Hitlers Bücher

Es gibt 78 Antworten in diesem Thema, welches 11.421 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von cori.

  • Das Problem ist auch ein wenig, dass das, was an der einen Stelle zuviel ist, an anderer Stelle fehlt - das Unwissen so einiger Leute über die Nazizeit ist auch grauenvoll.


    Aber es stimmt schon, man hat gerade in der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums einen ziemlichen Overkill mit dem Thema. Mich hat das nicht gestört, weil mich die jüngere Geschichte sehr interessiert, aber ich kann auch nachvollziehen, wenn es Schülern erst mal zu den Ohren rauskommt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • @ JaneEyre: Ich weiss, aber an sich fand ich es eigentlich immer recht interessant, bis es eben einfach irgendwann zuviel wurde und irgendwie finde ich es auch schade, dass es überhaupt so kam.


    @ Valentine: Oh ja, mich interessiert die jüngere Geschichte auch, allerdings wie du das schon erwähnst, fehlt es eben an anderen Stellen. Ich habe beispielsweise, soweit ich mich erinnern kann nie irgendwas über die RAF gelernt. (und ich hb vor 3 Jahren Abitur gemacht!!!!!!) So Themen finde ich eben einfach ziemlich schade. Sogar im Politik und Wirtschaft Leistungskurs wurde dieses Thema nie wirklich behandelt.

    "Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Ich glaube das hängt auch immer sehr davon ab wie das Thema vom jeweiligen Lehrer behandelt wurde. So mancher hat selbst keine Lust mehr auf das Thema und leiert es herunter...


    Valentine
    Sehe ich genauso. In der Realschule hab ich das Thema z.B eher am Rande mitbekommen. Mein Lehrer hat viel mehr zum ersten Weltkrieg und zur Weimarer Republik gemacht. Vorm Abi war das etwas anders, aber hier hat sich der Lehrer einigen Themen mal ganz anders genährt und dadurch wurde es nicht so zur 100. Wiederholung. Wir haben zum Beispiel vieles über die Euthanasie und auch über die Ärzte damals besprochen. Gerade hier finden sich ja auch erste Ansätze was dann in den KZ weitergeführt wurde.

  • Zitat

    So mancher hat selbst keine Lust mehr auf das Thema


    Frage: Kann man "Lust" haben auf 6 000 000 vergaste Juden ? Kann man sagen: Mich nervt das Thema, weil wir haben das soooo oft durchgenommen? - ich sag Mal, ich verstehe es, schüttle doch den Kopf, aber wie gesagt, wegen der Lehrer. Weil sie nicht vermitteln, dass wir hier von Menschleben reden.
    Also, die Worte: Lust / Unlust sind unpassend, nix für ungut. (OBWOHL! Ich versteh, was ihr meint!!!!)


    Ich finde es traurig.

    Einmal editiert, zuletzt von cori ()

  • @Cori
    Geht mir ganz ähnlich. Ich finde es schrecklich das sich viele durch das Thema so fühlen.


    Ich glaube aber auch das man hier eben auch aus der Vergangenheit gelernt hat. Die Aufarbeitung des Themas im Schuluntericht ist noch nicht sehr alt. Meine Eltern haben darüber jedenfalls nichts gelernt und mein Papa liest zur Zeit sogar die Hefte von der Bundeszentrale für politische Bildung die ich zum Thema fürs Abitur benutzt habe, um sich einen Überblick über die Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert vor 1949 zu verschaffen.


  • Frage: Kann man "Lust" haben auf 6 000 000 vergaste Juden ? Kann man sagen: Mich nervt das Thema, weil wir haben das soooo oft durchgenommen? - ich sag Mal, ich verstehe es, schüttle doch den Kopf, aber wie gesagt, wegen der Lehrer. Weil sie nicht vermitteln, dass wir hier von Menschleben reden.
    Also, die Worte: Lust / Unlust sind unpassend, nix für ungut. (OBWOHL! Ich versteh, was ihr meint!!!!)


    Sie sind unpassend, aber ich hatte so einen Lehrer. Wir haben die Mobilmachungen vor dem 1. WK gemacht, diesen dann komplett ausgelassen, dann haben wir die Mobilmachungen vor dem 2. WK gemacht und diesen dann ebenfalls ausgelassen. Eingestiegen sind wir wieder beim Abwurf der Atombombe.


    Begründung des Lehrers: Ich will nicht schon wieder über den Krieg reden.
    Dafür wurden wir in Deutsch mit dem Thema überschüttet. Damals waren gerade die Filme "Stalingrad" und "Schindlers Liste" neu. Die haben wir gesehen und ein paar mehr. Was dazu geführt hat, dass meine Klassenkameraden von dem Thema nichts mehr wissen wollten. Tja, man kann es über- und untertreiben. Die Mischung machts.


    Katrin

  • Jaqui: Du bist in Wien in die Schule gegangen? Eine heftige Sache.


    Auch der erste Weltkrieg war ein Desaster. Den einfach zu überspringen ist eine Katastrophe der Sonderklasse. Diese beiden Kriege waren ein Verbrechen an der Menschheit, ich kann es nicht beschreiben.
    Der Umgang ist eine Katastrophe!

  • Valentine
    Sehe ich genauso. In der Realschule hab ich das Thema z.B eher am Rande mitbekommen. Mein Lehrer hat viel mehr zum ersten Weltkrieg und zur Weimarer Republik gemacht. Vorm Abi war das etwas anders, aber hier hat sich der Lehrer einigen Themen mal ganz anders genährt und dadurch wurde es nicht so zur 100. Wiederholung. Wir haben zum Beispiel vieles über die Euthanasie und auch über die Ärzte damals besprochen. Gerade hier finden sich ja auch erste Ansätze was dann in den KZ weitergeführt wurde.


    Bei mir in der Realschule wurde das Thema auch nicht behandelt. Vielleicht, weil die Zeit nicht reicht, immerhin sind es drei Jahre weniger. Wir sind damals allerdings direkt zur Weimarer Republik gegangen, ohne den 1. WK. Dafür war auf Klassenfahrt dann ein Besuch im KZ dabei.


    Allgemein denke ich ist auch immer wichtig, wie über den Krieg, Hitler etc im Elternhaus gesprochen wird. Bei uns wurde z. B. ganz normal darüber gesprochen und deshalb gab/gibt es auch keine Berührungsängste dazu.


  • Apfelkuchen
    Stimmt, das hat wirklich einen hohen Stellenwert! Bei mir waren auch meine Großeltern mütterlicherseits die für die Fragen ihrer Enkel mit den Jahren immer offener wurden.


    Meine Großeltern (drei von vier zumindest) sind gestorben, als ich noch zu jung für das Thema war. Mit der Großmutter, die länger gelebt hat konnte ich aber auch darüber sprechen. Zumindest über den Krieg im allgemeinen.
    Aber da meine Eltern die Zeit auch mehr oder minder mitbekommen haben (Jahrgang 34 und 40), waren die Gespräche über den WK immer auch mit persönlichen Erinnerungen verbunden und von daher schon interessanter als alle nichtgewesenen Schulstunden.
    Da wurde nie das Thema gewechselt, auch wenn es um unangenehmen Themen ging. Mein Vater hat kein Problem damit, das er bei der HJ war und es war auch nie ein Geheimnis, das der Großvater in der Partei war. Wie übriegens ziemlich viele andere auch, nur die sprechen kaum darüber.


    Zu den Büchern über die Zeit ist mir noch eingefallen, das ich eines als Jugendliche bekommen und auch gerne gelesen habe, von Inge Deutschkron "Ich trug den gelben Stern"

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    habe ich letztes Jahr von meiner Schwiegeroma bekommen, aber leider erst zur Hälfte durch. Darin geht es mehr um den politischen Umgang der Nachkriegszeit mit dem WK. Und diesen Umgang finde ich auch ganz schön erschreckend.

  • Zitat

    Mein Vater hat kein Problem damit, das er bei der HJ war und es war auch nie ein Geheimnis, das der Großvater in der Partei war. Wie übriegens ziemlich viele andere auch, nur die sprechen kaum darüber.


    Eine ehrliche Familie. Und wie stehst Du dazu, dass der Umstand so war?
    Mich überkommt immer noch das Grauen, wenn ich an Omas Geschichten über den Opernbesuch in der Goebbels Loge (war er da oder nicht? Keine Ahnung) denke. Mit einem Leuchten in den Augen erzählt, weil so Stolz, nicht wegen den Nazis, sondern weil sie so "bevorzugt" wurde, an einem Abend. (Sie war Krankenschwester)
    Schüttel oder das Bild meines Großvaters in Uniform auf seinem Schreibtisch. War er ein Leben lang stolz? Über das haben wir nie geredet. Nie.

  • @Cori
    Ich denke es kommt auch immer drauf an wie alt derjenige zu dem Zeitpunkt war. In der HJ zu sein hieß ja nicht automatisch glühender Nazi zu sein sondern eben das man drin war weil sich das so gehörte. Als Kind und Jugendlicher hat man ja eine völlig andere Sichtweise als die schon älteren. Man wusste es zum Teil auch nicht anders, weil man es eingeimpft bekommen hat.
    Was Du so erzählst, damit ich hätte ich persönlich größere Probleme.
    Gut meine Großmutter ist zumindest ein bissl aus dem Schneider weil sie im Elsaß gelebt hat und das ja erst im laufe des Krieges besetzt wurde. Da hat sie auch vieles erstmal nicht so mitbekommen. Andererseits erschreckt es mich schon auch immer wenn sie wieder von den "guten Menschen" bei den Nazis und nicht alle waren schlecht berichtet, weil es meistens um Menschen geht die schon einen gewissen Rang innehatten und dadurch schon in einem anderen Licht gesehen werden sollten. Sie hat sie jedoch nicht so erlebt.
    Mein Großvater war ziemlich lang in Russland und davor in der HJ. In wie weit er aber mit der Ideologie wirklich einverstanden war weiß ich nicht. Ich weiß aber das er in Russland grade so mit dem Leben davon gekommen ist und das er dann eine kritischere Sichtweise zumindest mal auf den Krieg selbst bekommen hat.
    Väterlicherseits weiß ich gar nichts. Leider. Aber hier haben sowohl Oma als auch Opa nie darüber gesprochen wer weiß warum...

  • Eine ehrliche Familie. Und wie stehst Du dazu, dass der Umstand so war?
    Mich überkommt immer noch das Grauen, wenn ich an Omas Geschichten über den Opernbesuch in der Goebbels Loge (war er da oder nicht? Keine Ahnung) denke. Mit einem Leuchten in den Augen erzählt, weil so Stolz, nicht wegen den Nazis, sondern weil sie so "bevorzugt" wurde, an einem Abend. (Sie war Krankenschwester)
    Schüttel oder das Bild meines Großvaters in Uniform auf seinem Schreibtisch. War er ein Leben lang stolz? Über das haben wir nie geredet. Nie.


    Ich finde es schon ganz schön blöde. Mir fehlt für die ganze NS Propaganda das Verständnis. Ich weiß aber auch nicht, wie die Umstände gewesen sind.


    Mit der HJ ist es allerdings so, wie Holden es schon schrieb. Für meinen Vater war es wie bei den Pfadfindern, man hat viel unternommen etc.

  • Mein (Stief)Vater ist Jahrgang 1932 und erzählt manchmal, dass er in der Schule ein paar auf die Finger bekam, weil er es wagte, während einer Rede des Führers, die sich alle Schüler im Radio anhören mussten, zu quatschen.


    Die HJ war ihm zu blöd, dieses straff Organisierte lag ihm nicht, und von seinen Eltern aus musste er nicht teilnehmen, also hat er's gelassen ...


    Mein Opa väterlicherseits ist als junger Mann in Russland gefallen. Sonst weiß ich leider nicht viel über ihn. Aus den wenigen Malen, die meine Oma über die Nazizeit gesprochen hat, klang eher Verachtung für das Regime durch. Sie hat halt die Hakenkreuzfahne rausgehängt, wenn sie musste (sie wohnte an der Hauptstraße) und sich ansonsten wohl eher ferngehalten von dem Ganzen. Begeisterung war jedenfalls nie herauszuhören.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Nun, ich denke, es ist keine Entschuldigung, jedoch, wenn man von Klein auf Dinge mitbekommt, dann nimmt man sie als "normal" an oder als "eh gut". Wären wir Anders?
    Nur, dass mein Opa das Foto am Schreibtisch hatte, als Arzt und nie jemand etwas gesagt hat, ist fragwürdig. Nämlich nach dem Krieg. Er hat viele Kriegsgeschichten erzählt, allerdings, nie Ideologien Preis gegeben, eher Kameradengeschichten erzählt. Ich glaube, mein Opa liebte die Verbundenheit in der Armee. Ich kannte meinen Opa 28 Jahre und habe nie gesehen, dass ihn ein Freund besucht hat. Ich glaube, er hatte keine. Und im Krieg schon. Ich denke, im Krieg "war er wer" und auch danach, als Landarzt. Ich könnte forschen. Ich könnte im DÖW (Dokumentarisches Archiv) nachfragen, aber ich hab ein mulmiges Gefühl und ich nehme nicht an, dass er als Arzt jemanden erschossen hat und an Versuchen hat er auch nicht teilgenommen. Das hoffe ich zumindest. Nein, er war einfach nur Arzt und Stolz auf die Uniform. Lassen wir es so, oder?
    Ich hab auch nie gehört, dass er schlecht über Minderheiten oder Religionsgruppen geredet hätte... es ist alles komisch.


    (Mein Großvater war Jahrgang 1916)

  • Es ist schon so, dass einer gesamten Generation die Kindheit bzw. die Jugend gestohlen wurde.
    Und @cori, da bin ich ganz deiner Meinung:


    Nun, ich denke, es ist keine Entschuldigung, jedoch, wenn man von Klein auf Dinge mitbekommt, dann nimmt man sie als "normal" an oder als "eh gut". Wären wir Anders?



    Er hat viele Kriegsgeschichten erzählt, allerdings, nie Ideologien Preis gegeben, eher Kameradengeschichten erzählt. Ich glaube, mein Opa liebte die Verbundenheit in der Armee.


    So ähnlich ist es mit meiner mittlerweile verstorbenen Oma, sie hat mir immer nur - klar ich war noch ein Kind - lustige Geschichten aus der Kriegszeit erzählt, angenehme Erinnerungen, manchmal auch traurige, aber da war ich schon älter. Meine Oma war ja selbst noch ein junges Mädchen. Sie musste damals in den Reichsarbeitsdienst und hatte dort viele Freundinnen und wohl auch einie Verehrer, wie ich den vielen Fotos von jungen Männern in ihrem alten Fotokoffer entnehme. Das tragische daran sind die Beschriftungen auf der Rückseite: zB. "Zur Erinnerung an deinen Freund Hansi Huber", und darunter, offensichtlich später notiert "gefallen am....".


    Bin ich froh, jetzt zu leben!
    lg, Frau 32

  • Fotos...Menschen...
    wie nett der Koffer ist, der gefällt mir sehr. Ich hab nur ur-alte Fotoalben, wo mein Opa Vorträge auf der Uni hält und vor ihm liegen Leichen- wäh. Ich hasse diese Fotos.