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Charles Todd, Flügel aus Feuer
(Heyne Verlag, Juli 2009 -[size=1]
aber bereits 2000 unter dem Titel "Englisches Requiem" bei Goldmann erschienen[/size])
384 Seiten; € 8.95 (TB-Ausgabe)
ISBN 978-3-453-43333-5
Reihe: Inspector Rutledge (Fall II)
Originaltitel: Wings of Fire
Zum Autoren:
Hinter Charles Todd verbergen sich zwei Personen, nämlich Mutter und Sohn. Die beiden möchten allerdings aufgrund anderer beruflicher Ambitionen nicht namentlich genannt werden... Wichtig scheint vor allen Dingen, dass die beiden gleichberechtigt an ihren Geschichten und ihren Figuren arbeiten.
Zum Inhalt:
Kurz nach dem I. Weltkrieg in England: Inspector Ian Rutledge von Scotland Yard wird von seinem Vorgesetzten in die cornwallsche Provinz geschickt. Dort haben sich im kleinen Nest Borcombe in relativ kurzer Zeit einige Todesfälle zugetragen... Während alle im Dorf wie auch die Polizei vor Ort von einem Doppelselbstmord und einem Unfall ausgehen, ist eine Verwandte doch nicht ganz einverstanden und schaltet über das Innenministerium in London Scotland Yard ein. Rutledge, noch traumatisiert durch seinen jahrelangen Front-Einsatz im I. Weltkrieg und nicht sonderlich beliebt bei seinem Vorgesetzten wird als alleine zur Überprüfung geschickt.
Und schon bald muss er sich mit komplizierten Familienverhältnissen und einigen mürrischen bis maulfaulen Dorfbewohnern herumplagen, denn natürlich ist niemand so wirklich über den Großstädter begeistert, der den guten Ruf Borcombes bedroht.
Aber je mehr Informationen und Geschichtchen Rutledge zusammenklaubt, desto klarer wird, dass irgendetwas in der bisherigen Annahme so gar nicht zusammenpassen will...
Meine Meinung:
Einer der größten Pluspunkte des Krimis ist definitiv Inspector Rutledge selbst. An ihm werden die Zeichen der Zeit deutlich: er ist ein durch und durch traumatisierter Mann, zugrunde gegangen an seinen Erlebnissen in den Schützengräben des I. Weltkrieges. Und trotzdem versucht er, sein Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen - auch wenn ihm das häufig nicht so sehr gelingen mag. Am ungewöhnlichsten ist sicherlich die 'Figur' Hamish. Hamish ist ein Soldat, den Rutledge wegen Befehlsverweigerung hinrichten sollte, als ihm der Gegner, die Deutschen, zuvorkam: Hamish, ein junger Highlander, wurde bei diesem Angriff getötet und begrub den schwer verwundeten Rutledge unter sich. Seit diesem Moment 'hört' der Polizist die Stimme des Schotten: dieser verhöhnt ihn einerseits, gibt ihm andererseits aber auch wichtige Tipps oder weist ihn zurecht. Hamish ist also eine Art unterbewusstes Gewissen...
Ein weiterer dicker Pluspunkt Charles Todd's ist die Schreibe des Autorenduos: sie ist sehr stimmig zur Zeit der Handlung und durchaus etwas literarischer als man das bei Krimis unbedingt erwartet. So gibt es einige Auszüge aus Gedichten, da eine Selbstmörderin eine angesehene Dichterin war und Rutledge sie aufgrund ihres Werkes besser verstehen möchte.
Last but not least gefällt mir die Zeit und die Atmosphäre des Buches ausgesprochen gut - und dies hat mich auch ganz locker über den etwas behäbigen Beginn hinweg getröstet!
[size=3]Fazit:[/size] Definitiv nicht mein letzter Inspector-Rutlegde-Fall!