Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels

Es gibt 102 Antworten in diesem Thema, welches 26.055 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Katjaja.

  • Jap, die Charaktere sind ziemlich platt und leben eigentlich nur von ihrem seltsamen Wortschatz. Zum Schluss versucht die Autorin noch irgendwie Gefühl in die Sache zu bringen, aber ich war einfach nur froh, dass es vorbei war. Da ich die Figuren nicht unbedingt mochte, konnte ich da auch gar nicht mitfühlen.

    //Grösser ist doof//

  • Ah ja das Ende... grrr. Ich bin gespannt, was tina dazu sagt.

  • Oje... so weit bin ich bei meinem ersten Versuch gar nicht gekommen. Aber ich habe dieselbe Vermutung wie Valentine. Die lateinischen Fachbegriffe sind in vielen Sparchen ja nur ein wenig verändert und werden so auch in der Alltagssprache verwendet. Ich weiß noch, wie viel ich von Gray's Anatomy gelernt habe. :breitgrins:


    Aber, wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Bechdel-Test somit bestanden. Zwei Frauen unterhalten sich über eine kranke Katze und werfen mit Fachbegriffen der Veterinärmedizin um sich. Eindeutig kein Mann in Sicht. Ich trage dir mal einen Daumen in der Liste ein. :zwinker:

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Meinst du Umberto Eco? :gruebel:


    Ja, genau den, nur empfinde ich das bei ihm nicht so aufgesetzt wie hier.


    Die beiden Grazien lassen sich hier über das Leben aus und urteilen darüber, aber ich habe das Gefühl, dass das wirkliche Leben ihnen ziemlich unbekannt ist und sie ihre Erfahrungen allesamt aus der Literatur ziehen. Bei Reneé mehr als Paloma. Was bedeutet denn Leben? interagieren mit anderen Menschen, verbaler Austausch, Freude, lachen und lieben - aber auch Zorn, Wut und Diskussionen. die beiden sind so abgekapselt in ihren Welten, weil ihnen ja der Rest der Bevölkerung zu blöd ist, um sich mit ihm abzugeben. Was ist das denn für ein Leben? Cool, wenn man 'ne Katze hat, die nicht widerspricht. Da habe ich fast den Eindruck, dass Paloma, diesbezüglich weiter ist, als ihr älteres Pendant.

  • Ich habe gerade ein Kapitel gelesen, das fand ich sehr interessant. Vor allem interssant fand ich, dass mich etwas fasziniert, an das ich vorher noch nie gedacht habe. Es geht um Schiebetüren. :breitgrins: Ja, Schiebetüren. Ihr habt richtig gelesen. Reneé macht sich Gedanken, warum Schiebetüren so viel besser sind, als "normale" Türen. Ich das gelesen und fast sofort bedauert, dass ich keine Möglichkeit habe, jemals Schiebetüren zu besitzen. Zumindest nicht da, wo ich jetzt wohne.
    Ich glaube das hat bestimmt etwas mit diesen Feng-Shui zu tun, aber es hat mich absolut überzeugt.

  • :lachen: Na, das ist eine Überlegung. Ich habe auch noch nie darüber nachgedacht. Aber es macht das Türe zuknallen bei einem Streit sehr viel schwerer...

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  • Ja, das mag wohl stimmen, aber auch die Türe die wir haben, sind so gebremst in ihrer Bahn, dass man sie nicht knallen kann.
    Es ging darum, wie sehr Türen in herkömmlichen Sinne die Wirkung eines Raumes stören, wenn sie geöffnet sind, weil immer ein Teil davon in den angrenzenden hineinragt. Ausserdem sind Schiebetüren sehr platzsparend.


    Übrigens hat sich so nach und nach meine Meinung ein wenig geändert. Paloma finde ich gar nicht mehr so schlimm. Entweder ich habe mich an sie gewöhnt, oder sie hat mich doch etwas berührt mit dem was sie schreibt. Ich sehe allerdings nach wie vor nicht ein 12jähriges Mädchen vor mir, sondern eher eine 14- oder 15jährige.


    Ausserdem gibt es nun regelmässig Gespräche zwischen zwei Frauen. Der Concierce Reneé und der Putzfrau Manuela und sie unterhalten sich über alles mögliche, jedoch nicht über Männer.


  • Übrigens hat sich so nach und nach meine Meinung ein wenig geändert. Paloma finde ich gar nicht mehr so schlimm. Entweder ich habe mich an sie gewöhnt, oder sie hat mich doch etwas berührt mit dem was sie schreibt. Ich sehe allerdings nach wie vor nicht ein 12jähriges Mädchen vor mir, sondern eher eine 14- oder 15jährige. .


    Ich kenne sehr viele Kinder und Jugendliche, die wie Erwachsene reden. Dieses "Phänomen" ist besonders dann gegeben, wenn es sich um Einzelkinder handelt. Ist glaube ich sogar nachgewiesen :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich habe gestern den letzten Teil des Buches in einem Rutsch gelesen. Auf einmal wollte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Alles änderte sich, als Kakuro auftauchte. Er war mir auf Anhieb sympathisch. Ein feiner, aber überhaupt nicht arroganter Mensch. Ich fand es auch schön dass,


    Trotzdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass die beiden das Leben erst bewerten dürften, wenn sie sich mal dazu entschließen würden auch daran teilzunehmen.
    Ich werde mit der Rezension noch etwas Zeit benötigen, denn hier fällt es mir wirklich schwer mir meine Meinung zu bilden. Ich kann mir trotz des positiven letzten Teils nicht den Gedanken verwehren, dass man aus dieser Geschichte viel mehr hätte machen können, wenn nicht so viel Klugscheißerei dabei gewesen wäre. :zwinker:

  • Ich kann mir trotz des positiven letzten Teils nicht den Gedanken verwehren, dass man aus dieser Geschichte viel mehr hätte machen können, wenn nicht so viel Klugscheißerei dabei gewesen wäre. :zwinker:


    Trifft das nicht für unser ganzes Leben zu? :breitgrins:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Oh ja, Kakuro hat für mich auch einiges gerettet und meiner Meinung nach hätte er auch schon viel früher im Buch auftauchen dürfen :zwinker:

    //Grösser ist doof//

  • [size=13pt]Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels[/size]

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    OT: L'Elégance du hérisson
    OA: 2006
    380 Seiten
    ISBN: 9783423246583


    Inhalt:
    Renée ist 54 Jahre alt und lebt seit 27 Jahren als Concierge in der Rue de Grenelle in Paris. Sie ist klein, hässlich, hat Hühneraugen an den Füßen und ist seit längerem Witwe. Paloma ist 12, hat reiche Eltern und wohnt in demselben Stadtpalais. Hinreißend komisch und zuweilen bitterböse erzählen die beiden sehr sympathischen Figuren von ihrem Leben, ihren Nachbarn, von Musik und Mangas, Kunst und Philosophie. Die höchst unterhaltsame und anrührende Geschichte zweier Außenseiter, ein wunderbarer Roman über die Suche nach der Schönheit in der Welt.


    Eigene Meinung:
    Es fällt mir sehr schwer dieses Buch zu bewerten. Dieser Roman wird von vorrangig zwei Protagonistinnen bestritten, welche sich beide als sehr intelligent erachten und somit teilweise sehr arrogant wirken. Ihre Monologe über den Sinn des Lebens, die Kunst und die Literatur wirken selbstgerecht, überheblich und streckenweise auch völlig überflüssig, denn sie tragen nicht wirklich zum eigentlichen Inhalt des Buches bei. Somit fiel es mir auch sehr schwer eine Beziehung zu den beiden „Damen“ aufzubauen. Ein Lichtblick ist da der japanische Mitbewohner Kakuro Ozu, der mit viel Empathie und Ungezwungenheit und ohne jegliche Vorurteile auf seine Mitmenschen eingeht. Leider taucht dieser erst in der Mitte des Buches auf, aber sein unkomplizierter Charakter und seine Einstellungen zum Leben machten das Ende des Buches dann letztendlich doch noch lesenswert.


    3ratten

  • Ich gehöre zu den Lesern, die das Buch gelungen fanden, genau so wie es ist. Mir haben alle Passagen durchwegs gefallen, sowohl die philosophischen Betrachtungen als auch das Zwischenmenschliche. Durch den ganzen Roman hinweg zieht sich eine feingeistige Stimmung, die mich fasziniert und in ihren Bann gezogen hat. Die elegante und durchaus anspruchsvolle Sprache mit ihren verschachtelten Sätzen passt perfekt zum Niveau dieser Erzählung und ich bin sehr gut damit zurecht gekommen.

    Mit den beiden Protagonistinnen, die jeweils als Ich-Erzähler auftreten, habe ich mich auch sehr schnell angefreundet. Ich fand es wahnsinnig spannend, Einblick in das Innenleben zweier solch starker Persönlichkeiten zu bekommen. Dass am Ende auch noch jede Menge Emotionen für Figuren und Leser ins Spiel kommen, hat das Buch für mich zur perfekten Lektüre gemacht. Hut ab vor diesem kleinen Meisterwerk!


    5ratten

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Meine Meinung

    Trifft das nicht für unser ganzes Leben zu? :breitgrins:


    Ja und ja :zwinker:


    Mir geht es ähnlich wie tina: es fällt mir schwer, das Buch zu bewerten. Ich mochte weder Paloma noch Renée sonderlich, die beide auf mich arrogant wirkten. Dafür mag es bei beiden gute Gründe geben. Renée gefällt sich in ihrer Rolle als dumme Concierge und Paloma schreibe ich einfach mal die Arroganz der Jugend zu. Trotzdem war ich am Anfang mehr als einmal dicht davor, das Buch zur Seite zu legen. ich wollte die beiden im normalen Leben nicht treffen, warum soll ich mich dann in einem Buch mit ihnen abgeben? Aber das Buch liest sich sehr flüssig, deshalb habe ich durchgehalten. Das Auftauchen von Kakuro Ozu hat mir die Sache deutlich erleichtert.
    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • ich wollte die beiden im normalen Leben nicht treffen, warum soll ich mich dann in einem Buch mit ihnen abgeben?


    Weil man dann nicht auf sie eingehen muss, sondern stiller Beobachter sein kann. Noch einfacher geht es nicht. :zwinker:

  • Weil man dann nicht auf sie eingehen muss, sondern stiller Beobachter sein kann. Noch einfacher geht es nicht. :zwinker:


    Ich muss zugeben, dass mich Bücher mit immer sympathischen Protagonisten, mit denen ich mich womöglich sogar identifizieren kann, deren Handlungen ich 1:1 nachvollziehen kann, auf Dauer sehr ermüden würden :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Weil man dann nicht auf sie eingehen muss, sondern stiller Beobachter sein kann. Noch einfacher geht es nicht. :zwinker:


    Mag sein. Aber auch im normalen Leben kann ich einfach weggehen.

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Doch dann kommt Monsieur Ozu, ein gediegener, japanischer Herr, der eine der freigewordenen Wohnungen im Haus kauft. Dieser Mann überschreitet ohne mit der Wimper zu zucken die fette Linie zwischen oben und unten , behandelt die jugendliche Paloma "wie einen Menschen" und spricht mit Renée wie mit seinesgleichen.


    Und hier finde ich auch das Thema des Buches: Wie begegne ich anderen Menschen?
    Offen und vorurteilsfrei, neugierig darauf, was der Mensch hinter seiner Fassade aus Kleidung, Beruf, Auto und Stand verbirgt? Oder eher mißtrauisch? Feindselig, weil ich fürchte, daß der Andere mich nicht für voll nehmen wird und mir nichts zutraut? Von oben herab weil ich denke, daß mir sowieso niemand das Wasser reichen kann?
    In der Realität kommt es selten zu echten Begegnungen zwischen Menschen. Vielleicht hilft es, dieses Buch zu lesen, um diesen Zustand zu verändern.


    Ich habe das Buch noch nicht gelesen - finde Buch und Film aber interessant - sehe hier aber einen "fetten" Widerspruch:


    Wenn man anderen Menschen vorurteilsfrei und auf Augenhöhe begegnet, dann macht man sich nicht über reiche und vermeintlich oberflächliche Menschen lustig.
    Wenn man wirklich "hochbegabt" ist und das auf alle Bereiche (und nicht nur das Lernen und Verbinden von wissenschaftlichen Fakten) bezieht, dann sieht man auch in diesen vermeintlich oberflächlichen Menschen Tiefgründigeres, Interessantes.


    Wenn man sich wirklich so viele Gedanken um alles Mögliche macht, würde das auch für dei Mitmenschen gelten und man würde es schaffen, unter deren Oberfläche zu schauen oder zumindest Hypothesen über mögliche, verborgene "Tiefgründigkeit", Motive und Gefühle dieser Menschen aufzustellen.


    Irgendwie hasse ich regelrecht Arroganz in Büchern.


    Bei Amy Chua ist mir dieses Weltbild schon arg auf die Leber geschlagen: "Ich bin zwar unsicher und muss es allen beweisen, insgeheim (oder offen :rollen: ) schaue ich aber auf die meisten anderen Menschen herab!"


    Solche Leute, Autoren wie Charaktere, sind mir leider ziemlich unsympathisch.


    Und eigentlich sollte Hochbegabte, oder Menschen, die allg. über vieles nachdenken, keine Probleme haben, so eine Arroganz als das zu erkennen, was sie ist, nämlich Intoleranz und Selbsterhöhung und eben auch hinter die Fassade der Mitmenschen sehen oder sich zumindest "denken" können.



    Übrigens könnte man Palomas Haltung wohl auch als ganz normale Teenagerhaltung ansehen: Alle anderen sind irgendwie "schlecht" und die ganze Welt ist düster.
    Typisch Frühpubertät?




    Liebe Grüße von
    Keshia


    PS
    Mich erinnert die Haltung ein kleines bisschen an das Tagebuch von Elizabeth Barrett-Browning "Diary by E.B.B.", das sie 1830/31 im Alter von 24/25 Jahren geschrieben hat.
    Dort findet sich zwar auch viel Humor, aber sie schreibt vor allem über drei Themen: Was sie liest und wie sie das bewertet, was sie mit ihrem Griechischlehrer erlebt, einem Nachbarn, den sie als Tutor auserkoren hat und den sie einmal pro Woche besucht, was er wohl denkt usw. (sie ist wohl etwas verschossen in den einzigen Mann mit ähnlichem Intellekt und ähnlichen Interessen in der Nähe) und auf wen sie so alles herabsieht und warum (ihre Schwester, "dumme" Nachbarn).
    Sympathie empfindet man dort allerdings trotzdem für EBB, weil sie auch selbstkritisch, stellenweise selbstironisch sein kann und man oft jugendliche Rebellion - trotz des Alters - herauslesen kann.

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()