Das Dekameron - Erster Tag

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 19.511 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von mohan.

  • Ich habe mich heute in den Kampf gestürzt und die Vorrede sowie die "Vorgeschichte" bis zur ersten Erzählung gelesen.


    Die Sprache ist im Vergleich zu meiner Parallellektüre (Dumas - Die drei Musketiere) schon komplizierter und ich muss mich auch mehr konzentrieren, um den Sinn der Sätze zu erfassen.


    Die Vorrede fand ich etwas merkwürdig. Die Sammlung dieser Erzählungen soll liebeskranken Menschen wieder zu mehr Lebensfreude helfen? Hmm, mal schauen, ob in den Geschichten wirklich Rat und Tat in Liebesangelegenheiten bieten können. Bisher habe ich aber eher gemeint, dass es einfach einzelne Erzählungen wären, die nicht unter einem einheitlichen Motto stehen.
    Das wird in der "Vorgeschichte" insoweit auch bestätigt, dass Pampinea (Wer hat sich diese Namen ausgesucht??? Steckt da eine tiefere Bedeutung dahinter?) am ersten Tag vorgibt, dass "jeder eine Geschichte von beliebigem Inhalt erzählen [soll]". Vielleicht stehen aber die Erzählungen der folgenden Tage jeweils unter einem Motto? Mal sehen.


    Was mir reichlich verquer vorkommt, ist die Einstellung des Erzählers zum weiblichen Geschlecht. Wir Frauen sind alle schwach und haben keine Willensstärke. Ein ganz schön starkes Stück sind die Worte, die er Elisa in den Mund legt:

    Zitat

    Wahrlich, die Männer sind das Haupt der Frauen, und ohne ihre Anordnungen gedeiht selten eine unserer Unternehmungen zu einem löblichen Ende.


    Aber nur wenige Seiten später präsentiert er Pampinea (unzweifelhaft eine Frau!) als diejenige, die den Aufenthalt auf dem Land in den Grundzügen organisiert und den Ablauf des ersten Tages vorgibt. Ebenso ist sie diejenige, die überhaupt erst die Idee hatte, vom pestverseuchten Florenz aufs Land zu fliehen und der sich die anwesenden jungen Männer (das starke Geschlecht) anstandslos unterordnen. Das ist mMn insich nicht stimmig, unabhängig davon, wann das Buch geschrieben wurde.


    Auf die nun folgenden Erzählungen bin ich schon gespannt. Hoffentlich erfährt man in ihnen etwas mehr über die 10 Protagonisten, denn bisher konnte ich mir außer von Pampinea noch von keinem ein halbwegs genaues Bild machen.


    LG Myriel :winken:

  • Hallo zusammen,


    nach meinem schier endlosen Vorwort geht es nun endlich los. Ich bin auch bis zum Beginn der ersten Geschichte gekommen. Die Beschreibung der Zustände während der Pest waren schauerlich, aber interessant. Ich versuche mir immer vorzustellen, welche Zustände und Folgen eine solche Epidemie in unseren Zeiten auslösen würde.


    Die Sammlung dieser Erzählungen soll liebeskranken Menschen wieder zu mehr Lebensfreude helfen? Hmm, mal schauen, ob in den Geschichten wirklich Rat und Tat in Liebesangelegenheiten bieten können.


    Ich habe das so verstanden, dass die leidenden Damen durch die Erzählungen Ablenkung bekommen sollen.



    Das wird in der "Vorgeschichte" insoweit auch bestätigt, dass Pampinea (Wer hat sich diese Namen ausgesucht??? Steckt da eine tiefere Bedeutung dahinter?) am ersten Tag vorgibt, dass "jeder eine Geschichte von beliebigem Inhalt erzählen [soll]". Vielleicht stehen aber die Erzählungen der folgenden Tage jeweils unter einem Motto? Mal sehen.


    Ja, die restlichen Tage haben jeder ein bestimmtes Motto. Pampinea soll - wie auch die anderen - eine Frau aus Boccaccios Umfeld gewesen sein, denen er andere Namen gab, um sie zu schützen. Ich halte Pampinea für eine sehr starke Frau, auf jeden Fall hat sie Führungsqualitäten. Dass sie sich dann doch der Gewalt eines Mannes unterordnet, ist wohl auf die damaligen Gepflogenheiten zurückzuführen. Dominant durften die Frauen damals nur unterschwellig sein.


  • nach meinem schier endlosen Vorwort geht es nun endlich los. Ich bin auch bis zum Beginn der ersten Geschichte gekommen. Die Beschreibung der Zustände während der Pest waren schauerlich, aber interessant. Ich versuche mir immer vorzustellen, welche Zustände und Folgen eine solche Epidemie in unseren Zeiten auslösen würde.


    Ein Vorwort gab es bei mir zum Glück nicht und so konnte ich gestern dann direkt starten. Ich habe auch bis zum Beginn der ersten Geschichte gelesen. Einerseits war die Beschreibung wie ein Fenster in eine andere Zeit, doch als ich ein bisschen über das Verhalten der Menschen während der Pestepidemie nachgedacht habe, bin ich zum Entschluss gekommen, dass wir uns heute im Falle einer solchen Epidemie auch nicht anders verhalten würden. Jeder ist sich selbst der Nächste, daran würde auch der ganze Fortschritt in Medizin, Technik etc. nichts ändern, den wir seit jener Zeit gemacht haben. Das ist kein schöner Gedanke!



    Was mir reichlich verquer vorkommt, ist die Einstellung des Erzählers zum weiblichen Geschlecht. Wir Frauen sind alle schwach und haben keine Willensstärke. Ein ganz schön starkes Stück sind die Worte, die er Elisa in den Mund legt:


    Aber nur wenige Seiten später präsentiert er Pampinea (unzweifelhaft eine Frau!) als diejenige, die den Aufenthalt auf dem Land in den Grundzügen organisiert und den Ablauf des ersten Tages vorgibt. Ebenso ist sie diejenige, die überhaupt erst die Idee hatte, vom pestverseuchten Florenz aufs Land zu fliehen und der sich die anwesenden jungen Männer (das starke Geschlecht) anstandslos unterordnen. Das ist mMn insich nicht stimmig, unabhängig davon, wann das Buch geschrieben wurde.


    Die Einstellung zum weiblichen Geschlecht finde ich nicht weiter erstaunlich oder besorgniserregend, immerhin wurde das Buch in einer ganz anderen Zeit geschrieben, in der an so etwas wie Gleichberechtigung noch gar nicht zu denken war. Dass einige Frauen doch starke Persönlichkeiten sind und sich nur scheinbar Männern unterordnen müssen stellt da für mich keinen Widerspruch dar!


    Am Anfang fiel es mir ganz schön schwer, mich in das Buch einzufinden, die Sprache ist doch nicht ganz so einfach, wie in den Büchern, die ich in letzter Zeit so gelesen habe. Aber mit etwas mehr Konzentration als sonst war diese Barriere bald überwunden.
    Ich freue mich schon auf die ersten Geschichten!


    Liebe Grüße,
    Stefanie

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Decamerone Einleitung/Erster Tag


    Um der Pest zu entkommen, begeben sich sieben Frauen und drei Männer auf ein Landgut. Sie machen sich keine Gedanken darüber, was mit ihrem Heim und ihrem Besitz geschieht, sondern wollen die Zeit mit dem Erzählen von Geschichten verbringen. Jeden Tag wird eine der Personen König oder Königin des Tages und darf das Thema der Geschichten bestimmen.


    Am ersten Tag ist dies Pampinea, und es ist schon fast zu erwarten, dass die Themenvorgabe noch sehr allgemein ist. Entsprechend weit gefasst ist denn auch das Spektrum der Vorträge. Ebenso war zu erwarten, dass sie Königin des ersten Tages wird. Sie ist die älteste der Damen, auf ihre Initiative geht zurück, dass die Gruppe drei Männer mit aufs Landgut nimmt.


    Die Natur ist schon seit Urzeiten eine weibliche Sphäre. Vielleicht gibt es jenseits der Überlegung, das die Pest in der Stadt wütet, einen Grund, warum Boccaccio die Gruppe aufs Land, in die Natur schickt. Der Garten ist ein Ort, an dem die natürliche und die menschliche Ordnung aufeinander treffen.


    Der Zeit entsprechend, dürfen die Geschichten nicht nur Unterhaltung sein, sondern sie müssen eine Moral erkennen lassen. Interessant dürfte es sein, im Verlauf der Leserunde festzustellen, auf welchen moralischen Grund Boccaccio seine Erzählungen stellt, ob die einzelnen Erzähler wieder erkennbare Perspektiven haben, über die sie charakterisiert werden können, wenn wir inhaltlich nicht viel über sie erfahren. Schon die Idee, dass der Entschluss der Gruppe, in die Natur zu gehen, in einer Kirche gefasst wird, ist zumindest auffällig. Ebenso, dass, als Boccaccio einführend schreibt, das Decamerone beginne, er Prinz Galeotto erwähnt: Galeotto bedeutet - abgesehen vom Zuchthäusler, Sträfling und Galeerensklaven - Kuppler oder Verführer.


    Was mich zu Beginn wundert, ist, dass von den zehn Erzählern sieben Frauen sind, und das in einem solchen Buch. Abgesehen von der symbolischen Bedeutung der „3“, „7“ und „10“, was könnte es für einen Grund geben? Dass die Gruppe vornehm ist und überwiegend aus Damen besteht, dürfte Auswirkungen auf die moralische Einordnung des Erzählten haben.


    Liebe Grüße,
    mohan

  • Ich habe das so verstanden, dass die leidenden Damen durch die Erzählungen Ablenkung bekommen sollen.


    Myriels Einwand würde ich eher zustimmen. Zumal die Aussage in meinem Text nicht zu finden ist. Wo steht das denn bei euch genau? Vielleicht können wir die Stellen vergleichen.

  • Die Aussage hat der "Erzähler" des Dekamerons in der Vorrede gemacht, in der er auch darlegt, wie ihm die Erzählungen geholfen haben, als er selbst Liebeskummer hatte und dass er nun wünscht, anderen in der gleichen Situation ebenfalls durch diese Erzählungen zu helfen.

  • Die Einstellung zum weiblichen Geschlecht finde ich nicht weiter erstaunlich oder besorgniserregend, immerhin wurde das Buch in einer ganz anderen Zeit geschrieben, in der an so etwas wie Gleichberechtigung noch gar nicht zu denken war. Dass einige Frauen doch starke Persönlichkeiten sind und sich nur scheinbar Männern unterordnen müssen stellt da für mich keinen Widerspruch dar!


    Wie ich schon geschrieben habe, wundert mich die Einstellung zum weiblichen Geschlecht angesichts der Zeit (Mitte des 14. Jahrhunderts) nicht. Mich wundert vielmehr dass erst die Frauen pauschal für schwach erklärt werden und dann kaum 5 Minuten später ordnen sich die Männer der Führung durch eine Frau unter, ohne dass dies irgendwie kommentiert worden wäre. Klar gab es sicherlich damals auch starke Frauen, die sich Männer nur als "Marionetten" gehalten haben, aber das dürfte kaum so ohne Weiteres von anderen hingenommen bzw. in Erzählungen sogar noch verbreitet worden sein. Das ist der Punkt, der mir unrund vorkommt.


    LG Myriel


  • Die Aussage hat der "Erzähler" des Dekamerons in der Vorrede gemacht, in der er auch darlegt, wie ihm die Erzählungen geholfen haben, als er selbst Liebeskummer hatte und dass er nun wünscht, anderen in der gleichen Situation ebenfalls durch diese Erzählungen zu helfen.


    In meiner Vorrede steht dies nicht. Ich versuche mal herauszufinden, wie die Entsprechung bei mir lautet.

  • Wie ich schon geschrieben habe, wundert mich die Einstellung zum weiblichen Geschlecht angesichts der Zeit (Mitte des 14. Jahrhunderts) nicht. Mich wundert vielmehr dass erst die Frauen pauschal für schwach erklärt werden und dann kaum 5 Minuten später ordnen sich die Männer der Führung durch eine Frau unter, ohne dass dies irgendwie kommentiert worden wäre. Klar gab es sicherlich damals auch starke Frauen, die sich Männer nur als "Marionetten" gehalten haben, aber das dürfte kaum so ohne Weiteres von anderen hingenommen bzw. in Erzählungen sogar noch verbreitet worden sein. Das ist der Punkt, der mir unrund vorkommt.


    LG Myriel


    Vielleicht lässt sich dieser Widerspruch ja so auflösen: Die Einstellung zum weiblichen Geschlecht, von der du schreibst, ist eine gesellschaftliche, nicht zwingend die von Boccaccio. Boccaccio hatte Beziehungen mit verheirateten Frauen, auch aristokratischen, und eine Reihe unehelicher Kinder. Maria dei Conti di Aquino (Fiammetta) ermöglichte ihm den Zugang zur Aristokratie und deren vielfältigen Ausschweifungen. Seine Einstellung zu Frauen war weit ab davon, mit der Norm seiner Zeit übereinzustimmen. Das könnte Widersprüche, vielleicht eine Art gewollte Stolpersteine, in seiner Beschreibung von Frauen erklären.


    LG, mohan

  • Hallo zusammen,


    ich melde mich nun endlich auch. Leider hat mich die Erkältungswelle voll überrollt. Nichtsdestotrotz habe ich die Einleitung und die ersten beiden Kapitel gelesen. Mit der Sprache tat und tue ich mich noch etwas schwer. Einige Sätze muss ich mehrmals lesen um sie richtig zu verstehen.


    Die Vorrede umfasst bei mir nur drei Seiten. Auch ich habe es so verstanden, dass die Erzählungen vornehmlich jungen Damen mit Liebeskummer Ablenkung bieten sollen und sie auf diese Weise wieder etwas glücklicher machen.

    Zitat

    Und, obgleich, was ich beitrage, um die Bedürftigen aufzuheitern oder zu trösten, wie wir es nennen wollen, nicht viel bedeuten will und kann, so bedünkt mich doch, man müsse es am liebsten darbeiten, wo die Not am größten ist, weil es dort am meisten Nutzen stiften und auch am wertesten gehalten werden kann.


    Die Einleitung, die den Geschichten des ersten Tages vorangestellt ist, erzählt wie die Pest zu jener Zeit, nicht nur in Florenz, unter den Menschen gewütet hat, wie die Menschen einander im Stich ließen, wie mit den Toten umgegangen wurde. All dies fand ich sehr anschaulich.
    Die umständliche Art, wie die Damen das Thema besprachen, hat mich teils amüsiert, teils leicht genervt. Wie einige von euch habe ich mich etwas geärgert über die Rede der Elisa. Man darf dabei aber nicht vergessen zu welcher Zeit der Roman geschrieben wurde. Natürlich ist das Quatsch. Starke Frauen gab es zu allen Zeiten, genau wie Frauen, die sich gängeln lassen (wollen). Sie mögen zwar nicht immer in der Lage sein ihre Vorhaben ohne männlichen Fürsprecher oder Begleitung durchzuführen, aber wo ein Wille, da ein Weg - eben wie bei unseren sieben Damen.
    Die Namen der 10 Personen habe ich mir vorsichtshalber mal aufgeschrieben. Sie sind zu ungewohnt, um sie zu behalten.

  • Was mich zu Beginn wundert, ist, dass von den zehn Erzählern sieben Frauen sind, und das in einem solchen Buch. Abgesehen von der symbolischen Bedeutung der „3“, „7“ und „10“, was könnte es für einen Grund geben? Dass die Gruppe vornehm ist und überwiegend aus Damen besteht, dürfte Auswirkungen auf die moralische Einordnung des Erzählten haben.


    Vielleicht soll die Einteilung 3 zu 7 einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern herstellen. Eine Frau wurde damals als geringer angesehen als ein Mann, und möglicherweise stellte diese Aufteilung das Gleichgewicht wieder her. Die entgegengesetzte Konstellation, also sieben Männer und drei Frauen, wäre moralisch undenkbar gewesen und hätte dem Buch einen ganz anderen Anstrich gegeben. Die gegebene Kombination wiederum könnte gesellschaftlich akzeptabel sein. Außerdem sind (laut meinem Vorwort) einige der jungen Leute miteinander verbandelt - man weiß nicht, wer mit wem - aber nicht offiziell, also verheiratet. Damit kann man eigentlich von lauteren Absichten ausgehen.

  • Ich habe nun einige Geschichten vom ersten Tag gelesen:


    Die erste Geschichte gefiel mir recht gut. Chapelet, der während seines Lebens alle möglichen Sünden begangen hat und keinerlei Reue empfindet, hilft durch eine falsche Beichte zwei italienischen Geldverleihern, die selber nicht gerade moralische Vorbilder sind. Indem er vor dem Beichtvater lügt, dass sich die Balken biegen, wird er als frommer Mann beigesetzt - ansonsten wäre ihm die kirchliche Bestattung verwehrt geblieben und die italienischen Brüder hätten seine Leiche am Hals.
    Gut gefallen hat mir insbesondere die Wirkung, die Chapelets letzte Untat, die falsche Beichte, auf die Mönche und durch die Predigt des Beichtvaters auf die Bewohner des Ortes hatten: alle wurden durch das angeblich so fromme Leben von Chapelet beeindruckt, dass sie ihn sich zum Vorbild nahmen - ausgerechnet einen Lügner, Betrüger und sogar Mörder! Ironie pur! :totlach:


    Die zweite Geschichte hat mir nicht so gut gefallen. Ein Jude lässt sich zum Christentum bekehren, weil er sieht, wie verkommen die christlichen Geistlichen sind und dass ihre Religion trotzdem oder gerade deswegen so gut floriert? Will er jetzt etwa auch ein verkommenes Leben führen, obwohl er doch als achtbarer Mann bekannt ist? :hm:


    Die dritte Geschichte diente offenbar Lessing als Inspiration für seine Ringparabel in "Nathan der Weise". Da wir Nathan als Schullektüre gelesen haben, kannte ich die Erzählung schon.


    Die vierte Geschichte wirft mal wieder ein tolles Bild auf die Geistlichen der damaligen Zeit. Offenbar waren sie in der ganzen Bevölkerung nicht sonderlich hoch angesehen, wie auch die sechste Geschichte zeigt.


    Die fünfte Geschichte ist mir nicht so ganz klar geworden. Was haben die Hühnergerichte mit der Tugendhaftigkeit der Frauen zu tun? :schulterzuck:


    Die siebte Geschichte hat mir wieder gut gefallen. Einfallsreich, wie Bergamino seine Situation und das Verhalten des Herrn Cane della Scala in eine andere Geschichte verpackt. Offensichtlich genug, damit der Angesprochene sie versteht, aber versteckt genug, dass Bergamino nichts zu befürchten hätte, wenn der Herr Cane della Scala unverständlich reagiert hätte. :daumen:




    Vielleicht soll die Einteilung 3 zu 7 einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern herstellen. Eine Frau wurde damals als geringer angesehen als ein Mann, und möglicherweise stellte diese Aufteilung das Gleichgewicht wieder her.


    Die Erklärung für das Geschlechterverhältnis klingt für mich ganz plausibel.




    Die Vorrede umfasst bei mir nur drei Seiten. Auch ich habe es so verstanden, dass die Erzählungen vornehmlich jungen Damen mit Liebeskummer Ablenkung bieten sollen und sie auf diese Weise wieder etwas glücklicher machen.


    Ich finde, man kann die Stelle auf unterschiedliche Art lesen. Um jemanden aufzuheitern ist Ablenkung von den Sorgen angebracht. Um aber einen Liebeskranken zu trösten, muss man mMn Verständnis für die Situation aufbringen und ihm möglichst auch einen Ausweg aufzeigen.



    LG Myriel

  • Hallo allerseits :winken: ,
    Mir ging es wie Yanni. Eine ätzende Erkältung machte es mir schwer, mich auf den Erzählstil des Decamerone zu konzentrieren, aber nun habe auch ich ein Stück weit lesen können.


    Wow - welch ein Beginn! Die Beschreibung der Pest und ihrer Auswirkungen lässt es einem wirklich kalt den Rücken herunter laufen. Sie erinnert mich an eine andere Pestschilderung, nämlich Daniel Defoes "A Journal of the Plague Year" ("Die Pest zu London"). Diese Pestepidemie ereignete sich zwar ca. 300 Jahre später, aber die Reaktion der Menschen war dieselbe wie bei Boccaccio - verständlicherweise, denn noch immer waren die Menschen der Seuche ebenso hilflos ausgesetzt wie einige Jahrhunderte früher. Die einzige halbwegs wirksame Möglichkeit, der Pest zu entkommen, war tatsächlich die Flucht vor ihr, schrieb zumindest der schwedische Historiker Dick Harrison in seinem Buch "Stora döden" (wörtlich "Der große Tod"; nicht übersetzt). Alle Behandlungs- oder Vorsorgebemühungen waren auch weiterhin erfolglos (und blieben es bis zur Entdeckung von Antibiotika). Wer sich also mehr gruseln will, dem empfehle ich Defoes Buch.

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    Apropos Pest: ich hatte hier ein echtes Aha-Erlebnis! Irgendwie hatte ich das Verb "verpesten" nie mit seinem Ursprungswort "Pest" in Verbindung gebracht, aber hier heißt es, "die Luft schien verpestet von dem Gestank der Leichen, Kranken und Arzneimittel." (Meine Übersetzung der schwedischen Übersetzung) Auf einmal wurde mir die tiefere Bedeutung dieses doch gar nicht so seltenen Wortes klar.




    Wie ich schon geschrieben habe, wundert mich die Einstellung zum weiblichen Geschlecht angesichts der Zeit (Mitte des 14. Jahrhunderts) nicht. Mich wundert vielmehr dass erst die Frauen pauschal für schwach erklärt werden und dann kaum 5 Minuten später ordnen sich die Männer der Führung durch eine Frau unter, ohne dass dies irgendwie kommentiert worden wäre. Klar gab es sicherlich damals auch starke Frauen, die sich Männer nur als "Marionetten" gehalten haben, aber das dürfte kaum so ohne Weiteres von anderen hingenommen bzw. in Erzählungen sogar noch verbreitet worden sein. Das ist der Punkt, der mir unrund vorkommt.


    Einen wirklichen Widerspruch sehe ich da nicht - oder, ich sehe ihn schon, er ist mir aber so vertraut, dass er mir keinerlei Probleme bereitet. "Man" (und frau auch) "weiß" doch, wie Männer bzw. Frauen sind: Männer stark, Frauen schwach; Männer vom Verstand, Frauen vom Gefühl geleitet, etc. Mit diesen Klischeevorstellungen bin auch ich aufgewachsen. Dass die Realität eine andere sein kann, habe ich erst später gemerkt. Die Klischees sind in den Köpfen vieler Leute immer noch so stark verankert, dass alle Gegenbeweise (wenn überhaupt) nur als "Ausnahmen" wahrgenommen werden.


    Aber wie dem auch sei, mir kam noch einen andere Erklärung dafür, wieso Filomena und Elisa so stark die weibliche Schwäche und die Notwendigkeit männlicher Führung betonen: Die beiden möchten vielleicht nicht die nächste Zeit in rein weiblicher Gesellschaft verbringen. Das wäre ja langweilig, so ganz ohne Gelegenheit zum Flirt (oder mehr). Sie wollen vielleicht, um ihren Aufenthalt auf dem Land interessanter zu gestalten, schlicht und einfach Männer dabei haben.



    Vielleicht soll die Einteilung 3 zu 7 einen Ausgleich zwischen den Geschlechtern herstellen. Eine Frau wurde damals als geringer angesehen als ein Mann, und möglicherweise stellte diese Aufteilung das Gleichgewicht wieder her.


    Eine gute Erklärung, Doris! Auch mich hatte diese Aufteilung gewundert, denn normaler (=üblicher) wäre doch die entgegengesetzte Geschlechterverteilung.
    Andererseits erklärt Boccaccio in seiner Vorrede ja, dass gerade Frauen des Trostes in schwierigen Situationen besonders bedürfen, und da könnte man sich ja vorstellen, dass dies zu Pestzeiten besonders stark gilt und die Frauen sich durch ihre Erzählungen gegenseitig trösten, sie also eben als Zuhörerinnen gebraucht werden. - Äh, habe ich mich jetzt verständlich ausgedrückt?
    In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf die ersten Zeilen der Einleitung hinweisen, in denen der Erzähler die Leserinnen direkt anspricht:

    Zitat

    Sooft ich, holde Damen, in meinen Gedanken erwäge,


    Wow! Das ist ja ein Buch, das für mich (weiblichen Geschlechtes) geschrieben wurde, war meine erste, überraschte Reaktion. Auch das ist nicht unbedingt die Norm. (Ob Boccaccio es allerdings wirklich in erster Linie für ein weibliches Publikum geschrieben hat, lasse ich mal offen.)


    Wichtig zu erwähnen ist in der Einleitung meiner Meinung nach auch noch die von Boccaccio festgestellte Entschärfung der moralischen Regeln in der Pestzeit. Dies gibt ihm einerseits die "Erlaubnis" die jungen Männer und Frauen gemeinsam (ohne Überwachung) aufs Land reisen zu lassen und natürlich auch die Möglichkeit, diese schlüpfrige Geschichten erzählen zu lassen, auch solche, die dem Moralkodex der Zeit eigentlich widersprechen. Er hat sich damit, denke ich, einen Freiraum und auch eine Unangreifbarkeit erarbeitet, die er gut gebrauchen kann.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Ich bin mit dem ersten Tag schon fertig und angenehm überrascht. Sprachlich gefällt mir das Buch gut, auch wenn ich einige Sätze ganz genau lesen muss, um die Aussage richtig zu verstehen - das liegt an der mangelnden Übung :zwinker:. Inhaltlich finde ich die meisten Geschichten interessant und fesselnd, und manche dürften gerne etwas ausführlicher sein. Für mich, die ich kaum Kurzgeschichten lese, ist es immer schwer, mich von einer Erzählung loszureißen, wenn ich mich gerade warmgelesen habe und anfange, mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Das lässt mich zurück mit dem Gefühl, dass etwas fehlt, und führt dazu, dass ich gleich das nächste Kapitel lese, obwohl ich eigentlich vorhatte, alles etwas tiefer wirken zu lassen. Dazu wird es aber höchstwahrscheinlich im Laufe der Leserunde ohnehin noch kommen. Ich werde auch nicht gleich auf alle Novellen im Einzelnen eingehen, sondern mehr auf diejenigen, die mich besonders beeindruckt haben. Die anderen werden sicher noch mit Kommentaren bedacht, wenn ich auf eure Meinungen dazu eingehe.


    Die zweite Geschichte habe ich nicht verstanden. Was veranlasst einen überzeugten Juden zu konvertieren, wenn er sich selbst von der Lasterhaftigkeit der Geistlichen überzeugt hat?


    In der vierten Geschichte bekommen wir das erste Beispiel der viel zitierten amourösen Abenteuer des Dekameron. Davon ausgehend, dass es sich nicht um erfundene sondern tatsächliche Ereignisse handelt, bin ich sprachlos über die Bereitwilligkeit des Mädchens im "zarten Alter", sich innerhalb kürzester Zeit mit zwei Geistlichen einzulassen. Das müssen ja lockere Zeiten gewesen sein! Auch die beiden Männer verhalten sich nicht so, wie man es von Klosterbrüdern erwarten würde.
    Diese Geschichte wurde von Dioneo erzählt, dem man einen humorvollen Charakter nachsagt. Was werden wir von ihm noch zu hören bekommen?


    Der tiefere Sinn der sechsten Geschichte hat sich mir nicht erschlossen. Ein Mann gerät wegen eines unklugen Spruches in die Fänge der gefürchteten Inquisition und wird wegen eines klugen Spruches wieder freigelassen. Ich dachte immer, wen die Inquisition hat, lässt sie nicht mehr los?

  • Den ersten Tag habe ich nun vollständig durchgelesen.


    Die erste Geschichte war, wie Boccaccio schon hoffen ließ, sehr erheiternd. :breitgrins: Was wir Menschen doch alles glauben, wenn es nur richtig verpackt ist.


    Mit der zweiten Geschichte hatte ich, wie auch Doris, so meine Probleme. Die Logik seiner Handlung verbirgt sich mir leider immer noch.


    Das Motiv der dritten Geschichte war mir irgendwie bekannt, wo ich sie hinstecken sollte, haben mir eure vorgehenden Beiträge klar gemacht.


    Wie ich im Thread über das Vorwort gelesen habe, hat Boccaccio seine Geschichtchen ja nicht alle selbst erfunden, sondern hat bereits vorhandene überarbeitet. Bei einigen war ich mir nicht sicher, ob ich mir einbildete sie in dieser oder anderer Form bereits mal gelesen zu haben. Wahrscheinlich werden einige Autoren auch Boccaccios Geschichten in ihren Romanen weiterverarbeitet haben, so dass manche einem bekannt vorkommen.


    In der Vierten treffen wir dann auf eine, derentwegen das Dekameron seinen 'Ruf' bekam. Aus heutiger Sicht entlockt einem das höchstens noch ein Lächeln, für damalige Zeiten sicher sehr gewagt. :zwinker:
    Fazit: Der Mensch muss sich nur zu helfen wissen. Interessant fand ich die Gedanken des Abtes, der die Dirne als von Gott gesandt betrachtete.


    Bei der fünften saß ich mal wieder auf der Leitung und tue es immer noch. Was bitte schön haben den die Hühner für eine tiefere Bedeutung? :confused:


    Die sechste und siebte Geschichte gleichen sich ja sehr. Mir persönlich gefällt die zweite besser.


    Die achte und neunte waren mir in dieser Reihe dann schon bald zu viel. Wieder ein Geizhals, der Knall auf Fall sein Wesen ändert. :rollen:


    Die zehnte dagegen hat mir wieder sehr gut gefallen. Wie dieser ältere Herr, der doch Opfer des Spottes werden sollte, es schaffte die Damen zu beschämen und für sich zu gewinnen. :daumen:


    Ist es nun nur mein Eindruck, oder hat Boccaccio in seinen kleinen Geschichten zu gerne die Geistlichkeit aufs Korn genommen. Zwar ist auch von Königen,Edelmänner und Kaufleuten die Rede, doch überwiegend sind es Mönche, die er auf die Schippe nimmt. Hatte er zu Lebzeiten ein Problem mit den Herren?


    Dann ist mir noch aufgefallen, dass die Damen, wenn sie eine Geschichte beginnen speziell ihresgleichen ansprechen. Liebe Damen oder so ist da ständig zu lesen, die Herren werden gar nicht miteinbezogen. Wurde das absichtlich so gehalten, weil das Buch ja für Damen geschrieben wurde? Wie seht ihr das?

  • Ich bin mit dem ersten Tag nun auch durch. Die Ausführungen über die Pest sind eindrucksvoll. Dioneo (Geschichte 4) scheint eine Neigung zum Schwank zu haben. Ich habe das Decamerone vor ein paar Jahren mal gelesen, erinnere mich aber nicht mehr an Details.


    Die Figuren in den Geschichten stammen aus allen möglichen Gesellschaftsschichten und werden in alle möglichen und auch unmöglichen Situationen gebracht. Sie kommen mir vor wie ein Abbild des gesellschaftlichen Lebens der damaligen Zeit. Menschlichen Schwächen sind bei Boccaccio offensichtlich ein wichtiges Thema. Er scheint trickreiche Figuren zu mögen, die sich elegant aus unschönen Lagen befreien, hingegen Heuchelei und Dummheit begegnet er mit Spott.



    Schon die Einführung in den ersten Tag zeigt, dass Elissa der Überzeugung ist, Frauen bedürfen der männlichen Führung. Notfalls kann eine Frau ihm behilflich sein, in diese Position zurückzugelangen, wie die von Elissa erzählte Geschichte, die neunte des ersten Tages zeigt.


    Sind die erzählenden Frauen immer als Frauen erkennbar, oder mitunter als Männer, die aussehen wie Frauen? Hierüber bin ich mir noch nicht klar.



    yanni:

    Zitat


    Bei der fünften saß ich mal wieder auf der Leitung und tue es immer noch. Was bitte schön haben den die Hühner für eine tiefere Bedeutung?


    Fiammetta, die Erzählerin der fünften Geschichte, ist intelligent und unabhängig. Die Hauptfigur ihrer Erzählung ist ihr ähnlich. Vordergründig werden die Hühner gegen Wild abgesetzt, das die Männer offenbar lieber gegessen hätten, zumal es standesgemäß gewesen wäre.


    In der Literatur ist die Gleichsetzung von Sex und Essen häufig anzutreffen. In Fiammettas Erzählung geht es um die Lösung eines Konflikts über Essen. Der französische König (der Hahn als Nationaltier Frankreichs; die Frage des Königs, ob kein Hahn=Mann da sei) wirbt um die verheiratete Markgräfin von Montferrat. Die Abfolge der Speisen, verschieden zubereitete Hühnergerichte, soll den König darauf aufmerksam machen, wie unangemessen sein Werben ist. Die Zubereitung von Hennen (Frau=Henne) zeigt, dass die Frauen äußerlich anders aussehen mögen, innerlich seien sie aber gleich, was einer Abfuhr für den König gleichkommt.


    Mir hat diese Geschichte bisher am besten gefallen.


    Liebe Grüße,
    mohan

  • Wie ihr musste auch ich feststellen, dass sich die Geschichten sehr gut hintereinander weglesen lassen. Mir gelang es gestern abend, mich nach der sechsten Geschichte vom Buch loszureißen.


    Erste Geschichte:
    Wirklich erheiternd und überraschend, wie der Beichtvater auch die gröbsten Lügen schluckt und vermeint, einen nahezu perfekten Menschen vor sich zu haben, und der zu allem Überfluss nach seinem Tod dann auch noch als Heiliger verehrt wird. Ich wartete die ganze Zeit auf die Bestrafung des Lügenbeutels und Sünders, aber die fehlte zu meiner großen Überraschung.
    Will Boccaccio hier eigentlich nur unterhalten oder kritisiert er unterschwellig die Gutgläubigkeit der kirchlichen Vertreter?


    Zweite Geschichte:
    Die hat mir in ihrer verqueren Logik wirklich gut gefallen! So sonderbar der Gedankengang des Juden auch ist, so kann ich ihn doch nachvollziehen: An einer Religion, die blüht und gedeiht, obwohl ihre Führung durch und durch verderbt ist, muss "etwas dran" sein. Die muss einen festen Grund haben, ansonsten wäre sie schon längst in sich zusammen gefallen.
    Mag sein, dass ich mit dieser Geschichte weniger Probleme hatte als ihr, weil mein Religionslehrer in der Oberstufe mal etwas ähnliches sagte: Hinter einer Religion, die trotz aller unfähigen Vertreter und unchristlichen Handlungen zweitausend Jahre überlebt, muss eine höhere Macht stehen, ansonsten gäbe es sie schon lange nicht mehr. Auf seine sonderbare Art ist das der beste "Beweis" für die Existenz des christlichen Gottes, die mir je begegnet ist.


    Dritte Geschichte:
    Aha! Das also ist die berühmte Ringparabel, von der ich schon oft gehört, die ich aber noch nie gelesen habe :redface: .
    Boccaccio überrascht mich auch hier - ich erwartete einen klaren Hinweis auf die Überlegenheit der christlichen Religion, der aber glücklicherweise nicht kam.


    Vierte Geschichte:
    *Kicher* Ja , so habe ich die Geschichten des Decamerone in Erinnerung: mit viel (verbotenem) Sex. Dass der Abt kein bisschen anders handelt als der Mönch und beide noch dazu ihr unmoralisches Verhalten lustig fortsetzen, ist ja wirklich ... unerwartet, wenn man denkt, die Literatur aus alten Zeiten wäre von Moralaposteln geschrieben und seinen Leserinnen das moralisch richtige Verhalten mit dem Holzhammer einbläuen. Aber das kam dann wohl erst später, glaube ich.


    Fünfte Geschichte:
    Ehrlich gesagt hatte ich auch nicht verstanden, wieso die Servierung von Hühnchen und die Antwort der Markgräfin eine Abfuhr bedeutete. Danke für die Erklärung, Mohan, aber so ganz leuchtet mir das immer noch nicht ein. Und dass der König diesen Wink sofort verstanden haben soll ...
    Ansonsten: :grmpf: ! Was soll man eigentlich von Anmerkungen halten, die etwas zu "Inquisitor" schreiben, aber ein (allseits bekanntes oder wie?) Wort wie "gonfaloniär" (deutsch "Gonfaloniere"; = in Italien bis 1859 gebräuchliche Bezeichnung des Stadtoberhauptes) nicht erklären. Die kann man dann auch ganz weglassen, finde ich.


    Sechste Geschichte:
    Und wieder schlägt Boccaccio auf die Kirche, bzw. auf sich nicht gerade christlich verhaltende Vertreter der Kirche, denen Geld wichtiger als der Glaube ist, ein. Wie hat die Kirche eigentlich auf das Buch reagiert? Ich finde die Kritik an der Kirche, die man aus diesen Geschichten herauslesen kann, schon ganz schön stark.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Sind die erzählenden Frauen immer als Frauen erkennbar, oder mitunter als Männer, die aussehen wie Frauen? Hierüber bin ich mir noch nicht klar.


    Was genau meinst Du hiermit?



    In der Literatur ist die Gleichsetzung von Sex und Essen häufig anzutreffen. In Fiammettas Erzählung geht es um die Lösung eines Konflikts über Essen. Der französische König (der Hahn als Nationaltier Frankreichs; die Frage des Königs, ob kein Hahn=Mann da sei) wirbt um die verheiratete Markgräfin von Montferrat. Die Abfolge der Speisen, verschieden zubereitete Hühnergerichte, soll den König darauf aufmerksam machen, wie unangemessen sein Werben ist. Die Zubereitung von Hennen (Frau=Henne) zeigt, dass die Frauen äußerlich anders aussehen mögen, innerlich seien sie aber gleich,


    bis hierhin kann ich Dir folgen, aber das hier

    was einer Abfuhr für den König gleichkommt.


    ist mir unverständlich. Was hat die Gleichheit der Frauen mit einer Abfuhr zu tun?


  • Was genau meinst Du hiermit?


    Ich habe auch nicht verstanden, was du damit meintest. Kannst du das vielleicht etwas genauer erklären?


    mohan:
    Danke für deine Ausführungen zur fünften Geschichte. Nun verstehe ich zwar warum die Dame dem König nur Hühnchen serviert hat und was es mit seiner Frage nach dem Hahn auf sich hat. Damals war diese Art der Mitteilung sicher gebräuchlicher und auch den Menschen näher, als mir heute, denn ich hätte, trotz der Erkärung, weiter nicht verstanden, was sie mir mitteilen wollte. :rollen: Was die Symbolik betrifft, bin ich ziemlich unbedarft.



    Wie hat die Kirche eigentlich auf das Buch reagiert? Ich finde die Kritik an der Kirche, die man aus diesen Geschichten herauslesen kann, schon ganz schön stark.


    Ich hoffe, dass sich diese Frage spätestens durch eines der erwähnten Nachworte noch klären lässt.