Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels

Es gibt 102 Antworten in diesem Thema, welches 26.042 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Katjaja.

  • Hallo miteinander,


    wieder habe ich ein Stück weiter gelesen.
    Renée glaubt übrigens, noch nicht von Monsieur Ozu "enttarnt" worden zu sein - aber der hat schon einen Verdacht, dass sie nicht so einfältig ist, wie sie sich stellt, ebenso wie Paloma. Die Szene, in der Renée in Monsieur Ozus Wohnung eingeladen ist, ist zu köstlich:
    Schon bei Renées Überlegung, wie sie in ihrer Concierge-Rolle taktvoll fragen könnte, wo denn das WC ist, musste ich schmunzeln, aber an der Stelle, in der beschrieben wird, wie das Confutatis aus Mozarts Requiem losdröhnt, musste ich richtig lachen. Mozarts Requiem mag ich selbst sehr gerne, daher konnte ich mir Renées Schock richtig gut vorstellen. :breitgrins:


    Inzwischen hat sich auch Paloma bei Renée "eingeladen" - ich bin gespannt, wie es mit den beiden noch weiter geht.


    Ich lese ich das Buch sehr gerne! Palomas Gedanken werden interessanter. Am Anfang las ich Renées Überlegungen lieber als Palomas eher abstrakte "Gedankenspiele", aber inzwischen freue ich mich über beides. Paloma beobachtet sehr genau und ich kann mir die von ihr beschriebenen Szenen sehr gut vorstellen. Ich denke, den Rest des Buches lese ich in einem Rutsch durch.


    Aktualität hat das Buch in den letzten Tagen bekommen: bei Palomas Überlegungen, warum Jugendliche Autos anzünden, musste ich natürlich an die Geschehnisse kürzlich in Berlin und anderen Städten denken. Ich fand Palomas Ausführungen, wie Menschen zu "wilden Tieren" werden, sehr schlüssig.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Liebe Annabas,


    ein kurzes Feedback von mir: Ich freue mich sehr, dass Du eines meiner Lieblingsbücher liest und dass es Dir gerade auch gut gefällt. Für manche ist es ja leider etwas sperrig, aber ich finde es nach wie vor einfach wunderbar. :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich hab es ja Anfang Jahr gelesen, bei mir gehört es jedoch zur Kategorie "nicht gut, nicht schlecht". Aber ich erinner mich noch, dass Paloma einmal über Grammatik geredet hat und warum man sie lernt, diesen Part muss ich unbedingt noch einmal nachlesen!

    //Grösser ist doof//

  • Habe fertig. :smile: Und hier noch meine abschließende Meinung:


    Das Buch lag fast ein Jahr auf meinem SuB und ich mochte es zuletzt schon fast nicht mehr lesen, weil mir die Beschreibung langweilig vorkam. Gut, dass ich es jetzt gelesen habe, sonst wäre mir wirklich ein tolles Buch entgangen!


    Wie man schon aus meinen vorangegangenen Kommentaren herauslesen kann, passiert in der Geschichte nicht viel. Wir lesen die Gedanken und Meinungen von zwei Personen, der Concierge Renée und dem Schulmädchen Paloma. Beide verbindet etwas, was sie aber lange Zeit nicht voneinander wissen: sie sind viel intelligenter, als sie ihrer Umgebung glauben machen wollen. Erst spät im Buch lernen sie sich richtig kennen, als es schon fast zu spät ist ...


    Ich habe die Gedankenspiele sehr gerne gelesen - sie sind in kurze Kapitel eingeteilt und werde daher nicht extrem lang oder übermäßig ausführlich. Die Kürze der Kapitel sorgt für Abwechslung, wenn man als Leser in den Köpfen der beiden Hauptpersonen "herumwandert". Angenehm war auch, dass die Gedanken von Paloma und Renée in unterschiedlicher Schrift gesetzt sind - das hilft, sich zu merken, wessen Gedanken man gerade liest.


    Den Schluss fand ich sehr überraschend und sehr passend. Ich habe mir während des Lesens oft überlegt, wie man so ein Buch enden lassen könnte - und ich glaube, die Autorin hat die beste Lösung gewählt.


    :tipp:


    Grüße von Annabas :winken:


  • Den Schluss fand ich sehr überraschend und sehr passend. Ich habe mir während des Lesens oft überlegt, wie man so ein Buch enden lassen könnte - und ich glaube, die Autorin hat die beste Lösung gewählt.


    Das finde ich auch! Traurig, aber vollkommen! :anbet: Schön, dass Dir eines meiner Lieblingsbücher auch so gut gefallen hat :klatschen:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.


  • Das finde ich auch! Traurig, aber vollkommen! :anbet: Schön, dass Dir eines meiner Lieblingsbücher auch so gut gefallen hat :klatschen:


    Dem schließe ich mich komplett an.


    Ich kenne nur das Hörbuch, aber irgendwann muss ich das noch mal in Buchforum genießen. Anfangs fand ich es ein bisschen sehr gewollt-philosophisch, aber das legte sich immer mehr, bis ich schließlich völlig gefesselt und begeistert war.


    An die Confutatis-Szene kann ich mich zwar nicht mehr im Detail erinnern, aber ich weiß noch, dass sie mir gefallen hat. Tolles Stück.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Da die Meinungen zu diesem Buch soweit auseinander gehen, wollte ich es erstmal nicht kaufen und habe es deswegen aus der Bibliothek mitgenommen.
    Und darüber bin ich auch ganz froh...


    Die ersten 142 Seiten bis zum Erscheinen von Monsieur Ozu haben sich mehr als gezogen, ich konnte mich weder in die Gedankenwelt von Reneé noch in die Palomas einfinden und habe auch einige der Ausführungen zu Kunst und Philosophie übersprungen (ich habe nichts gegen Fremdwörter, aber man kann alles übertreiben!).


    Mit Monsieur Ozu bekommt das Buch dann etwas Handlung. Da man zum Ende hin erfährt, warum Reneé meint, ihre Intelligenz und ihr Wissen vor "den Reichen" (die natürlich allesamt oberflächlich und egozentrisch sind :rollen:) verstecken zu müssen, wird ihr seltsames Verhalten nachvollziehbar und die ganze Person sympathischer. Paloma dagegen bleibt mir bis zum Ende fremd, auch traue ich keinem Kind von 12 Jahren solche Gedanken zu.


    Ich habe mich fast darüber geärgert, dass die beiden Hauptfiguren der festen Überzeugung sind, nur sie und Monsieur Ozu könnten wahre Schönheit in der Welt und in der Kunst erkennen, während der Rest der Menschheit dafür keinen Sinn hat und seine Zeit damit verbringt, nutzlose Dinge zu kaufen. Vielleicht hätte hier auch mal ein Blick hinter die Fassade nicht geschadet.


    Es kann sein, dass ich mich zu sehr davon habe ablenken lassen, dass mir die Personen des Buches zu einseitig gezeichnet waren. Es gab schöne Gedanken und gerade zum Ende hin hat mich auch der Fortgang der Geschichte mehr und mehr gefesselt.



    2ratten

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Hallo knödelchen,


    bitte beachte unbedingt in Zukunft, dass Du diejenigen nicht spoilerst, die ein Buch noch nicht kennen: Auch, wenn Du es nicht so gerne mochtest, Deinen letzten Satz habe ich entsprechend editiert, denn der verrät den ganzen wichtigen Schluß :winken:


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Nimue, da hast du natürlich recht. Entschuldigung :redface:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Hallo Knödelchen!


    Deiner Rezi kann ich im Großen und Ganzen ebenso wie Jari zustimmen! Besonders die bigotte Art von Renée ging mir ziemlich gegen den Strich.

  • Ich stimme mit den meisten Meinungen hier so gar nicht überein. Ich fand das Buch wunderschön, gerade die literarisch-philosophischen Gedanken haben mich sehr angesprochen und die Gedankenwelt und Beobachtungsgabe der 12jährigen Paloma (die ja intellektuell ihren Altergenossen weit voraus ist), fand ich eigentlich sehr realistisch für so einen Menschen.


    Was die Kritik an der Sprache angeht: das französische Original liest sich extrem einfach, von Fremdwörtern oder aufgeblähten Fachtermini nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil, ich fand gerade die Sprache besonders poetisch ohne übertreiben und gestelzt zu sein. Wohl mal wieder ein Fall von verhunzter Übersetzung.


  • Was die Kritik an der Sprache angeht: das französische Original liest sich extrem einfach, von Fremdwörtern oder aufgeblähten Fachtermini nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil, ich fand gerade die Sprache besonders poetisch ohne übertreiben und gestelzt zu sein. Wohl mal wieder ein Fall von verhunzter Übersetzung.


    Jetzt im Ernst? :entsetzt: Oder könnte es sein, dass du in Französisch super gut bist und die Fremdwörter einfach überliest? Ich bin im Deutschen über so viele Wörter gestolpert, dass ich jetzt wirklich baff bin...

    //Grösser ist doof//

  • Die positiven Meinungen hier hatten mich zum Kauf bewegt, aber ich hatte das Buch damals nach weniger als 100 Seiten wieder ins Regal geworfen und später verkauft. Ich konnte mit der Art ebenfalls nichts anfangen und hatte mich ziemlich über diesen Fehlkauf geärgert. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, was genau ich so störend fand, aber ich erinnere mich nur noch an Langeweile und keinerlei "Spannung" bzw. Trigger im Roman, der mich evtl. zum Weiterlesen getrieben hätte. Eine absolute Nullnummer für mich.


    :flop:

    "Verzicht bedeutet für Frauen die kurze Pause zwischen zwei Wünschen."

    ~ Mario Adorf


  • Jetzt im Ernst? :entsetzt: Oder könnte es sein, dass du in Französisch super gut bist und die Fremdwörter einfach überliest? Ich bin im Deutschen über so viele Wörter gestolpert, dass ich jetzt wirklich baff bin...


    Möglicherweise liegt es daran, dass viele Wörter im Französischen normal sind und keine Fremdwörter, die den Lesefluss stören? Für vieles hat man im Deutschen dann ein "einfaches" Wort und das lateinische Fremdwort, wofür er sich entscheidet, ist Freiheit des Übersetzers.


  • Möglicherweise liegt es daran, dass viele Wörter im Französischen normal sind und keine Fremdwörter, die den Lesefluss stören? Für vieles hat man im Deutschen dann ein "einfaches" Wort und das lateinische Fremdwort, wofür er sich entscheidet, ist Freiheit des Übersetzers.


    Das kann gut sein, im Englischen ist das ja häufig ähnlich.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wenn das der Fall ist, ist der Übersetzer aber wirklich ein... Angeber? Wollte er einfach zeigen, welch super Wortschatz er zur Verfügung hat? Wenn ich noch Französisch könnte, würde ich mich am Original versuchen, um zu vergleichen...

    //Grösser ist doof//

  • Vielleicht wollte der Übersetzer auch "klugscheißern", weil Paloma diesen intellektuellen Anhauch hat?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe mir die Leseprobe von dtv angesehen und schon nach 2 Kapiteln würd ich sicher sagen, dass ich die deutsche Version vielleicht gar nicht beendet hätte, die Sprache ist in der Tat eine anstrengende Zumutung. Das Französische fließt hier wunderschön, gerade bei der Vorstellung der Concierge, es ist lebendig und man kann sich Renée wunderbar vorstellen. Und sie ist sympathisch, was ich im deutschen Text so gar nicht finde.

  • Die "deutsche" Concierge war mir durchaus unsympathisch, was vielleicht auch daran lag, dass sich das Buch überhaupt nicht flüssig lesen lässt. Ich denke, Valentine hat Recht: Hier wollte definitiv jemand klugscheissern. Oder der Übersetzer stammt aus dem Bereich der Fachbücher und hat sich seltsamerweise mal an einem Roman versucht...

    //Grösser ist doof//