Charlotte Link - Das andere Kind

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    Die Ärztin Leslie, die sich gerade von ihrer Scheidung erholt, wird zur Verlobungsfeier des Mauerblümchens Gwen eingeladen. Als Leslies Großmutter Fiona dem Verlobten vorwirft, Gwen nur aus finanziellen Gründen heiraten zu wollen, wird sie kurz darauf ermordet aufgefunden. Gibt es einen Zusammenhang mit einer kürzlich erschlagenen Studentin und welches Geheimnis bewahrten Fiona und Gwens Vater über so viele Jahre?


    Von Charlotte Link habe ich schon lange nichts mehr gelesen, ich habe sie als eher uninteressant im Hinterkopf verbucht gehabt. Das andere Kind bietet mit einer Hintergrundgeschichte aus den 1940ern Jahren allerdings genau die Verquickung aus Gegenwart und Geheimnis in der Vergangenheit, die ich bei Krimis sehr gerne mag, also hat sie eine erneute Chance bekommen.


    Dadurch dass sich das Geheimnis aus der Vergangenheit aber allerhöchstens indirekt das aktuelle Verbrechen auslöste, wirkte der Handlungsaufbau, vor allem im Nachhinein schal und flach. Die Autorin hatte in paar ganz nette Ideen, die Figuren sind aber nicht sonderlich lebendig, sondern dienen nur dazu, die gewünschte Handlung auszulösen. Hauptproblem ist, dass es Charlotte Link meiner Meinung nach nicht gelungen ist, all ihre Ansätze ordentlich zu einer in sich geschlossenen Geschichte zu vermengen. Damit dürfte sie es sich dann wohl mit mir verscherzt haben, die Lektüre weiterer Bücher von ihr habe ich jedenfalls nicht geplant.


    Hätte ich „Das andere Kind“ gekauft statt ausgeliehen gehabt, würde ich mich jetzt über das verschwendete Geld (24,95 €) ärgern und wenn die Geschichte nicht wenigstens so zügig zu lesen gewesen wäre, hätte ich noch ein paar Ratten mehr abgezogen.


    3ratten

  • Hallo illy,


    vielen lieben Dank für deine Rezi.



    Hauptproblem ist, dass es Charlotte Link meiner Meinung nach nicht gelungen ist, all ihre Ansätze ordentlich zu einer in sich geschlossenen Geschichte zu vermengen.


    Das ist genau das Problem, dass ich schon bei einigen ihrer letzten Bücher immer festgestellt habe, weshalb ich mich bis jetzt auch nicht getraut habe, dieses Buch zu kaufen. Gut, dass ich es nicht getan habe! :schwitz: Ich denke, ich werde es trotzdem irgendwann lesen, mir aber nicht selber kaufen. Sehr schade, dass ihre immer guten Ansätze, irgendwie nicht mehr richtig ins Rollen kommen! :sauer:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo Ihr Lieben,


    ich habe am Wochenende das Buch von Charlotte Link: "Das andere Kind" beendet. Hier


    Meine Meinung:
    In dem kleinen beschaulichen Städtchen Scarborough wird eine Studentin brutal erschlagen. Die Ermittlerin Valerie Almond tappt komplett im Dunkeln und ein Täter kann nicht gefunden werden. Als ein paar Monate später die alte Dame Fiona Barnes auf ähnliche Weise umgebracht wird, ist das Interesse von Valerie geweckt und sie versucht eine Verbindung zwischen der Studentin und Fiona herzustellen. Schnell ergibt sich ein Kreis von Verdächtigen, die alle ein Motiv für den Mord an Fiona hätten, aber die Verbindung zu der Studentin gestaltet sich schwierig. Ein lang gehütetes Geheimnis von Fiona könnte schließlich Licht ins Dunkel bringen, aber erst fast zu spät merkt Valerie, dass sie sich auf einer ganz falschen Fährte befindet.


    Auch wenn meine kurze Inhaltsvergabe etwas anderes vermuten lässt, steht keinesfalls die Polizistin Valerie im Mittelpunkt dieses Psycho-Romans. Viel mehr stehen Fiona, ihre ewige Jugendliebe Chad, ihre Enkelin Leslie und noch einige andere Personen im Vordergrund des Geschehens.
    Allen Personen gemein ist, dass jeder für sich aufgrund verschiedener Begebenheiten in der Vergangenheit ein großes seelisches Päckchen zu tragen hat und jeder damit anders versucht umzugehen. Während Leslie ihren Kummer und Frust im Alkohol ertränkt, versucht es die schüchterne Gwen über einen Kurs zum Lernen von mehr Selbstbewusstein und Fiona ist einfach nur ein harter Brocken geworden, die außer für Chad für niemanden so wirkliches Interesse und Fürsorge aufbringen kann.


    Das Leben aller wird überschattet von einem dunklen Geheimnis, dass Fiona und Chad jahrelang für sich behalten haben, dass sich aber schließlich doch einen Weg ans Licht bahnt.


    Der Leser taucht gemeinsam mit Leslie in die Geschichte ihrer Großmutter Fiona ein und erfährt so nach und nach, um welches Geheimnis es sich handelt. Jedoch bleibt fast bis zum spannenden Schluss offen, inwiefern dieses Geheimnis etwas mit dem Tod von Fiona zu tun hat.
    Geschickt legt Charlotte Link sehr verwirrende und sich oft widersprechende Spuren und ich muss gestehen, dass mir sehr lange nicht klar war, worauf alles hinaus läuft.


    Was mir persönlich auch sehr gut an dem Buch gefallen hat, ist die Charakterstudie der handelnden Personen, die die Autorin aufstellt. Teilweise ergeben sich Abgründe und ich als Leser war gebannt von den Tiefen, Irrungen und v. a. großen Verletzungen, die die Personen erlitten, sich aber oft auch gegenseitig zugefügt haben.


    Mit diesem Buch hat Charlotte Link für mich wieder bewiesen, dass sie sehr gut darin ist, seelische Abgründe darzustellen und tief in die psychischen Abgründe von Menschen blicken zu können.


    Dadurch bedingt ist es aber so, dass mir keine der Figuren besonders sympathisch war und mein Entsetzen über die Enthüllung dieses furchtbaren Geheimnisses sehr groß. Gerade die beiden älteren Leute Fiona und Chad geben kein sehr positives Bild ab und man kann die tiefe Verletztheit sowohl von Gwen, als auch von Leslie sehr gut nachvollziehen.


    Nachdem die letzten Bücher von Charlotte Link für mich eher ernüchternd waren, muss ich sagen, dass mich dieses Buch sehr überzeugt hat. Es ist keine einfache Kost und auch nachdem ich es fertig gelesen hatte, hat es mich noch lange beschäftigt! Auf sehr geschickte Weise, wie ich finde, betrachtet die Autorin die Themen Schuld und Vergebung und wirft auch für mich als Leser die Frage auf: Was kann man vergeben und was nicht?


    Dafür gibt es 4ratten!


    illy: Ich muss sagen, dieses Werk von Charlotte Link hat mich diesmal doch überzeugt. Im Gegensatz zu "Die Schuld" z. B. finde ich, dass sie zwar auch wieder sehr viele verwirrende Spuren gelegt hat, ich hatte aber diesmal das Gefühl, dass sie doch alles am Ende gut zusammengefügt hat! Vielleicht liegt es aber daran, dass meine Erwartung diesmal total niedrig war und mich daher das Buch wirklich positiv überrascht hat! :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Mein Eindruck von diesem Buch ist noch ganz frisch und positiv. Es dauert ein Weilchen, bis man die Fäden entwirrt und falsche Fährten entdeckt hat, und bis es so weit ist, bekommt man zwei spannende Handlungsstränge präsentiert. Dabei spielt Gewalt nur eine untergeordnete Rolle, der Schwerpunkt liegt auf der psychologischen Darstellung der Figuren und ihrem Zusammenspiel.


    Zwar ist nur einer der Beteiligten der Mörder, doch auf gewisse Weise sind sie alle Verlierer. Gerade das schafft eine interessante Konstellation aller zueinander. Besonders sympathisch aber keiner von ihnen, da gebe ich euch recht.


    Abstriche gibt es für das Ende. Die Verwandlung einer bestimmten Person fand ich doch etwas abrupt und abwegig; ansonsten war alles schlüssig.


    4ratten

  • Hallo :winken: ,


    ich habe vor kurzem auch mit dem Buch angefangen, aber jetzt gerade erst die ersten 150 Seiten gelesen. Bis jetzt bin ich positiv überrascht, mit gefallen Schreibstil und Handlungsaufbau sehr gut. Auf die angekündigte Verquickung mit der Vergangenheit freue ich mich schon, das ist bislang nur im Ansatz zu spüren.


    LG
    Alexa


  • ich habe vor kurzem auch mit dem Buch angefangen, aber jetzt gerade erst die ersten 150 Seiten gelesen. Bis jetzt bin ich positiv überrascht, mit gefallen Schreibstil und Handlungsaufbau sehr gut. Auf die angekündigte Verquickung mit der Vergangenheit freue ich mich schon, das ist bislang nur im Ansatz zu spüren.


    Ja, da kommt noch viel mehr aus der Vergangenheit, das fand ich total spannend. Aber es ist auch schwere Kost! :entsetzt:


    Viel Spaß noch bei der Lektüre!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Die Vergangenheits-Geschichte hat mir gut gefallen, das war richtig unheimlich und bedrückend.


    Die Gegenwarts-Handlung aber konnte mich gar nicht überzeugen, das war mir alles zu konstruiert.


    Insgesamt fand ich das Buch dadurch recht schwach und mit früheren Büchern der Autorin nicht zu vergleichen (oder ich bin anspruchsvoller geworden? :zwinker:)


    2ratten

    LG, Dani


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    Einmal editiert, zuletzt von Spatzi79 ()

  • Huhu,


    ich konnte gestern während meines Wellness-Aufenthalts das Buch beenden. Mir haben die Einschübe aus der Vergangenheit sehr gut gefallen, gerade weil es eben schwere Kost und gar nicht schwarz-weiß war.


    Insgesamt war ich sehr zufrieden, das Ganze ließ sich sehr flüssig lesen und ich bin bis zum Schluss nicht sicher gewesen, wer für den Mord verantwortlich war.


    Die handelnden Personen waren sehr schön gezeichnet - ich konnte wohl bei jedem jemanden aus meinem Umfeld benennen, der sehr ähnlich erscheint.


    Alles in allem würde ich vier Ratten vergeben.


    LG
    Alexa

  • Hallo!


    Insgesamt fand ich das Buch dadurch recht schwach und mit früheren Büchern der Autorin nicht zu vergleichen (oder ich bin anspruchsvoller geworden? :zwinker:)


    Mir geht es ähnlich. Am Anfang war ich von ihren Krimis begeistert, mittlerweile bin ich kritischer geworden. Trotzdem lese ich die Bücher immer noch gerne.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • ich hab diese buch vor 2 wochen gelesen und fand es emotional berührend - eben durch "das andere kind"


    das war bei anderen ihren büchern nicht so, aber sie lässt sich IMMER gut lesen :smile:


    lg Joyca

  • "Das andere Kind" ist das beste Buch, was ich bisher von Charlotte Link gelesen habe. Es macht von Anfang an neugierig.

  • Hallo!


    Hauptproblem ist, dass es Charlotte Link meiner Meinung nach nicht gelungen ist, all ihre Ansätze ordentlich zu einer in sich geschlossenen Geschichte zu vermengen


    Das war auch mein größtes Problem bei dem Buch. Bis ungefähr zur Hälfte liefen die Handlungsstränge noch parallel, dann aber sind sie auseinander gedriftet und haben nicht mehr zusammen gefunden. Besonders Gregs Geschichte war gegen Ende sehr verworren und irgendwie unfertig. Auch die Geschichte vom "anderen Kind" hat einen offenen Schluss.


    Lange Zeit gab es für mich auch keinen echten Hauptcharakter. Die Ermittlerin Valerie hat diesen Part für kurze Zeit übernommen, aber dann wurde den Geschichten der anderen Beteiligten wieder mehr Bedeutung gegeben und die Rolle war wieder offen. die Rolle von Leslie kam mir sehr bekannt vor. Charlotte Link hat schon mehrmals eine Frau mit einer Geschichte, die Leslies sehr ähnlich war in ihren Romanen vorkommen lassen.


    Einiges hat mir bei diesem Buch gefallen, anderes hat mich gestört. Deshalb gibt es
    2ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • "Das andere Kind" war mein erstes Buch von Charlotte Link, so dass ich natürlich keinen Vergleich habe. Die zwei verschiedenen Handlungsstränge, einmal die Gegenwart und einmal die Vergangenheit haben mir sehr gut gefallen. Für mich persönlich war die Geschichte der Vergangenheit ein bisschen interessanter, als die "aktuelle" Geschichte.
    Was mich ein wenig irritiert ist dann doch, dass irgendwie alle Personen ein psychisches bzw. seelisches Problem mit sich herumtragen. Das ist mir dann doch etwas "to much".
    Ansonsten fand ich es spannend und gut unterhaltend und vergebe deswegen:
    3ratten

  • ==Die Einleitung:==
    An einem Freitagnachmittag war ich nach der Arbeit in der örtlichen Bücherei und wollte dort eigentlich nur meine entliehenen Bücher abgeben, als es mich wie so oft magisch zur Neuzugängeabteilung zog.
    Mein Blick blieb an dem Buchtitel „Das andere Kind“ von Charlotte Link hängen und als ich die kurze Inhaltsangabe gelesen hatte, kam ich nicht umhin mir das Buch auszuleihen.
    Die Autorin kannte ich bis dato nur vom Hören und ich bin froh, dies durch meine Lektüre dieses Buches nun geändert zu haben.
    Das Buch begleitete mich in meinen Mittagspausen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
    Eine Kollegin sah das Buch auf meinem Platz liegen und fragte mich, ob ich Frau Links Buch mit den Engeln im Titel gelesen habe, welches sie so sehr begeistert hatte.
    Wenig später war ich mitten in einem Gespräch über die Werke der Autorin.


    ==Die Autorin:==
    Charlotte Link ist eine erfolgreiche deutsche Autorin.
    Sie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main.
    Ihre Romane spielen in England und Schottland und sind internationale Bestseller.
    Einige ihrer Bücher wurden sogar verfilmt, u.a. „Das Haus der Schwestern“, „Die Rosenzüchterin“.


    ==Fakten zum Buch:==
    Die gebundene Ausgabe erschien im August 2009 beim Blanvalet-Verlag.
    Das Buch umfasst 608 Seiten und ist im Buchhandel für 24,95 Euro zu haben.
    Das Buch gibt es außerdem noch als E-Book in der Kindle-Edition,
    als Taschenbuch und als Audiobook zu kaufen.


    ==Die Gestaltung des Buches:==
    Das Cover des Buches zeigt ein kleines Kind, welches barfuss an der Küste Englands am Strand spazieren geht.
    Das Kind trägt dunkle Kleidung, sein Gesicht ist abgewandt, sodass ich nur mutmaßen kann, dass es sich um einen Jungen handelt.
    Links neben dem Kind ist ein heller Lichtfleck, so als würde die gleißende Sonne das trüb anmutende Wetter erleuchten.
    Nach der Lektüre des Buches verbinde ich mit diesem Bild die Geschichte eines kleinen Jungen vor der Kulisse von Englands Küste.
    Der Himmel auf diesem Bild ist dunkel und weit, was mir den Eindruck von Freiheit und gleichzeitig von Düsternis aufkommen lässt.
    In großen roten Buchstaben steht in schwungvoller Schrift der Name der Autorin auf dem Hintergrundbild.
    Darunter steht in lila der Titel des Buches.
    Mein Büchereiexemplar beinhaltet auf der Innenseite des Covers eine kurze Inhaltsangabe.
    Ansonsten ist das Buch komplett in einem kräftigen Rotton gehalten.
    Das Buch gefällt mir als gebundene Ausgabe sehr gut, da ich bei Büchern mit so vielen Seiten die gebundene Ausgabe dem Taschenbuch vorziehe.
    Toll finde ich, dass das Buch ein kleines rotes Lesebändchen beinhaltet, mittels dem ich mir merken kann, auf welcher Buchseite ich zuletzt war.


    ==Der Verlag über das Buch:==
    _In der beschaulichen nordenglischen Küstenstadt Scarborough wird_
    _Studentin grausam erschlagen aufgefunden._
    _Monatelang tappen die Ermittler im Dunkeln – dann geschieht ein_
    _ähnliches Verbrechen._
    _Ein Zusammenhang zwischen den beiden Opfern ist dennoch_
    _kaum herzustellen._
    _Und die ehrgeizige Polizistin Valerie Almond klammert sich an das_
    _allzu Offensichtliche: an ein Zerwürfnis innerhalb der Familie des_
    _zweiten Opfers._
    _Lange Zeit ist ihr der Blick jedoch verstellt für das Gift, das in dieser_
    _Familie wirkt – und dessen Ursprung sie bis weit in die Vergangenheit_
    _hinein zurückverfolgen müsste._
    _Bis hin zu einer grausamen Entdeckung an einem kalten_
    _Dezembertag vor mehr als dreißig Jahren._
    _Und sogar bis in die Jahre des Zweiten Weltkriegs, als ein Kind auf_
    _geheimnisvolle Weise verschwand…._
    _Es dauert fast zu lange, bis Valerie Almond begreift, dass ein kranker_
    _Täter seinen Hass und seinen Rachedurst noch nicht gestillt hat._
    _Entsetzt erkennt sie, dass es für ihr Eingreifen schon zu spät sein_
    _könnte…._


    ==Die Geschichte und meine Meinung dazu:==
    Die Geschichte beginnt im Dezember 1970 mit einem beklemmenden Erlebnis aus dem Leben der damals noch jungen Pakistani Semira.
    Die junge Frau wagt sich alleine, ohne jemanden zuvor davon in Kenntnis zu setzen an einen Hof, über dessen Bewohner die übelsten Gerüchte kursieren.
    Was sie dort entdeckt, lässt ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Schnell will sie fliehen und die Polizei kontaktieren.
    Stattdessen läuft sie dem Hofeigentümer, einem unsympathischen, nach Zigaretten und saurer Milch stinkenden Mann in die Arme.
    Wie diese Begegnung ausgeht, erfährt man erst gegen Ende des Buches.
    Hier endet die Geschichte vorerst damit, dass Semira losrennt.
    Ich möchte wissen, wie die Geschichte ausgeht, muss mich aber noch lange gedulden.
    Nach diesem kurzen Schwenk in die Vergangenheit befinden wir uns nämlich nun im Jahre 2008 in der nordenglischen Küstenstadt Scarborough.
    Inmitten von Reihenhausketten, Supermärkten, Autowerkstätten, einschlägigen Pubs und Wohnwagenparks, führen die Menschen dort ein beschauliches Leben.
    Vor dieser Kulisse lernen wir nun den Lehrer Dave Tanner kennen.
    Dieser wohnt in der Stadtmitte in einer unordentlichen Einzimmerwohnung und hält sich durch seine Tätigkeit als Sprachlehrer an der Friarage School mehr schlecht als recht über Wasser.
    Er sieht gut aus, ist charmant, doch zu mehr hat es in seinem Leben nicht gereicht und das, obwohl er die Mitte des Lebens schon erreicht hat.
    Der Zufall will es, dass Dave an einem schicksalhaften Tag im Juli das alternde Mauerblümchen Gwen Beckett kennen lernt.
    Auf den folgenden Seiten lernen wir die Dinge aus Daves Sicht kennen.
    Gwen ist so ganz anders als Dave.
    Im Gegensatz zu dem redegewandten Charmeur lebt sie mit ihrem Vater Chad in einer alten Farm in dem abgelegen Ort Staintondale und es scheint, als sei sie nie erwachsen geworden.
    Sie ist unscheinbar, weiß nichts aus sich zu machen, trägt lange Baumwollröcke und Blümchenkleider und ist ziemlich weltfremd.
    Verständlich, dass die Ärztin Leslie, die Enkelin von Fiona, einer Freundin der Beckett Familie aus allen Wölken fällt, als sie nun im Oktober zu Gwens Verlobungsfeier eingeladen wird.
    Leslie selbst ist Mitte dreißig und hat eine schwere Trennung hinter sich.
    Eigentlich ist sie gerade dabei einen Nachmieter für die Wohnung zu suchen, welche sie zuvor mit ihrem untreuen Mann Stephen geteilt hatte.
    Trotzdem ergreift sie die Gelegenheit beim Schopf und beschließt ihrer alten Freundin Gwen einen Besuch abzustatten.
    Überschattet werden die Ereignisse durch den Mord an der jungen Studentin Amy Mills, welche auf dem Heimweg nach ihrem Job als Babysitterin ermordet wird.
    Eine unsichere Zeit beginnt für die Bewohner der Stadt.
    Fiona Barnes, die Großmutter von Leslie, nimmt diese für die Zeit der Verlobungsfeier bei sich zu Hause auf.
    Die alternde Dame und die emotionale junge Frau haben ein unterkühltes Verhältnis zueinander und so ist es nicht weiter verwunderlich,
    dass Fiona sich verunsichert durch anonyme Anrufe an ihren alten Freund Chad Beckett, den Vater von Gwen wendet und ihrer Enkelin nichts davon erzählt.
    Chad Beckett ist dreiundachtzig Jahre alt und ist froh, wenn in seinem Leben alles ruhig und geordnet verläuft.
    Seine Frau starb jung an Krebs und seitdem lebt er mit seiner Tochter auf der abgelegen Farm.
    Seine Hüftprobleme bereiten ihm Schmerzen, ansonsten ist er recht fit für sein Alter.
    Als Fioana nun anfängt eine alte Wunde aufzureißen, indem sie die anonymen Anrufe, die sie erhält mit einer Kindheitsschuld von ihr und Chad in Verbindung bringt, ist Chad davon wenig begeistert und bietet ihr kaum Beistand.
    Kurze Zeit später ist die Verlobungsfeier von Gwen und Dave in vollem Gange.
    Gwen trägt ein neues Kleid und fühlt sich wohl im Kreis der geladenen Gäste.
    Immer mit von der Partie sind Jennifer und Colin.
    Das Ehepaar kommt schon seit Jahren mit ihren Doggen Cal und Wotan zur Beckett Farm, um dort ihren Urlaub zu verbringen.
    Colin ist ein junger, etwas undurchsichtiger Mann, der sich sehr um seine Frau sorgt.
    Im Laufe des Buches werden mehr und mehr Geheimnisse um die ehemalige Lehrerin Jennifer gelüftet.
    Sie wirkte auf mich wie eine Frau, die ihren Lebensmut verloren hat und Angst vor den alltäglichen Anforderungen des Lebens hat.
    Zu Gwen hat sie ein mütterliches Verhältnis, daher macht sie sich große Sorgen, als deren Verlobungsfeier dank den spitzen Worten deren Zieh-Großmutter Fiona platzt.
    Die Gefühle kochen hoch, alle Gäste sind verstört und an Versöhnung will keiner denken.
    Am nächsten Morgen wir die alte Dame Fiona, welche die Verlobungsfeier vorzeitig verlassen hat ermordet auf einer Schafweide aufgefunden.
    Dies ruft die Polizeibeamtin Valerie Almond auf den Plan.
    Die von Selbstzweifeln und Versagensängsten geplagte Frau möchte auf der Karriereleiter emporsteigen und steht sich dabei selbst im Weg.
    Begleitet wird sie von dem jungen engagierten Sergeant Reek, der die Züge eines Workaholics an den Tag legt.
    Zwei Morde in kurzen Abständen zueinander haben sie nun zu klären und versuchen Licht in die Beziehungsgeflechte der Personen zu bringen, die zur Tatzeit zugegen waren.
    Praktisch jeder hätte ein Motiv und das macht die Ermittlungen nicht gerade einfach.
    Die Aufklärung der Morde steht und fällt mit der Zusammenarbeit der Tatverdächtigen und Zeugen und so ergeben sich die absurdesten Irrungen und Wirrungen.
    Falsche Fährten werden gelegt, so mancher Tatverdächtige rückt sich selbst durch Falschaussagen in den Fokus, neue Personen kommen hinzu und ich als Leserin platze schier vor unerträglicher Spannung.
    Unterhaltsam wird das Ganze durch immer neue Wendungen, komplizierte Liebesgeschichten und tratschsüchtige Nachbarn wie Dave Tanners Wirtin Mrs. Willerton.
    Die Figur des Dave Tanner wird immer undurchsichtiger, Alibis lösen sich in Luft auf, verwirrende Gespräche finden statt.
    So schafft es die Autorin gekonnt falsche Fährten zu legen und mich als Leserin im Dunkeln tappen zu lassen.
    Durch die ständigen Perspektivwechsel lerne ich immer neue Charaktere, deren Leben und deren Sicht der Dinge kennen.
    Dies macht die Figuren einerseits lebendig, steigert aber andererseits die Spannung ins Unermessliche.
    Wer war nun der Mörder? War es ein und derselbe Mörder bei beiden Opfern?
    Was war sein Motiv und werden weitere Opfer folgen?
    Diese Fragen quälen mich das ganze Buch lang und so kann ich es kaum aus der Hand legen.


    Parallel zu der ganzen Geschichte gibt es da ein verhängnisvolles Dokument namens „Das andere Kind.doc“.
    Dieses Dokument ist Zeugnis einer Korrespondenz via E-Mail zwischen Chad und Fiona.
    In diesem Dokument legt Fiona für beide eine Art Lebensbeichte ab, welche wie ein Damoklesschwert über beider Leben und dem Leben ihrer Kinder und Kindeskinder schwebt, ohne dass diese vorerst davon wissen.
    Der naiv anmutenden Gwen fällt dieses Manuskript nach Fionas Tod in die Hände und so zieht es seine Kreise und wirft neue Motive auf.
    Ganz besonders Leslie trifft die Lektüre dieser Zeilen schwer.
    Einerseits kann sie nun viele Angewohnheiten ihrer Großmutter besser verstehen, andererseits rückt das Dokument die Großmutter und deren Jugendfreund in ein denkbar schlechtes Licht und bringt so Leslie in Bedrängnis.
    Seitenweise wird der Fluss der aktuellen Geschichte durch Zeilen aus Fionas Dokument unterbrochen, so dass ich als Leserin mehr und mehr in den Sog dieser Geschichte gerate.
    Sie spielt im Spätsommer um 1940, als England durch Hitler unter Beschuss stand.
    Fiona war eines der Kinder, welche damals mit einem Roten Kreuz Zug zu einer anderen Familie, nämlich der Beckett Familie in Sicherheit gebracht wurde und dort mit gemischten Gefühlen aufgenommen wurde.
    Dort lernte sie den jungen Chad kennen und verliebte sich in ihn.
    Ich fand es sehr ergreifend, diese Zeilen zu lesen und mich in die Kinder dieser Zeit hineinzuversetzen.
    Aus dieser Zeit stammt ein Geheimnis, welches Chad und Fiona bis in die Neuzeit verfolgte.
    Jeder von beiden wurde auf seine Weise damit fertig und doch blieb ihre Schuld ungesühnt.
    Keiner von beiden ahnte, wie sehr dieses schreckliche Geheimnis seine Kreise bis in ihre Familien ziehen würde.
    Egoistisch und nur auf ihr Wohl bedacht übersahen sie all die Jahre die tickende Zeitbombe, die sie selbst in Gang gesetzt hatten, bis es nun zu spät war.
    Leslie, die Enkelin von Fiona, liest all diese Zeilen, zieht ihre Schlüsse und begibt sich auf die Suche in der Vergangenheit.
    Neue Verknüpfungen bilden sich und Leslie erfährt eine Wahrheit, die traurig und schrecklich zugleich ist.
    Kann ihr Wissen genutzt werden, um die Morde aufzuklären?
    Wird Valerie Almond den Täter finden, bevor es zu spät ist?
    Lest selbst und begebt euch auf die spannende und erschreckende Reise durch die Zeit!


    ==Mein Fazit:==
    Am Anfang fiel es mir etwas schwer, mich in der Welt der Protagonisten des Buches zu Hause zu fühlen.
    Dies lag daran, dass zwischen dem Lesen einige Pausen lagen.
    Die Autorin schreib sehr lebendig und bildhaft.
    Besonders ihre Darstellung der Landschaft finde ich sehr gelungen.
    Semiras Geschichte fesselte mich jedoch von Anfang an.
    Zuerst wusste ich noch nicht so recht, wo ich diese düstere Geschichte einordnen konnte.
    Als ich jedoch viele Seiten später die ganze Geschichte erfuhr, war ich erschüttert und entsetzt zugleich.
    Frau Link versteht es Charaktere in der Phantasie des Lesers Gestalt annehmen zu lassen.
    Jeder der dargestellten Charaktere wurde nach und nach vorgestellt und ich tauchte tiefer in dessen Leben und seine Gefühle ein.
    Am Stärksten konnte ich mich in Leslie hineinversetzen.
    Sie war sozusagen mein roter Faden, meine Sympathieträgerin.
    Mit ihren Augen sah ich die Handlung, blickte in die Vergangenheit, ängstigte mich, schöpfte neue Hoffnung und zweifelte.
    Die Autorin arbeitet mit Perspektivwechseln und fesselte mich damit komplett.
    Dadurch konnte sie zum Beispiel einzelne Charaktere wie den der altmodischen Gwen bildhafter darstellen und mich als Leserin z.B. an den Motiven von Dave zweifeln lassen.
    Sehr gut fand ich zum Beispiel auch die Darstellung des Mordes aus Sicht des Opfers Amy Mills.
    Sie warf mich als Leserin mitten ins Geschehen und ließ mich vorerst im Ungewissen um den weiteren Tathergang.
    Gleichzeitig erzeugte dies bei mir Mitgefühl und eine gewisse ängstliche Unruhe.
    Ich konnte mich in die Gefühlswelt der handelnden Personen hineinversetzen, erfuhr etwas über ihre Vergangenheit und verstand so besser, was sie dazu brachte, manchmal etwas von vorneherein nicht ganz rational zu handeln.
    Jennifer war so ein Charakter, bei dem es so war.
    Nach und nach wusste ich mehr über sie und verstand ihren Charakter besser.
    Wieder und wieder war ich auf der falschen Spur was den Mörder anging und so wurde mir nie langweilig.
    Ganz besonders fasziniert haben mich die Ruckblenden mittels der Geschichte um das Dokument „Das andere Kind. doc“.
    Hier tauchte ich in eine für mich fremde, vergangene Zeit ein und versetzte mich in die Lage der damals lebenden Personen.
    Vor meinem geistigen Auge sah ich ein England unter Beschuss, Menschen die inmitten von Trümmern ihre Angehörigen suchten und das Nötige taten, um am Leben zu bleiben.
    Dies half mir auch, mich in Chad und Fiona hineinzuversetzen und einige offene Fragen zu klären.
    Waren Chad und Fiona je ein Liebespaar? Warum wirkt Chad so gleichgültig und abgestumpft?
    In diesem Buch ist nichts so wie es scheint und das ist das Spannende daran.
    Als schließlich aufgelöst wurde, wer Amy und Fiona umgebracht hatte, war ich sprachlos, denn damit hatte ich nur vage gerechnet.


    Ich kann euch das Buch nur empfehlen.
    Wer mehr darüber wissen möchte, wie Frau Link auf die Buchidee gekommen ist, dem empfehle ich die Amazon-Produktseite des Buches.
    Hier gibt es ein kurzes Interview in Form eines Videos mit der Autorin.
    Darin erzählt sie, dass sie sich intensiv mit dem Schicksal der Kinder aus den Kindertransporten beschäftigt hat, welche zu der Zeit stattfanden, als England unter Beschuss durch Hitler befand.
    Ihr Augenmerk legte sie dabei besonders auf den nach dem Rattenfänger von Hameln benannten Kindertransport Pied Piper und den Spätfolgen dieser Transporte.
    Ein weiterer wichtiger Aspekt, den sie in ihrem Buch ansprechen will, ist der Umstand, wie sehr eine verdrängte Schuld sich wie ein schleichendes Gift durch eine Familie bahnen kann.


    Viel Spaß beim Lesen wünscht Aletheia