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In mythischer Zeit kam der Krieger Paikea als erster Mensch auf einem Wal in Neuseeland an und segnete es mit seiner Lebenskraft, um es als Lebensraum für andere Menschen vorzubereiten. Dieser Urahn war der Stammvater aller Maori, und aus dieser Legende leitet sich die besondere Verbundenheit zwischen Menschen und Walen im Maori-Glauben ab. Dieses Buch schafft einen wunderbaren und gelungenen Spagat zwischen mythischer Welt und Moderne, wie er sich in der fast schon verlorenen Maori-Kultur heute überall wiederfindet.
Koro Apirina, Stammesführer der Maori, ist verzweifelt: nicht nur fehlt ihm ein männlicher Nachkomme, den er mit den Riten und Mythen der Maori vertraut machen und so zu seinem Nachfolger ausbilden kann. Auch die Jahrtausende alte tiefe und ehrfurchtsvolle Beziehung seines Volkes zu den Walen geht langsam aber sicher verloren. Schon lange sind seine Stammesgenossen nicht mehr in der Lage, mit den mächtigen Tieren zu kommunizieren, und in neuester Zeit ist sogar die Waljagd nicht mehr tabu. Nur seine Enkelin Kahu zeigt erstaunliches Interesse an diesen Dingen und offenbart Fähigkeiten, die sie - als Mädchen - eigentlich gar nicht haben dürfte. So ist Koro Apirina auch viele Jahre nicht bereit, das Mädchen als Nachfolgerin und spirituelle Führerin seines Volkes überhaupt in Betracht zu ziehen; dies ändert sich erst, als eine Herde Wale in der Nähe des Dorfes strandet und Kahu bei dieser Gelegenheit all ihre Fähigkeiten offenbart.
Erzählt wird diese Geschichte aus der Perspektive des Onkels von Kahu, der gleichzeitig seine Erfahrungen als Heranwachsender und junger Mann in einer modernen Welt mit einbringt, in der man es als Angehöriger einer Minderheit nicht immer einfach hat. Diese Perspektive verleiht dem ansonsten sehr mystischen, märchenhaften Stoff einen erfrischenden Anknüpfungspunkt an die Gegenwart und macht die Spannung zwischen Tradition und Moderne, zwischen einem Leben in Einklang mit der Natur und einem Leben zwischen Technologie und Naturwissenschaft erst so richtig deutlich.
Stark sind die Charaktere dieses Buches. Da ist Rawiri, der Erzähler, der als schnoddriger Halbstarker doch fest in den Traditionen und dem Leben seines Dorfes und seiner Familie verwurzelt ist. Koro Apirina, der seine Dorfgemeinschaft fest im Griff hat, an den alten patriarchalen Strukturen hängt und doch seiner handfesten, gewitzten Frau Nanny Flowers im täglichen Leben immer wieder unterlegen, ja ohne sie nicht lebensfähig ist - und dies auch schließlich selbst erkennt. Und schließlich Kahu, die den Charme eines ganz normalen kleinen Mädchens versprüht, gewitzt, neugierig und vorwitzig wie sie ist, und mit ihrer Willensstärke und unverbrüchlichen Liebe zu ihrem grantigen Großvater daneben auch Bewunderung verdient.
Der Autor soll diese Geschichte innerhalb von nur drei Wochen und unter dem Eindruck von im Hudson nahe New York verirrter Wale geschrieben haben. Auf jeden Fall ist es ein wunderschönes modernes Märchen über die Möglichkeit der Versöhnung von Tradition und Moderne.