Michael Crichton - Gold (Pirate Latitudes)

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 6.154 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Meike.

  • Ich habs geschafft! Endlich habe ich Crichtons “Vermächtnis”, den historischen Piratenroman “Gold (Pirate Latitudes)”, beendet!


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    Der Name sagt vor allem Nichtlesern oft wenig, und doch kennt den Ende 2008 verstorbenen Autor von Romanen und Drehbüchern sowie Regisseur eigentlich jeder, weil unheimlich viel von ihm verfilmt wurde. Hat sich ja auch immer gelohnt, denn Crichtons Romane, meist im Thrillerbereich anzusiedeln, waren durchweg mal mehr, mal weniger trivial durch ihren Blockbusteraufbau, aber doch immer spannend, rasant und eben cineastisch. Ich mochte vor allem die Mischung aus Spannung, Naturwissenschaften und der beigefügten Prise Phantastik sehr gern, ob nun „Jurassic Park“, „Congo“, „Sphere“, „Timeline“, „Prey“ oder „Welt in Angst“ – das sind die Romane, die ich vor „Gold“ von ihm gelesen hatte, also schon einige.
    Entsprechend schade fand ich seinen frühen Tod im Alter von erst 66 Jahren, denn ich hätte gern mehr von ihm gelesen. Das ist posthum jetzt ja dank „Gold“ auch möglich. Der Roman wurde in seinem Nachlass gefunden, wie es heißt, und entsprechend 2009 veröffentlicht, klar.


    Inhalt:


    Der Freibeuter Charles Hunter lebt im siebzehnten Jahrhundert in Port Royal und bekommt einen Kaperbrief vom Gouverneur der Kolonie Jamaika, um Blutholz zu fällen. Das eigentliche Ziel der Reise ist für Hunter jedoch Matanceros, eine Festung, die einen gigantischen Schatz beherbergt, allerdings stark bewacht durch einen Spanier namens Cazalla und seine Mannschaft. Hunter schreckt das jedoch nicht ab, im Gegenteil: Cazalla hat Hunters Bruder auf dem Gewissen und Hunter beabsichtigt, diesen offenen Posten zwischen Cazalla und ihm beim Angriff auf Matanceros gleich mit zu erledigen. Und so stellt er sich eine Crew aus den besten Leuten zusammen und macht sich auf den Weg, nicht ahnend, dass Matanceros nur eine von vielen Gefahren ist, die die Crew erwarten …


    Kritik:


    An diesem Roman habe ich unheimlich rumgekaut, obwohl ich das Buch hartnäckig gelesen habe, und obwohl Crichton ja eigentlich für rasante und unterhaltsame Action steht. Schon die ersten 50 Seiten, die neben einführendem Geplänkel in erster Linie die Zusammenstellung der Crew beinhalten, haben mich schrecklich angeödet. Hunter sucht und findet absolute Stereotypen und ich habe mich des Öfteren gefragt, ob ich mich vielleicht versehentlich in einen „Fluch der Karibik“-Rollenspieler- und/oder Fanroman verirrt hatte. Alle Charaktere sind natürlich ganz besonders, ob nun „der Jude“, „der Maure“, „der Meereskünstler“ oder die Quoten-Piratin der Crew, die bevorzugt oben ohne in Gefechte geht, um die Männer mit dem Anblick ihrer Brüste abzulenken.
    Kann ja noch werden, das Buch umfasst ja immerhin 365 Seiten, also tapfer weiterlesen …


    Man sollte es kaum glauben, aber es wird eigentlich nur noch schlimmer.

    ich hab beim Lesen immer wieder nur den Kopf schütteln können.


    Dann wird auch sehr viel geahnt, erkannt und plötzlich mit geradezu schicksalhafter Erleuchtung etwas gewusst, dass es mir auch schon zu den Ohren wieder heraus kam.


    :titanic:


    Das wirklich einzig Gute an dem gesamten Buch ist der letzte Teil des Ganzen (das Buch ist in sechs Teile gegliedert, wobei der letzte 60 Seiten umfasst). Diesen Teil fand ich wirklich recht spannend und unterhaltsam.


    Am liebsten würde ich sagen: „Leute, wartet auf das Taschenbuch und lest die letzten 60 Seiten, die lohnen sich!“ Geht aber natürlich nicht, weil man diese letzten Seiten natürlich nicht kapiert bzw. keinen Bezug dazu aufbaut, wenn man den schnöden Rest nicht gelesen hat.


    Mein Tipp ist ja der, dass Crichton selbst Fan von der „Fluch der Karibik“-Trilogie war und sich nach einem netten Heimkinoabend hingesetzt hat und das ganze Ding, das man jetzt als Roman zu kaufen bekommt, als einen Erstentwurf runter geschrieben hat. Dass er sich dachte „Ich überzeichne jetzt mal alles total, lass das Ding liegen, und so in einem Jahr hol ich es mal wieder aus der Schublade und schau mal, was mir bis dahin zum Thema noch so alles eingefallen ist, damit eine gute Story daraus wird, die auch ein bisschen eigenständig ist und so.“ Dann ist er aber leider gestorben und jemand hat diesen Rohentwurf unsäglicherweise entdeckt und beschlossen, das noch mal in fette Münze umzuwandeln.
    Oder Crichton hatte nur den letzten Teil und den Epilog geschrieben, so als eine Art Exposé mit kurzer Skizze, wie sowas enden könnte und den Rest hat jemand anderes geschrieben nach Crichtons Tod.


    Irgendwie so muss es gewesen sein, denn so einen Schund habe ich von Crichton zu seinen Lebzeiten noch nie gelesen.
    Als eine Art Fan seiner anderen Werke (insofern mir bekannt), als eine Art posthume Ehrung des Autors, der sich bitte wegen schlechter Kritiken nicht im Grab umdrehen soll und zuletzt wegen gelungenen letzten 60 Seiten vergebe ich für diesen „Lesegenuss“


    2ratten

    Einmal editiert, zuletzt von TanjaT ()

  • Hallo TanjaT,


    danke für die Rezi - obwohl ich eigentlich sagen müsste: schade, denn auf das Buch war ich sehr gespannt. :zwinker:
    Vielleicht denke ich nochmal drüber nach, wenn das Taschenbuch raus ist.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Ich lasse mich mal überraschen. Tanja überläßt mir ihr Exemplar, und da ich keine anderweitigen Erfahrungen mit Büchern von Crichton habe, kann ich zumindest diesbezüglich keine Vergleiche anstellen. Vielleicht gewinnt es dadurch dann ja so richtig :breitgrins:

  • @Aldawen
    Über das Buch bin ich gerade kürzlich erst gestolpert und musste an dich denken, deshalb passt das gerade ganz gut. :breitgrins: Ich bin ich auf deine Meinung jetzt natürlich sehr gespannt!

  • Ich bin ein Fan sowohl von klassischer Abenteuerliteratur als auch von Abenteuerthrillern. Mit R.L. Stevenson oder "Der schwarze Korsar" von Salgari bin ich quasi aufgewachsen und daher war die Freude groß als einer meiner Lieblingsautoren von heute - Michael Crichton - einen modernen Abenteuerroman geschrieben hat: "Gold".


    Inhalt:


    Captain Hunter erfährt von einem Schatzschiff, dass vor einer schwer bewachten Insel mit schier uneinnehmbarer Festung ankert. Obwohl die Aktion für unmöglich gehalten wird, bricht er doch mit einer Handvoll an Freibeutern auf, um die Festung einzunehmen und das Schatzschiff zu kapern...


    Kritik:


    Der Roman ist im üblichen, flotten und gut recherchierten Stil von Michael Crichton geschrieben und doch gleichzeitig ein Abenteuerroman ganz in der Tradition von Stevenson, Sabatini, Salgari, Cooper usw....nur ist bei Crichton alles rauer, härter und dreckiger. Die erzeugten Stimmungsbilder sind gut und lebendig, die Dialoge spritzig mit einer Dosis Humor und realitätsnah. Das Erzähltempo ist hoch und die Action treibt die Handlung zügig voran. Alle klassischen Piratenmotive vom Degenduell, über die Seeschlacht, den Kampf in der Festung, die Kaperaktion werden bedient und gleichzeitig modernisiert.


    Insgesamt ein Buch, dass äußerst kurzweilige, spannende Unterhaltung bereitet hat und Erinnerung an die Klassiker aufleben ließ.


    Empfehlenswertes Abenteuerbuch, wie es nur mehr viel zu wenige gibt.


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  • habe gerade selbst ein "Gold" Rezension online gestellt und zu spät gesehen, dass es bereits eine gibt. Meine unterscheidet sich aber ohnenhin, ich fand das Buch nämlich sehr gut und sehr lebendig und durchgehend spannend und mit hohem Tempo und viel Abenteuergeist erzählt.


    Aber Geschmäcker sind verschieden, das ist ja das schöne....


  • habe gerade selbst ein "Gold" Rezension online gestellt und zu spät gesehen, dass es bereits eine gibt.


    Deshalb habe ich sie auch in den bestehenden Thread hingeschoben :winken:

  • als großer Fan von Abenteuerromanen und vor allem der Mischung aus Klassisch/Modern habe ich das Buch natürlich auch gelesen. Mir hats eigentlich sehr gut gefallen. Mit Ausnahme des "Monkey Bay" Kapitels mit Kannibalen und Seeungeheuer. Das tat nix zur Sache und Handlung und stand irgendwie alleine.


    Sonst meiner Meinung nach guter, spannender Abenteuerroman - wird aber durchwegs kontrovers diskutiert....

  • ich muss mich selbst korrigieren und tadeln: das von mir negativ kritisierte kapitel ist natürlich nicht "monkey bay" sondern "Das maul des drachen". sorry für die verwechslung

  • fallen jemand eigentlich sonst noch vergleichbare Bücher ein: Romane, die klassisches Abenteuer in modernisiertem Stil - eben ala "Gold" bieten ?


    An moderneren Piratenromanen habe ich ja auch mal "Freibeuter des Todes" von Peter Benchley ("Der weisse Hai") gelesen. Der ist jetzt wohl auch schon dreißig Jahre alt der Roman und eher so lala. Wurde auch verfilmt (mit Michael Caine) und der Film ist noch schwächer...


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  • Mir kam das Buch per Zufall in die Finger, und da ich für eine ordentliche Piratengeschichte immer zu haben bin, habe ich mich auch drauf gefreut. Aber was für eine Enttäuschung ...


    Ein Klischee jagt das andere, die Figuren dümmlichste Stereotype und die Handlung ... na ja, reden wir lieber nicht davon. Da wird pro Abschnitt ein gefährliches Szenario aufgebaut (eine Seeschlacht, ein Seeungeheuer, Kanibalen, der Held kurz vor dem Galgen), und wenige Seiten später fällt das ganze schneller in sich zusammen als eine LEGO DUPLO Burg, keinerlei Spannungsbogen, der länger als 2 1/2 Seiten anhält, da ist jedes "Fünf-Freunde"-Buch dramaturgisch anspruchsvoller. Kompensiert hat der Autor seine Einfallslosigkeit durch ein paar besonders plumpe Splatter-Einlagen; besonders scheint er es zu mögen, wenn Gehirnmasse durch die Kulisse spritzt, weil irgendeiner seiner armseligen Figuren gerade mal wieder der Kopf weggeschossen wurde - na ja, wer's braucht. Und wenn die Piraten mal wieder besonder piratenmäßig drauf sind, dann trinken sie "kill devil" - uah uah uah, was bin ich heute wieder piratenmäßig drauf ... stöhn


    Wer eine wirklich gute Piratengeschichte lesen will, sollte zu Sabbatinis "Captain Blood" greifen, ist zwar von 1922, aber um Lichtjahre besser, als dieser uninspirierte Schrott.


    1ratten


    Morwen

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    Einmal editiert, zuletzt von Morwen ()