Ich habs geschafft! Endlich habe ich Crichtons “Vermächtnis”, den historischen Piratenroman “Gold (Pirate Latitudes)”, beendet!
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Der Name sagt vor allem Nichtlesern oft wenig, und doch kennt den Ende 2008 verstorbenen Autor von Romanen und Drehbüchern sowie Regisseur eigentlich jeder, weil unheimlich viel von ihm verfilmt wurde. Hat sich ja auch immer gelohnt, denn Crichtons Romane, meist im Thrillerbereich anzusiedeln, waren durchweg mal mehr, mal weniger trivial durch ihren Blockbusteraufbau, aber doch immer spannend, rasant und eben cineastisch. Ich mochte vor allem die Mischung aus Spannung, Naturwissenschaften und der beigefügten Prise Phantastik sehr gern, ob nun „Jurassic Park“, „Congo“, „Sphere“, „Timeline“, „Prey“ oder „Welt in Angst“ – das sind die Romane, die ich vor „Gold“ von ihm gelesen hatte, also schon einige.
Entsprechend schade fand ich seinen frühen Tod im Alter von erst 66 Jahren, denn ich hätte gern mehr von ihm gelesen. Das ist posthum jetzt ja dank „Gold“ auch möglich. Der Roman wurde in seinem Nachlass gefunden, wie es heißt, und entsprechend 2009 veröffentlicht, klar.
Inhalt:
Der Freibeuter Charles Hunter lebt im siebzehnten Jahrhundert in Port Royal und bekommt einen Kaperbrief vom Gouverneur der Kolonie Jamaika, um Blutholz zu fällen. Das eigentliche Ziel der Reise ist für Hunter jedoch Matanceros, eine Festung, die einen gigantischen Schatz beherbergt, allerdings stark bewacht durch einen Spanier namens Cazalla und seine Mannschaft. Hunter schreckt das jedoch nicht ab, im Gegenteil: Cazalla hat Hunters Bruder auf dem Gewissen und Hunter beabsichtigt, diesen offenen Posten zwischen Cazalla und ihm beim Angriff auf Matanceros gleich mit zu erledigen. Und so stellt er sich eine Crew aus den besten Leuten zusammen und macht sich auf den Weg, nicht ahnend, dass Matanceros nur eine von vielen Gefahren ist, die die Crew erwarten …
Kritik:
An diesem Roman habe ich unheimlich rumgekaut, obwohl ich das Buch hartnäckig gelesen habe, und obwohl Crichton ja eigentlich für rasante und unterhaltsame Action steht. Schon die ersten 50 Seiten, die neben einführendem Geplänkel in erster Linie die Zusammenstellung der Crew beinhalten, haben mich schrecklich angeödet. Hunter sucht und findet absolute Stereotypen und ich habe mich des Öfteren gefragt, ob ich mich vielleicht versehentlich in einen „Fluch der Karibik“-Rollenspieler- und/oder Fanroman verirrt hatte. Alle Charaktere sind natürlich ganz besonders, ob nun „der Jude“, „der Maure“, „der Meereskünstler“ oder die Quoten-Piratin der Crew, die bevorzugt oben ohne in Gefechte geht, um die Männer mit dem Anblick ihrer Brüste abzulenken.
Kann ja noch werden, das Buch umfasst ja immerhin 365 Seiten, also tapfer weiterlesen …
Man sollte es kaum glauben, aber es wird eigentlich nur noch schlimmer.
Es warten ein Quoten-Hurrikan, ein paar Quoten-Gefechte (die auf einzigartige Weise und durch die Erinnerungen an Aufzeichnungen eines gewissen Leonardo da Vinci heldenhaft bestritten werden), Quoten-Kannibalen („leider“ aber ohne den „Fluch der Karibik“-Obstspieß), ein Quoten-Krake …
ich hab beim Lesen immer wieder nur den Kopf schütteln können.
Dann wird auch sehr viel geahnt, erkannt und plötzlich mit geradezu schicksalhafter Erleuchtung etwas gewusst, dass es mir auch schon zu den Ohren wieder heraus kam.
Das wirklich einzig Gute an dem gesamten Buch ist der letzte Teil des Ganzen (das Buch ist in sechs Teile gegliedert, wobei der letzte 60 Seiten umfasst). Diesen Teil fand ich wirklich recht spannend und unterhaltsam.
Am liebsten würde ich sagen: „Leute, wartet auf das Taschenbuch und lest die letzten 60 Seiten, die lohnen sich!“ Geht aber natürlich nicht, weil man diese letzten Seiten natürlich nicht kapiert bzw. keinen Bezug dazu aufbaut, wenn man den schnöden Rest nicht gelesen hat.
Mein Tipp ist ja der, dass Crichton selbst Fan von der „Fluch der Karibik“-Trilogie war und sich nach einem netten Heimkinoabend hingesetzt hat und das ganze Ding, das man jetzt als Roman zu kaufen bekommt, als einen Erstentwurf runter geschrieben hat. Dass er sich dachte „Ich überzeichne jetzt mal alles total, lass das Ding liegen, und so in einem Jahr hol ich es mal wieder aus der Schublade und schau mal, was mir bis dahin zum Thema noch so alles eingefallen ist, damit eine gute Story daraus wird, die auch ein bisschen eigenständig ist und so.“ Dann ist er aber leider gestorben und jemand hat diesen Rohentwurf unsäglicherweise entdeckt und beschlossen, das noch mal in fette Münze umzuwandeln.
Oder Crichton hatte nur den letzten Teil und den Epilog geschrieben, so als eine Art Exposé mit kurzer Skizze, wie sowas enden könnte und den Rest hat jemand anderes geschrieben nach Crichtons Tod.
Irgendwie so muss es gewesen sein, denn so einen Schund habe ich von Crichton zu seinen Lebzeiten noch nie gelesen.
Als eine Art Fan seiner anderen Werke (insofern mir bekannt), als eine Art posthume Ehrung des Autors, der sich bitte wegen schlechter Kritiken nicht im Grab umdrehen soll und zuletzt wegen gelungenen letzten 60 Seiten vergebe ich für diesen „Lesegenuss“