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Ein Tipp vorweg: am besten lest ihr nicht den Klappentext, der verrät nämlich leider einen Großteil des Buches. Ich versuche es mal nicht so detailverliebt.
Bens Frau Sarah ist plötzlich verstorben, er bleibt allein zurück mit ihrem autistischen Sohn Jacob, der nicht viel von seiner Umwelt an sich heran lässt. Als wäre die Situation nicht schlimm genug für Ben, findet er eine verschlossene Metallkassette mit Zeitungsausschnitten, die seine Frau jahrelang aufbewahrt hatte. Erst will er nicht glauben, dass sich tatsächlich ein schreckliches Geheimnis daraus erschließen lässt, aber als er Nachforschungen über seinen Stiefsohn Jacob anstellt, tritt er eine Lawine von Katastrophen los…
Ich war von Simon Becketts David Hunter – Romanen mehr als begeistert, auch wenn ich bisher nur „Die Chemie des Todes“ und „Kalte Asche“ gelesen habe. Mit großer Spannung bin ich deswegen an „Obesession“ herangegangen und musste enttäuscht feststellen, dass ihnen genau das fehlt, was die Hunter-Romane abhob von üblichen Thrillern: sprachliche Raffinesse, Figuren und Szenerien entfernt von Klischees, immer neue Entwicklungen und eine unerwartete Auflösung.
All das bietet „Obesession“ überhaupt nicht. Es wird schnell zur Sache geschritten, das Geheimnis um Stiefsohn Jacob ist schnell klar, danach läuft alles auf einen Showdown aus, der vorhersehbar ist und mich sogar ein bisschen verärgert hat in der Wahl des Ortes – es war vollkommen klar, wo er stattfinden würde, nur die Protagonisten haben scheinbar länger für diese Erkenntnis gebraucht. Es wird blutig, es wird hektisch, es wird wie in jedem anderen 08/15 Thriller auch.
Bens Persönlichkeit bleibt flach, so auch die der Nebenfiguren. Besonders schade ist, dass Jacob zu Beginn ein, zwei Attributen ausgestattet wird, die dann für den Rest des Romans reichen müssen. Gerade ein Thema wie Autismus hätte man facettenreich darstellen können, der Junge erscheint aber durchweg wie eine Schablone, die ab und an zu Spannungszwecken erwähnt wird. Ben selbst ist Fotograf, auch hier fehlen die üblichen Models, Partys und der Alkohol nicht. Das einzig Interessante des Romans war für mich, dass sich im Laufe der Handlung herausstellte, dass auch auf Ben der Titel des Buches zutrifft und er nicht allzu schwarz/weiß auf die Rolle des besorgten Stiefvaters festgesetzt war.
Als durchschnittlichen Thriller kann ich „Obsession“ durchaus empfehlen, er liest sich schnell und leicht und bietet viel Gewohntes des Genres. Das Besondere fehlt ihm leider, weswegen er etwas fad und stark hinter den Hunter-Romanen zurückbleibt.
Ohne etwas darüber gelesen zu haben, scheint es mir so, als habe man jetzt einfach frühere Romane Becketts („Obsession“ ist von 1998) nach dem großen Erfolg der Hunter-Romane auf den deutschen Markt geschmissen, bald erscheint schon „Flammenbrut“ (1997). Beckett hat seit diesen früheren Romanen immerhin scheinbar viel gelernt, so dass ich mich jetzt umso mehr auf „Leichenblässe“ und David Hunter freue.