Ildefonso Falcones - Die Kathedrale des Meeres

Es gibt 51 Antworten in diesem Thema, welches 15.485 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Herzblatt.

  • Das Buch hat mich schon beim Erscheinen neugierig gemacht, allerdings war mir der Preis einfach zu hoch. Jetzt habe ich es aus der Bücherei ausgeliehen und bin sehr gespannt drauf, auch weil es so unterschiedliche Meinungen gibt. Aber da ich nächstes Jahr nach Barcelona fahre, muss ich das Buch auf jeden Fall noch lesen :zwinker:. Auf der Zugfahrt habe ich schon den ersten Teil gelesen, der Schreibstil gefällt mir recht gut, in die Geschichte musste ich erst hineinkommen. Leider ist es für meine Zugfahrten nicht so sehr geeignet (jetzt habe ich neben "Quicksilver" zwei dicke Lesebrocken für zuhause :rollen:).


    Ach übrigens finde ich eure Diskussion sehr interessant. Momentan habe ich auch ein Seminar über spanische Landeskunde und Kulturwissenschaft, da komme ich richtig in Stimmung :breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von Mira ()

  • Den Anfang dieses Threads habe ich noch ausgespart, damit mich die Spoiler nicht um das letzte bisschen Spannung bringen. Ich lese mich gerade durch die erste Hälfte und bin ziemlich enttäuscht bzw. verwundert, wie es dieses Buch zum Bestseller geschafft hat. Stilistisch gehört es in die einfachste Kategorie, teilweise liest es sich sogar wie ein Kinderbuch. Inhaltlich ist es auch eher ein Flop, denn es fehlt gewaltig an Tiefgang, und dieses ständige plumpe Drücken auf die Tränendrüse nervt.


    Da noch einige lang erwartete Bücher auf mich warten, weiß ich wirklich nicht, ob ich meine Zeit an diesen Roman vergeuden soll.


    Grüße
    Doris

  • Endlich bin ich durch. Leider wurde es nicht mehr besser, sondern eher noch schlimmer. Unglaublich, was Arnau alles passiert. Kaum hat er ein Desaster halbwegs verdaut, wartet schon der nächste Schicksalsschlag auf ihn. Falcones bietet alles auf, was man sich nur vorstellen kann und überschreitet für meinen Geschmack die Grenze des Erträglichen. Lediglich bei Arnaus beruflicher Laufbahn klappt alles wie am Schnürchen, es fällt ihm geradezu in den Schoß. Das war schon ein bissl arg dick aufgetragen.


    Auch die Art, wie Falcones die Begebenheiten erzählt, gefällt mir nicht besonders. Fast episodenhaft werden die Schwierigkeiten für Arnau konstruiert und abgehandelt, während der Showdown ellenlang ausgewalz wird. Bei einer Passage hatte ich gar den Eindruck, als wäre die erforderliche Einleitung dazu nachträglich lustlos in den Text eingefügt worden; das passte irgendwie überhaupt nicht dazu.


    Meins war das Buch definitiv nicht. Immerhin hat es der Autor geschafft, mich neugierig zu machen, was dem Protagonisten noch alles widerfährt. Ich vergebe
    2ratten,
    aber wenn ich oben lese, dass man nicht alle erwähnten historischen Bräuche für bare Münze nehmen sollte, bin ich fast versucht, noch eine Ratte abzuziehen :zwinker:.


    Grüße
    Doris

  • Guten Morgen,


    eine sehr interessante Diskussion, die Ihr hier führt. Da hat das Buch doch mehr bewirkt als viele andere. Unter anderem, ganz am Rande, dass ich es gerade lese, weshalb ich natürlich noch nicht viel dazu sagen kann. Eine Frage aber habe ich zur Diskussion: Warum wurden diese Rechtsvorschriften, über die Ihr, teils das akkurate Vorgehen Falcones bezweifelnd, diskutiert, überhaupt erlassen? Vielleicht sind all diese unschönen Dinge ja tatsächlich geschehen, weshalb sich dieses kodifizierte Recht irgendwann durchsetzte. Dann würde sich vielleicht nur noch die Frage stellen, ob Falcones Roman vor diesem Zeitpunkt spielt, womit er "gerettet" wäre.


    Grüße, mohan


  • Alpha, du weißt schon das du jetzt schuld bist wenn ich das Buch lese :breitgrins: Den Titel selbst find ich ja nich so toll aber der Inhalt spricht mich sehr an! Danke für diese Informative Rezi!


    So ich hab es mir letzte Woche gekauft :pueh:


    Ich finds übrigens bisher ganz toll :breitgrins:


    Ich hab es ja auf englisch gekauft und finde man kann es recht gut verstehen. Da ich ja mittlerweile auch recht regelmäßig zu englisch sprachigem greife, merke ich schon das ich viel weniger Verständisschwierigkeiten habe, als ich sie vielleicht noch vor zwei oder drei Jahren gehabt hätte. Ich finde es ist spannend geschrieben und ich habe jede Menge Bilder im Kopf.


    Spanien ist ja im Normalfall ein Handlungsort der bei mir kaum im Bücherregal landet. Daher gehe ich hier einmal ganz andere Wege. Das Barcelona des 14. Jahrhunderts ist bisher jedenfalls sehr faszinierend. Ich bin schon sehr gespannt darauf weiter zu lesen, ab morgen hab ich dann endlich wieder richtig viel Zeit dazu! (Dann ist meine letzte schriftliche Abiprüfung geschrieben^^)


    Grüße

  • Ich habe das Buch erst mal auf Eis gelegt. Ich hatte einfach zu wenig Zeit und so gefesselt hatte es mich nicht, allerdings war es auch nicht so schlecht, dass ich es nicht mehr weiter lesen würde. Da es aber von der Bib war, ging es erst mal wieder zurück. Wahrscheinlich lese ich es nach meinem Spanien-Aufenthalt nochmals.

  • Ich dagegen bin momentan jetzt so richtig in der Geschichte drin, weil ich endlich mal Zeit hatte länger als eine Halbe Stunde am Stück darin zu lesen. Es gefällt mir immer noch ziemlich gut! Ich fühle mich jedenfalls gut unterhalten und finde das Buch baut schön Spannung auf. Ich finde aber auch das Arnau ein paar Sachen dann doch etwas schnell und einfach in den Schoß fallen, das macht das Ganze ein klein wenig unglaubwürdig... aber gerade das Zwischenmenschliche finde ich gut beschrieben.


    Ich lese aber dennoch gerne weiter! Da ich Historische Romane nicht mit dem Anspruch lese das alles immer 100% stimmt, bin ich in dem Fall soweit, nach dem ich auch hier die Meinungen gelesen habe, mich einfach unterhalten zu lassen^^ Das schafft der Roman für mich jedenfalls sehr gut.

  • So ich bin jetzt damit fertig!


    Mein Fazit:


    Meine Meinung:
    Ich habe diesen Roman auf englisch gelesen und finde man kann es recht gut verstehen, vor allem wenn man hin und wieder auch zu englischsprachiger Lektüre greift.
    Spanien ist ja im Normalfall ein Handlungsort der bei mir kaum im Bücherregal landet. Daher ging ich hier einmal ganz andere Wege. Das Barcelona des 14. Jahrhunderts fand ich jedenfalls sehr faszinierend und ich fand auch dass das Buch eine schöne Athmosphäre dieser Zeit aufbaut.


    Die Kathedrale, derren Titel dieser Roman trägt, ist eigentlich eher Beiwerk, oder besser gesagt der Dreh und Angelpunkt der Geschichte. Arnaus ganzes Leben ist eng mit dieser Kirche verbunden und eine Art feste Konstante für ihn. Mir hat das gut gefallen weil es irgendwie die Geschichte zusammenhielt.


    Die Figuren mochte ich alle recht gerne, weil sie sehr lebendig beschrieben werden. Arnau wurde einem schon recht früh sehr nahe gebracht und auch Joan sein Adoptivbruder ist eine wichtige Figur. Seine Entwicklung hat mich allerdings sehr erschüttert.
    Alles in allem besitzt Falcones wie ich finde ein gutes Händchen für zwischenmenschliche Beziehungen. Die Figuren handeln recht nachvollziehbar, ihre Gefühle und Gedanken werden realistisch geschildert.


    Der Roman wird über mehrere Jahrzehnte erzählt, das ist ja immer etwas schwierig, da man als Autor beim Erzählen bedenken muss das die Jahre vergangen sind. Dies realistisch darzustellen gelingt dem Autor meiner Meinung nach nicht immer so ganz. Zuweilen rutscht er doch schon in eine etwas Episodenhafte Erzählung ab.


    Auf jedenfall ist Die Kathedrale des Meeres Roman den man gut und gerne zur Unterhaltung lesen kann. Ich finde er war Spannend, vor allem das Ende konnte mich ziemlich fesseln, ich mochte die meisten Figuren, sogar die "Bösen" und ich fand auch das eine gute Athmosphäre aufgebaut wurde.


    Schade finde ich das hier mal wieder Geschichte ein wenig gebogen wird, da ich aber hier kein Hintergrundwissen habe, kann ich natürlich nicht genau sagen, wo hier nun künstlerische Freiheit eine Rolle gespielt hat und wo tatsächlich historisch korrektes geschildert wurde. Aber durch die Disskusion hier wurde ja das ein oder andere Angesprochen. Ich mochte den Roman jedenfalls gerne und konnte darin eintauchen.


    Dennoch gab es schon ein paar Dinge die ich übertrieben fand. Gerade Arnaus Leben verläuft in vielen Fällen etwas zu geradlinig. Trotz der vielen Schicksalsschläge rappelt er sich sehr schnell auf und im Grunde trifft es ihn dann am Ende kaum weil er immer und immer wieder Glück hat. Das war mir manchmal etwas zu viel des Guten. Auch die ein oder andere Wendung war doch schon arg vorraussehbar bzw. konstruiert. Aber, mir gefiel der Roman irgendwie ausgesprochen gut und ich vergebe:


    4ratten

  • Ich fand das Buch durchschnittlich und nicht gut genug für einige der Lobeshymnen, die ich darüber gehört und gelesen habe.


    In wie fern die Beschreibungen der historischen Realität entsprechen (oder auch nicht) wurde weiter oben bereits diskutiert. Das würde mich auch hauptsächlich stören, wenn es offensichtlich wäre, das reine Tradieren der genreüblichen Klischees ist nicht so schlimm, aber wenn einem etwas komisch vorkommt, ohne dass ein Abschluss in spanischer Geschichte dahinter steht gefällt mir das schon weniger. Einige Kleinigkeiten erschienen mir nämlich ziemlich unrealistisch, z.B. dass der kleine Arnau zwar Lesen und Schreiben und auch das Ave Maria gelernt hat, aber anscheinend nicht wirklich weiß wer die Jungfrau Maria ist und welche Bedeutung sie hat. Auch seine Körperkräfte als Kind bzw. Jugendlicher erscheinen mir etwas übertrieben dargestellt


    Den Titel empfinde ich auch ein wenig als Etikettenschwindel, damit wurde versucht das Buch in die Nähe von Folletts Bestseller zu rücken, ohne dass in Wirklichkeit irgendeine Kathedrale eine wirkliche Rolle spielte.


    Insgesamt ein ordentlicher historischer Roman, aber nicht das herausragende Werk als das er manchmal dargestellt wird.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Hallo Ihr Lieben,


    nachdem dieses Buch bereits seit Jahren auf meinem SUB schlummert, habe ich es jetzt doch endlich zur Hand genommen und bin schon nach kurzer Zeit mit mehr als der Hälfte durch!
    Ich habe hier so ein bisschen die geschichtlichen Diskussionen von euch gelesen und finde das ja sehr spannend, aber irgendwie auch beruhigend, dass die Schändung der Braut in der Hochzeitsnacht wohl doch eher der Fantasie des Autors entspringt und nicht der Realität. Egal, wie es ist, bin ich doch froh, dass so was nicht der Normalzustand war! :rollen:


    Insgesamt liest sich das Buch weg wie nichts und ich kann es mittlerweile teilweise gar nicht aus der Hand legen. Mit Ken Follet würde ich den Autor auf keinen Fall vergleichen, da Hr. Falcones für mich doch vieles viel kürzer fasst, was ich sehr gut finde.
    Die Hauptfigur Arnau mag ich sehr gerne. Ob sein Schicksal realistisch ist oder nicht, stört mich jetzt nicht so. Ich finde es auf jeden Fall sehr spannend und ich bin dankbar, dass ihm nicht nur Schlechtes widerfährt, sondern es auch positive Phasen gibt. Ich lese ja ein Buch zur Entspannung und finde durchwegs negative Handlungen sehr anstrengend. Realistisch hin oder her, es muss ja auch mal froh machen.


    Was mir sehr gut gefällt, dass der Autor es bei mir schafft, dass ich auch wirklich richtig mitfiebere. Ich leide mit Arnau, ich freue mich mit ihm und musste schon öfters ein paar Tränen wegdrücken oder teilweise sogar fast laut auflachen!


    Der Name des Buches hat sich für mich bis jetzt auch sehr bewährt, da ja doch zumindest eine Kirche eine sehr große Rolle im Leben von Arnau spielt!


    Interessant für mich ist auch, etwas mehr über Barcelona und Spanien zu erfahren. Bis jetzt habe ich eher weniger Literatur gelesen, die in Spanien spielt. Von daher ist das alles sehr spannend und ich finde es gut, dass der Autor sich in seinen Ausführungen doch immer angenehm kurz hält.


    Alles in allem gefällt mir das Buch bis jetzt sehr gut und ich denke ich werde es relativ schnell zu Ende gelesen haben! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe das Buch dann tatsächlich schnell zu Ende gelesen, es aber bis heute nicht geschafft endlich meine abschließende Meinung dazu zu schreiben. die kommt jetzt, etwas verspätet, auch endlich hier:


    Das Buch hat mir bis zum Ende sehr gut gefallen und auch wenn die Handlung gegen Ende vielleicht etwas überzogen wurde und Arnau erst sehr tief fallen musste, bis er endlich sein wahres Glück findet, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen und musste es einfach zu Ende lesen.


    Sehr gut hat mir die ganze Zeit gefallen, dass die Kathedrale, die auch der Titelgeber ist, Arnau sein gesamtes Leben über begleitet und ihr Entstehen quasi sein Älter werden symbolisch darstellt. Durch die Beschreibungen der Kathedrale und das Nachwort des Autors bin ich jetzt insgesamt sehr neugierig auf die Kathedrale geworden und werde sie, wenn ich mir mal Barcelona ansehen werde, auf jeden Fall besichtigen. Alleine die Beschreibungen, wie sich das Licht in ihr bricht, fand ich ganz große Klasse.


    Gut gefallen hat mir auch, dass ausführliche Nachwort vom Autor, wodurch man erfährt, dass viele geschichtliche Details, die er hat einfließen lassen, doch tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Auch wenn es das Gesetz der ersten Nacht vielleicht nicht in der Form so gegeben hat, hat es dafür andere Gesetze gegeben, auf die der Autor eingegangen ist, von denen ich vorher auch noch nichts gehört hatte und die mich nicht minder erschreckt haben. :entsetzt:


    Ein Minuspunkt, den man dem Autor anrechnen kann, ist, dass die Figuren teilweise etwas zu einfach gestrickt sind. Es gibt nur sehr wenige Figuren mit einem vielschichtigen Charakter und gerade die Hauptfigur Arnau zeichnet sich doch durch eine gewisse Einfachheit aus. Was aber für mich als Leser es natürlich auch einfacher gemacht hat, ihn einfach zu mögen. :breitgrins:


    Sehr gut gefällt mir jedoch, dass der Autor es geschafft hat vor meinem inneren Auge Barcelona im 14. / 15. Jahrhundert auferstehen zu lassen und einige Begebenheiten so detailliert geschildert hat, dass ich die Bilder noch heute in meinem Kopf habe!


    Alles in allem eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Lektüre, die mich schon neugierig auf die nächsten Bücher des Autors gemacht hat. Alles in allem vergeb ich dafür 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Eben habe ich endlich auch "Die Kathedrale des Meeres" zu Ende gelesen. Im Grossen und Ganzen ein Buch, welches mich sehr gut unterhalten hat und ich in einem Zug durchgelesen habe.
    Schade fand ich, dass die einzelnen Personen und ihre Gefühlswelten nur sehr oberflächlich beschrieben wurden. Ich hätte sehr gerne mehr über die verschiedenen Charaktere und ihre Motive oder Gedanken erfahren. Insbesondere bei Joan hätte ich mir einen tieferen Einblick gewünscht, da er eine sehr wichtige Rolle einnimmt und sich als eine der wenigen Personen chrakterlich sehr verändert. Gerne hätte ich mehr über die Gründe dieser Entwicklung erfahren.


    Gut gefallen hat mir die Sprache des Autors, die sich durch eine angenehme Einfachheit auszeichnet, die trotzdem lebendig ist, wodurch es einen leicht fällt, sich die jeweiligen Schauplätze und die Menschen der damaligen Zeit vorzustellen.


    Daher gibt es von mir 3ratten

    :leserin: <br />Joyce Carol Oates - Du fehlst

  • Ich habe gestern mit dem Wälzer begonnen und unterdessen die ersten 140 Seiten gelesen. Geht ja gleich ziemlich deftig los, das Ganze... Erst dachte ich dabei noch "naja...", aber unterdessen gefällt mir die Geschichte schon besser. Arnau ist mir recht sympathisch, er ist ein niedlicher Junge. Bisher gefällt mir sein Adoptiv-Bruder ja am besten :breitgrins:

    //Grösser ist doof//

  • Inhalt:


    Barcelona im 14. Jahrhundert: Die Stadt ist gross und reich. Vor allem jedoch verheisst sie Freiheit. Denn jeder Leibeigene, der ein Jahr und einen Tag in der Stadt zugebracht hat, wird frei sein.
    Bernat Estanyol reist nach Barcelona, denn sein Sohn Arnau soll es später besser haben als er. Arnau soll ein freier Mensch sein und nicht unter den Tyranneien der Mächtigen leiden müssen.
    Im Schatten von Santa María del Mar, der Kathedrale des Meeres, wächst Arnau heran. Vom Jungen, der Steine schleppt, die mehr wiegen als er, wird er zum jungen Mann. Arnau schafft es, wird reich.
    Doch sein Lebensweg ist gepflastert mit schweren Schicksalsschlägen...


    Meine Meinung:


    Ildefonso Falcones hat mit "Die Kathedrale des Meeres" ein umfangreiches Epos über das mittelalterliche Barcelona geschrieben, das den Leser direkt ins Spanien des 14. Jahrhunderts schleudert.


    Vor dem Umfang von über 600 Seiten muss man sich nicht fürchten, das Buch ist ein wahrer Page-Turner. Die Seiten fliegen nur so dahin. Das liegt vor allem an Falcones angenehmer Sprache, er ist ein geborener Erzähler und man hört ihm gerne zu. Die Sätze sind federleicht und schwunghaft. Die Sprache der Figuren ist der heutigen Zeit angepasst, jedoch nicht so, dass es unangebracht wirkt. Es ist die Ausdrucksweise des Mittelalters, für die heutige Zeit verständlich gemacht.


    Das Buch lässt sich auch deshalb leicht lesen, weil es ein wahres Kaledoskop historischer Begebenheiten ist. Man erfährt wahrlich viel über die damalige Zeit und das, während man gemütlich auf dem Sofa sitzt. So viel über das Mittelalter habe ich bisher selten erfahren. Immer wieder wird heimlich ein weiterer Fakt eingestreut, den man aufnimmt und plötzlich macht es "Aha!". Das hat der Autor wirklich gut hinbekommen. Man merkt, dass Falcones sich auskennt, Zeit in die Recherche gesteckt hat und sich beim Schreiben seines Werkes wirklich Mühe gegeben hat.


    Leider kommen dadurch die Figuren und der Aufbau der Geschichte etwas zu kurz. Die Charaktere sind zwar vielfältig, dennoch auch etwas einfach gestrickt und platt. Es fehlte mir an Tiefe. Zu keinem konnte ich eine richtige Beziehung aufbauen. Manchmal verschwanden sie einfach plötzlich, nur um dann hunderte Seiten weiter wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen, während Figuren, die eine wichtige Rolle spielen, in einem Nebensatz ums Leben kommen. Auf diese Art und Weise kann man sich nicht richtig mit ihnen auseinandersetzen.


    Ein weiterer grosser Kritikpunkt meinerseits ist die Melodramatik. Anscheinend gehört das zu solchen Epen, jedoch missfiel es mir trotzdem. Das Buch geht schon mit einer Katastrophe los (eine Vergewaltigung) und dann kommt noch eine und noch eine und noch eine und noch eine.
    Natürlich wird dadurch zwar etwas Spannung in die Geschichte gebracht, doch mit der Zeit wird sie durch diesen Aufbau leider auch sehr vorhersehbar. Ich begann, die Charaktere von aussen zu beobachten und nicht mehr mit ihnen mitzuleiden. Irgendwie würde Arnau sich schon aus dieser Situation retten, danach wäre er noch schöner, noch stärker, noch talentierter etc. Und dann würde die nächste Katastrophe kommen.


    Bloss der Schluss brach aus dieser Monotonie aus. Dort war es nicht klar, was aus Arnau werden würde und ich war wieder voll dabei und fieberte mit. Die Durststrecken dazwischen waren zwar schön zu lesen, jedoch fehlte einfach etwas.


    Fazit:


    "Die Kathedrale des Meeres" ist für jene Leser gut geeignet, die auch Ken Follets "Die Säulen der Erde" mochten. Als Roman fürs Handgepäck auf der Spanienreise ist es trotz seines Umfanges empfehlenswert. Mithilfe der Karte im Umschlag des Buches kann man hinterher auf Entdeckungsreise gehen.
    Wer ein reichhaltiges historisches Panorama schätzt, wird um Falcones wohl nicht herumkommen. Denjenen würde ich die Lektüre wärmstens empfehlen.


    Während der ganzen Lektüre war ich gut unterhalten und konnte teilweise meine Nase nicht mehr aus dem Buch heben. Trotzdem fehlte das gewisse Etwas, um die Kathedrale ein richtiges Highlight werden zu lassen. Es ist eine gute Abwechslung und lässt sich auch Zwischendurch leicht lesen, aber für mich war eindeutig zu viel der Dramatik. Oft dachte ich bloss noch "Ja, jetzt ist aber gut". Aber die vielen interessanten Details über das Leben im Mittelalter sind ein grosser Pluspunkt und sprechen definitiv für das Buch.


    4ratten


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    Inhalt laut amazon:
    Das mittelalterliche Barcelona steht in höchster Blüte. Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kathedrale, wie sie das Land noch nicht gesehen hat. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er am eigenen Leib, welch schweres Los die Arbeit dort ist. Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen: Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.



    Der Roman beginnt furios mit der Hochzeit des Vaters von Arnau und gleich geschehen grausame Taten bestimmt durch die Willkür des land- und machtbesitzenden Adels. Dieses Thema durchzieht bis jetzt Arnaus erste zehn Jahre, auch die Stadtluft von Barcelona, wohin sein Vater mit ihm vor den Grausamkeiten seines adeligen Herren geflohen ist, macht ihn nur bedingt frei, immer noch sind er und sein Vater dem Machtmissbrauch des Adels ausgesetzt.
    Der Roman ist ein echter Pageturner, obgleich scheinbar dick, fliegt man nur so durch das Buch. Hier werden über weite Teile wirklich die finsteren Seiten des Mittelalters gezeigt, aber auch das Selbstbewusstsein und der Machtanspruch des städtischen Bürgertums sowie insbesondere auch der Zünfte.

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Das hab ich grad noch in meinem Sub gesehen. Vielleicht wird das ja doch bald mal gelesen . Klingt ja ganz interessant.

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~



  • Das hab ich grad noch in meinem Sub gesehen. Vielleicht wird das ja doch bald mal gelesen . Klingt ja ganz interessant.


    Wenn du spannende historische Romane magst, in denen sich nicht - historisch unglaubwürdig - starke Frauen ausleben können, bist du mit dem Roman gut bedient. Im Gegensatz dazu schildert Falcones eindrucksvoll, wie rechtlos die Frauen damals wirklich waren und wie stark der Willkür ihrer Väter und Ehemänner ausgeliefert.


    Ich habe inzwischen ein Drittel gelesen. Nun beginnt die große Politik in das Buch einzugreifen, der Konflikt zwischen dem König von Katalonien und Aragon einerseits und dem mallorqinischen König andererseits.

  • Das ist gut. Hab mittlerweile alle historischen Romane mit starken Frauen auf die Bücher Schränke im Ort verteilt. :elch:

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Ich wollte das jetzt anfangen zu lesen - wie immer werfe ich einen Blick auf die Rezensionen bei Amazon.
    Das lässt ja nicht viel hoffen?!
    Hast du es inzwischen beendet?

    Viele Grüsse,

    Weratundrina :verlegen:


    Help me, help me ~ Won't someone set me free? ~ There's no right side of the bed ~ With a body like mine and a mind like mine

    ~ IDLES ~


  • Wieso, so schlecht sind die Rezensionen doch nicht? Ich habe sie jetzt nur angelesen, aber Verrisse habe ich nicht entdeckt.


    Was ich bestätigen kann, ist, dass Arnau, die Hauptfigur, in der zweiten Hälfte nicht mehr mittelalterlich denkt, sondern zu sehr nach unseren Moral- und Freiheitsvorstellungen handelt. Auch andere Figuren, wie sein Sklave Guillem, sind etwas klischeehaft oder unterliegen der Schwarz-Weiß-Malerei.


    Aber andererseits ist Falcones' Schreibweise dann glaubwürdig, wenn er die Geschehnisse und die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Mann und Frau schildert, da hat der Roman seine Stärken, denn hier bleibt er nahe an der historischen Realität so wie sie Quellen schildern und modernisiert nichts.


    Abgesehen davon ist das Buch einfach spannend. Nachdem ich drei Viertel gelesen habe, muss ich nun eine kleine Pause für eine andere Leserunde machen, aber dann werde ich wieder gerne ins Barcelona des 14. Jahrhunderts zurückkehren.