Patrick Rothfuss - Der Name des Windes (Königsmörder-Chronik)

Es gibt 125 Antworten in diesem Thema, welches 41.469 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Samira.

  • Ich hab es zu Weihnachten bekommen, aber bevor ich den Irving nicht beendet habe, hab ich Bücheranfangverbot. Aber es kribbelt in den Fingern

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich bin knapp über Seite 200 und so froh, dass ich dieses Buch nicht habe warten lassen. Endlich einmal wieder eine Geschichte, die mich voll in ihren Bann zieht, so dass ich noch nicht einmal mehr die nebenher laufende Musik bemerke. Außerordentlich gut. Ich lese gleich weiter :lesen:


    Einige hier kennen meinen Lesegeschmack sehr gut und können daher vielleicht abschätzen, ob es ihnen auch gefallen könnte. Bisher gebe ich eine klare Leseempfehlung!

  • Hallo,


    hier kommt meine Rezi:


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    Klappentext:


    My name is Kvothe. I have stolen princesses back form sleeping barrow kings. I burned down the town of Trebon. I have spent the night with Felurian and left with both my sanity and my life. I was expelled from the University at a younger age than most people are allowed in. I tread paths by moonlight that others fear to speak of during the day. I have talked to Gods, loved women, and written songs that make the minstrels weep.
    You may have heard of me.


    Meine Meinung:


    Ich habe bewusst den deutschen Klappentext vermieden, weil er einen Spoiler über eine Szene enthält, die erst nach über 100 Seiten kommt. Der englische Klappentext bezieht sich auf die ganze Trilogie, einige der erwähnten Ereignisse sind in Band 1 noch nicht geschehen, aber ich finde die Angaben allgemein genug, um nicht zu spoilern.


    Eigentlich hatte ich aufgrund des Covers eine sehr düstere Geschichte erwartet und hatte eher wenig Lust auf das Buch, wurde dann aber sehr positiv überrascht. Schon im Prolog zeigt sich die atemberaubende Sprache des Autors, die viel Stimmung schafft, ohne dabei sehr schwer zu lesen zu sein. Wer manchmal auf Englisch liest, dem würde ich das Original empfehlen. In der LR haben wir die Versionen teilweise verglichen und es geht schon was verloren durch die Übersetzung.


    Kvothe, der Hauptcharakter wächst bei seiner Familie auf, die mit einer Gauklertruppe durch die Lande zieht, lebt einige Jahre in Tarbean auf der Straße und landet schließlich an der Universität, wo er von einer Katastrophe in die nächste schlittert.
    Seine Kindheit mit seiner Familie ist unglaublich schön beschrieben, ich wäre am liebsten ins Buch geklettert und wäre mit den fahrenden Schauspielern durch die Lande gezogen. Auch die Nebencharaktere sind so lebensecht und einzigartig beschrieben, dass man innerhalb kürzester Zeit das Gefühl hat, die ganze Truppe zu kennen. Vor allem Ben, Kvothes Lehrer und Kvothes Eltern haben es mir echt angetan.
    Natürlich geht das Buch nicht ewig so idyllisch weiter, denn Kvothe muss als Straßenjunge einige schmerzhafte Erfahrungen machen. Schließlich schafft er es aber an die Universität, an der er für einigen Wirbel sorgt.
    Oft kann er seine Klappe einfach nicht halten, verscherzt es sich mit einigen Lehrern sowie Mitstudenten und steht deshalb vor dem universitätsinternen 'Gericht'.


    An der Universität lernt er auch die Magie, hier Sygaldry genannt, kennen und wird in den Anfängen unterrichtet. Das Magiesystem war für mich in dieser Form neu und deshalb ein besonderer Leckerbissen.


    Kvothe ist sehr begabt, sowohl für die Magie als auch die anderen Fächer in der Uni und auch für die Musik. Allerdings hat er dafür überhaupt keine Ahnung vom Umgang mit Mädchen, was für die ein oder andere lustige Szene sorgt. Nicht nur in diesen Szenen hat es der Autor durch seine Situationskomik geschafft, dass ich lauthals losgelacht habe. Allerdings schafft er das, ohne das Ganze ins Lächerliche zu ziehen.
    Kvothes Intelligenz war für mich realistisch dargestellt und auch seine 'Heldentaten' wurden erst durch die anderen dazu, die Gerüchte streuten und Geschichten über ihn erzählten. In den meisten der Situationen wusste er selbst erst nicht, wie er wieder rauskommt und konnte sich nur durch Improvisation retten. Er ist auch trotz seiner Fähigkeiten nicht arrogant oder überheblich geworden.


    Ich war teilweise sehr erstaunt und es hat das Buch für mich noch besser gemacht, dass der Autor einige Stilmittel verwendet, die mir sonst überhaupt nicht gefallen. Komischerweise hat es mir hier überhaupt nichts ausgemacht und teilweise haben sie mir sogar richtig gefallen. Normalerweise habe ich oft Probleme mit einem Ich-Erzähler, hier habe ich es aber erst nach ca. 200 Seiten überhaupt realisiert. Das war auch nicht das einzige Mal, einzig die Vorausdeutungen waren mir ein- oder zweimal etwas zuviel. Kvothe erzählt seine Geschichte im Rückblick, was einerseits die Spannung etwas rausnimmt (meine Nerven haben es dem Autor gedankt! :->), andererseits durch die geschickte Verbindung der Geschichten wieder an sich reizvoll ist.
    Sonst lese ich auch gern spannende Bücher und bin schnell gelangweilt, wenn nichts passiert. Hier hat mich das aber überhaupt nicht gestört und ich habe mich auf über 700 Seiten nicht gelangweilt, obwohl nicht immer was passiert. Ich kann garnicht so richtig erklären, warum mich das Buch dermaßen gefesselt hat.


    Insgesamt liegt es wohl an den wahnsinnig gut ausgearbeiteten, lebensechten Charakteren (vor allem bei den Nebencharakteren hat mich das sehr beeindruckt) und der überwältigenden Stimmung, gepaart mit spontanem Witz.


    Für mich nach 100 Seiten schon neues Lieblingsbuch, an das so schnell keiner rankommt, ein absolutes Wohlfühlbuch und damit eine 1:


    5ratten:tipp:


    Ich würde das Buch auch Leuten empfehlen, die sonst nicht Fantasy lesen, da die phantastischen Elemente eher im Hintergrund bleiben.


    LG, Mobi

  • ... hm... da muß ich doch hier mal gleich schauen und seh daß es durchwegs positive Beurteilungen gab.


    Mir ist das Buch beim Stöbern nach Weihnachtsgeschenken ins eigene Einkaufsregal gesprungen :breitgrins: Jetzt lese ich es gerade, bin jetzt auf Seite 100 und es stellt sich heraus, daß es das erste Fantasy-Buch seit Längerem ist das mich anfängt zu begeistern :)
    Bin schon gespannt auf's weiterlesen heute Abend.


    Hatte jetzt ne kleine Lesepause nach "Die Bücherdiebin" . Nach dem Buch wußte ich erstmal nicht so recht womit ich jetzt weiterlesen sollte, weil es mich sehr berührt hat und mich sprachlich derart begeistert hatte, daß danach erstmal ein Loch war, ich hab das Buch regelrecht vermißt und mir sogar überlegt es gleich nochmal zu lesen, aber dann wollte es eine Freundin gern ausleihen.


    Also les ich jetzt "Der Name des Windes" und habe fast den Eindruck ich hab mir genau das richtige aus dem Stapel gegriffen :klatschen:


  • Also les ich jetzt "Der Name des Windes" und habe fast den Eindruck ich hab mir genau das richtige aus dem Stapel gegriffen :klatschen:


    Freut mich, dass es dir gefällt. Viel Spaß weiterhin!


    LG, Mobi

  • Auch ich bin jetzt (leider schon) durch mit dem Buch und der Eindruck vom Anfang hat sich fortgesetzt bzw. noch verstärkt.
    Ich bin wirklich absolut begeistert von der Geschichte :klatschen:


    Kvothe, der Magier und Mensch dessen Lebensgeschichte erzählt wird, ist von Anfang an absolut präsent, seine Lebensgeschichte nimmt vom ersten Moment an gefangen. Er selbst erzählt einem Chronisten seine Lebensgeschichte, wie es dazu kommt und wie der Magier in dieser Zeit lebt wird am Anfang des Buches dargestellt. Dann beginnt der Magier mit der Erzählung seines Lebens, ganz in der Manier eines großen Geschichtenerzählers, ist der doch auch und vor allem ein Kinder seiner Eltern, die große Schauspieler und Dichter waren. Man taucht völlig in die Geschichte ein. Dieser Kvothe ist von seinen intellektuellen Fähigkeiten her wohl mehr als hochbegabt und im Grunde wohl ein Genie, dennoch ist er durchwegs auch einfach ein Mensch mit Fehlern und Kanten, der sich im Laufe der Geschichte oft genug selbst ein Bein stellt, dennoch auch immer wieder auf Menschen trifft die seine besonderen Fähigkeiten erkennen, es ihm aber dennoch nicht leicht machen. Dies Unperfektheit und durchaus auch die im Rückblick humorvolle und ehrliche Einschätzung seiner selbst macht ihn ungemein echt und sympathisch.


    Sehr interssant fand auch ich das sehr gut durchdachte Magiesystem, welches immer wieder starke Bezüge zu naturwissenschaftlichen, physikalischen und chemischen Grundlagen aufweist. Es wirkt auf eine gewisse Art bodenständig und gerade deshalb besonders faszinierend. Es ist zunächst immer nur ein Fünkchen Magie nötig, um die besonderen Ergebnisse und Verbindungen zu erzielen, der "Rest" ist ein tiefes Verständnis für die natürlichen Vorgänge.


    Die andere Ebene der Magie ist schon eher bekannt: Kennt man den wahren Namen der Dinge beherrscht man sie. Ähnliches gibt es häufiger in phantastischen Geschichten, aber auch das wird in diesem Buch anders und sehr eindrucksvoll beschrieben. Man spürt den Wind ..... und man spürt die Kraft die hinter dem Zauber steckt. Es gibt erzählerische Momente in dem Buch die ich als poetisch oder lyrisch beschreiben möchte. Überhaupt spielt Rythmus und Musik eine große Rolle über die ganze Handlung hinweg, sowohl inhaltlich wie sprachlich, auch das schafft immer wieder eine besondere Atmosphäre.


    Nun hab ich ja doch schon ein paar Bücher gelesen in denen es zumindest anfangs auch um Magierschulen/Universitäten geht, aber auch diese Handlungsstränge waren in diesem Buch bisher keine Minute langweilig. Auch hier ist die Sache sehr bodenständig ausgelegt, an der Universität werden nicht nur Magie-Fächer unterrichtet, sondern auch so grundlegende Dinge wie Physik, Chemie, Handwerk. Ohne finanzielle Mittel geht aber an dieser Uni wenig und Kvothe muß sich als völlig mittelloser Student immer wieder was einfallen lassen um Geld für das Studium aufzutreiben und mehr als einmal steht er vor dem Aus. Auch das eine Unterscheidung zu vielen anderen "Schul"Büchern. Die Geschichte steht auf realistischen Grundpfeilern und kippt immer wieder, manchmal nur für wenige Momente ins Phantastische hinüber. Ebenfalls sehr geschickt eingebunden scheint mir die Vermittlung der imaginären Welt. Es wird fast nebenher mittels Erzählungen und Liedern, die in die eigentliche Geschichte eingeflochten sind, etwas über die Geschichte, Mythologie und die Strukturen dieser Umgebung vermittelt, prägt sich deshalb aber umso besser ein, weil es dadurch auch fast immer verbunden ist mit den zugehörigen Emotionen der jeweiligen Situation.


    Seltsamerweise passiert in dem Buch zumindest oberflächlich gesehen im Gegensatz zu vielen anderen Fantasy-Geschichten relativ wenig wirklich Spektakuläres, aber dennoch fesselt das Buch durchgehend. Die Charaktere kommen einem nahe, sind sehr gut beschreiben und man lebt wirklich mit.
    Wie dieser Sog erzeugt wird ist mir nicht ganz klar, es muß wohl an der teilweise lyrischen Sprache liegen, an der guten Ausarbeitung der Charakterzüge....
    Jedenfalls steht mir Kvothes Kindheit/Jugend jetzt vor Augen als ob ich selbst direkt dabeigewesen wäre. Nebenbei für mich eins der Bücher mit den schönsten Namen für die Charaktere, vom Klang her immer perfekt passend zum Charakter, wobei das natürlich ein sehr subjektives Empfinden ist.


    Auch von mir eine absolute eine absolute Leseempfehlung .... :tipp:


    Ich lechze schon jetzt nach dem 2. Band, der allerdings erst im April auf englisch erscheint. Ich werde aber auf die deutsche Fassung warten. Hoffentlich kommt sie bald :) .
    EDIT: Hab hier im gerade noch gelesen daß es wohl noch länger dauern wird bis der zweite Band rauskommt...

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    In einem abgelegenen Ort steht ein Wirtshaus. Dieses wird geführt von Kote, einem rothaarigen Wirt mit grünen Augen. Alle wissen er ist nicht von hier, jedoch wurde er integriert und er führt ein ruhiges und erfülltes Leben. ... so scheint es zumindest. Große Spinnenwesen - Dämonen - finden den Weg in das verschlafene Dorf, fallen über eine Kuh her und verletzen auch den Bauern ganz erheblich.


    So einfach und fast trivial beginnt diese erfrischend aus der Masse der Fantasy-Romane herausstechende Erzählung. Es ist die Lebensgeschichte Kvothes, des bekanntesten und am meisten gesuchten Zauberer. Er selbst erzählt diese Geschichte in seiner Wirtsstube einem Chronisten, welcher sie in atemberaubender Geschwindigkeit festhält. Denn in Kvothes Leben gibt es keine Pausen.


    Dass dieser Roman ein Erstling ist, mag man kaum glauben, strotzt er doch nur so vor Intelligenz. Die Formulierungen sind immer passend, Rothfuss findet Zugang zu mir als Leser, wie kaum ein Autor. Immer wieder dachte ich bei einzelnen Passagen "Genau das habe ich jetzt auch gerade gedacht" oder "Wie recht er doch hat". Die Personen handeln glaubhaft, sind echt, sie könnten geradezu neben mir wohnen. Außerdem spielt der Autor mit den Klischees des Genres, was das Lesen für Fantasy-Kenner noch einmal besonders attraktiv macht. Dieses Buch ist unglaublich gut auch ohne viele Erklärungen der "phantastischen" Welt drumherum, vermutlich sogar gerade deswegen. Die Personen sind keine dümmlichen Figuren - im Gegenteil, sie denken nach (jeder in seinem Rahmen) und handeln dementsprechend.


    Die Zeit Kvothes auf der Universität mögen einige mit Harry Potters Zeit in Hogwarts vergleichen. Hat sie aber doch außer der Tatsache, dass es sich um eine Ausbildung handelt, nichts miteinander gemein. Kvothe ist eine völlig andere, eigene Persönlichkeit - einzig die Tatsache, dass es an beiden Orten um die Ausbildung der Personen geht, ist eine Gemeinsamkeit.


    Zugegeben wirkte Kvothe auf mich mit zunehmendem Alter immer arroganter. Auch dies aber passt auf seine Person und warum müssen Hauptpersonen einem immer in allen Punkten sympathisch sein? Nicht ohne Grund wird er wohl von so vielen im Land gesucht...


    Dieser Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Ich konnte komplett darin abtauchen. Seit langer Zeit endlich mal wieder ein herausragendes Fantasy-Werk, welches auch den Leser ernst nimmt. Ich bin wirklich traurig, erst spät in diesem Jahr wieder zu Kvothe zurückkehren zu können. Schade, dass es nur so wenig phantastische Literatur auf diesem Niveau gibt. Ja, auch wir Fantasy-Liebhaber möchten gute Bücher lesen :) Der Autor hat seine Jugend mit Tolkien und McCaffrey verbracht. Bleibt Hoffnung, dass aus dieser Generation noch viel derart gute Fantasy hervorgebracht wird. Einen neuen Meister haben wir jetzt auf jeden Fall schon gefunden!


    5ratten :tipp:

  • Ich bin ja eigentlich ein ziemlicher Fantasy-Muffel, aber diesem Buch konnte ich einfach nicht widerstehen. Hoffe, ich komme bald dazu es zu lesen.

    &quot;Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler&quot; (Philippe Dijan)<br /><br />[url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/11612.0.html]Mein SUB[/url


  • Ihr schafft mich mit euren guten Rezis! Es wird immer schwieriger, zu widerstehen :schwitz:
    :verschwoerung:


    ***
    Aeria


    Geplant ist der Kauf bei mir auch schon. :breitgrins:
    Allerdings will ich auf das Taschenbuch warten.
    Wenn ich es so lange aushalte. :grmpf:


  • Thomas
    Die Klett-Cotta-Bücher gibt es immer nur als teures HC, auf manch ein Taschenbuch warte ich schon seit Ewigkeiten.


    Ja, das könnte länger dauern. Aber dieses Buch ist die Investition auch wirklich wert. Vielleicht kannst du es mit jemandem zusammen kaufen oder du trennst dich hinterher wieder davon. Das könnte ich allerdings nicht, sicher möchte ich beim Lesen von Band 2 und 3 noch einmal reinschauen.



    Sehr sympathisch fand ich übrigens auch Patricks Blog-Eintrag I'm Kind of a Big Deal (in Germany). Er kann seine Wertschätzung und die Tatsache, dass sein Buch ein Lesebändchen hat, gar nicht fassen :breitgrins:

  • Aeria: Falls du auf englisch liest, kleiner Tipp: Das TB kostet auf englisch nur 5 Euro. Und auf englisch kommen auch die Nachfolgebände früher... :zwinker:


    LG, Mobi

  • Der Name des Windes


    "Der Name des Windes" handelt vom Wirt Kote. In seinem Gasthaus quartiert sich der Chronist ein, der in Kote den legendären Kvothe erkennt und im Folgenden dessen wahre Geschichte aufschreibt. Kvothe erzählt davon, wie er seine Kindheit mit seinen Eltern bei deren Wandertruppe verbracht hat, von seinen ersten Berührungen mit der Magie und schließlich von seiner Ausbildung an der Akademie. Dabei ist der Hauptprotagonist immer eher ein Underdog, mit Ecken, Kanten und auch dunkleren Seiten als der strahlende
    Held, was ihn für mich umso sympatischer macht.


    Im Vowort erwähnt Patrick Rothfuss Narnia, Pern und Mittelerde, aber vor allem erinnert mich das Buch an Ursula K. le Guins Erdsee-Romane. Sowohl der Schreib-Stil, als auch bestimmte Teile der Handlung. Beide Geschichten handeln vom Aufstieg eines "einfachen" Jungens zum mächtigen Magier und in beiden Büchern sind Namen für die Magie sehr wichtig.
    Vergleiche mit George R.R. Martins "Lied von Eis und Feuer" hinken meiner Meinung nach, da Martins Geschichte wesentlich komplexer ist. In Rothfuss Buch gibt es nur zwei Handlungsstränge, den in der Gegenwart, der fast auschließlich im Wirtshaus spielt und Kvothes Geschichte.


    Gerade das ist aber auch die Stärke des Buches. Man weiß praktisch von Anfang an, wo die Geschichte endet. Der Gegensatz zwischen dem Kvothe in der Gegenwart und dem Kvothe an der Akademie ist aber so groß, dass man sich ständig fragt, wie denn aus dem jungen ambitionierten Schüler der resignierte Wirt Kote wird.
    Der Aufbau der Handlung mit der Geschichte in der Geschichte ist wirklich gelungen. Man muss sich in den kurzen Zwischenspielen in der Gegenwart immer wieder klar machen, dass der Wirt gerade derselbe Kvothe ist, der kurz vorher noch als junger Schüler an der Akademie zu kämpfen hatte.


    Um die Geschichte etwas realer erscheinen zu lassen, lässt Patrick Rothfuss Kvothe erwähnen, dass "dies ja keine Geschichte sei, und deshalb jetzt nicht dies und das passiert". An der ersten Stelle fand ich den "Trick" noch ganz gelungen, allerdings wird er leider mindestens einmal zu oft verwendet. Auch verläuft vieles in Kvothes Leben eben doch wie in einer Geschichte, oft geht alles etwas zu glatt, mehr als nur einmal rettet Kvothe sich aus scheinbar ausweglosen Situationen.


    Richtig gestört hat mich an einigen Stellen die Sprache. Vielleicht liegt es nur an der Übersetzung, aber ich bin immer wieder über Begriffe wie "Junkie", "Ausweis für die Essensausgabe" oder "Straßenverkehr" gestolpert, die meiner Meinung nach nicht ins Umfeld passen.


    Auf den letzten 50 Seiten nimmt dann die Story in der Gegenwart nochmal Fart auf. Da es der erste Band einer Trilogie ist, bleiben natürlich trotzdem viele Fragen offen.


    Insgesamt ein gelungener Auftakt, ein Buch das durchaus zu fesseln weiß und da ist bestimmt noch Potential für mehr.


    4ratten


    Seoman

  • Kvothe hat eine glückliche Kindheit bei der fahrenden Schauspielertruppe seiner Eltern, in der auch er selbst gerne kleine Rollen übernimmt. Von einem alten Weisen, der zeitweise mit der Truppe reist, lernt er einfache magische Bindungen und die Grundlagen der zugehörigen Wissenschaft, und in ihm wächst der Wunsch, eines Tages an der berühmten Universität in Imre zu studieren.


    Seine Unbeschwertheit endet jedoch eines Tages jäh, und im folgenden schlägt er sich mühselig alleine durch und lebt von der Hand in den Mund, bis er den großen Schritt wagt, sich an der Universität zu bewerben, und prompt angenommen wird. Dies bedeutet aber nicht das Ende aller Schwierigkeiten, denn er hat kaum Geld (und das Leben in der Stadt ist ziemlich teuer!) und macht sich mit seiner aufgeweckten Art, seinen überlegenen Fähigkeiten und seiner großen Klappe ziemlich schnell einen Erzfeind ...


    Dies ist nur eine sehr grobe Beschreibung des Inhalts dieses wundervollen Buches, die ihm kaum gerecht werden kann. Patrick Rothfuss versteht so zu schreiben, dass man Seite um Seite weiterblättert, auch wenn eigentlich gerade gar nichts Spektakuläres geschieht, allein die wunderschöne Sprache, die ausdrucksvollen Bilder, die vor dem inneren Auge entstehen, und die treffsicheren Beobachtungen menschlicher Eigenschaften und Emotionen lohnen die Lektüre.


    Die Fantasy-Elemente sind eher zweitrangig in diesem Buch, von den Chandrian und der Magie (die aber nie als solche bezeichnet, sonderen eher wie eine chemieähnliche Wissenschaft beschrieben wird) abgesehen. Die Musik spielt eine sehr große Rolle und sorgt für einige der schönsten Szenen des Romans, ebenso wie die Wissenschaft und Forschung und die Gegebenheiten an der Universität, in der es so manches Geheimnis gibt, das Kvothe ergründen möchte. Freundschaft und Liebe dürfen natürlich auch nicht fehlen, kommen aber auf unaufdringliche und unpathetische Weise ins Spiel.


    Um die eigentliche Geschichte Kvothes rankt sich eine Rahmenhandlung, in deren Verlauf vieles bereits angedeutet wird, was man später im Detail erfährt. Dieser Kniff nimmt jedoch keine Spannung, sondern steigert sie eher, weil man immer gerade so viel im Unklaren gelassen wird, dass man gar nicht anders kann als weiterzulesen und festzustellen, dass die Dinge doch anders verlaufen sind, als man angenommen hatte.


    Ein äußerst gelungenes Fantasy-Debüt mit feinem Humor, wohldosierten Emotionen und einer differenzierten Charakterzeichnung. Mehr davon!!


    5ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • „Der Name des Windes“, die Königsmörder Chronik (erster Tag) erzählt Kvothes Geschichte, der jetzt als Wirt eine Taverne betreibt. Doch so ruhig war sein Leben nicht immer, ganz im Gegenteil. Schon jung war er auf sich selbst gestellt, und hat sich all das was er hat, hart erkämpfen müssen. Zum Beispiel auch die Möglichkeit, an der Universität zu studieren um Arkanist zu werden. Sein großes musikalisches Talent hilft ihm, über die Runden zu kommen. Doch er hat viele Feinde, die ihm das Leben schwer machen und sogar nehmen wollen. Aber auch einige Freunde, die versuchen ihn vor den größten Torheiten zu bewahren.


    Viele seiner Abenteuer werden in diesem Band nur angedeutet und erst in den folgenden ausführlicher erzählt. Hier liest man über Kvothes Jugendjahre und seine Zeit an der Universität. Was gerne mal zu Vergleichen mit Harry Potter geführt hat, die aber dermaßen weit hergeholt sind, dass man sie am besten gleich wieder vergisst. Dieses Buch hat nichts mit Harry Potter gemeinsam. Ich würde es eher auf eine Ebene mit Robin Hobbs „Weitseher Saga“ oder auch G. R. R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ stellen. Sowohl vom gekonnten Aufbau her, als auch von der anspruchsvollen Sprache.


    Patrick Rothfuss schafft eine wunderbare Atmosphäre, in der man das Gefühl hat, sich zusammen mit den Protagonisten in der Gaststube zu befinden. Die Wärme des Feuers zu spüren, den Duft des Eintopfs zu riechen und das raue Holz der Theke unter den Händen zu fühlen. Das und die ausführliche Charakterzeichnungen sind es, die für mich die Qualität dieses Buches ausmachen.


    Die Welt an sich ist eine klassische Fantasy-Welt mit mittelalterlichem Vorbild. Eine interessante Idee fand ich die Form der Magie, für die man hier kein magisches Potential braucht, sondern Intelligenz und Wissen.


    Kleinere Sprachmerkwürdigkeiten, die ich auf die Übersetzung schiebe, habe ich hier gerne verziehen, da der Rest des Buches sehr stimmig war. Aber Wörter wie Gully und Straßenverkehr gehören nicht wirklich in einen Fantasy-Roman, auch „Ladys first“ wirkte leicht unpassend.


    Lange bin ich um dieses Buch herum geschlichen, bereue aber nicht, es mir dann doch gegönnt zu haben. Patrick Rothfuss gehört ab sofort zu den Autoren, deren Bücher ich mir im Hardcover leiste. Den zweiten Band auch sicher so schnell wie möglich nach Erscheinen, worauf ich schon jetzt ungeduldig warte.


    Im Bereich der Fantasy war „Der Name des Windes“ seit langem mal wieder ein richtiges Highlight für mich.


    5ratten :marypipeshalbeprivatmaus: :tipp:


  • Kleinere Sprachmerkwürdigkeiten, die ich auf die Übersetzung schiebe, habe ich hier gerne verziehen, da der Rest des Buches sehr stimmig war. Aber Wörter wie Gully und Straßenverkehr gehören nicht wirklich in einen Fantasy-Roman, auch „Ladys first“ wirkte leicht unpassend.


    Das war mir auch schon aufgefallen. Liest irgendjemand das Buch auf englisch? Wäre interessant zu wissen, ob hier wirklich bei der Übersetzung geschludert wurde.


    Seoman

    Einmal editiert, zuletzt von Seoman ()

  • So, ich hab gestern The Name of the Wind auch beendet,
    und ich muss sagen, es gehört ab jetzt definitiv zu meinen Lieblingsbüchern!
    Anfangs stand ich diesem fantastischen Buch etwas skeptisch gegenüber, weil es so viele gute Kritiken erhalten hatte und ich praktisch sicher war, dass es meinen hohen Erwartungen nicht standhalten könnte. Aber es ist wirklich ein toller Auftakt zu einer wahrscheinlich sehr gelungenen Trilogie.


    Mit Kvothe hat Rothfuss eine mysteriöse und faszinierende Hauptfigur geschaffen, die den Leser immer wieder aufs neue überrascht. Der Kontrast zwischen Kote, dem Wirt des Waystone, und Kvothe, dem jungen Ema Ruh und Schüler an der Universität, ist wie Tag und Nacht. Man wird von dem wunderschönen Schreibstil gefesselt und erlebt Kvothe's Lebensgeschichte hautnah mit. Es kommt einem so vor, als ob man selbst einer der Zuhörer im Waystone ist und der unglaublichen Geschichte des Wirtes lauscht.
    Ich kann es kaum erwarten Band 2 in den Händen zu halten und endlich zu erfahren welche Hürden Kvothe noch bevorstanden. Ob er wohl schon im 2. Band den Namen "Kingkiller" bekommt? :zwinker:


    Allerdings frage ich mich, ob Patrick Rothfuss nicht auch nach dem Ende der Kingkiller Chronicles seine Geschichte weiterwebt. Schließlich wird Kvothe (als Wirt) mit mehreren Problemen wie den Scrael konfrontiert und theorethisch wäre es möglich an diesem Punkt anzuknüpfen und Kvothe auch nach seiner erzählten Lebensgeschichte erneut zum Helden einer weiteren Reihe zu machen. Ich, als begeisterter Leser des ersten Teils, wäre bestimmt nicht abgeneigt zu erfahren was mit Kvothe und den Dämonen der Gegenwart geschieht. :breitgrins:


    Ich vergebe: 5ratten :tipp:


    Übrigens, wenn es jemanden interessiern sollte, habe ich hier einen Link zu einem Ausschnitt aus The Wise Man's Fear gefunden:
    http://fantasyhotlist.blogspot…rom-patrick-rothfuss.html


    Seoman
    Ich hab auf Englisch gelesen, aber ich bin mir nicht sicher ob die Worte richtig übersetzt wurden.
    Hmmh, das Wort "drain" könnte man wohl als Gully bezeichnen. Es bedeuted auch Abfluss, Ablass, Ablauf etc. Bei Straßenverkehr bin ich mir nicht sicher... :gruebel:

    &quot;Books are, let&#39;s face it, better than everything else.&quot;<br />Nick Hornby :leserin:

    Einmal editiert, zuletzt von bumbelbee ()

  • Da ich im faslschen Thread gelandet bin, hier mal ein Zitat von mir selber *g*


    up and down