Patrick Rothfuss - Der Name des Windes (Königsmörder-Chronik)

Es gibt 125 Antworten in diesem Thema, welches 41.455 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Samira.

  • Meine Meinung zu dem Buch:
    Gastwirt Kote, der eigentlich Kvothe heisst und genauso berüchtigt wie berühmt für seine angeblichen Heldentaten ist, erzählt seine Lebensgeschichte. Niedergeschrieben wird sie von einem neugierigen Chronisten, der eher zufällig auf die Taverne gestossen ist. Glaubt er…


    Doch die Rahmenhandlung wird schleierhaft belassen und der Autor vertröstet einen auf die nächsten Bände („Die Furcht des Weisen 1+2"). Hier hören wir erstmal von Kvothes Vergangenheit: Wie er mit einer Schautruppe aufgewachsen ist, wie er seine Eltern verloren hat, wie er nach Rache sinnt und auf der Suche nach den Mördern sich als obdachloser Junge durchschlägt, die Universität besucht und sich – natürlich – unsterblich verliebt.


    Der Autor beweist zunächst viel Feingefühl im Heraufbeschwören der Stimmung. Zwar werden Klischees benutzt, wo es geht, doch stets auf originelle Weise dargestellt. Sofort versinkt man dank der raffinierten Sprache in der Welt des Buches, möchte am liebsten gar nicht mehr aufhören.


    Allerdings gibt es dann doch einige Stellen, bei denen ich dachte: Im Ernst? Wirklich? Da wären zum einen die vielen Momente in Kvothes Leben, bei denen mir sein unglaubliches Glück ein wenig konstruiert scheint. Es gibt zu offensichtliche Zufälle. Und die Liebesgeschichte sagt mir auch nicht zu, dieses Mädchen ging mir irgendwann nur noch auf die Nerven. Sie ist ein bisschen zu damenhaft. Überhaupt scheinen Frauen in diesem Buch vor allem zur Dekoration zu dienen; Sie alle sind superhübsch, flacher als eine Pizza Margherita und scheinen nur darauf zu warten, dass der Held auf dem weissen Pferd (der natürlich bitte Kvothe sein soll) sie aus ihrem Alltagstrott rettet. Rothfuss wäre ansonsten ein wunderbarer Autor, würde er das nur sein lassen.


    Trotzdem habe ich es bis zum Schluss geschafft, was für so ein dickes Buch schon eine Leistung ist. Ich darf auch gar nicht zu viel meckern, denn ich liebe Kvothe ja auch, er ist ein wirklich toller, starker Hauptcharakter, dessen grösste Schwäche darin besteht, dass er seine Schwächen nicht gerne zugibt. Auch die meisten Nebenfiguren konnten mein Herz gewinnen. Hinzu kommen die vielen Kleinigkeiten, Details, bei denen die Augen zu leuchten beginnen und man sich fühlt, wie ein kleines Kind beim Geschenke auspacken. Szenen, bei denen man das Buch fest an sich drücken möchte vor Mitgefühl und Bange. Und die vielen, fein eingestreuten Weisheiten, die das ganze irgendwie echter erscheinen lassen.


    Patrick Rothfuss konkuriert bei mir nur noch mit Tobias O. Meissner um das Buch des Jahres, deshalb:


    4ratten und den :tipp:

  • Dieses Buch schlummerte viel zu lange in meinem Bücherregal und das passt im nachhinein ganz fantastisch. Denn auch in dieser Geschichte geht es um den unscheinbaren Wirt Kote, der eine bewegte Geschichte zu erzählen hat über seine Vergangenheit als Kvothe, den man den Blutlosen nannte.


    Ich war schon lange nicht mehr so gefesselt von einer Geschichte. Rothfuss hat mich unbemerkt in sein Buch gebannt und das nicht mal unbedingt mit tiefgründig verworrenem Fantasy, sondern mit seiner fast malerischen Sprache. Ich habe mich immer wieder ertappt wie ich ganze Zeilen nochmal bedächtig gelesen habe, weil ich sie ganz wundervoll geschrieben fand. Teilweise habe ich es fast bedauert, dass ich überhaupt gar kein musikalisches Talent habe und habe trotzdem Kvothes Liebe zu Musik verstehen können, eben weil es fast schon poetisch beschrieben wurde.
    Kvothes Entwicklungen zu beobachten – sowohl die menschlichen, als auch seine Fähigkeiten – waren fast als würde man seinem kleinen Bruder folgen, genau so "liebevoll" genervt war ich auch von oftmals naiven Reaktionen und Gedankengängen von ihm. Die Arroganz die hier oft angesprochen wurde ist mir persönlich nicht aufgefallen, aber ich kann nachvollziehen wenn ihm hier manche diese Eigenschaft zusprechen.


    Meine Probleme hatte ich nur mit den Frauen. Erstens, dass sie so rar gesät waren und zweitens, wenn sie gesät wurden die Ernte zumeist etwas dumm, naiv, puppenhaft und "Unbedingt-Gerettet-Werden-Wollen" ausfiel. Außer einer weiblichen Figur, Devi. Die wiederum dann zu wenig Schauplatz hatte.


    Kleine schriftstellerische Spielchen mit Fantasy-Klischees haben mich oftmals zum grinsen gebracht und überhaupt der Geschichte eine gewisse Frische gegeben, wenn man das so sagen kann.
    Eine wundervoll gezeichnete Welt, die ich nicht das letzte mal besuchen werde.


    Wegen des Frauen-Mankos, aber einer sonst rundum tollen Geschichte:
    4ratten

  • Gerade gelesen ... Patrick Rothfuss kommt zur Leipziger Buchmesse! Ich freue mich sooo sehr darauf. Meine Güte, bin ich jetzt gespannt auf das Programm, das morgen endlich erscheint. :pompom:

  • Habs auch gerade verschlungen und bin nun gespannt auf den ersten Teil von "Die Furcht der Weisen".
    Mich hat es überhaupt nicht an Harry Potter erinnert, das wundert mich etwas... Wenn, würde ich eine Nähe zum Stil von George R. R. Martin unterstellen, aber ist nur meine persönliche Meinung.
    Und ja, die deutsche Version ist leicht kürzer als die englische (meine Mutter hat die deutsche Version gelesen) - Aber ist ja immer noch ein ziemlicher Schmöker :smile:


    Ist jemand von euch schon komplett durch mit allen Bänden?

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.

  • Samira: der dritte Band der Reihe ist noch nicht erschienen, und meines Wissens gibt es auch noch keinen Erscheinungstermin. Die Schreibgeschwindigkeit teilen sich Rothfuss und Martin nämlich sicher :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Immerhin ist Rothfuss erst 42, dann bleibt ihm zum Glück noch ein bisschen mehr Zeit um uns weiter mit Fantasyfutter zu versorgen :zwinker:
    Außerdem wurde es (noch) nicht verfilmt, R. muss sich also nichts einfallen lassen, um genügend Material für eine neue Serien-Staffel zu haben.


    Mit komplett meinte ich mit dem zweiten Teil von Furcht der Weisen. Aber vermutlich bin ich hier die Einzige, die die Reihe erst so spät für sich entdeckt.

    Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die Gewaltigste.

    Einmal editiert, zuletzt von Samira ()