Hitlers Bücher

Es gibt 78 Antworten in diesem Thema, welches 11.434 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von cori.


  • Ich habe das Buch nicht gelesen, aber mal eine Doku über Traudl Junge gesehen.
    Dort merkte man sehr wohl eine kritische Distanz, die ich angesichts der Situation (Sekretärin des "wichtigsten Mannes im Staat" im 3. Reich) erstaunlich fand.
    Dort sagte sie u. a. dass Hitler ihr sein "politisches Testament" diktiert habe.
    Ihr Kommentar dazu war, dass sie ganz aufgeregt war, weil sie dachte, jetzt käme seine "echte" Sicht über die Judenverfolgung etc., und dass sie ganz enttäuscht war, dass er stattdessen wieder von der Schuld der Juden faselte.
    Klingt für mich für jemanden, der lange so eng mit Hitler zusammen arbeiten *musste* sehr kritisch (man wird ja oft betriebslind - was uns umgibt, prägt uns).


    LG von
    Susan

  • P. S. Bin ich falsch informiert oder ist nicht "Mein Kampf" in Deutschland überhaupt verboten? :gruebel:


    Ich finde es übrigens verständlich, dass man über das Unbegreifbare möglichst viel wissen will, weil man mit dem Thema noch nicht durch ist.
    Hitler/ Politiker im 3. Reich gehört als Thema definitiv dazu; lediglich das Licht, das ein solches Interesse auf einen wirft, kann sehr schlecht bis missverständlich sein.


    LG von
    susan

  • Susan: Ich bilde mir auch ein, es ist verboten, jedoch 1.) denke ich, die Älteren (manche) haben sicher einen Band zu Hause, 2.) gibt es so viele "Mein Kampf" mit Kommentare - grade eben hat ein Kollege mir einen Kommentarband geborgt, 3.) ist somit das Verbot fragwürdig.


    Weiß das jemand, ob das verboten ist?


  • P. S. Bin ich falsch informiert oder ist nicht "Mein Kampf" in Deutschland überhaupt verboten? :gruebel:


    "Mein Kampf" ist nicht verboten. Es läuft bloß erst 2015 das copyright ab. Ich verlinke dazu noch einmal den Bericht vom Historiker Ernst Piper: hier



    lediglich das Licht, das ein solches Interesse auf einen wirft, kann sehr schlecht bis missverständlich sein.


    Nein, nein, denk nicht an so was. Diese Aufarbeitung ist wichtig, sonst hätten wir so eine starke Neonazibewegung wie in Ungarn. Furchtbar, was dort abläuft:


    siehe [url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,596935,00.html]hier[/url], [url=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,502079,00.html]hier[/url] und hier


    Da fällt mir jetzt noch ein Stück Literatur ein:


    Christian Gerlach/Götz Aly: Das letzte Kapitel. Mord den ungarischen Juden. 1944-1945


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    Liebe Grüße
    mombour

    Einmal editiert, zuletzt von mombour ()

  • Unsere Buchvorschläge werden immer Magenunfreundlicher, jedoch das ist genau das Richtige. Lesen, lesen, lesen! Ich bin absolut dafür.
    @mombour: Was da in Ungarn abgeht ist unerträglich!!!!


    In dem "Unser Hitler"-Buch habe ich erfahren, dass Otto von Habsburg, der ja noch lebt, und, der mir bis gestern immer völlig egal war, nach Spanien geflüchtet war und 100 000-enden Menschen das Leben gerettet hat mit der Ausreise. Also, von solchen Leuten MÜSSEN wir auch erfahren.


    Wir müssen von den Schicksalen erfahren und von dem Hass, der dazu geführt hat, dass alles so kam und wir müssen daraus Schlüsse ziehen und lernen.

  • Meine Güte...! Ich muss das lesen!


    Habe von meinem Opa geerbt bekommen: Ich war auf Schindlers Liste. Leider finde ich das Buch nirgendwo mehr für Euch zum zeigen. Das sind Berichte von Geretteten.

  • Hallo miteinander,
    ich fand das Buch von Max von der Grün - Wie war das eigentlich? Kindheit und Jugend im dritten Reich sehr interessant und auch gut zu lesen. Gerade Jugendlichen kann ich es empfehlen, da es abseits von der ganz persönlichen Geschichte auch Hintergründe beleuchtet.


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    Grüße von Annabas :winken:

  • Wenn ich die ganzen Empfehlungen hier lese, bekomme ich richtig Lust wieder in meinen Büchern zu schmökern.


    Ich habe noch ein paar Bücher zu Hause, die ich noch nicht gelesen habe, wie eine Hitler-Biographie von Alan Bullock oder ein Buch über das dritte Reich.


    Auch die beiden Bücher von Christian Zentner Der Erste Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare  

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    und Der Zweite Weltkrieg. Daten, Fakten, Kommentare  

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    stehen noch ungelesen in meinem Regal.


    Vielleicht sollte ich die mal wieder rausholen und nicht nur oberflächlich durchblättern, denn das Thema ist wirklich wichtig.


    Katrin

  • Den Klemperer hab ich auch zu Hause stehen.


    Das mit Ungarn ist ja unglaublich.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ein Tag unfreiwillige Internetpause hat mir Zeit zum Nachdenken verschafft.
    Fazit: Ich bin mit meinem Ärger im Prinzip in einem Thread gelandet, in dem es zwar eigentlich passen würde, wo sich das Thema aber schon weit entfernt hatte. Glaube ich.
    Ich hab' das Traudl Jung Buch nicht gelesen, aber ebenfalls eine Doku gesehen. Die müsste ich jetzt nochmal ansehen, ich weiß nur noch, dass ich mich schrecklich geärgert habe, damals. Die Frau war mir nicht ganz koscher, leider kann ich mich an mehr nicht mehr erinnern.


    Und Kinder- und Jugendbücher halte ich für überaus wichtig, aus ihnen hat sich auch mein Interesse am Thema herausgebildet. Ich hatte da nämlich mal so eine Phase, in der ich nur Romane gelesen habe, die irgendetwas mit dem zweiten Weltkrieg zu tun hatten. Die Faszination war damals im Prinzip die gleiche, immer die Frage nach dem "Warum?". Für Gewalt hatte ich noch nie Verständnis, und wie man einen Menschen umbringen kann, war mir immer schon ein Rätsel. Und dann stößt man als junger Mensch auf diese Zeit, und an das Ende jeglicher Vernunft, jeglichen Verständnisses. Man kann die Dinge noch nicht so im Kontext sehen, immerhin war die Oma da ja schon auf der Welt, so lange kann es nicht her sein. Und die Geschichten, die sie erzählt, die so gar nichts mit der Welt zu tun haben, in der man selbst lebt, die aber doch genau hier passiert sind.


    Das schlimmste ist, das man irgendwann merkt, dass das, was einem selber verdammenswert und unverständlich ist, das in einem ein ungeahntes Grauen erzeugt, für manche eine andere Art der Faszination birgt. Was in Ungarn passiert, ist schrecklich, aber man braucht ja nur mal Wahlplakate in Österreich ansehen.


    Und dann kommt jemand wie Helge Schneider und dreht eine dämliche Hitler - Komödie. Desensibilisierung, oder nicht? Die Zeit der Aufarbeitung ist scheinbar vorbei, auch wenn sie beispielsweise in Ungarn nie begonnen hat.


    Ich habe schon gesagt, meine ich, dass Zeitzeugen natürlich wichtig sind für die Geschichtsschreibung. Wie könnte man dies auch bestreiten? Und trotzdem ärgere ich mich immer wieder, dass scheinbar jeder seine Geschichte niederschreibt, ohne dass man angehalten ist nachzudenken, dass diese Personen selbst, eben durch ihre Geschichte, vielleicht keine Täter, aber sicher keine Unschuldslämmer waren. Bei Speer stellt man sich die Frage nicht, sicher nicht bei Höß, da sind die Dinge klar, aber bei der Sekretärin? Die ist ohne Wimpernzucken rehabilitiert, obwohl man sich doch fragen sollte, WIE man denn zu Hitlers Sekretärin wird...
    Und dann seh' ich sie schon wieder, die Demonstranten vor der "Verbrechen der Wehrmacht" Ausstellung. Weil die Soldaten, die konnten ja nicht anders, da gibt es Befehle, denen muss man gehorchen. Außer den paar Paradenazis scheint es keine gegeben zu haben, alle anderen mussten mitmachen, hatten keine Wahl, natürlich, weil dann wäre auf einmal der geliebte Papa/Onkel/Opa ein Verbrecher. Diese Diskussion ist müßig (und meine Intention ist es nicht, sie zu beginnen, ich möchte nur erklären, was mich an vielen Werken stört), denn das Argument: Wir können ja nicht wissen, wie es gewesen ist!, erstickt die wahre Aufarbeitung im Keim.


    Das ist es vermutlich, was mich wirklich an diesen, natürlich wichtigen, Zeitzeugendokumenten stört. Und Titel wie "Hitler - Seine Karriere", weil da brauch' ich kein Sprachwissenschaftler sein, um zu wissen, dass "Karriere" nicht negativ konnotiert ist. :rollen:

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried

  • Yklamyley
    Das ist ja die Gefahr der Zeitzeugen, das man eben nur eine einseitige Sicht bekommt. Eher Stimmungen und Gefühle - auch solche die derjenige in dem Moment dem Zuhörer vermitteln möchte, natürlich auch um sich gegebenenfalls selbst darzustellen. Für mich ist das spannende daran eben auch zu hinterfragen wer derjenige war und nicht nur einfach seine Geschichte zu hören- so oder so eine Herausforderung der ich mich stellen muss, wenn ich das Fach ernsthaft betreiben möchte, gerade das ist auch für die Auswertung einer solchen Quelle absolut notwendig, wenn man sich wirklich mit dem Thema beschäftigen möchte. Von daher kann ich deine Meinung nur unterschreiben!

  • Liebe Yklamyley,
    Ich respektiere Deine Meinung, jedoch lass mich bitte einiges entgegnen.

    Zitat

    Was in Ungarn passiert, ist schrecklich, aber man braucht ja nur mal Wahlplakate in Österreich ansehen


    Ich finde die Wahlplakate der FPÖ auch schrecklich, aber ich kann das nicht so stehen lassen. Österreich mit Ungarn zu vergleichen ist schlichtweg eine Frechheit und da erwacht in mir die Patriotin.

    Zitat

    Und dann kommt jemand wie Helge Schneider und dreht eine dämliche Hitler - Komödie. Desensibilisierung, oder nicht? Die Zeit der Aufarbeitung ist scheinbar vorbei, auch wenn sie beispielsweise in Ungarn nie begonnen hat.

    "Modern Times" ist exzellent!1936 gedreht. Man kann also durchaus eine Kömödie über Hitler drehen. Und! Es ist sogar lustig (und traurig zugleich und das ist eine perfekte Mischung, weil man unterm Lachen nicht auf`s mitdenken vergisst!).

    Zitat

    dass scheinbar jeder seine Geschichte niederschreibt, ohne dass man angehalten ist nachzudenken, dass diese Personen selbst, eben durch ihre Geschichte, vielleicht keine Täter, aber sicher keine Unschuldslämmer waren.

    Wer war "kein Unschuldslamm" in der Literatur - nenn mir doch ein paar Bücher, bitte, oder Schriftsteller.


    Natürlich war Hitlers Sekretärin beeinflusst. Das war ihre Jugend. Glaubst Du, das ist von heute auf morgen vorbei? Die Gehirnwäsche geht einfach so weg? Sie hat es ja nicht schlecht gehabt. Sie war nicht an der Front. Sie hat den Fasan an der Eichentafel mitgegessen. Und, nie hat sie sich als Unschuldig ausgegeben. Sie hat erzählt, mehr nicht. Und man hütet sich doch, zu sagen: "Hey, ich fand`s halb so schlimm, ich hab ja keine Judenvergasungen gesehen, ich hab nur Befehle getippt!" Am Papier ist alles leicht. Papier ist geduldig. Denk an die Atombomben. Es ist leicht, Bomben aus der Luft zu werfen, man sieht die Menschen ja nicht. So funktionierte das mit der Dame.


    Was willst Du der Dame vorwerfen oder Uns - wir rehabilitieren sie ja nicht, wir hören ihr zu! Wenn sie keine Sekretärin gewesen wäre, dann wär es eine Andere, weil jeder Chef braucht eine Sekretärin. Das war damals die Zeit der Beeinflussung. Leider, so hart das klingt. Sehr hart.
    Und wir sind mündig. Wir können Beide Seiten anhören und erfahren was Beide Seiten zu sagen haben, wenn wir wollen. Früher konnte man das nicht. Früher wurde man nur mit einer Seite konfrontiert. Vergiss das bitte nicht.


    In einem Punkt gebe ich Dir 100% Recht - vergessen wird schnell. Das ist ein typisch menschliches Verhalten. Reine Scham. Das ist traurig. Es ist daher an uns, dass wir es nicht vergessen lassen. Wir müssen weiter forschen, wir müssen sensibel bleiben. Wir dürfen das vorallem nie wieder zulassen und das geht nur, wenn wir wissen, wie es war. Europa ist wankelmütig. In einem Jahr Rechts, im anderen Links. DAS bedeutet Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit an uns, - jeder Einzeln für sich. Denn wir ergeben das Ganze in Summe.


    Liebe Grüße Cori

  • Ich habe mir heute dieses Buch geschnappt: Aufstieg und Fall des Dritten Reiches von William L. Shirer  

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    und das trotz seiner fast 1050 Seiten.


    Nach knapp 100 Seiten habe ich es nicht bereut und kann es bisher jedem nur empfehlen.


    Shirer erzählt spannend und mit zahlreichen Infos verpackt den Aufstieg von Hitler. Dinge, die ich nie verstanden habe, sind jetzt plötzlich klar geworden. Zudem ist Shirer kein Mann, der das alles nur aus zweiter Hand weiß, sondern er war "live" dabei.
    Von 1925 bis 1941 war er amerikanischer Korrespondent in Berlin, hat viele sozialistische Führer persönlich getroffen und auch Hitler öfters gehört.


    Ich habe mich aufgrund der Dicke des Buches lange davor gedrückt, aber die ersten Seiten haben mich restlos überzeugt.


    Katrin


  • Ich war auf Schindlers Liste - lkebenswege der Geretteten


    ...das steht schon so lange auf meiner Wunschliste, irgendwie hab ich es noch nicht geschafft, mir das endlich zu kaufen bzw. zu besorgen!


    lg, Frau 32

  • Ich hab mir schon einige von den Vorschlägen angesehen, u.a. die Enzyklopädie - die hat ja auch über 1000 Seiten.... :entsetzt: Mal sehen ob ich sie mir genehmige.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Ich lese schon eifrig bei euch mit, aber irgendwie habe ich mich noch nicht dazu durchgerungen gehabt mal meine Meinung zu schreiben. Ich würde mich eigentlich auch sehr gerne viel mehr für die Bücher aus dieser Zeit interessieren und sie irgendwie auch gerne lesen, aber ich bin von der Schule doch sehr geprägt. Und irgendwie kann ich dieses Thema nicht mehr hören (das soll keine Kritik an euch sein!). :) In den 13 Jahren Schule hat man einfach 3 Mal die Hilterzeit oder NS-Zeit oder den Nationalsozialismus durchgenommen und immer und immer wieder das gleiche gehört. So traurig es auch ist, klar, es ist interessant, aber man muss doch nicht immer wieder fas gleich hören und wenn ich ehrlich bin habe ich fast nichts geschichtliches aus dieser Zeit mitgenommen. (So recht weiss ich gerade nicht mehr, was ich schreiben wollte, aber irgendwie wollte ich meinem Ärger Ausdruck verleihen. :) ) Ja, deswegen finde ich es schade, dass mich Bücher zu diesem Thema momentan überhaupt nicht mehr reizen. (Anmerkung: Mein Abi ist 3 Jahre her! ;) )

    &quot;Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn&#39;t do than by the ones you did do. So throw off the bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in y

  • Vielleicht kommt das ja dann in 5 Jahren wieder bella - kann ich verstehen, dass man irgendwann nichts mehr davon hören mag. Und du bist ja noch sooo jung und hast genügend Zeit dein Interesse wieder zu wecken.

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Hmm. Ich gebe JaneEyre recht. Obwohl ich es traurig finde, dass Schulen alles immer nur "reinpauken", statt zu vermitteln. Dann gäbe es so einen Sättigungsgrad bei wichtigen Themen nicht. Schade. Dabei ist es so wichtig zu verstehen....