Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
Hanns-Josef Ortheil - Der Typ ist da
(Ich stelle die Rezension unter dieser Sparte ein, da Ortheil wohl gemeinhin als "literarisch" gilt..)
Ein junger venezianischer Restaurator nimmt die beiläufige Gruppeneinladung einer besuchenden Studentin wörtlich und taucht unangemeldet vor ihrer Frauen-WG in Köln auf. Alle drei Frauen finden seine fokussierte, hoch sensible, ein wenig "überernste", fast "aus der Zeit gefallene" Bestimmtheit ungemein attraktiv und er bekommt "Angebote" der beiden Mitbewohnerinnen der Studentin. Sein intensives zeichnerisches Interesse für die mittelalterlichen Statuen in Köln bringt ihn zudem in engen Kontakt mit dem professoralen Vater der Studentin und auf diesem Wege auch immer mehr mit ihr..
Die anrührenden Bücher über das Aufwachsen von Hanns-Josef Ortheil und seine Erweckung aus der Sprachlosigkeit durch seinen gedankenvollen Vater habe ich mit großer Anteilnahme und mit Interesse gelesen. Die Rolle der Sprache und der besondere Umgang mit ihr spielen darin eine große Rolle - die besondere psychische Situation des sensiblen isolierten Kindes wird schmerzlich genau dargestellt.
Ist es eben diesem isolierten Aufwachsen geschuldet oder eine grundsätzliche Lücke in Ortheils Wesen - in seinen "erwachsenen" Büchern ist er in meinen Augen leider völlig unfähig, sich von der eigenen Person zu lösen, was aber mMn eine unbedingte Vorbedingung für einen echten "Romanautor" wäre. Die Romane, die ich gelesen habe, drehen sich im Zentrum leider doch immer um einen nur mühsam "verkleideten" Ortheil, der die Rolle eines übersensiblen, aber immer sehr "festgelegten" Helden einnimmt, der eine unerklärliche Anziehungskraft auf das andere Geschlecht entwickelt. Und es wird schlimmer.
Auch seine Interessen werden nur wenig variiert, was nicht weiter schlimm wäre, gingen die Beschreibungen denn mehr in die Tiefe. Was aber hier von den Kunstschätzen Kölns porträtiert wird, ist eher.. Allgemeinwissen.
Die Beschreibung der weiblichen Charaktere in "Der Typ ist da" (Wo nur dieser Titel herstammt??) ist relativ flach und großteils geradezu unsympathisch - das gegenseitige "Ausstechen" um die Gunst des "jungen Italieners" (Italien ist das "ständige Ausland" Ortheils..) dient vorwiegend dazu, diesen zu spiegeln und hat keine erkennbare Funktion in den Beziehungen dieser Figuren untereinander.
Schade - aber die Liebe zum geschriebenen Wort und seine Beherrschung reichen in meinen Augen am Ende nicht aus, um aus jemandem einen "echten Romanschriftsteller" zu machen - zwischenmenschlicher Sensibilität, einer gewissen (zumindest beobachtender) Sozialkompetenz und eines offenen Blickes bedarf es eben auch.
Zuviel Anerkennung für zweifellose Begabung und den zurückgelegten Weg von außen ohne einen wirklich selbstkritischen Blick auf sich selbst als Erwachsenen, was insgesamt jetzt leider in einem selbstgefällig erstarrten "Stehenbleiben" endet??