sogenannter Hikikomori, jemand, der sich absichtlich vom gesellschaftlichen Leben fern hält. Als er sich erstmals aus seinem dunklen Zimmer heraus traut begibt er sich in den städtischen Park und trifft dort jeden Tag auf einen krawattentragenden Büroangestellten, der von morgens bis abends auf der gegenüberstehenden Parkbank sitzt und Zeitung liest oder sein mitgebrachtes Essen verspeist. Beide sitzen sich lediglich gegenüber und ohne dessen Namen zu wissen nennt er ihn intuitiv „Krawatte“. Nach einiger Zeit kommen die beiden Charaktere in ein vorerst zurückhaltendes Gespräch, später berichten sie einander über ihre Erlebnisse.


    Der Büroangestellte, Ohara Tetsu, erzählt, dass er vor einiger Zeit seine Arbeit verloren habe und sich nicht traue seiner Frau davon zu berichten. Er erzählt von dem Leistungsdruck unter dem er bei seiner Arbeit ständig stand, der Befreiung aus dem Alltag und dem Schmerz dem er täglich beim Anlügen seiner Frau ausgesetzt sei. Zudem verschweigt er im Gespräch vorerst den gemeinsamen, geistig behinderten, Sohn. „Als du mich fragtest ob ich Kinder. Kyoko und ich. Wir haben. Wir hatten einen Sohn“. Der jugendliche Taguchi berichtet über die Zeit in der er sich selbst von der Außenwelt abgeschottet habe, von der Abgrenzung zu seinen Eltern und von dem Grund wieso er sich für ein Leben als Hikikomori entschieden habe. So unterschiedlich die beiden Charaktere in diesem Roman auch zu sein scheinen, eines haben sie gemeinsam – sie sind Einzelgänger.


    Die japanisch-österreichische Autorin Milena Michiko Flašar, schafft mit diesem Roman, 2012 im Verlag Klaus Wagenbach erschienen, eine Geschichte voller Lügen, Trauer und Einsamkeit verpackt in einen vielleicht schon zu einfach gehaltenen Schreibstil. Die Sprachverwendung der Autorin, die hier ihren dritten Roman vorlegt, mag anfangs gewöhnungsbedürftig sein, dennoch fühlt man sich in einen realistischen und vor allem mitfühlenden Erzählstrang hineinversetzt, der die Gedanken der beiden Protagonisten inklusive aller Hemmungen zwar stark fragmentarisch aber authentisch ausdrückt. Nicht zuletzt die Erzählweise, bei der man oft nicht weiß aus wessen Sicht erzählt wird oder ob es Gedanken oder gesprochene Worte sind die dem Leser da in kürzesten Sätzen präsentiert werden begeistern nach einer kurzen Gewöhnungsphase. Formal fällt vor allem die hohe Anzahl der kurzen Kapitel auf, von denen die Autorin jedoch davon viele hätte zusammenführen können.


    Inhaltlich befasst sich der Roman mit einem Thema, was nicht zwingend in Japan sondern auch in der westlichen Welt spielen könnte. Der Gesellschaftsdruck unter dem heute auch in Europa viele Menschen leben und arbeiten müssen, die Angst zu versagen und seinen engsten Verwandten und Freunden die Wahrheit über seinen Misserfolg zu beichten ist heute so enorm, dass der Roman geradlinig den wunden Punkt unserer Zeit trifft. Auch das Schicksal Jugendlicher, sich von der Außenwelt abzuschotten und den Kontakt zu den engsten Bezugspersonen abzubrechen ist in unserer Gesellschaft kein Einzelfall mehr. Der Leser bekommt in dem kurzen aber inhaltlich stimmigen Roman mit, wie sich der Protagonist der Geschichte nach und nach wieder an das städtische Leben und den Alltag gewöhnt. Gerade die Dichotomie zwischen Jung und Alt wird hier zu einem Dialog, der aus einer eher mürben Bekanntschaft eine Freundschaft zeugt, die bis zum Tod geht und in Tränen endet.


    Mit dem Zitat „Krankheit ist das Festhalten an einer Illusion. Die Einsamkeit, während man daran festhält“ lässt sich in zwei kurzen Sätzen ein Fazit für den gesamten Roman festhalten. Beide Charaktere in diesem Buch sind kranke Persönlichkeiten. Der eine lebt lieber in einer Illusion, die seiner Frau die Arbeitslosigkeit verschweigt, der andere hingegen beginnt aus einer Irrealität zu flüchten und sich wieder in die fremdgewordene Welt zurück zu tasten, die er Jahre zuvor verlassen hat. Flašars Roman mag auf den ersten Blick eine schnelle und vor allem bequeme Lektüre darstellen, dennoch birgt diese Geschichte zwei tiefgründige und vor allem tragische Lebensgeschichten.


    Bibliographie:
    Flašar, Michiko Milena: Ich nannte ihn Krawatte. 3. Auflage. Verlag Klaus Wagenbach Berlin 2012. ISBN: ISBN-10 380313241X, 16,90€, 144 Seiten.


    4ratten

    schon gemerkt :) danke für den Kommentar.


    Wahrscheinlich sind meine Ansichten teils auch etwas verquer, aber naja, jedem das Seine oder so :breitgrins:

    ne, das würde ich nicht einmal behaupten.
    Es war ja selbst im Mittelalter schon so, dass Unterhaltungsliteratur an den Mann/die Frau gebracht wurden (bspw. Daniel von dem blühenden Tal vom Stricker)...wenn es damals keine Leser gegeben hätte, dann würde man ja heute gar nichts davon wissen.


    Ich halte das reine Erzeugen von Spannung und dergleichen in Büchern aber beispielsweise nicht für den Bestandteil eines guten Buches, dazu gehört eben mehr...


    Gegen das Lesen von Trivialliteratur habe ich nichts (lese sie ja selber ab und an)...ich kann teilweise nur nicht begreifen wie Leute sich nicht auch mal dem "Anspruchsvolleren" widmen können (das Lesen hier sogar teilweise verweigern), anstelle dessen aber einen schlechten, aber gut umworbenen, Roman zu lesen und das als "Literatur" abzustempeln. Ich weiß, Subjektivität und so, aber trotzdem...


    Ach keine Ahnung, vielleicht widersprech ich mir auch ausversehen, aber ich würde jederzeit Ovids Ars Amatoria einem Buch ohne viel Sinn und Verstand vorziehen :breitgrins:


    (macht sich sicher gerade unbeliebt) :wegrenn:


    Entschuldige, aber:



    Das finde ich immer wieder ziemlich witzig. Diese These wird seit Jahrhunderten hervorgekramt, weshalb ich diese Trauer auch noch nie teilen konnte. :zwinker: Wir haben diese Themen auch schon sehr ausführlich hier im Forum behandelt.


    Ja ja ich weiß^^ erinnert mich gerade an ein Zitat von Oscar Wilde was ich mal gelesen hatte...
    mir fällt dieser Trend nur ziemlich auf, vor allem wenn man sich durch andere Bücherblogs durchforstet

    Wenn Alex sich etwas in seinen Gulliver setzt, dann setzt er es in die Tat um, und so macht er mit seinen Drooks nicht nur, wie es sich für einen anständigen Maltschik gehört, seine Stadt unsicher, um an etwas Deng zu kommen in dem er alte Fecken tollschockt. Doch alles ändert sich, als er ausversehen eine alte Gina ermordet und von seinen Drooks der Millizent ausgeliefert wird.
    Keine Sorge, der Rest der Rezension wird nicht weiter in Nadsat, dem fiktiven Jugendslang aus Anthony Burgess Roman “Clockwork Orange”, geschrieben.


    Der Inhalt des Romans mag manch einem durch die gleichnamige Verfilmung des Kultregisseurs Stanley Kubrick aus dem Jahre 1971 bekannt sein, denn auch der Roman gestaltet sich inhaltlich ähnlich. Alex, der nichts als Flausen im Kopf hat kommt nach der Ermordung einer Frau ins Gefängnis. Um einer Strafe von 14 Jahren Haft zu entgehen meldet er sich freiwillig für ein Projekt zur “Heilung” von Straftätern und beginnt dabei sich sowohl vor Gewalt und Sex als auch seiner Passion – der klassischen Musik, vor allem die des guten Ludwig van – zu ekeln.
    Das was er einst seinen Opfern zugefügt hat, ist nun das, was ihn scheinbar zurück in ein gesellschaftliches System, in welches er nie hineinpassen wollte, holt. Er wird gezwungen sich zu fügen, ohne eine andere Chance zur Besserung zu erhalten.


    Mit dem 1962 verfassten Roman “Clockwork Orange” setzte der Autor Anthony Burgess ein Zeichen – nicht etwa das der Gewalt, sondern eines, vor welchem sich schon die frühen Avantgardisten Anfang des 20. Jhds. fürchteten – der Mensch, der unweigerlich zur Maschine mutiert.
    Auch der Titel weist bereits unscheinbar auf dieses Thema hin: Das Uhrwerk als Symbol für eine Maschine, die Orange als Versinnbildlichung des Menschen, abgeleitet vom Wort Orang-Utan. Das Buch schockt keinesfalls weniger als der Film, nicht durch die schrecklichen Dinge die der jugendliche Protagonist verübt, sondern dadurch wie er auf eine Weise gezüchtigt wird, wie es wohl niemand für möglich halten würde…durch eine intermediale Manipulation seines Bewusstseins gegenüber seiner Umwelt und all den schrecklichen Dingen, die diese birgt.


    Sprachlich komplex gestaltet sich auch der Stil, mit welchem der Autor den Leser in seinen Bann zieht. Anfangs eher schleppend lernt man den Jugendslang Nadsat kennen (ein Register hilft bei Verständnisproblemen), bei dem es sich um einen russisch angehauchten Dialekt handelt, der von Alex und seiner Bande gesprochen wird. Die Sprache wirkt beinahe onomatopoetisch kindlich, gleichzeitig komplex und ungewohnt, beinahe zeitlos wie der Roman selbst. Wer sich mit einer fiktiven Sprache nicht anfreunden mag sollte das Buch direkt aus der Hand legen, denn Nadsat dominiert die gesamte Geschichte.


    Ist es in Ordnung einem Menschen eine gute Erziehung aufzudrängen? Oder soll man jedem die Freiheit lassen, die er selbst für richtig empfindet? Dies sind die Schlüsselfragen für den Roman, der keinesfalls leichte Kost ist.
    5ratten

    Ingeborg Bachmanns Prosaroman “Malina” ist in erster Linie eines – verwirrend. Innerlich mit der Zerrissenheit der namenlosen Protagonistin kämpfend, stellt dieser Roman für mich in erster Linie eine Leere da, die sich nicht nur durch die mögliche gespaltene Persönlichkeit des Hauptcharakters darstellt, sondern gleichzeitig mit dem Schicksal einer jungen Wienerin auseinandersetzt, die sich selbst als verrückt bezeichnet. “Wenn es anfängt ist die Welt schon durcheinandergekommen, und ich weiß, dass ich wahnsinnig bin.”


    Die Protagonistin lebt in Wien in der Ungargasse. Hier stehen neben ihr zwei Charaktere im Vordergrund, nämlich der Ungar Ivan, der im Nachbarhaus wohnt, und ihr Mitbewohner Malina, ein Charakter der selbst eng mit der Protagonistin verknüpft ist (ob es sich bei Malina und der Protagonistin um eine Person handelt ist stets unklar).
    Der erste von drei Teilen des Romans befasst sich in erster Linie mit dem Verhältnis zwischen Ivan und der namenlosen Protagonistin. Er liebt sie, dennoch können die beiden sich aufgrund von Ivans Auslandsaufenthalten nicht oft sehen. Bachmann gelingt es hier eine Beziehung zu schildern, die nicht auf Körperlichkeiten beruht, sondern eine dialogische und distanzierte Vertrautheit bezeugt, die zwar tiefgründig ist, aber gleichzeitig eine innere Leere vermittelt. Eine funktionierende Beziehung kann beinahe ausgeschlossen werden.


    Im zweiten Kapitel, verpackt in einen grausamen Traum bestehend aus Angst, Verzweiflung und Vergewaltigung erfährt der Leser, wieso die Protagonistin so ist wie sie eben ist. Im Vordergrund steht hier ihr Vater, der die Familie verlassen hat und sich eine neue Frau gesucht hat. Gleichzeitig wird vermittelt, dass er es ist, der die Protagonistin scheinbar vergewaltigt hat, ob psychisch oder physisch ist erfährt der Leser nicht.


    Dritter Teil, die Überwindung der Probleme in vielen Dialogen mit Malina. Ob eine Befreiung ihrer Probleme möglich ist? Nicht durch ihre Vergangenheit, die sich im vorherigen Kapitel erklärt hat. Alle Möglichkeiten ein normales Leben in einer ganz normalen Beziehung zu führen sind für die Protagonistin beinahe unmöglich. Ein metaphorischer Tod ist unausweichlich.


    Die Autorin Ingeborg Bachmann (1926-1973) hat mit diesem Buch nicht einfach nur einen Roman vorgelegt sondern auch eine Autobiographie geschrieben. Nicht vollständig über sich, aber dennoch über einen Charakter, dem sie hätte entsprechen können. In Ivan lässt sich möglicherweise ihr ehemaliger Lebensgefährte Max Frisch finden.
    Der Roman selbst wirkt wie ein distanzierter aber dennoch schwerwirkender Traum, in dem das Leben einer vom Schicksal gebeutelten Protagonistin schonungslos und fragemantarisch dargestellt wird. Das Spiel mit Metaphern und Allegorien dient der Verdeutlichung ihrer Existenz.
    Der Prosaroman wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, weil einem meist sehr viele Eindrücke geschildert werden, die der Leser vielleicht nicht immer auf Anhieb versteht, dennoch werden ganz klar Motive der Postmodernität verwendet – Ellipsen, Metaphern, Gedankeneindrücke.


    4ratten

    Der Fantasyroman “Der kleine Hobbit” von J.R.R. Tolkien ist eine Abenteuergeschichte in einer fremden Welt.


    Der Hobbit Bilbo Beutlin hätte sich nicht einmal im Traum vorstellen können, dass er eines Tages auf ein gefährliches Abenteuer ziehen würde. Doch der weise Zauberer Gandalf bringt ihn unweigerlich mit den 13 Zwergen, angeführt von Thorin Eichenschild, zusammen und sorgt dafür, dass ihm keine andere Wahl bleibt. Die Reise beginnt, und der unerfahrene und vor allem mürrische Hobbit lernt neben gefährlichen Kreaturen auch spannende Seiten von Mittelerde kennen.


    Ziel der Reise ist der Einsame Berg, in dem nicht nur der grausame Drache Smurg haust, sondern auch noch der unsagbar wertvolle Zwergenschatz von Thorins Vorfahren zu finden ist. Auf der Reise begegnen die Zwerge, Bilbo und anfangs auch Gandalf nicht nur freundlich gesinnten Elben, sondern auch den gefürchteten Orks und einigen Wölfen.
    Bilbo gelangt in einer der Orkhöhlen an Gollums Ring, der manch einem aus Tolkiens “Der Herr der Ringe” bekannt sein sollte, und lernt so die fantastische Möglichkeit kennen, sich mithilfe des Schmuckstücks unsichtbar zu machen.
    Die Suche nach dem Schatz und das Treffen auf den Drachen Smurg erweisen sich nicht gerade als einfach, und so bahnt sich ein großer Streit um den gewaltigen Zwergenschatz an.


    In dem Roman folgt ein Erlebnis dem nächsten, denn über ruhige Zeiten gibt es eben, wie auch im Buch geschrieben, kaum etwas zu berichten. In den tiefen der Gebirge und Wälder herrschen zudem so große Gefahren, dass die Helden der Geschichte stets von einer gefährlichen Situation in die nächste “rutschen”. Die Geschichte selbst liest sich wie ein langes Märchen, in welchem der mürrische Hobbit, genauso wie einige der Zwerge, immer mehr an Sympathie gewinnt.


    Interessant ist das Buch nicht nur für “Herr der Ringe”-Fans, die etwas über die Vorgeschichte des Fantasyepos wissen wollen, sondern auch für Leser, die eher weniger mit Fantasyromanen anfangen können oder sogar für Kinder. “Der kleine Hobbit”, 1937 erstmals publiziert, führt den Leser ein in die fantastische Welt, die direkt Lust auf den entsprechenden Spielfilm “Der Hobbit” macht, der im Dezember 2012 endlich in die deutschen Kinos kommt. Der Roman ist sprachstilistisch nicht so komplex konzipiert wie andere Bücher von Tolkien, dennoch ist er anspruchsvoll (was man von einem germanischen Philologen auch erwarten dürfte).


    Einziger Schwachpunkt des Buches ist die unglaubliche Langatmigkeit, welche die Geschichte an manchen Stellen, bspw. bei einigen Kämpfen, an den Tag legt – vielleicht einer der Gründe, wieso der Spielfilm wohlmöglich sogar ein Dreiteiler wird.


    4ratten

    Ich hab das Buch nun übrigens auch mal einem männlichen Wesen ausgeliehen, da er mich ständig mit Fragen darüber gelöchert hat und irgendwann hab ich ihm einfach den Kindle in die Hand geklatscht und gemeint, er solle es doch einfach lesen. Bin gespannt auf das Feedback. :zwinker:


    Jep, mein Freund bekommt das auch demnächst zu lesen ^^ will mal sehen was er darüber denkt

    NiliBine70: In der Uni wurde uns eingebläut, dass es schöner sei in einem Feuilleton einen Verriss zu lesen als einen Lobgesang (glaube in der FAZ und der Süddeutschen wurde das Buch auch ziemlich runtergemacht) ;) Ich musste leider auch stark kritisieren, das Buch ging mir halt irgendwie auf die Nerven.


    fertig gelesen, hier die Rezension:

    Ein heißer Schuss in den Ofen

    Wer immer schonmal ein Buch lesen wollte, in dem es neben einer naiven Liebesgeschichte auch noch um gewaltsamen Sex geht, hat bestimmt in den letzten Wochen zu dem ersten Teil der “Shades of Grey”-Trilogie der Selfmade-Autorin E.L. James gegriffen, die derzeit den Buchmarkt im wahrsten Sinne des Wortes dominiert.
    Die Leserschaft spricht von einem heißen Roman, der wieder Schwung in die Ehebetten bringt…wahrscheinlich eher weil richtiger Sex spannender ist als dieser langweilige, nichtssagende Stapel Papier ist.


    Der Inhalt des Romans ist schnell erläutert. Die schüchterne Jungfrau Ana Steele lernt den gutaussehenden Multimillionär Christian Grey kennen, der einen geheimen BDSM-Fetisch hat. Die beiden kommen zusammen, allerdings nicht auf die konventionelle Weise, denn er will Ana als seine Sklavin benutzen. Christian verliebt sich scheinbar in Ana und wird von einem “harten” Bondagefetischisten zu einem schnurrenden Kätzchen.


    Was birgt also dieser sogenannte Bestseller? Auf jeden Fall nicht das, was man vorerst erwartet. Sprachlich scheint die Autorin E.L. James das Textbausteinwerkzeug in ihrem Textverarbeitungsprogramm gefunden zu haben, sodass wir hier immerwieder von Anas “innerer Göttin” (bei der man unweigerlich an Gilette-Venus-Rasiererwerbung denken muss) und von zuckenden Unterleibern lesen müssen, sodass man denken könnte, Ana leidet unter epileptischen Anfällen in ihrer Schoßgegend. Von den unglaublichen Fähigkeiten ihrer Medulla oblongata und postkoitalen Haaren soll hier nicht weiter die Rede sein.
    Als eine Art Twighlight-Fanfiction hat sich dieses viel zu oft gekrönte “Meisterwerk” seinen Weg in die Bücherregale gebahnt. Genauso sprachgewandt, nämlich einfältig und nicht sehr anspruchsvoll, hat James auch den Schreibstil der Autorin Stephenie Meyer kopiert…irgendwann hat man einfach die Schnauze voll von Christian Greys stahlgrauen Augen und Anas infantilen und naiven Gedanken zu lesen.


    Eigentlich lässt sich der erste Teil dieses Dreiteilers komplett als “naiv” bezeichnen, nicht nur im Zuge der Charaktergestaltung der 21-jährigen Literaturstudentin Ana, die dem geheimnisvollen Christian nach nicht einmal einer Woche ihre Unschuld schenkt, und bei seinem “Spielzimmer”, ja, das Zimmer in dem sich seine Sadomaso-”Folterwerkzeuge” befinden, erstmal an einen Raum denkt, in dem eine x-box stehen könnte. Auch beim Lesen des Vertrages den Grey ihr im Rahmen ihres gemeinsamen Verhältnisses überreicht ist die kindliche und gerade entjungferte Ana nicht etwa von den genannten Praktiken wie bspw. Analfisting schockiert, sondern darüber, dass ihr “Geliebter” sie tatsächlich jedes Wochenende als seine Untergebene bei sich haben will. Greys bevorzugte Sexpraktiken seien hier keineswegs kritisiert, vielmehr seine nicht vorhandene Konsequenz – so fängt er tatsächlich an bereits nach wenigen Tagen seine Grundsätze über Bord zu werfen und auch mal die Nacht bei Ana zu verbringen oder sich auf Blümchensex einzulassen. Langweilig.


    Inhaltlich hat der Roman nicht viel zu bieten. Es geht um Sex, Anas Unentschlossenheit und Unwissenheit und nebenbei kommt dann doch ein wenig Liebesgeschwafel auf. Die Handlung kommt einfach nicht voran, sodass unsere Protagonistin ewig braucht um Greys Vertrag zu unterschreiben. Anstatt das etwas passiert gibt es eben wieder Sex.
    Wer übrigens viel BDSM erwartet ist hier an der falschen Adresse, denn die Ausflüge in die Fetischszene sind maginal.
    Lohnenswert ist dieses Buch jedoch auf eine einzige Art – wenn man es nicht zu ernst nimmt.


    1ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    So, ich bin jetzt auch so weit (sogar schon etwas weiter).


    Ana hat vor einigen Tagen das erste Mal Sex gehabt, bekommt den Vertrag zu lesen und regt sich drüber auf, dass er sie jedes Wochenende bei sich haben will? Bitte, mich würde so als Neuling in Sachen Sex direkt sowas wie Analfisting, Schläge etc. stören bzw. glatt empören -.-
    Es wird weiter mit Textbausteinen ge"schrieben", Anas Unterleib zuckt als hätte er einen epileptischen Anfall und die Geschichte kommt einfach nicht voran. Der allgemeine Schreibstil der Autorin nervt, der Roman ist viel heiße Luft um nichts...bisher.


    Eines kann Frau James jedoch gut: Den grottig schlechten Schreibstil von Stephenie Meyer richtig gut kopieren :breitgrins:


    Wenn das Buch nicht aber bald in die Pötte kommt, werde ich auf das Lesen von Band 2 wohl verzichten.

    @sternchen28: Ich kann deine Meinung ganz klar nachvollziehen. Ich habe gestern mal angefangen das Buch zu lesen, bin jetzt irgendwo bei Seite 340 und bin langsam wirklich genervt von Anas innerer Göttin, den postkoitalen Haaren und den "gefühlten" 1000 Orgasmen. Ich hatte meinem Freund ein bisschen aus dem Buch vorgelesen (und ja, wir hatten gewettet, ob Ana Christians Sperma schlucken oder spucken würde :breitgrins: ) und sein Kommentar war:"Die Autorin hat die Textbausteinfunktion bei Word gefunden".
    Das Buch an sich kann ich nicht wirklich ernst nehmen, vor allem nicht bei einem Mann der jeden Tag 20 mal Sex haben kann ^^ beim Lesen habe ich mich schon lange nicht mehr amüsiert, aber sonst bleibt von dem Buch nicht viel :rollen: das Buch kommt einfach von der Handlung her nicht vorran, es geht immer nur um den Beischlaf, die anderen Handlungen sind eher Nebensache...mir fehlt da doch ein bisschen Action^^


    Finde die Sexpraktiken bisher auch noch relativ harmlos...hätte deutlich mehr erwartet...könnte aber auch daran liegen, dass ich einige Leute aus dieser Szene kenne.

    Sooo, ich bin jetzt bei der vierten Erzählung angekommen ^^


    Über die "Jesuitenkirche in G." werde ich keine Rezension schreiben ^^
    Was allerdings zu dieser Erzählung noch zu sagen ist, dass hier besonders das frühromantische Motiv der Sakralisierung der Kunst bzw. der Ästhetisierung der Kirche zum Vorschein kommt :)