Joanne Harris - Denk an mich in der Nacht

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    Inhalt
    Sie ist wunderschön, unwiderstehlich und geheimnisvoll: als Daniel die junge Rosemary vor dem Ertrinken rettet und sie mit nach Hause nimmt, ist er ihr bereits verfallen. In seinem Liebeswahn bemerkt er jedoch zu spät, in welche Gefahr er sich begibt.


    Ca. 50 Jahre später: Alice ist einsam und ihr fehlt die Inspiration für neue Bilder. Mitten in diese Schaffenskrise platzt ihr Exfreund Joe mit einer ungewöhnlichen Bitte: seine neue Geliebte sucht für einige Tage eine Unterkunft. Alice nimmt Ginny, ein hübsches Mädchen mit ungewöhnlich roten Haaren, bei sich auf. Doch diese verhält sich mehr als seltsam: Nachts verschwindet sie mit unheimlichen Freunden, tagsüber gibt sie vor, niemanden zu kennen. Was geht da vor sich? Und was hat es mit dem alten Tagebuch auf sich, das Alice in Ginnys Zimmer findet?


    Erster Satz
    Überlebensgroß, Gesicht und Hände beängstigend blass, auf einer Leinwand, die so dunkel, schmal und länglich ist wie ein Sarg, die Augen unergründlich wie die Unterwelt, die Lippen rot wie Blut - so blickt Proserpina in traumverlorener Trauer auf alles, das sich außerhalb des Bildrandes befindet.


    Meine Meinung
    Zunächst einmal zu der Aufmachung: Das Cover ist wirklich wunderschön und stimmungsvoll. Eine rothaarige, blasse Frau mit geschlossenen Augen und verführerisch aufgedeckter Schulter - besser kann man den Inhalt des Buches in einem Bild nicht wiedergeben.


    Wenn mir doch das Buch dann auch so gut gefallen hätte wie das Cover! Okay, das Grundgerüst fand ich gut: zwei Personen aus unterschiedlichen Zeiten erzählen eine Geschichte. Daniel Holmes, ein Außenseiter, berichtet in seinem Tagebuch von Rosemary, seinem Liebeswahn und ihrer Macht. Er erzählt von bereits Geschehenem und macht immer wieder düstere Andeutungen, verstrickt sich in panische (Tag)Träume und versucht, sich und sein Handeln zu rechtfertigen. Alles in allem bleibt er aber relativ lange unklar und spricht nicht aus, um was es eigentlich geht.
    In einer anderen Zeit am selben Ort erlebt Alice eine ähnliche Geschichte, diese wird uns aber aus der Gegenwart heraus erzählt. Erst, als sie das Tagebuch findet, zieht die Story an und es wird langsam spannend. Das dauert allerdings bis etwa zur Mitte des Buches und bis Daniel endlich ausspricht, was Sache ist, hat es auch der letzte Depp begriffen (vor allem, wenn man den Klappentext gelesen hat :rollen: ).


    Auf mich machte das Buch manchmal einen etwas unfertigen Eindruck. Teilweise hatte ich das Gefühl, dass Informationen fehlen oder gewisse Beweggründe nicht ausreichend dargestellt wurden. Ein Beispiel: Ihr Exfreund Joe (mit dem sie anscheinend nicht im Guten auseinander ging) ruft Alice nach drei Jahren Funkstille plötzlich an und bittet sie, seine neue Freundin, die gerade aus einer Nervenheilanstalt entlassen wurde, bei sich aufzunehmen. Ääähm?? Vielleicht bin ich komisch, aber ich hätte nicht mit offenen Armen "Jaaa" geschrien, sondern wohl eher ein dezentes "Nein" von mir gegeben. Warum wohnt sie denn nicht bei ihm? Klar, man kann sich solche Stellen dann schon irgendwie zurecht legen, aber eigentlich erwarte ich von einem Buch, dass ich alles ohne ein "Naja, das ist halt so" hinnehme. Und solche Stellen gab es leider mehrere.


    Auch die Charaktere bleiben recht blass. Es werden immer wieder Andeutungen über die Vergangenheit der Personen gemacht, aber nichts wird ausgesprochen. Mich hätte so einiges interessiert: die Beziehung zwischen Alice und Joe, Daniels Vergangenheit und seine Zukunft

    , eine Erklärung für den Geruch nach Zirkus und Jahrmarkt, der Rosemary anhaftet, ... . Aber all das taucht irgendwann mal auf und versinkt dann wieder im Dunkeln. Schade!


    Jetzt aber auch mal was positives: Ich freue mich, dass es auch noch Vampirromane gibt, in denen es richtig zur Sache geht! Keine Vampirschnulzen, sondern spritzendes Blut, dunkle Verführung und das Spiel mit äußerlicher Schönheit und innerer Verderbtheit ... hach, das hat mir gefehlt!
    Auch der Schluss war gelungen, allerdings mag ich da jetzt nichts verraten.


    Insgesamt leider bei weitem nicht das, was ich erwartet hatte, deswegen nur:
    2ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • 1947: Der junge Daniel rettet die wunderschöne Rosemary vor dem Ertrinken und verliebt sich in sie. Doch auch sein Freund Robert ist der rothaarigen Schönheit verfallen und schon bald überschlagen sich die Ereignisse. Robert und Rosemary benehmen sich immer seltsamer und Daniel versucht der Sache auf den Grund zu gehen.


    In der heutigen Zeit lernt die Künstlerin Alice die neue Freundin ihres Ex-Freundes kennen. Das junge Mädchen, Ginny, braucht dringend eine Unterkunft und wohnt vorübergehend bei Alice, die schnell deren seltsames Verhalten bemerkt und ihr daraufhin folgt und hinterherspioniert.


    Die beiden Erzählstränge wechseln sich ab, man liest abwechselnd von Daniel und Alice und in diesem Zusammenhang muss ich auch die seltsamen Kapitelbezeichnungen erwähnen. Der Handlungsstrang in der Vergangenheit trägt als Kapitelüberschrift "Eins", die Geschichte um Alice trägt die "Zwei". Das habe ich am Anfang als sehr ungewöhnlich und verwirrend empfunden, zumal es bei den Bezeichnungen der Kapitel auch mindestens einen Fehler gibt.


    Allgemein ist das Buch ganz nette, seichte Unterhaltung und auch teilweise spannend erzählt, obwohl die Charaktere und viele Beschreibungen gerade eben am Klischeehaften vorbeischrammen. Leider kann ich sonst nicht viel positives zu dem Buch sagen. Die Geschichte wirkt sehr unausgereift, es fehlen immer wieder Informationen und logische Zusammenhänge, die die Handlung glaubhaft und nachvollziehbar machen würden.


    Durch die parallele Erzählung der zwei Handlungsstränge kann der Leser sehr schnell Schlüsse ziehen, die den Charakteren selbst noch über viele Seiten und Kapitel verborgen bleiben. Das führt leider zu einiger Frustration und Langeweile beim Leser. In einem der letzten Kapitel, in dem die beiden Handlungsstränge dann endlich zu einem verschmelzen, machte sich bei mir nur noch Verwirrung breit. Die Perspektive und der Erzähler wechseln mit jedem Absatz, alle Personen scheinen auf einmal nicht mehr zurechnungsfähig oder unter Drogen zu sein und so ergibt sich am Ende auch keine Auflösung oder ein befriedigender Abschluss der Handlung. Zumindest passiert nichts, was man sich nicht schon nach der ersten Seite oder dem Lesen des Klappentextes gedacht hatte.


    Das Nachwort der Autorin, in dem sie erzählt, wie sie zum Schreiben kam und unter welchen Umständen sie diesen (ihren ersten!) Roman schrieb, der jetzt neu aufgelegt und ins Deutsche übersetzt wurde, hat mich allerdings ein bisschen mit dem Buch versöhnt.


    Fazit: Als Vampirfan kann man "Denk an mich in der Nacht" durchaus lesen, man muss aber über einige Schwächen hinwegsehen können.
    3ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ist das eigentlich "die" Joanne Harris, die auch "Chocolat" geschrieben hat, oder nur eine Namensvetterin?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das ist die Joanne Harris, die auch "Chocolat" geschrieben hat (das ich auch unbedingt irgendwann mal lesen möchte). "Denk an mich in der Nacht" ist im Original schon 1989 erschienen und war ihr erster Roman.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Ist ja interessant, dass das jetzt erst übersetzt wurde. Passte wohl in die aktuelle Vampirschwemme ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Joanne Harris ist überhaupt sehr vielfältig. Ich glaube es gibt kaum ein Genre an dem sie sich noch nicht herangewagt hat.
    Ich bin zwar kein Vampirfan, aber ein Harrisfan und werde auch dieses Buch lesen. Vielen Dank für die Rezis.

    Lesen ist die schönste Brücke zu meinen Wunschträumen.

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    Die Autorin: Joanne Harris
    Der Titel: "Denk an mich in der Nacht"


    ===Einleitung:===
    Da mich schon seit Jahren das Vampirfieber gepackt hat, war ich sehr erfreut in der Bücherei bei den Neuerscheinungen das Buch „Denk an mich in der Nacht“ zu entdecken.
    Auf den ersten Blick versprach es mir einen anspruchsvollen Vampirroman, weitab der gängigen Klischees und ich muss sagen, meine Erwartungen wurden in keinster Weise enttäuscht.


    ===Die Autorin:===
    Die Autorin Joanne Harris lieferte die Romanvorlage zum Kinofilm „Chocolat“.
    Vor ihrem Durchbruch als Autorin arbeitete sie fünfzehn Jahre lang als Lehrerin.
    Wer mehr über die Autorin wissen möchte, wird auf der Seite http://www.joanne-harris.co.uk fündig.
    Das vorliegende Buch ist das erste, welches ich von ihr gelesen habe.
    Auf http://www.ullsteinbuchverlage.de kann man sich über ihre weiteren Werke informieren.


    ===Fakten zum Buch:===
    Das gebundene Taschenbuch erschien 2010 beim List- Verlag (Ullstein Buchverlage).
    Es umfasst 432 Seiten und ist im Buchhandel für 19,95 Euro zu haben.
    Die deutsche Ausgabe wurde von Adelheid Zöfel übersetzt.
    Das englische Original trägt den Titel „The evil seed“, was übersetzt die böse Saat bedeutet.
    Dieser Titel passt meiner Meinung besser zu dem Buch, auch wenn sich mir der Sinn des deutschen Titels bei der Lektüre des Buches durchaus erschließt.


    ===Die Gestaltung des Buches:===
    Das Cover des Buches ist in dunklen Farbtönen gehalten.
    Im Zentrum des Covers sieht man eine junge rothaarige Frau, welche mit geschlossenen Augen auf etwas zu liegen scheint und nur von einem dunkelroten Stoff verhüllt wird.
    Man erkennt ihre helle Haut, der Stoff zeigt einen Ansatz ihres Halses und des Oberkörpers und als Betrachterin habe ich das Gefühl, dass die Frau gleich die Augen aufschlagen wird.
    Die Gestalt der Frau wird mit aufgeprägten Blumenranken umgeben.
    Unterhalb des Bildes steht mit weißer Schrift der Name der Autorin und darunter mit verschnörkelter, kalligraphisch wirkender Schrift der Titel „Denk an mich in der Nacht“.
    In einem blasseren Weiß steht der Hinweis darauf, dass es sich bei dem Buch um einen Roman handelt.
    Auf der Unterseite des Titelbildes steht in roten Buchstaben „Das Debüt der Bestsellerautorin erstmal auf Deutsch“.
    Auf dem Buchrücken mischen sich ein dunkles Rot und ein mattes Schwarz mit leichten Lichtreflexen.
    Darauf stehen erneut der Name der Autorin und der Titel.
    Untermalt wird das Ganze von aufprägten Blumenmustern, einem Muster aus Kreisen und Herzen.
    Ein wenig wundere ich mich über die Zuordnung der Bibliothekare, die das Buch als Liebesroman einstufen.
    Bei dem Buch handelt es sich um einen dunkel-düsteren Fantasy - Horror- Roman, aber keinesfalls um einen Liebesroman.
    Wer also einen seichten Vampir-Liebesroman erwartet, sollte sich lieber nach einem anderen Buch umschauen!
    Die Rückseite des Buches ist in einem matten Schwarz mit leichten dunkelroten Einschlägen gehalten.
    In schnörkeliger weißer Schrift steht dort „Der große Vampirroman der Bestsellerautorin“.
    Darunter findet man eine kleine Inhaltsangabe sowie zwei kurze Buchkritiken der Zeitschriften „Style“ und „Freundin“.
    Etwas verwunderlich finde ich, dass sich die Buchkritik der „Freundin“ auf Joanne Harris Buch „Himmlische Wunder“ bezieht und nicht auf das vorliegende Buch.


    ===Der Verlag über das Buch:===
    Die Malerin Alice ist eifersüchtig, als sie die neue Freundin ihrer großen Liebe Joe kennenlernt.
    Ginny ist eine fast überirdische Schönheit, überlegen, kühl und manipulativ.
    Alice ist verunsichert und hat gleichzeitig Angst um Joe.
    In Ginnys Wohnung findet sie ein Tagebuch aus den vierziger Jahren.
    Es gehörte Daniel, der in den Aufzeichnungen von seinem Freund Robert berichtet und von einer geheimnisvollen Frau- Rosemary Virginia Ashley.
    Ihr Grab ist Alice bereits aufgefallen, denn es ist ungewöhnlich für den alten Friedhof von Grantchester.
    Ohne Geburtsdatum nennt es nur den Todesmonat August 1948.
    Daniel schildert die teuflischen Spiele einer Gruppe von Vampiren, die seit Jahrhunderten ihr Unwesen in der kleinen englischen Stadt treiben.
    Alice hat mit ihren Nachforschungen deren Aufmerksamkeit auf sich gezogen und sie ahnt, dass Ginny, eine von ihnen ist.
    Bald geht es um weit mehr, als allein um Joes Leben.


    ===Die Geschichte und meine Meinung dazu:===
    Die Geschichte beginnt mit einer Einleitung, in der zunächst unbekannte Daniel Holmes ein Bildnis von Proserpina beschreibt, wie sie mit schwer deutbarer Ausstrahlung auf den Betrachter wirkt.
    Manch einer von euch kennt vielleicht die düstere Geschichte aus der römischen Mythologie, in welcher die Göttin Proserpina von Pluto hinab in die Unterwelt entführt wurde.
    Anders als in der mir bekannten mythologischen Auslegung sieht die erfundene Gestalt Daniel Holmes in seiner Arbeit „Das Edelfräulein – The Blesses Damozel“ eine zweigesichtige, düstere Verführerin.
    Was es mit seinem Werk und seiner Sicht auf diese Frau auf sich hat, erfahren wir im Laufe der Geschichte.
    Weiter geht’s mit einem Prolog, welcher mit einem kurzen Zitat aus „Hamlet“ beginnt.
    In diesem Prolog schildert Daniel in Ich-Form die Beerdigung einer Frau namens Rosemary.
    Er beschreibt deren morbiden Charakter und ihre Wirkung auf andere Menschen so interessant, dass mein Interesse an ihrer Person stetig zunimmt.
    Nun folgt das erste Kapitel, welche die Überschrift „1“ trägt.
    Es wiederholt sich im Buch mehrmals, da es die jeweiligen Erzählungen Daniels kennzeichnet.
    Wir werden Zeugen von Rosemarys Beerdigung und ich frage mich, was an dieser geheimnisvollen Frau den Erzähler über die Maßen beunruhigen könnte.
    Wenig später schildert er den Verlauf der Ereignisse, welche im Frühjahr 1947 ins Rollen kamen, als er die vermeintlich ertrinkende Rosemary aus dem Fluss rettete und sie wenig später seinem Freund Robert vorstellte.
    Daniel war ein fünfundzwanzigjähriger Student, welcher in Cambridge gerade seine Doktorarbeit über die Präraffaeliten schrieb und in Grantchester eine kleine Wohnung hatte.
    Durch seine Erzählungen tauche ich ein in das England vergangener Jahre, verspüre den Charme von Teashops, kultivierten Gesprächen und richtigen Gentlemans.
    Daniels Leben verlief bis dato recht vorherbestimmt und so brachte es ihn völlig aus dem Konzept, als sich die junge Schönheit Rosemary mit ihrer schüchternen Art in sein Herz schlich und schließlich auch seinen besten Freund betörte.
    Das nächste Kapitel trägt die Überschrift „2“ und kennzeichnet die Erzählungen der jungen Alice, welche in der Moderne unserer Zeit in Cambridge als Malerin arbeitet und ihrer großen Liebe Joe nachtrauert.
    So ganz konnte sie ihn nach all den Jahren nicht vergessen und hing gemeinsamen Erinnerungen nach.
    Während eines kreativen Tiefpunktes ging sie in ein Cafe und nahm Reißaus, als sie dort Joe mit einer anderen Frau sah.
    Ihre ungestüme Flucht führte sie an den Friedhof von Grantchester, wo sie ein altes Grab mit folgender Inschrift magisch anzieht:
    Etwas in mir erinnert sich und wird nicht vergessen
    Rosemary Virginia Ashley
    August 1948
    Meine Neugier ist geweckt! Ist es Zufall oder Vorsehung, dass Alice ausgerechnet dieses Grab findet?
    Handelt es sich bei der Verstorbenen um die Frau aus Daniel Holmes Erzählungen?
    Ihr Fund inspiriert Alice zu einem wie im Wahn entstandenen Bild von einer rothaarigen Frau, gemalt im Stil von Daniel Holmes erforschter Malrichtung.
    Sie nennt das Bild „Erinnerung: Der Wahnsinn der Ophelia“.
    Wieder kehren wir zu Daniels Erzählungen in Ich-Form zurück, welche sich das ganze Buch über mit den Erzählungen über Alice abwechseln.
    Nach und nach erfahren wir die unglaubliche Geschichte von ihm, Rosemary und Robert und beginnen zu erahnen, um welch teuflische Persönlichkeit es sich bei Rosemary handelt.
    Indes geht Alice getrieben von einer inneren Unruhe ihrem Tagewerk nach.
    Das subtile Gefühl, dass bald etwas Schlimmes passieren wird, wird von einem spontanen Telefonanruf Joes unterbrochen, der nun plötzlich wieder in ihr Leben tritt und eine ungewöhnliche Bitte äußert: Seine neue Freundin Ginny soll vorübergehend bei ihr wohnen.
    Alice verhaltene Begeisterung kann ich gut nachvollziehen.
    Als sie Ginny kennenlernt ist sie verwirrt von deren unterwürfiger Art, ihrer umwerfenden Schönheit und beginnt zu verstehen, was Joe an dieser fasziniert.
    Die positiven Gefühle Ginny gegenüber halten nicht lange an, als Alice merkt, dass diese sich ihr gegenüber wie ausgewechselt benimmt, ja sogar gänzlich zu einem anderen Menschen wird.
    Aus anfänglichem Misstrauen wird großes Unbehagen und so folgt sie Ginny bei deren nächtlichen Abenteuern.
    Dabei lernt sie Ginnys vermeintlichen Freunde kennen und gleitet immer tiefer hinab in einen Strudel aus Gewalt, Blut, verworrenen Erinnerungen und tagtraumähnlichen Zuständen.
    Allmählich spürt sie, dass Ginny eine große Gefahr darstellt und beginnt Nachforschungen anzustellen, welche sie selbst in große Gefahr bringen.
    Sie findet das Tagebuch Daniel Holmes und langsam aber sicher erkennt sie die unglaubliche Wahrheit, die so grausam ist, dass sie fast daran zerbricht.
    Aus anfänglicher Neugier liest sie das Buch mit verzweifeltem Überlebenswillen und gerät immer mehr in Bedrängnis.
    Wer ist Freund und wer ist Feind und wie bekämpft man eine gefährliche unmenschliche Macht, die Menschen einem Puppenspieler gleich wie Marionetten behandelt?
    In einem finalen Showdown wechseln sich die Erzählperspektiven bzw. die Erzähler immer schneller ab, sodass es mir schwerfällt, dem Handlungsstrang zu folgen.
    Das Ende des Buches hat mich sehr überrascht, ist es doch so völlig anders als die gängigen Vampirklischees.


    ===Mein Fazit:===
    Eines vorweg:
    Das Buch ist düster, erotisch, blutig und stellenweise brutal und so sicherlich nichts für zarte Gemüter.
    Der Charme des nebligen Englands wird hier vermischt mit einer Vampirgeschichte, die gefährlich und zeitlos zugleich ist.
    Die im Buch vorkommenden Vampire sind grausam, unmenschlich und unberechenbar.
    Ihre äußere Schönheit täuscht den flüchtigen Betrachter über ihre dunkle Natur hinweg, doch wer genauer hinsieht, den packt das tiefe Grauen.
    So habe ich mir Vampire immer vorgestellt.
    Nicht als treudoofe Hollywood-Beaus, die durch die Liebe zu einem Sterblichen bekehrt werden, sondern als blutgierige, machthungrige Untote, die seit Jahrhunderten ihr Unwesen treiben und denen selbst die raffiniertesten Entwicklungen der Menschen nichts anhaben können.
    Joanne Harris Vampire sind zügellos, machthungrig und überaus manipulativ.
    Sie dringen in die Gedanken und Gefühle der Menschen ein und manchen sie zu willenlosen Hüllen, dahinwankend zwischen Erkennen, Ekstase und Wahnsinn.
    Die Autorin nutzt den Mythos der rothaarigen Schönheit und entwickelt daraus das Bild einer gefährlichen, nahezu unbesiegbaren Vampirin, welche bar jeder menschlichen Gefühlsregung durch die Zeit wandert und ihren Weg mit Leichen und gebrochenen Herzen pflastert.
    Geschickt wechselt sie die Erzählperspektive und gibt so Einblicke in das Leben zweier unterschiedlicher Menschen, welche einen gemeinsamen Feind haben.
    Der Erzählstil ist einfach und lässt sich flüssig lesen.
    Die Charaktere werden detailliert dargestellt und ergeben ein umfassendes Bild von den jeweiligen Personen zum Zeitpunkt, in welchem die Geschichte spielt.
    Sowohl Alice als auch Daniel waren mir auf Anhieb sympathisch und so kam ich nicht umhin mich für den Fortlauf der Geschichte zu begeistern.
    Anfangs noch etwas schleppend gewann die Geschichte zunehmend an Tempo und fesselte mich bis zum Schluss.
    Alle die auf der Suche nach einem Null acht fünfzehn Happy End sind, wird das Ende des Buches nicht zufrieden stellen.
    Nach der Lektüre des Buches blieb ich nachdenklich zurück und dachte noch einmal über die im Buch gesponnenen Schicksalsfäden nach.
    Viele Zusammenhänge im Buch werden mit Vorsehung und Bestimmung in Zusammenhang gebracht und so manche Inhalte bleiben rätselhaft.
    In einer Anmerkung gegen Ende des Buches beschreibt die Autorin das vorliegende Werk als hartnäckigen Verfolger.
    Sie hat es vor mehr als zwanzig Jahren geschrieben und es nun neu aufgelegt.
    Sicherlich ist der aktuelle Vampirhype mit ausschlaggebend dafür gewesen, ein für die Autorin doch recht ungewöhnliches Thema zu behandeln und herauszugeben.
    Interessant ist, dass das Buch an real existierenden Orten spielt.
    Die Autorin selbst hat an der Universität in Cambridge studiert und den geheimnisvollen Grabstein mit der Inschrift aus dem Buch in Grantchester entdeckt.
    Ihr Erstlingswerk wurde von einem interessierten Leser entdeckt, welcher für eine Literaturagentur arbeitete.
    Sie beschreibt ihr Buch als „Geschichte über Vampire, ohne je das Wort Vampire zu verwenden, eine Geistergeschichte ohne Geister, eine Horrorgeschichte, in der das Alltägliche gespenstischer ist als jeder Mythos“.
    Ich kann euch das Buch nur Wärmstens empfehlen, sein schleichender Horror passt gut zum nasskalten, düsteren Wetter der gegenwärtigen Jahreszeit.


    Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia

  • Schade, du hast keine Rattenbewertung hinterlassen...


    Aber das Buch klingt sehr interessant und ganz nach meinem Beuteschema. Auch wenn der deutsche Titel etwas...nun ja schmalzig klingt. :breitgrins: "Die Böse Saat" wäre vielleicht besser gewesen.

    Ich kaufe keine Bücher. Ich adoptiere sie. :hexe:


  • Hallo Aletheia,
    wow, da hast Du Dir ja Mühe gegeben, wirklich ein umfassendes Bild vom Buch darzustellen! :klatschen:



    Vielleicht ist dieser Artikel aus Joanne Harris' Blog für Dich von Interesse: Das Buch entstand quasi noch als Rebellion gegen ihre Mutter. :zwinker:
    (Etwas runter scrollen: "Mother's Day".)


    Nachdem, was sie in "Chocolat" über die Mutter-Tochter-Beziehung geschrieben hat, hätte man das nicht vermutet, aber wie sie sagte, entstammte ihre Beziehung zu ihrer Tochter wohl dem Wunsch, die Beziehung zu ihrer Mutter nicht zu wiederholen (wie das bei vielen der Fall ist :zwinker: ).


    Liebe Grüße von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.