Thomas Glavinic - Das Leben der Wünsche

Es gibt 33 Antworten in diesem Thema, welches 9.701 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Bei dem Buch war für mich die Sympathie für den Charakter auch Nebensache.



    Was hältst du denn von dem Ende, Arjuna? Wie bist du damit klargekommen (von deiner Sekunden-Interpretation mal ganz abgesehen)?


    Mit meiner Sekunden-Interpretation ganz gut, ehrlich gesagt. Wenn ich die mal außer acht lasse, dann naja,

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Zum Thema Wasser:



    Was die Erzählweise betrifft: ich denke, Glavinic überlässt die Reflektion ganz alleine dem Leser und spart sie bei den Figuren aus - jedenfalls weitestgehend. Ab und zu, gerade am Ende, fällt ja immer öfter das Wort Zufall; ich denke, hier wird der vergebliche Erklärungsversuch der Figuren (speziell Jonas und Marie) am ehesten angedeutet. Aber der Bogen zur guten Fee wird niemals mehr gespannt, das ist mir schon auch aufgefallen. Störte mich aber auch nicht.


    Viele liebe Grüße
    Miramis

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Ich hab das Buch gestern Abend auch fertiggelesen und kann mich jetzt an der Diskussion beteiligen :klatschen:


    Arjunas Interpretation mit der einen Sekunde gefällt mir ganz gut, so ähnlich habe ich es mir das auch gedacht, denn sonst steht man am Ende wirklich etwas ratlos da.



    Ab und zu, gerade am Ende, fällt ja immer öfter das Wort Zufall; ich denke, hier wird der vergebliche Erklärungsversuch der Figuren (speziell Jonas und Marie) am ehesten angedeutet. Aber der Bogen zur guten Fee wird niemals mehr gespannt, das ist mir schon auch aufgefallen. Störte mich aber auch nicht.


    Jonas spricht ja immer von dem Gedanken, dem er ausweichen möchte. Ich denke, dass das genau der Gedanke an "die gute Fee" ist. Er will sich die seltsamen Ereignisse nicht dadurch erklären sondern versteift sich immer mehr auf den Zufall.


    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • @stefanie:


    Zum Ende:


    Was haltet ihr übrigens von den Szenen im Weltall? :breitgrins:




    Jonas spricht ja immer von dem Gedanken, dem er ausweichen möchte. Ich denke, dass das genau der Gedanke an "die gute Fee" ist. Er will sich die seltsamen Ereignisse nicht dadurch erklären sondern versteift sich immer mehr auf den Zufall.


    Jetzt wo du es sagst, fällt mir das auch auf. Genau, er verdrängt den Gedanken an die Wünsche, und das weitestgehend erfolgreich. Der Zufall muss für gar vieles herhalten.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Hi!


    Super, dass es hier schon einen Thread dazu gibt. Habe gerade das Buch beendet und es lässt mich ziemlich ratlos zurück, deshalb bin ich auch froh, hier einige Denkanstöße gefunden zu haben! Gegen Ende kam ich überhaupt nicht mehr mit! Es ist wirklich alles so "hochintellektuell" verbaut irgendwie und wie ich vorher las, dass die Antworten in einem anderen Buch versteckt sein könnten - also das wär ja wirklich die Härte!!!! Und hoffe ich dann doch eher nicht, vielleicht soll ja Raum bleiben für Spekulationen! Alles in allem bin ich irgendwie enttäuscht von dem Buch, hätte mir mehr erwartet, dass alles offen angesprochen wird. Und irgendwann nervten mich auch diese dauernden Zeitsprünge!! Ihr wisst schon, irgendwo ist es ziemlich spannend - hört auf, und geht irgendwo anders weiter und man kann sich selbst zusammenreimen was es bedeutet!



    Ehrlich gesagt hab ich unter dem Lesen die Zusammenhänge mit den Wünschen gar nicht so erkannt, das kam alles so subtil daher, nur da mit seiner Frau dachte ich "ok, das ist weil er mit Marie zusammen sein will", aber die anderen Sachen... ich hab immer irgendwie darauf gewartet, dass noch mehr passiert, was Offensichtlicheres und dass


    Ich denke auch, dass das mit der Sekunde die Einheit von Anfang und Ende ist, im Nachhinein ergibt es einen Sinn mit dem Schlusssatz.
    Alles in allem ein Buch, das ich schnell ausgelesen hatte - obwohl ich mich im Nachhinein frage, obs das Wert war... es ist doch ziemlich schräg sag ich mal. Keine Anführungszeichen und doch kam ich gut zurecht.



    Entweder man liebt das Buch oder man hasst es!


    Naja, so krass fand ich es für mich nicht - ich liebe es nicht, aber ich hasse es auch nicht und zu Ende gelesen hab ichs doch, obwohl vor allem Teil 3 ziemlich abstrakt schon war.


    Zitat

    Nutarella: oder das ein Satz mitten drin aufhört auf S. 189


    Ich glaube, das soll die Einleitung sein zum nachfolgenden Kapitel, da wo er den drei auf den Berg folgt; es ist auch das einzige Mal, dass Marie zu Wort kommt bzw. überhaupt wer anderer! Ich fands zwar auch komisch, aber nach einigem Überlegen wirkts doch so, wie wenn wer etwas in ein Tagebuch schreibt z.B. und aufgehalten wird und gehen muss - und das passt irgendwie dann zum nächsten Teil. Finde ich.



    [quote author=Arjuna


    [/quote]



    Zitat

    Miramis:



    Puh, das war jetzt lang! Ich hoff ich hab das alles mit den Spoilern richtig gemacht, ist doch noch etwas verwirrend für mich!!! Gerade bei so langem Text...!! :)


    LG!!


    Ps.: Wenn man im Nachhinein den Anfangstext mit dem Unbekannten nochmal liest, ergibt doch alles irgendwie mehr Sinn.

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

  • Ich hab das Buch nur angelesen weil ich die Idee gut fand. Mit dem Stil kam ich allerdings überhaupt nicht klar, er hat mich in keinster Weise dazu bewegt überhaupt mehr als ein paar Seiten zu lesen. Deshalb hab ich den Roman dann auch wieder abgegeben. Das scheint wohl einfach kein Buch für mich zu sein.

  • Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück; von einigen Szenen habe ich den Sinn noch nicht so ganz erfasst.
    Eure Spekulationen hier im Thread finde ich schon einmal sehr interessant, darüber werde ich noch genauer nachdenken.


    Den Schreibstil von Thomas Glavinic finde ich sehr angenehm zu lesen. Er schreibt nicht gezwungen hochliterarisch, verzichtet auf unnötige Schachtelsätze; dennoch ist seine Sprache anspruchsvoll und bildreich. Das hat mir schon bei "Das bin doch ich" gut gefallen und ist mir auch hier wieder positiv aufgefallen. Es stört mich dabei auch nicht, dass er auf Anführungszeichen völlig verzichtet und sich in einer Szene sogar fast durchgehend der indirekten Rede bedient. Diese Stilmittel passen meiner Ansicht nach gut zum Buch und sorgen für Abwechslung.


    Die Grundidee ist klasse, die Umsetzung hatte ich mir zunächst anders vorgestellt, ein wenig konkreter, mit mehr Erklärungen. Aber letztendlich gefallen mir die ein wenig mystisch wirkenden Szenen, deren Sinn ich nicht auf Anhieb erfasste und teils auch jetzt noch nicht verstehe, ganz gut, denn sie geben der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre, einen düsteren und melancholischen Anstrich.


    Ich interpretiere die Aussage des Buches dahingehend, dass so manche (vor allem unbewussten) Wünsche besser unerfüllt bleiben und nicht alle erfüllten Träume auch wirklich glücklich machen.


    Ich merke schon, ich muss unbedingt auch noch "Die Arbeit der Nacht" lesen. Ist der Protagonist dann tatsächlich derselbe Jonas wie in diesem Buch? Kann das jemand sagen?

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen


  • Ich merke schon, ich muss unbedingt auch noch "Die Arbeit der Nacht" lesen. Ist der Protagonist dann tatsächlich derselbe Jonas wie in diesem Buch? Kann das jemand sagen?


    Also "Die Arbeit der Nacht" hat eine ganz andere Handlung. Ich hab es schon gelesen, ich denke schon, dass es derselbe Jonas ist und

    , jedoch ist es ein ganz anderes, sagen wir mal "Raum-Zeit-Kontinuum", es gab keinerlei Andeutungen auf "Das Leben der Wünsche" soweit ich mich erinnere. Also nicht unbedingt als Fortsetzung zu sehen finde ich... Aber durchaus lesenswert und regt auch sehr zum Nachdenken an.

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

  • Okay, danke! Das klingt schon mal interessant; da werde ich bei Gelegenheit mal zu dem Buch greifen. :smile:

    :lesen: Joe Navarro - Menschen lesen

  • Meine Meinung
    Schade, dass ich die ganze Diskussion nicht "live" mitgemacht habe :winken: Ich habe mich brav durch alle Spoiler gelesen und ziemlich oft genickt. Arjunas Spoiler hat mich dann das Buch in einem ganz anderen Licht sehen lassen. An so etwas habe ich überhaupt nicht gedacht! Mein erster Gedanke war: na toll, jetzt muss ich das Buch nochmal lesen, weil ich jetzt einen ganz anderen Blickwinkel habe :zwinker:


    Anscheinend bin ich die Einzige, die Die Arbeit der Nacht nicht lesen will. Dazu mag ich Jonas zu wenig. Das liegt nicht einmal daran, dass er seine Frau betrügt- ich kann einfach nichts mit ihm anfangen. Obwohl seine Wünsche wirklich clever waren. Aber hey- wenn mir jemand drei Wünsche anbieten würde, würde ich schleunigst das Weite suchen und hoffen, dass es ein einmaliges Angebot gewesen ist. Das kann doch nicht gut ausgehen (das weiß doch Jeder :zwinker:) Aber auch wenn ich Jonas nicht mag, das Buch hat mir sehr gut gefallen.
    4ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Tapfer, tapfer, Kirsten. :breitgrins:


    Ja, wir haben uns ganz schön heiß diskutiert damals und Arjunas Lösung hat mich auch ziemlich verblüfft. Ich mochte Jonas auch nicht besonders, aber das war nicht das Problem; ich habe "Die Arbeit der Nacht" bis jetzt noch nicht gelesen, weil sich zu viele andere Bücher vorgedrängelt haben und ich den Roman etwas aus den Augen verloren habe.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel


  • Tapfer, tapfer, Kirsten. :breitgrins:


    Ja, wir haben uns ganz schön heiß diskutiert damals und Arjunas Lösung hat mich auch ziemlich verblüfft.


    Ich freue mich immer wieder über neue Beiträge in dem Thread. :winken: Irgendwann wird hier definitiv mal ein Re-Read fällig. Es bietet einfach so viel Interpretationsspielraum.

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Ich habe mir das Buch heute aus der Bib geholt und bin nun gespannt wie es mir gefällt. Vor allem bin ich schon gespannt was in den ganzen Spoilern steht, aber die werde ich erst lesen, wenn ich das Buch beendet habe. :winken:


    Katrin