Wally Lamb - Früh am Morgen beginnt die Nacht

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  • Für mich sind da einfach zu viele Konstruktionen in der Handlung die mich stören. Einerseits gibt es gute Anätze, vor allem die Zwillinge und ihr Umgang miteinander. Andres sorgt dafür das es mir zu übertrieben ist. Vor allem Dominiks restliches Privatleben. Da kommt mir zu vieles zusammen. Da der Roman aber sehr dick ist werd ich schon noch ein bissl weiter lesen. Ich hab es aber erstmal unterbrochen.Anderes war interessanter :breitgrins:

  • Ich kann hier die meisten negativen Kritikpunkte von Yklamyley nur noch unterschreiben. Vieles davon stört mich extrem und ich muss sagen das meine Bewertung auch sehr viel strenger ausfällt. Drei Ratten sind bei mir noch gutes Mittelmaß und das kann und will ich hier definitiv nicht vergeben.
    Allerdings finde ich die Beziehung der beiden Brüder sehr interessant geschildert. Zwillinge sind ja irgendwie immer etwas besonders und man hört immer wieder das deren Beziehung doch spezieller ist als bei anderen Geschwistern.
    Mir gefällt aber letztendlich einfach der ganze Verlauf der Handlung nicht. Da gibt es zu viele konstruierte Zufälle und man merkt immer wieder die Überlegung des Autors dahinter. Das stört für mich den Lesefluss sehr und ich verdrehe mal wieder die Augen. Das Problem... es ist schon wieder ein SLW Buch das ich am liebsten abbrechen möchte... Ich probiere es jetzt noch mit der Mitte des Buches - denn den Anfang und das Ende kenne ich nun schon. :rollen: Mein persönlicher Smiley des Jahrs passt auch hier wieder und wenn das so weiter geht wird er hier sogar meine Bewertungskategorie - keine Angst ich übersetze das dann auch noch in Ratten. ;)

  • Abschließend:
    Ich habe wirklich alles versucht um mir diesen Roman doch noch schmackhaft zu machen. Ich habe sogar wahllos verschiedene Seiten und Kapitel aufgeschlagen in der Hoffnung doch einen Anknüpfungspunkt zu finden. Eine Entwicklung zu entdecken, bei der es mich interessiert hätte wie es dazu kam. Stattdessen habe ich das vorgefunden was sich zu Beginn angedeutet hatte. Eine überzogene, überladene Handlung mit einer Hauptfigur die mir absolut nicht sympathisch wurde. Im Gegenteil. Dominick ist dermaßen auf sich selbst fixiert und gleichzeitig entwickelt er sich in eine Richtung die irgendwie nicht mit ihm in Zusammenhang gesetzt werden kann. Ich fand das daher dann einfach nicht mehr logisch.


    Zeitgleich entstehen einfach zu viele Konstruktionen in der Handlung die so offensichtlich eine moralische Komponente in sich tragen, das ich das ganz persönlich absolut nervig fand. Diese Übermoralisierung kann ich einfach nicht leiden. Es werden sehr viele Themen angesprochen die vor allem in der amerikanischen Gesellschaft eine große Rolle spielen. Natürlich finde ich es grundsätzlich gut wenn ein Autor solche Themen anspricht. Und ja, es gibt natürlich auch andere Autoren die auch einen Plot erfinden, der auf den zweiten Blick alles andere als in sich logisch aufgebaut ist oder eher unrealistisch scheint (John Irving als Beispiel - wobei ich finde das er trotzdem Wahrheiten transportiert, aber eben auf einer ganz anderen Ebene).
    Mir geht es aber auch um die Art und Weise wie dieser Plot dann transportiert wird. Berührt er mich? Gibt es Figuren die mich begeistern können - ob positiv oder negativ - packt mich die Erzählweise als solche. Alles muss ich hier entschieden verneinen. Der Roman ist so dick das ich es als verschwendete Lesezeit empfinden würde, wenn ich mich hier noch weiter damit beschäftige. Ich bin zwar langsam frustriert, das ich nun schon wieder einen Abbruch habe und das noch dazu bei einem weiteren SLW Buch. Allerdings würde ich damit nur eine weitere Leseblockade auslösen und eine solche habe ich erst gerade eben nur mühsam überwunden.


    332 Seiten sind jedenfalls definitiv genug!


    Meine Wertung abseits aller Ratten:
    :rollen: :rollen: :rollen: :rollen: :rollen:

  • Auch ich habe das Buch zu Vor-Forums-Zeiten gelesen und damals sehr gerne gemocht; ein späteres Lamb-Buch hat mich allerdings, aus ähnlichen Gründen wie Dich dieses hier, ein wenig genervt. Ich frage mich gerade, wie ich "Früh am Morgen..." wohl heute beurteilen würde.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hat von euch jemand dieses Buch gelesen? Ist nicht so bekannt, aber wunderschön.


    Inhalt: Dominick und Thomas sind Zwillinge, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Schon als kleines Kind war Dominick immer derjenige, der Thomas beschützen musste. Nun, als Erwachsene, hat sich daran auch nicht viel geändert. Und sein Bruder benötigt seinen Schutz mehr denn je, seit bei ihm paranoide Schizophrenie diagnostiziert wurde. Nach einem Vorfall, der in der Öffentlichkeit für viel Wirbel sorgt, kommt Thomas in die geschlossene Abteilung einer Klinik, aus der Dominick ihn möglichst schnell herausholen möchte. Jedoch muss er sich währenddessen auch der Vergangenheit stellen, die ihn einholt. Von der Lebensgeschichte seines Großvaters und seiner Mutter über seine eigene Kindheit und Jugend unter der Herrschaft eines despotischen Stiefvaters bis hin zur jüngsten Vergangenheit, der gescheiterten Ehe und der nachfolgenden Beziehung, droht ihm alles zu entgleiten, worauf er sein Leben aufgebaut hatte.


    Meine Meinung: Ich muss zugeben, am Anfang fiel es mir etwas schwer, in die Geschichte reinzukommen. Aber das legte sich schnell, und ich tauchte in eine sehr bedrückende und in vielerlei Hinsicht beängstigende Welt ein. Natürlich ist es auch eine spannende Geschichte, die nach einer Lösung in der Gegenwart verlangt, aber zum großen Teil spielt sie in der Vergangenheit. Nach und nach erfahren wir eine ganze Menge über die Kindheit der beiden Zwillinge. Es ist wirklich erschreckend, welche Wucht an negativen Emotionen an Dominick zu fressen scheinen, seit er ganz klein war. Über allem schweben seine sehr ambivalenten Gefühle dem Bruder gegenüber: Liebe und Hass, Freude und Neid, Schuld und Verantwortung. Warum wurde Thomas krank, während er selbst „normal“ blieb? Wie konnte es sein, dass ihrer beider Stiefvater so gemein und rücksichtslos war? Warum hat ihre Mutter sich nie dagegen gewehrt? Noch viele weitere Fragen tauchen im Verlauf der Geschichte immer wieder auf, und man möchte Dominick am liebsten in den Arm nehmen, je verzweifelter er nach etwas sucht, was ihm noch Halt geben kann.


    Er muss weit in die Geschichte seiner Familie zurückschauen, bis zur Kindheit seines Großvaters, wo alles seinen Anfang nahm. Auf seinem Weg wird die eine oder andere schmerzhafte Erkenntnis auf ihn warten und ihn verändern. Vielleicht wird er am Ende auch die Menschen um ihn herum mit anderen Augen sehen können. Auch der Buchtitel wird am Ende einen Sinn ergeben, und es ist, als könnte es keinen anderen, treffenderen geben. Und keinen schöneren.


    Eine psychologisch sehr feinfühlig geschriebene Familiengeschichte mit unglaublichem Tiefgang. Sie hat mich sehr berührt und bewegt, weil sie auf Gefühlen aufbaut, die von jener unbändigen Kraft beherrscht sind, die alles mit sich reißt. Auch wir als Leser werden mit fortgerissen, an unbekannte Ufer, und lernen doch am Ende genau wie Dominick, zu vertrauen. Als ich am Schluss des Buches angekommen war, flossen die Tränen, und ich konnte nichts dagegen tun.


    Fazit: Dieses Buch wird euch fesseln und nicht mehr loslassen, bis zum bittersüßen Ende. Natürlich 5ratten



    Vielleicht ein bisschen pathetisch, aber ich weiß, dass ich die Rezension geschrieben hatte, direkt nachdem ich fertiggelesen hatte, und ich war absolut begeistert und habe versucht, dieser Begeisterung Ausdruck zu verleihen :smile:

  • @Traeumerin:


    Bitte benutze die Suche, um zu schauen, ob es schon eine Rezension gibt und dich dann anzuhängen. Eine Coververlinkung bekommst du, wenn du den Amazon-Button nutzt und die ISBN dazwischen setzt:

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    Ansonsten: Herzlich willkommen :winken:

  • Ich sehe auch gerade, dass das Buch hier eher negativ bewertet wird... wobei ich die Kritikpunkte größtenteils nicht nachvollziehen kann, aber Geschmäcker sind ja hin und wieder verschieden. Vielleicht lese ich das Buch trotzdem unter den Gesichtspunkten nochmal.


    Ich wollte eigentlich auch fragen, ob jemand andere Bücher von dem Autor gelesen hat, und wie die so sind. Aber dann ja eher nicht, nehme ich an :breitgrins:

  • "Früh am Morgen ..." hat mir sehr gut gefallen, allerdings habe ich es leider lange vor meiner Zeit im Forum gelesen und deshalb auch nicht rezensiert.


    Vielleicht sollte ich es mal wieder lesen :smile:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich mag seine Bücher auch sehr

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Gebundene Ausgabe: 893 Seiten

    Verlag: RM Buch und Medien (1999)

    Originaltitel: I Know This Much Is True

    Übersetzung: Heinrich Koop und Franca Fritz


    Von Schuld und Vergebung, von Liebe und Hass


    Inhalt:

    Dominick und Thomas sind eineiige Zwillinge. Dominick fühlt sich einerseits ohne seinen Bruder nicht vollständig, andererseits leidet er darunter, dass ihre Mutter Thomas scheinbar mehr liebt. Der schizophrene Thomas entwickelt sich zu einer immer größeren Last für Dominick, der sich für ihn verantwortlich fühlt. Dass die beiden einen gewalttätigen Stiefvater ertragen müssen, macht die Sache auch nicht gerade besser …


    Meine Meinung:

    „Früh am Morgen beginnt die Nacht“ ist ein ganz schöner Brocken, sowohl was den Umfang des Romans betrifft als auch bezüglich des Inhalts. Womit die Zwillinge zu kämpfen haben, ist wirklich übel. Ich möchte hier nicht näher ins Detail gehen, aber es ist fast mehr, als ein Mensch ertragen kann.


    Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Dominick. So begleitet man diesen von der Kindheit bis in die Vierziger, zum Teil in Form von Rückblicken in psychiatrischen Sitzungen. Hier wird vieles hervorgeholt, was er lange Zeit verdrängt hat. Dabei geht Wally Lamb sehr einfühlsam vor. Ich konnte mich wirklich leicht in Dominick, aber auch in Thomas und die anderen Charaktere hineinversetzen. Die Figuren sind sehr tiefgründig angelegt und erwachen beim Lesen direkt zum Leben.


    Mit einer Geschichte in der Geschichte, nämlich der Lebensgeschichte von Dominicks Großvater, wurde ich zuerst nicht warm. Im Nachhinein empfinde ich sie aber als genau richtig, so wie Lamb sie geschrieben hat.


    Mich hat das Schicksal beider Zwillinge und überhaupt ihrer ganzen Familie stark berührt und gefesselt. Durch die detaillierte Erzählweise kann man beim Lesen tief eintauchen und ist so mitten im Geschehen dabei. Immer wieder nimmt die Handlung eine überraschende Wendung und bleibt dadurch spannend und interessant. Besonders auch den Schluss fand ich sehr gelungen und befriedigend.


    ★★★★★