Siri Hustvedt - Was ich liebte (LR 2009)

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 9.560 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Breña.

  • Guten Morgen,


    hier kommt auch endlich der Thread für eure Leserunde. Wünsche euch viel Spaß! :smile:


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    Inhalt
    Der Kunsthistoriker Leo Hertzberg entdeckt in einer der zahlreichen Galerien der Stadt ein Gemälde des Malers William Wechsler - das Bild einer jungen Frau mit dem rätselhaften Titel "Selbstporträt". Der Theoretiker Leo und der Künstler Bill werden enge Freunde, ziehen in das gleiche Haus, in dem sie die Erfahrungen von Heirat, Ehe, Vaterschaft und Trennung teilen. 25 Jahre später erzählt Leo davon.


    Teilnehmer
    Cuddles
    ink-heart
    Breña
    bane77

  • Hallo Ihr Lieben,


    gestern habe ich angefangen zu lesen, bin bisher aber nur bis Seite 30 gekommen. Gleich zum Anfang mal eine organisatorische Frage: Anscheinend hat das Buch keine Kapitel, sondern besteht nur aus drei Teilen, die in viele Absätze unterteilt sind. Können wir das so machen, das jeder am Anfang seines Beitrags schreibt, bis zu welcher Seite man gelesen hat? Dann weiß jede von uns, welche Beiträge sie schon lesen kann und welche nicht. Spoiler setze ich nicht so gerne, wenn es sich vermeiden lässt. Die Ausgaben, die Seychella angegeben hat, haben beide 480 Seiten, also nehme ich mal an, dass sie sich nur durch das Cover unterscheiden.


    Aber nun zum Inhalt: Die Geschichte wird aus der Sicht von Leo erzählt, was ich sehr interessant finde. Ich glaube, bisher ist mir noch kein Buch untergekommen, in der eine Autorin aus der Sicht eines männlichen Hauptprotagonisten erzählt - umgekehrt komischerweise schon. Bisher hat Leo geschildert, wie er seine Frau Erica kennengelernt hat ebenso wie das erste Treffen mit seinem Freund Bill, dessen Bild ihn fasziniert. Auf dem Bild ist Violet dargestellt, mit der Bill wohl auch irgendwie verbändelt ist, obwohl er eigentlich mit Lucille verheiratet ist. Ich bin mal gespannt, wie sich das weiterentwickelt. Auf jeden Fall merke ich schon auf den ersten Seiten, dass Leo und Erica wohl eine bessere Ehe führen als Bill und Lucille. Komisch, dass letztere nicht zusammenwohnen, obwohl sie verheiratet sind. Brauchen sie als Künstler soviel Freiraum?


    Nun wünsche ich uns noch viel Spaß beim Lesen und Austauschen. :winken:

  • Hallo Ihr! :winken:


    Ich freue mich, dass ich endlich wieder mal Zeit für eine Leserunde finde, und bisher habe ich auch das Gefühl, dass wir da ein ziemlich gutes Buch erwischt haben.



    Anscheinend hat das Buch keine Kapitel, sondern besteht nur aus drei Teilen, die in viele Absätze unterteilt sind. Können wir das so machen, das jeder am Anfang seines Beitrags schreibt, bis zu welcher Seite man gelesen hat? Dann weiß jede von uns, welche Beiträge sie schon lesen kann und welche nicht. Spoiler setze ich nicht so gerne, wenn es sich vermeiden lässt. Die Ausgaben, die Seychella angegeben hat, haben beide 480 Seiten, also nehme ich mal an, dass sie sich nur durch das Cover unterscheiden.


    Ich lese eine englische Taschenbuchausgabe (die es bei amazon anscheinend nicht gibt, daher kein Link) mit 391 Seiten, und bin jetzt auf S. 50 gelandet. Falls ihr nach Seiten einteilen wollt, wäre es toll, wenn ihr die jeweiligen Anfangs- oder Endsätze zitieren könnt, dann habe ich einen Anhaltspunkt. Solange versuche ich meine Anmerkungen mal allgemein zu halten, um nicht zu spoilern.



    Die Geschichte wird aus der Sicht von Leo erzählt, was ich sehr interessant finde. Ich glaube, bisher ist mir noch kein Buch untergekommen, in der eine Autorin aus der Sicht eines männlichen Hauptprotagonisten erzählt


    Ja, das fand ich auch interessant, genauso wie das Alter des Erzählers: Er müsste ja zu diesem Zeitpunkt schon um die siebzig sein. Hustvedt war, als das Buch erschien, noch nicht einmal fünfzig; überzeugend aus der Perspektive eines so viel Älteren zu schreiben, stelle ich mir auch nicht ganz einfach vor.


    Was mir schon auf den ersten Seiten ganz besonders aufgefallen ist, ist die Stimmung, die Atmosphäre - ich weiß nicht so genau, wie ich's nennen soll. Alles wirkt irgendwie 'schwer' und bedeutsam. Der Erzähler ist ein Mensch, der sehr viel an anderen wahrnimmt, der die Menschen, die er trifft, sehr detailliert beschreibt und ihr Verhalten auch deutet. Von sich selbst allerdings scheint er (bisher) sehr wenig preiszugeben.


    Ich bin schon gespannt aufs Weiterlesen und eure Kommentare. :smile:

  • Hallo!


    Ich bin jetzt auf S. 36.


    Ich finde das Buch klasse. Die Stimmung, die Atmosphäre ist genial. Mich wundert auch, dass der Ich-Erzähler schon über 70 sein muss. Es kommt einem gar nicht so vor...


    Die Charaktere finde ich bisher auch sehr interessant. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie sie sich im Buch weiterentwickeln.


    Auch die Gespräche über Kunst finde ich klasse.


    So das wars erst mal ganz kurz von mir. Jetzt will ich erstmal weiterlesen. Beim nächsten Mal mehr!


    lg
    bane

  • Hallo zusammen!


    Vorneweg: die Lösung Seitenzahl und Anfangs-/ Endsatz anzugeben finde ich sinnvoll, übrigens lese auch ich die deutsche Ausgabe. Von mir gibt es einen ausgiebigen Beitrag erst heute Nachmittag/ Abend, für's Erste müsst ihr euch mit einem ersten Eindruck zufrieden geben. :zwinker: (Argh, der Rechner hier lässt mich nicht zitieren, sorry!)


    Auch ich finde die Konstellation Autorin Hustvedt - Protagonist Leo sehr spannend und bin positiv überrascht, wie glaubwürdig Hustvedt ihn bisher dargestellt hat (ich bin irgendwo bei Seite 60). Ich werde bei Gelegenheit versuchen mehr über Hustvedt herauszufinden, bisher weiß ich nur, dass sie mit Paul Auster verheiratet ist... Ich fände aber z.B. wissenswert, ob sie selbst einen Migrationshintergrund hat.


    ink-heart, deine Beschreibung der Atmosphäre finde ich sehr passend, ich habe die ganze Zeit überlegt, wie ich es ausdrücken könnte. Leos pointierte Wahrnehmung gefällt mir sehr gut, alleine wie er eingangs das Gemälde beschreibt - ich bin hin und weg! :zwinker: Hustvedt hat wirklich tolle Formulierungen gefunden!


    Später mehr!
    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Oh, das Buch hab ich erst vor kurzem gelesen und es hat mir gut gefallen. Schade, dass ich übersehen hab, dass es eine Leserunde dazu gibt.


    Interessant finde ich übrigens, dass das Buch von drei ÜbersetzerInnen übersetzt wurde. Zufälligerweise hat meine Chefin eine der Übersetzerinnen getroffen und erfahren, dass der Zeitdruck so groß war, dass es sich für einen Übersetzer allein nicht ausgegangen wäre. Scheint kein lustiger Beruf zu sein...


    Ich wünsche euch eine nette Leserunde!


    :winken: kat

  • Hallo :winken:



    Oh, das Buch hab ich erst vor kurzem gelesen und es hat mir gut gefallen. Schade, dass ich übersehen hab, dass es eine Leserunde dazu gibt.


    Du darfst aber gerne noch deinen Senf dazugeben. :breitgrins:



    Interessant finde ich übrigens, dass das Buch von drei ÜbersetzerInnen übersetzt wurde. Zufälligerweise hat meine Chefin eine der Übersetzerinnen getroffen und erfahren, dass der Zeitdruck so groß war, dass es sich für einen Übersetzer allein nicht ausgegangen wäre. Scheint kein lustiger Beruf zu sein...


    Da musste ich doch gleich in meiner Ausgabe nachgucken und es stimmt, jeder Teil wurde von einem anderen Übersetzer bearbeitet. Das scheint mir aber auch ungewöhnlich zu sein, so oft kommt das eigentlich nicht vor. :gruebel: Sind dir irgendwelche Unterschiede im Stil aufgefallen oder merkt man das gar nicht?


    Ich habe inzwischen bis Seite 70 gelesen ("... in den frühen Tagen der Fotografie sieht die Welt in Schwarzweiß."). Mir gefällt die Atmosphäre auch sehr. Normalerweise kann ich mit Kunst nicht so viel anfangen, aber so wie Leo Bills Bilder beschreibt, kann ich sie mir sehr gut vorstellen. Beide Männer sind inzwischen Väter geworden. Ich bin gespannt, ob die Söhne später noch eine größere Rolle spielen. Dass Bill und Lucille sich irgendwann trennen, war mir fast schon klar, aber dass es so früh passiert, hätte ich nicht erwartet. Wer weiß, vielleicht versöhnen sie sich noch mal. Jetzt ist aber erst mal Violet "an der Reihe". Irgendwie kommt Violet mir als Figur sehr viel plastischer vor. Lucille ist - wie Leo so schön sagt - "schwer zu greifen."



    Ich werde bei Gelegenheit versuchen mehr über Hustvedt herauszufinden, bisher weiß ich nur, dass sie mit Paul Auster verheiratet ist... Ich fände aber z.B. wissenswert, ob sie selbst einen Migrationshintergrund hat.


    Mehr wusste ich bisher auch nicht. Bei Wikipedia steht aber zumindest, dass sie die Tochter einer Norwegerin und eines Norwegischprofessors ist. Sie hat also tatsächlich einen Migrationshintergrund und ihr Nachname könnte gut von ihrer Mutter stammen, denke ich zumindest.


    Viele Grüße
    Cuddles

  • Da musste ich doch gleich in meiner Ausgabe nachgucken und es stimmt, jeder Teil wurde von einem anderen Übersetzer bearbeitet. Das scheint mir aber auch ungewöhnlich zu sein, so oft kommt das eigentlich nicht vor. :gruebel: Sind dir irgendwelche Unterschiede im Stil aufgefallen oder merkt man das gar nicht?


    Nein, ich habe es eigentlich nicht gemerkt. Aber ich nehme an, dass da am Ende noch einmal eine Person drüber gegangen ist.

  • Hallo!



    Mehr wusste ich bisher auch nicht. Bei Wikipedia steht aber zumindest, dass sie die Tochter einer Norwegerin und eines Norwegischprofessors ist. Sie hat also tatsächlich einen Migrationshintergrund und ihr Nachname könnte gut von ihrer Mutter stammen, denke ich zumindest.


    Man findet tatsächlich relativ wenig über Hustvedt (was ich eigentlich gut finde, manchmal aber auch schade), also besonders über ihre familiären Hintergründe. Mich hätte interessiert, ob sie europäische Juden in der Familie hat, das scheint bei amerikanischen Schriftstellern immer ein großes Thema zu sein und ich möchte gerne zuordnen können, ob eine persönliche Beziehung zu diesem Thema besteht. Ihre Mutter immigrierte im Alter von 30 Jahren in die USA, grob überschlagen könnte es passen - oder eben nicht. *Schulter zuck*


    Was mich beim Lesen etwas ärgert ist, dass ich viel zu wenig über amerikanische Kunst weiß. Ich studiere zwar Kunstgeschichte und kann die meisten Bezüge zuordnen, aber ich habe mich doch sehr auf die europäische Kunst beschränkt (was beim hiesigen Lehrplan kein Wunder ist :zwinker:). Ich verspüre das dringende Bedürfnis mir ein entsprechendes Buch zu schnappen um zu schauen, wo Hustvedt Anleihen für Bills Kunstwerke hergenommen hat. Auf jeden Fall werde ich mir ihre Aufsätze zur Malerei zulegen, weil sie eine erfrischende Schreibe hat und trotzdem sehr viel Hintergründiges vermittelt.
    Sowieso, mir geht es bei diesem Buch wie mit Zartbitterschokolade: einerseits möchte ich schnell konsumieren, die Schokolade zerbeißen weil's so schön knackt und ein Stück nach dem anderen verputzen, andererseits möglichst lange im Mund halten, auf der Zunge zergehen lassen und die verschiedenen Aromen herausschmecken. Bei Hustvedt verspüre ich analog den Drang immer weiterzulesen und neue Ideen zu entdecken, andererseits halte ich inne und überdenke bestimmte Formulierungen oder Gedanken und drossele mein Lesetempo.


    Übrigens bin ich auf Seite 114 angelangt, der letzte Abschnitt endete mit: Ich erinnere mich nicht, ob sie an jenem Tag stritten, doch ich weiß, dass sie oft darüber stritten und dass sich David hartnäckig weigerte, das Land, das er liebte, zu verlassen.


    Das zurückgenommene Erzähltempo gefällt mir sehr, Hustvedt gibt den (wenigen) Protagonisten Raum sich zu entfalten bzw. ihre Beziehungen zueinander vor dem Leser zu entwickeln. Ihre Art die Figuren zu charakterisieren ist mal etwas anderes, genauso wie Leo hat auch sie ein Auge für Details und ungewöhliche Merkmale. :zwinker:
    Das bringt mich auf den nächsten interessanten Punkt neben den Betrachtungen zu Kunst und Literatur: Psychosen. Zum Einen, wie sich z.B. Violet mit den Hysterikerinnen beschäftigt, aber auch, und vor allem, wie sie die Eigenheiten der Personen beschreibt: Lucilles emotionale Kälte, Leos Suche nach seinem Vater, Dans Schizophrenie. Obwohl ganz klar negative Eigenschaften dargestellt werden erscheinen die Menschen liebenswert und vor allem echt.


    Ihr merkt, ich bin bisher ganz hingerissen von dem Buch und habe entschieden zu oft interessant und spannend benutzt, befürchte ich. Und dabei habe ich noch kein Wort zur eigentlichen Handlung geschrieben. Nun bin ich aber langsam zu müde um das noch zu ändern. :zwinker:


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Hallo,


    ich bin jetzt auf Seite S. 116 "und sie wiederum hatte die Kunstwelt durch die Magie der Kontroverse verzaubert".


    Ich könnte auch in Lobeshymnen über dieses Buch verfallen. Es ist unglaublich gut geschrieben und die Charaktere sind überaus interessant. Mir gefällt, dass man so viel dazu lernt: über Psychosen, Kunst.


    Die Beschreibung der Arbeiten Bills ist so genial. Ich durchwandere die Installationen wie Leo. Man sieht alles wirklich vor seinem inneren Auge! Mir gehts auch wie Brena, dass ich am liebsten ein Kunstbuch neben mir hätte um die genannten Künstler nachzuschlagen. Ich bin froh, dass ich viele Künstler im Kopf habe und mit den meisten Namen etwas anfangen kann.


    Der kleine Mark tut mir leid. Er ist irgendwie nirgends zu Hause und ich glaube nicht, dass sich Lucille gut um ihn kümmert... Matt scheint auch ein sehr aussergewöhnliches Kind zu sein. Sein Talent zu malen, seine Weigerung sich mit Buchstaben auseinander zu setzen. Ich bin wirklich gespannt in welche Männer sie sich entwickeln werden.


    @ Brena wg. Siri Hustvedt:
    Ich glaube eher nicht, dass sie Jüdin ist. In Norwegen gab es nicht so viele Juden wie in Deutschland und viele Norweger sind damals einfach wegen Armut und besseren Jobaussichten ausgewandert. Außerdem steht so was sehr gerne in dem Klappentext zur Person - so auch bei ihrem Mann Paul Auster "der Sohn jüdischer Immigranten..." Von daher kommt das Interesse an jüdischer Kultur wohl eher von der Seite der Familie.


    Mich hat wirklich selten ein Buch so fasziniert. Ich hoffe das bleibt so bis zum Ende.


    lg bane


  • Der kleine Mark tut mir leid. Er ist irgendwie nirgends zu Hause und ich glaube nicht, dass sich Lucille gut um ihn kümmert... Matt scheint auch ein sehr aussergewöhnliches Kind zu sein. Sein Talent zu malen, seine Weigerung sich mit Buchstaben auseinander zu setzen. Ich bin wirklich gespannt in welche Männer sie sich entwickeln werden.


    Auch wenn ich kurz überlegt habe, ob Matt und Mark nicht zu besondere Kinder sind passen auch ihre Eigenheiten natürlich ins Konzept. Vermutlich entwickeln sie sich in sehr unterschiedliche Richtungen; Matt macht auf mich einen ausgeglichenen, intellektuellen Eindruck, aber Mark wird bestimmt ein problematischer Jugendlicher - ganz die Eltern eben.



    @ Brena wg. Siri Hustvedt:
    Ich glaube eher nicht, dass sie Jüdin ist. In Norwegen gab es nicht so viele Juden wie in Deutschland und viele Norweger sind damals einfach wegen Armut und besseren Jobaussichten ausgewandert. Außerdem steht so was sehr gerne in dem Klappentext zur Person - so auch bei ihrem Mann Paul Auster "der Sohn jüdischer Immigranten..." Von daher kommt das Interesse an jüdischer Kultur wohl eher von der Seite der Familie.


    Danke für den Hinweis! Klingt naheliegend, dass sie von Austers Familie beeinflusst sein könnte. Wie gesagt, ich möchte das nur gerne einordnen können, weil das Thema in so ziemlich jedem us-amerikanischen Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe, zur Sprache kam.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Jetzt bin ich auf S. 90 der englischen bzw. S. 114 der deutschen Ausgabe gelandet (danke für die Sätze :bussi:). Nach wie vor gefällt mir das Buch richtig gut. Breña, deiner Zartbitter-Schokoladen-Beschreibung kann ich mich absolut anschließen. :smile:


    Die Charaktere sind klasse dargestellt, auch wenn Erica und Leo selbst bisher etwas blass bleiben. Violet finde ich besonders interessant - genauso wie ihre Studien über Hysterie und später über Essstörungen. Die Art, wie sie Bill durch ihre Briefe zurückgewinnt, wirkt berechnend, macht sie seltsamerweise aber nicht unsympathisch. Vermutlich liegt das auch an Leo als Erzähler, der viel beobachtet und erklärt, aber wenig wertet.



    Die Beschreibung der Arbeiten Bills ist so genial. Ich durchwandere die Installationen wie Leo. Man sieht alles wirklich vor seinem inneren Auge!


    Das ging mir auch so, und das, obwohl ich in Sachen bildender Kunst so ein Banause bin. Wie im Leben der Figuren ist auch in Bills Kunstwerken alles eindrucks-, geheimnis- und bedeutungsvoll. Ich habe die ganze Zeit versucht herauszufinden, woher diese 'schwere' Atmospäre kommt. Vielleicht liegt es daran, dass die Charaktere alle irgendwie gefährdet zu sein scheinen. Wie gesagt: Bei Erica und Leo ist es mir noch nicht so deutlich, aber Lucille wirkt übermäßig angestrengt und unwirklich, Violet hat durchaus auch ein ganz persönliches Interesse an den Themen, an denen sie arbeitet, und Bill "arbeitet, um zu leben", um nicht zu enden wie Dan. Matt macht ganz sicher eine schwierige Kindheit durch, auch wenn wir bisher nicht allzuviel über ihn wissen, und Mark wirkt keinesfalls wie ein 'normales' Kind: in vielen Bereichen entwickelt er sich extrem langsam, in anderen ist er übersensibel, hat ganz erstaunliche intuitive Einsichten in die menschliche Psyche und produziert bereits erstaunliche Kunstwerke (das hätte man ja eigentlich eher von Bills Sohn erwartet, andererseits reflektiert es natürlich Leos Wahrnehmungsvermögen). Ob die Wahl der Namen - Matt und Mark - eine weitere Bedeutung hat? Mir sind spontan die Evangelisten eingefallen, aber das ist wahrscheinlich zu weit hergeholt? Dass Hustvedt grundsätzlich auch hierfür sensibel ist, zeigt allerdings die Reflexion über 'Blom' und 'Wechsler'.


    Als ganz zentral kristallisiert sich immer mehr das Vater-Thema heraus. Seien es Matt und Mark in ihrer Beziehung zu ihren Vätern, Bill und Syd, Hänsel und Gretel ...

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe eben Teil 1 bzw. S. 172 ("... eine Haarsträhne vom Wind hoch- und aus seinem Gesicht geweht wurde.") beendet. Mir gefällt das Buch, aber irgendwie weiß ich nicht, was ich darüber schreiben soll. Es gibt nicht viel Action, "nur" das normale Leben, aber das macht es auch wieder interessant. Den gemeinsamen Urlaub der beiden Familien fand ich toll, das ist genauso ein Erlebnis, auf was man immer wieder gerne zurückschaut. :smile:



    Die Charaktere sind klasse dargestellt, auch wenn Erica und Leo selbst bisher etwas blass bleiben.


    Da muss ich dir recht geben, bisher habe ich auch das Gefühl, dass es Leo vor allem darum geht, über das Leben seines Freund Bills zu erzählen. Schließlich nehmen dessen Kunstwerke großen Raum in dem Roman ein. Leos Sohn Matt ist bisher auch besser charakterisiert als Mark. Mark tritt bisher auch nicht wirklich in Erscheinung außer als Freund von Matt.


    Das neue Kunstwerk "Os Reise" stelle ich mir auch toll vor. Ich bin ebenfalls Kunstbanause und kann mir beim Betrachten von Kunstwerken meist nicht vorstellen, was sich der Künstler dabei gedacht hat (bei manchen mag das durchaus berechtigt sein :breitgrins:). Dieser Roman zeigt sehr schön, wie der Künstler und sein Kunstwerk quasi verschmelzen, dass das Werk das Innere des Künstlers zeigt.


    LG
    Cuddles :winken:

  • Hallo, ihr Lieben,


    na, habt ihr in den letzten Tagen ein bisschen Sonne mit Buch genießen können? Ich komme leider nicht so viel zum Lesen wie ich gerne würde, aber bin jetzt immerhin am Ende von Teil 1 gelandet.


    Gleich am Anfang eine Frage: Violet entwickelt da eine Theorie, mit der sie die seltsame Begegnung mit Monsieur Renasse und auch die Beziehung zwischen sich, Mark und Lucille erklärt. Im Englischen heißt der Schlüsselbegriff ganz simpel 'mixing'. Was sagt die deutsche Übersetzung? Ich selbst fände 'Verschmelzung' am passendsten, bin aber nicht ganz sicher.


    Leos Seitensprung mit Lucille wirkt irgendwie seltsam und untypisch für ihn. Er scheint also auch seine geheimnisvollen, dunklen Seiten zu haben, die aber weniger im Zusammenhang stehen als bei den anderen Charakteren - vermutlich, weil er sich selbst weniger leicht reflektieren kann. Natürlich wirkt das Ganze (oder wird von Leo so dargestellt?) wie eine Manipulation Lucilles, und Leo vermutet, dass das, was sie von ihm wollte, mit Bill zusammenhängt. Das deutet auf ein 'mixing' von Leo und Bill hin, oder?


    An der Stelle, als Leo über den Kuss nachdenkt, den er Erica gibt, nachdem er Jack und Sarah in flagranti erwischt hat, und über die Vorgeschichte dieses Kusses, dachte ich nur: Na, hoffentlich sind die wesentlichen Menschen in meinem Leben etwas weniger komplex und kompliziert. :zwinker: Klar: Es ist eine Reflexion aus längerer zeitlicher Distanz, aber auch 'spontan' schöne Erinnerungen kann man so rationalisieren und sich von ihnen distanzieren.


    Leo 'mixt' auch die Kunst/Arbeit der anderen in seine eigene und hat (auch hier) Schwierigkeiten, sich abzugrenzen.


    Interessant fand ich, was er über Bills Erinnerungen sagt:

    Zitat

    Bill talked about that period in his life with increasing gloom, as if in hindsight it had grown darker and more painful than when he was actually living it. Like everyone, Bill rewrote his life. The recollections of an older man are different from those of a young man.

    Das kann man auch als Warnung des Erzählers lesen, seinen Standpunkt ohne weiteres zu übernehmen ...

  • Hallo!


    Ich bin gerade auf Seite [b]239 [/b](In jener Nacht gab es keine Klavierstunde. Als ich die Augen schloss, war Bill der einzige Mensch, den ich sah.)


    Leos Seitensprung:
    Ich hab ja die ganze Zeit schon darauf gewartet, dass so was mal passiert. Ich habe aber eher eine Dreiecksbeziehung vermutet, als diesen überfallartigen Seitensprung.


    Kapitel 2 beginnt schrecklich. Mit diesen ersten Worten schließt sich eine eiskalte Hand um das Herz und es fühlt sich an als würde es gleich stehenbleiben. Mit Matts Tod habe ich am allerwenigsten gerechnet. Er kam so plötzlich. Wie Hustvedt die Verarbeitung der Katastrophe schildert, wie unterschiedlich Leo und Erica damit umgehen, wie die beiden sich verlieren - ist so realistisch, natürlich und klar geschrieben, dass man sich mitten im Wohnzimmer der Familie fühlt und mitleidet. Hustvedt macht das meines Erachtens großartig.


    Ich finde es toll wie sich Bill und Violet um die beiden kümmern. Solche Freunde kann man sich nur wünschen.


    Ich finde es ungeheuer interessant wie Hustvedt immer die Bücher Violets beschreibt. Da bekomme ich total Lust darauf sie zu lesen. Die Themen sind ungeheuer faszinierend!


    Jetzt ist Mark schon ein richtiger Teenager, mit all seinen Macken und Spinnereien. Ich glaube es ist furchtbar zu sehen, wie dein Kind sein KÖNNTE, wenn es nicht gestorben wäre.


    So jetzt wird weitergelesen.


    lg
    bane

  • Ich habe gestern Abend noch ein wenig weitergelesen und ebenfalls bei Seite 239 (wie bei bane77 zitiert) Schluss gemacht.


    Matts Tod, wohl das schlimmste Ereignis, das man sich als Elternteil vorstellen kann, wird ganz undramatisch und fast banal beschrieben, wirkt aber gerade darum unglaublich eindringlich. Ich habe mich mit Leo gelähmt gefühlt, und die schwere Atmosphäre, die von Anfang an zu spüren war, hat nun eine Ursache.



    Ich finde es toll wie sich Bill und Violet um die beiden kümmern. Solche Freunde kann man sich nur wünschen.


    Das fand ich auch. Und wie eng die beiden Familien in allem, was geschieht, miteinander verflochten sind, wird auch daran deutlich, wie alle an der Auswahl des Feriencamps und damit an der entscheidenden Schicksalswende mitgewirkt haben.


    Leo gewinnt jetzt erstmals mehr Profil. Seine Unfähigkeit zu trauern und schließlich der Zusammenbruch vor dem Gemälde mit dem Glas Wasser, auch die veränderte Beziehung zu Erica und die vorläufige (?) Trennung sind sehr glaubwürdig beschrieben.


    Mark rückt jetzt mehr ins Zentrum. Die Feier zu seinem dreizehnten Geburtstag schien mir ja nicht wirklich angemessen für das Alter. Da mag Bill seine eigenen Bedürfnisse mit denen seines Sohnes verwechselt haben.


    Leos Schublade hat mir einiges zu denken gegeben. Dass er Erinnerungsstücke an Mark verwahrt, ist nur zu verständlich, dass er dasselbe mit Erica tut, sobald sie durch die Tür ist, irgendwie noch nachvollziehbar, aber bei der angekohlten Doughnut-Box hätte ich ihn am liebsten geschüttelt. Er entzieht sich einfach der Verantwortung, etwas zu tun, ist vollkommen passiv, ist immer nur Beobachter seiner selbst und seiner Umgebung, und schon mitten im Geschehen scheint für ihn alles in Vergangenheit verwandelt zu sein. Matts Tod mag hierfür der Auslöser gewesen sein, aber Leo macht keinerlei Anstrengungen, den Lebenden noch irgendwie gerecht zu werden. Auch dass er Mark Matts Zimmer anbietet, ist nur eine Art Verbindung mit der Vergangenheit für ihn; es entwickelt sich keine echte Beziehung, und der Junge macht, was er will. Gegen Ende dieser Passage wird deutlich, wie sehr er die 3 'Elternparteien' gegeneinander ausspielt, ohne dass ihm jemand Einhalt gebietet. Einzig Violet scheint (nicht nur) in dieser Hinsicht ziemlich hellsichtig zu sein, hat aber wenig Möglichkeiten einzugreifen.


    Leos Beziehung zu Bill wird auch immer seltsamer und undurchsichtiger für mich. Seine erotischen Fantasien gelten Violet - aber immer in Dreierkonstellationen - und in diesen Zusammenhang wird dann auch der von bane zitierte letzte Satz des Abschnitts gestellt.


    :winken:

  • Hallo ihr Lieben,


    in letzter Zeit bin ich auch kaum zum Lesen gekommen, aber heute hatte ich etwas Zeit und bin inzwischen bis Seite 245 ("... merkte ich, dass die seltsame Segnung des Hausbesetzers meinen Schritt beflügelt hatte.") gekommen.


    Der Anfang von Teil 2 ist natürlich der Hammer! In meinem letzten Post habe ich noch geschrieben, dass eigentlich nicht viel passiert und dann das! Man spürt richtig, wie Leo durch seine Trauer gelähmt wird und wie schwierig es für ihn und Erica ist, wieder zueinanderzufinden. Was letztendlich nicht klappt, da die beiden sich erst mal räumlich trennen. Ich habe das Gefühl, dass Erica zumindest versucht, ihr Leben möglichst gut weiterzuleben, soweit es eben geht. Leo dagegen möchte ich ob seiner Tatenlosigkeit manchmal nur schütteln. Bill und Violet sind wirklich tolle Freunde, die sich aufopferungsvoll kümmern, vor allem wenn man bedenkt, dass sie selbst sehr an Matt gehangen haben.


    Dass Leo sich Mark zuwendet ist fast schon verständlich, hat aber auch etwas Unheimliches. Wenigstens lernt man so Mark näher kennen. Seine Lügnerei ist mir aber nicht geheuer. Erst dachte ich, dass das normal für einen Teenager ist, gegenüber seinen Eltern nicht alles zu sagen und/oder etwas zu lügen, aber als Bill dann sagte, dass Mark schon seit seiner Kindheit lügt, musste ich erst mal schlucken. Was da wohl dahinter stecken mag? Spielt Lucille dabei vielleicht eine Rolle?



    Mark rückt jetzt mehr ins Zentrum. Die Feier zu seinem dreizehnten Geburtstag schien mir ja nicht wirklich angemessen für das Alter. Da mag Bill seine eigenen Bedürfnisse mit denen seines Sohnes verwechselt haben.


    Da muss ich dir recht geben! Ich hätte nicht gedacht, dass auf der Geburtstagsfeier für einen 13-jährigen so viele Erwachsene sind.



    Leos Beziehung zu Bill wird auch immer seltsamer und undurchsichtiger für mich. Seine erotischen Fantasien gelten Violet - aber immer in Dreierkonstellationen - und in diesen Zusammenhang wird dann auch der von bane zitierte letzte Satz des Abschnitts gestellt.


    Interessant, bisher habe ich gedacht, dass Leo einfach diese sexuellen Phantasien braucht wie jeder Mann, der schon länger keinen Sex mehr hatte, und dass Violet als "Objekt der Begierde" einfach im wahrsten Sinne des Wortes naheliegt. Da aber in seinen Phantasien immer nur drei und nicht zwei Personen auftauchen, hast du wahrscheinlich recht mit der Vermutung, dass Bill da eine Rolle spielt. Nur welche?



    Ich finde es ungeheuer interessant wie Hustvedt immer die Bücher Violets beschreibt. Da bekomme ich total Lust darauf sie zu lesen. Die Themen sind ungeheuer faszinierend!


    Oh ja, das finde ich auch! Hm, vielleicht gibt es da sogar wirklich Bücher in der Richtung, an denen Hustvedt sich orientiert hat. Müsste ich mal recherchieren...


    :winken:

  • Oh ja, das finde ich auch! Hm, vielleicht gibt es da sogar wirklich Bücher in der Richtung, an denen Hustvedt sich orientiert hat. Müsste ich mal recherchieren...


    Hinten im Buch, bei der Danksagung, erwähnt Hustvedt die Bücher, von denen sie sich die Anregungen zu Essstörungen und Hysterie geholt hat. :winken:

  • kat
    Super, vielen Dank für den Hinweis!


    Inzwischen habe ich noch weitergelesen und zwar bis Seite 311 ("Das Vergängliche daran war Teil seiner Schönheit."). Mein komisches Gefühl bezüglich Mark hat sich bestätigt. Er lügt, stiehlt und stellt sonst noch was an und leugnet bis er keinen Ausweg mehr sieht. Und kaum besteht Hoffnung auf Besserung, macht er alles wieder kaputt. Ich weiß, es klingt heftig, aber Mark ist für mich eindeutig verhaltensgestört. Mich würde interessieren, wie es dazu kommen konnte, oder ob es wirklich an seinem Charakter liegt.


    Trotz dieses nicht unbedingt angenehmen Themas entwickelt das Buch gerade einen unwiderstehlichen Sog bei mir, aber ich werde mich ein wenig am Riemen reißen und erst mal abwarten, wie weit ihr seid.


    :winken:

  • Huhu Mitleserinnen!


    Ich bin jetzt am Ende von Teil 2 gelandet, und das Buch beschäftigt mich sehr, selbst wenn ich es notgedrungen häufiger weglegen muss.


    Hier wird deutlich, wie sehr Bill an Matt hing und wie sehr er sich dessen Eigenschaften für seinen eigenen Sohn wünscht. - Das ist schon eine (für beide Seiten) reichlich bittere Vorstellung, in diesem Fall aber auch durchaus verständlich.


    Leos Schublade finde ich immer seltsamer und bedrückender. Das stundenlange Herumrücken der 'Reliquien', die er da aufbewahrt, zeigt immer deutlicher seine Distanz und seine Unfähigkeit. am Leben teilzunehmen. Auch als Mark und andere finstere Gestalten mit Teenie vor der Tür stehen, die sichtlich nicht mehr fähig ist, allein auf sich aufzupassen, bringt es Leo nicht über sich, mehr als eine höflich-formale Frage an sie loszuwerden, bevor er sie gehen lässt.


    Teddy Giles und sein 'Werk' wirken unglaublich abstoßend und angsteinflößend. Natürlich ist der böse Hassebrog Teddys Mentor (da wird's ein wenig klischeehaft). Leo erklärt, dass eher die Perspektive des Betrachters bestimme, was Kunst sei, nicht so sehr die Aussage der Werke, und ein paar Seiten später scheint es, als gelte diese Regel auch für die Einschätzung von Menschen: Leo dreht so lange an seiner Sicht von Mark, bis alles stimmt - und er wieder einmal aller Verantwortung und Aktivität enthoben ist.


    Mark ist mindestens so unheimlich wie Teddy, vielleicht durch sein täuschend offenes und sympathisches Auftreten sogar noch mehr: seine Lügen, der unverständliche Biss, die Bankkarte. Er scheint keine Bindungen und Verpflichtungen zu empfinden und unfähig zu sein, sich in die Lage anderer zu versetzen. Dass der finanzielle Verlust Leo zum ersten Mal aus seiner Starre weckt, hat ihn mir nicht unbedingt näher gebracht. Immerhin gelingt es ihm, Mark zu einem Geständnis, wenn auch nicht zur Einsicht zu bewegen. - "What is he?", fragt sich Leo - als rede er von einem Alien - und genau dieses Gefühl bekommt man immer mehr bezüglich Mark.


    Noch ein Satz, den ich bezeichnend für den Roman fand: "There is nothing ordinary in the world." - "Es gibt nichts Gewöhnliches/Normales auf der Welt." Das ist es wahrscheinlich, was den Roman bei allem Sog, den er entwickelt, so anstrengend macht: Selbst die (scheinbar) kleinste Banalität kann - je nach Betrachtungsweise - unglaublich mit Bedeutung aufgeladen sein.


    Mark ist durch alle Versuche Bills und Violets, die richtiggehend um ihn kämpft, nicht dauerhaft in 'normale' Bahnen zu lenken. Was er und Giles auf ihren nächtlichen Streifzügen so tun, versuche ich mir lieber nicht vorzustellen. Im Gespräch über seine Vergehen, wirkt er manchmal wie eine gespaltene Persönlichkeit auf Leo. Mich würde interessieren, ob sein Verhalten, wie es hier dargestellt wird, irgendeinem bekannten Krankheitsbild entspricht.


    Bills "Hundertundeine Tür" hat mich deutlich weniger angesprochen als die Beschreibungen der vorangegangenen Werkreihen. Hier aber, in der Krise mit Mark, ist es wieder erstaunlich, wie er alles in Kunst verwandelt, was ihn bewegt, anscheinend ohne die Realität zu vernachlässigen. Vermutlich fühlt sich Bill mitschuldig am Zustand seines Sohnes, da seiner Meinung nach die Trennung Mark in ganz besonderem Maße mitgenommen hat.


    Bills Tod kam für mich unvorbereiteter als Matts (der war durch die ausführliche Abschiedsszene in Teil 1 irgendwie schon vorbereitet), nicht so lähmend und alptraumartig, aber fast noch trauriger. Violet ist nach und nach zu einer immer stärkeren Figur geworden, finde ich, und verhält sich auch hier bewundernswert: Ihr gelingt es, ihren Schmerz zu leben, und den Anforderungen des 'weiterlaufenden' Lebens trotzdem gerecht zu werden.