Lea Korte - Die Maurin
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Klappentext:
Andalusien im 15. Jahrhundert. Zwischen Mauren und Christen toben erbitterte Kämpfe - und mittendrin steht die junge Zahra. Als Hofdame und enge Vertraute -Aischas, der Hauptfrau des tyrannischen Emirs, gerät sie in ein grausames Spiel dunkler -Intrigen und rücksichtsloser Machtkämpfe. Dann verliebt sie sich ausgerechnet in den Spanier Gonsalvo - eine Liebe, die sie in tödliche Gefahr bringt ...
Meine Meinung:
Granada 1478: Seit Jahrhunderten teilen sich die Kastilier und die Mauren die iberische Halbinsel, doch die Unzufriedenheit auf beiden Seiten ist groß. Immer wieder kommt es zu Überfällen, Raubzügen und Brandschatzungen auf der jeweils gegnerischen Seite. Als Hassan, Emir von Granada, schließlich nicht mehr bereit ist, seinen Tribut an Isabel, Königin von Kastilien, zu entrichten, beginnt eine Zeit des Krieges. Mauren gegen Christen, Christen gegen Mauren, Christen gegen Juden, Mauren gegen Mauren. Die Welt der jungen Halbmaurin Zarah steht Kopf und als wäre das noch nicht genug, muss sie sich auch noch darüber Gedanken machen, einen ungeliebten Mann heiraten zu müssen. Ihr einziger Lichtblick ist die Zeit, die sie mit Sultanin Aischa als deren Gesellschafterin verbringen kann. Diese starke Frau lehrt sie, sich in einer Welt der Männer durchsetzen und ihren ganz eigenen Weg gehen zu können.
"Die Maurin" ist Lea Kortes zweiter Roman. Das Buch erzählt vom Untergang des Maurischen Reiches in Spanien und man wird auf den letzten Seiten schon etwas wehmütig, was für eine wunderbare Welt von den Christen im Laufe der vergangenen Jahrhunderte immer wieder zerstört wurde. Die in Spanien lebende Autorin befasste sich intensiv mit der Vergangenheit ihrer Wahlheimat und so ist das Buch sehr umfassend recherchiert. Die wenigen Stellen, an denen sie die Geschichte zugunsten ihres Plots etwas angepasst hat, führt sie im Nachwort auf. Ihre Sprache ist so lebendig, dass schon die ersten Seiten den Leser völlig in der Handlung versinken lassen und man unbedingt wissen will, wie Zahras Abenteuer enden.
Neben der gut recherchierten, spannenden Handlung erschienen mir die Charaktere oft als etwas zu fortschrittlich in ihrem Denken und Handeln. Das Buch wimmelt leider auch nur so von Stereotypen: Die Guten sind gut, die Bösen sind böse (und oft auch hässlich). Zahra erlaubt sich Freiheiten, die sogar heutzutage oft noch mit Ehrenmorden geahndet werden, doch irgendwie verzeihen sowohl ihr Vater als auch ihr Bruder ihr diese Fehltritte. Zwar ist der Ehrenmord und der Druck ihres Glaubens Thema des Buches, aber trotzdem erfährt Zahra in dieser Hinsicht wenige Konsequenzen (zugegeben: Eine "maurische" Maurin wäre für das Buch eher uninteressant). Natürlich gibt es auch Kontrastpunkte, die für mich wahre Lichtblicke waren: Charaktere, die anfangs etwas zwiegespalten sind. Neben Zahra gibt es da nämlich noch Gonzalo, den adeligen Kastilier, zu dem sich Zarah vom ersten Moment an hingezogen fühlt. Und dann ist da noch Jamie, dessen Bruder. Diese Charaktere sind der Autorin wiederum sehr gut gelungen.
Fanatische Inqisitoren und vergewaltigende zukünftige Ehemänner kennen wir zur Genüge aus anderen historischen Romanen (tatsächlich bleibt es bei "Die Maurin" aber bei einer "Fast"-Vergewaltigung) und doch empfinde ich dieses Buch als etwas Besonderes. Ich mochte es kaum aus der Hand legen und fühlte mich rundum wohl mit Zahras Geschichte. Es störte mich nicht, dass sie für die damalige Zeit und für mein Empfinden etwas zu neuzeitlich agierte. Und mich störten auch nicht die durchtriebenen, boshaften Charaktere (von denen mich einer am Ende sehr überraschen konnte). Auch die sich entwickelnde Liebesgeschichte überraschte mich im positiven Sinn.
Generell würde ich das Buch eher Frauen als Männern empfehlen. Fans des Autorenteams Iny Lorentz dürfen sich ebenfalls auf "Die Maurin" freuen. Im Gegensatz zu Büchern wie "Die Wanderhure" ist dieses hier noch weitaus komplexer und trotz aller Kritik weniger stereotyp. Wer sich also für die spanische Geschichte interessiert und auch mit nicht ganz so tiefgründigen Charakteren umgehen kann, wer sein Augenmerk auf eine spannende Erzählung mit interessanten Informationen mag, wird sich damit bestens unterhalten. Ich freue mich jedenfalls auf die weiteren Bücher von Lea Korte.