I - Hölle; Gesang 1 - 11

Es gibt 27 Antworten in diesem Thema, welches 13.946 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Myriel.

  • Ich fang dann einfach mal ganz naiv an.
    Da ja eben erst die Diskussion zu Spoilern im Forum war: Setzen wir hier welche?
    Ich vermerke fett, zu welchem Teil/Gesang ich etwas schreibe und denke, das reicht in diesem Fall, oder?


    Die Hölle - Erster Gesang


    Ich fang mal mit einem Zitat an, damit ihr einen Eindruck meiner Ausgabe erhaschen könnt:

    Zitat

    Auf halbem Weg des Menschenlebens fand
    Ich mich in einen finstern Wald verschlagen,
    Weil ich vom rechten Weg mich abgewandt.


    Wie schwer ist's doch, von diesem Wald zu sagen,
    Wie wild, rauh, dicht er war, voll Angst und Not;
    Schon der Gedank' erneuert noch mein Zagen.


    Diesen Start fand ich schon ganz witzig, denn er hat mich ganz unbedarft an eine Midlife-Crisis erinnert. :breitgrins:


    Dante - als Ich-Erzähler - beginnt mit einer Art Prolog. Er ist vom rechten Weg abgekommen, deutet jedoch an, durch das, was er im Folgenden berichtet, seinen Weg wiedergefunden zu haben. Das macht ja schon mal ziemlich neugierig.


    Als er seinen Weg beginnt (bzw. sich aufmacht, um den richtigen Weg wiederzufinden), trifft er auf drei Tiere, in meiner Ausgabe Panther (Leopard), ein Löwe und eine Wölfin.
    Mich haben diese drei Tiere offen gestanden ziemlich irritiert. Den Panther kenne ich als Schicksalslenker, den Löwen als Herrscher. Die meisten Probleme habe ich aber mit dem Wolf als - davon gehe ich mal aus - negatives Symbol. Einige Recherchen hierzu ergaben, dass der Wolf im europäischen Raum im Zusammenhang mit dem Tod gesehen wird, mit Aggressionen und vor allem im Mittelalter (Christentum) als Symbol für das Böse, den Teufel und falsche Propheten.
    Dante wird also von dem Einfluss von Autoritäten, Herrschern und falschen Propheten von seinem Weg abgehalten, schließe ich daraus.
    Konkret habe ich noch geschaut, was sich zu Buchkommentaren dazu finden lässt. Da stehen diese Tiere für Wollust, Hochmut und Habgier. Ehrlich gesagt, kann ich das schlecht nachvollziehen (auch wenn das sicher viel klügere und/oder kenntnisreichere Leute als ich es bin so festgelegt haben :zwinker:). Was steht denn bei euch?
    Nach dem, was ich zu Dantes Biografie so weiß, musste er kurz gesagt 1302 ins Exil (bei Rückkehr nach Florenz erwartete ihn der Tod durch Verbrennung), 1315 wurde dieses Urteil nochmals bekräftigt, nachdem Dante das Angebot zur Rückkehr durch Zahlung einer Geldstrafe und öffentliche Buße ablehnte. "Die göttliche Komödie" schrieb er zwischen 1307 und 1320 und starb 1321 im Exil in Ravenna. (Quelle der Infos: Wikipedia).
    Ich finde es daher viel naheliegender, dass er schreibt, dass er Herrscher und andere Autoritäten sowie falsche Propheten hinter sich lassen muss, um seinen Weg wiederzufinden als Wollust, Hochmut und Habgier.
    Letzteres erscheint mir persönlich ein bisschen weit hergeholt und sehr pathetisch. Wie seht ihr das?
    Um mal dabei zu bleiben:
    Der Panther als Autorität wird als gewandt beschrieben und er gibt Dante Hoffnung, doch bleibt Skepsis bestehen. Der Panther ist es jedoch, nach dem er sich häufiger umdreht, auf dessen Tun er also durchaus schaut und mit dem er einige Erwartungen zu verknüpfen scheint.
    Der Löwe als Herrscherfigur hingegen ist rein negativ belegt, verbreitet Schrecken und ist gierig und mit Scheuklappen ausgestattet (so sehe ich hier sein hohes Haupt, als fehlende Nähe). Dante fürchtet sich vor ihm.
    Der Wölfin als Symbol für falsche Propheten wird die "Gier durch Magerkeit" zugeordnet, was ich am ehesten mit Geltungssucht assoziieren würde. Bei ihr wird Dante sogar von Furcht durchbebt, schwindet ihm die Hoffnung; sie macht ihn beklommen und er sieht sich zum Rückzug (wo dann meine Exil-Interpretation wieder wäre) gezwungen, zur Flucht. Kann ich so auch gut nachvollziehen - was Schlimmeres als einen Mob (so gesehen) kann es ja kaum geben, oder?


    Als er die Flucht antritt, begegnet er Virgil und bittet um den Schutz seines Vorbilds vor der Wölfin, "denn dir entnahm ich, was ich kann und weiß". Virgil warnt Dante davor, der Wölfin nachzugeben und sich von ihr vertreiben zu lassen, stimmt Dante aber zu, dass die Wölfin sehr gefährlich sei und ergänzt ihre Gestalt: Sie hemmt jeden, ist von böser, tückischer Natur und entstanden aus Neid. Virgil erklärt sich bereit, Dante zu begleiten bzw. ihn zu führen, warnt ihn aber vor, dass ihn Schlimmes erwartet und erklärt, dass er selbst nicht bis in "seine Stadt" führen kann, weil er dort keinen Einlass findet (im Himmel).


    Warum Virgil keinen Einlass in den Himmel finden soll, verstehe ich nicht. Aus Dantes Sicht ist er ja ein Vorbild, laut Wikipedia (sorry, aber bessere Quellen hab ich nicht wirklich) galt die Aeneis schon zu ihrer Zeit als Meisterwerk und "verkündet die imperiale Mission des Römischen Reiches, zeigt aber zugleich Mitgefühl für dessen Opfer, ihre Sorgen und Nöte". Außerdem schreibt Wikipedia: "Im Mittelalter galt Vergil als der Dichter schlechthin und zugleich als Vorbote des Christentums".
    Wieso darf er dann nicht in den Himmel?
    Gehen euer Wissen oder eure Kommentare da erklärungstechnisch mehr in die Tiefe?
    Mich würde interessieren, ob es dafür einen historischen Grund gibt oder das einfach ein schriftstellerisches Hilfsmittel ist, nach dem Motto: Irgendwer muss ja den Erzähler nun mal führen, also muss Virgil draußen bleiben. :breitgrins:


    Puh, ich hoffe, ihr habt einen wirklich langen Zeitrahmen eingeplant für das Ding? Sind bei mir unkommentiert schon knapp 500 Seiten und dieser Beitrag bezieht sich nur auf die ersten 10 davon. :entsetzt:



    Betreff angepaßt, um die Abgrenzung deutlich zu machen. LG, Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Warum Virgil keinen Einlass in den Himmel finden soll, verstehe ich nicht. Aus Dantes Sicht ist er ja ein Vorbild, laut Wikipedia (sorry, aber bessere Quellen hab ich nicht wirklich) galt die Aeneis schon zu ihrer Zeit als Meisterwerk und "verkündet die imperiale Mission des Römischen Reiches, zeigt aber zugleich Mitgefühl für dessen Opfer, ihre Sorgen und Nöte". Außerdem schreibt Wikipedia: "Im Mittelalter galt Vergil als der Dichter schlechthin und zugleich als Vorbote des Christentums".
    Wieso darf er dann nicht in den Himmel?


    Er ist zwar Vorbote (aufgrund einer eigenwillig interpretierten Stelle in seiner Dichtung, die man als Ankündigung der Ankunft Christi gelesen hat), aber selber kein Christ, d.h.: nicht getauft. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Hallo zusammen,


    ich starte einfach mal mit euch in die Leserunde, obwohl es bei mir momentan und vor allem im April größere Zeitfresser gibt/ geben wird. Ich hoffe, ich kann mich trotzdem hin und wieder auf Die göttliche Komödie konzentrieren und sie mir, mit eurer Hilfe, erschließen.
    Lesen werde ich, wenn es so klappt wie ich es mir vorstelle, vorraussichtlich verschiedene Übersetzungen: die von Steckfuß und Philalethes sind neben den von Stefan George übersetzten Auszügen beim Projekt Gutenberg verfügbar. Aus der Unibibliothek hole ich mir noch die Übersetzungen von Gmelin, Witte und Falke, wenn möglich. Mindestens eine der Ausgaben wird hoffentlich kommentiert sein.


    Ich starte mit der Steckfuß-Übersetzung und habe bislang nur den ersten Gesang gelesen.
    Der Anfang war nicht gerade einfach, ich hoffe, ich finde irgendwann besser in die Sprache...



    Als er seinen Weg beginnt (bzw. sich aufmacht, um den richtigen Weg wiederzufinden), trifft er auf drei Tiere, in meiner Ausgabe Panther (Leopard), ein Löwe und eine Wölfin. [...] Konkret habe ich noch geschaut, was sich zu Buchkommentaren dazu finden lässt. Da stehen diese Tiere für Wollust, Hochmut und Habgier. Ehrlich gesagt, kann ich das schlecht nachvollziehen [...]. Was steht denn bei euch?


    Ich hab momentan auch keine Kommentare zur Hand und greife daher auf mein Lexikon der Symbole zurück. Alle drei Tiere haben aber, wie üblich, sehr ambivalente Bedeutungen.


    Zum Panther weiß der Physiologus:

    Zitat

    Panthera: Der Panther schläft drei Tage, wenn er sich gesättigt hat. Dann erwacht er und erhebt seine Stimme, wobei zugleich ein überaus köstlicher Wohlgeruch seinem Mund entströmt. Und alle Tiere von nah und fern folgen seiner Stimme und dem Wohlgeruch und sammeln sich um ihn. Nur der Drache, der sein Feind ist, fürchtet sich und verbirgt sich. So stand Christus am dritten Tage vom Tode auf und sammelte um sich die Nahen und Fernen, das heißt Juden und Heiden. Der Drache aber ist der Teufel, den er überwand.


    Neben der Christussymbolik galt er als Symbol der Wollust, weil er sich so schamlos den Wanst vollgeschlagen und danach ausgiebig geschlafen hat. :zwinker: Wenn man jetzt ausgehend von der Wollust als eine der sieben Todsünden weiterdenkt, passen auch die Zuordnungen von Löwe für Hochmut und Wolf für Habgier.* Die personifizierten Damen ritten gerne auf einem der besagten Tiere. Warum nun ausgerechnet diese Todsünden vorkommen kann ich leider auch nicht herleiten; es sind die ersten drei in der Aufzählung. Allerdings finde ich es schon nachvollziehbar, dass die Todsünden ihn vom Weg der Tugend abbringen.
    Deine Interpretation halte ich aber auch für einleuchtend.


    *Die Stelle zum Wolf im Physiologus:

    Zitat

    So beschaffen sind die Ketzer, die in Schaffellen umherlaufen, ihre Herzen aber rauben wie räuberische Wölfe die etwas Einfältigen und verderben ihre Seelen. So sind auch die Habgierigen. Viele Menschen wollen mehr als der Arme, und der Reiche nimmt ihm mit Gewalt sein Land [...].



    Ich bin eher über die Dogge gestolpert, zu der ich nichts finden kann:

    Zitat

    (34) Mit vielen Tieren wird sich’s noch begatten,
    Bis daß die edle Dogge kommt, die kühn
    Es würgt und hinstürzt in die ew’gen Schatten.


    (35) Nicht wird nach Land und Erz ihr Hunger glüh’n,
    Doch wird sie nie an Lieb’ und Weisheit darben;
    Inmitten Feltr’ und Feltro wird sie blüh’n,


    Bei Wilhelm G. Hertz heißt es:

    Zitat

    Gar zahlreich sind die Wesen, die es nimmt,
    Und ihre Zahl wächst an, bis einst der Veltro
    Zum qualenreichen Tode es bestimmt.


    Nicht Erde noch Metalle speist der Veltro,
    Nur Weisheit, Liebe, Tugend wird ihm munden;
    Herkommen wird er zwischen Feltr' und Feltro.


    Auch "Feltr' und Feltro" stellen mich vor ein Rätsel. Weiß hier jemand weiter?
    Im Anschluß schwenkt Dante zu Figuren aus Vergils Aeneis, liegt hier der Schlüssel?



    Puh, ich hoffe, ihr habt einen wirklich langen Zeitrahmen eingeplant für das Ding? Sind bei mir unkommentiert schon knapp 500 Seiten und dieser Beitrag bezieht sich nur auf die ersten 10 davon. :entsetzt:


    Zumindest bei mir wird das ein Langzeitleseprojekt. :five: (Wenn ich denn durchhalte.)


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges


  • Ich bin eher über die Dogge gestolpert, zu der ich nichts finden kann:


    Bei Wilhelm G. Hertz heißt es:


    Wenn man nach Veltro sucht kommt man auch weiter. :zwinker: Da mein Italienisch stark eingerostet ist, hoffe ich alle richtig verstanden zu haben... Der Veltro war eine alte Jagdhunderasse, anscheinend am ehesten zu vergleichen mit dem Windhund. Und Steckfuß hat daraus eben ausgerechnet die Dogge gemacht. Tja, und der Hund als solcher ist ja nicht nur Symbol für Glauben und Treue sondern auch ein Seelenbegleiter und Wächter des Totenreichs. So schließt sich der Kreis.



    Auch "Feltr' und Feltro" stellen mich vor ein Rätsel.


    Auch hierbei konnten italienische Seiten weiterhelfen: Feltre und Montefeltre sind zwei historische Regionen im Norden Italiens, die heutzutage am ehesten Venetien und der Emilia-Romagna entsprechen.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Ich habe heute auch angefangen zu lesen, aber an Kommentaren wird von mir, ähnlich wie in der Faust-Leserunde, eher wenig kommen, stattdessen erhoffe ich mir Hilfe beim Interpretieren durch eure Kommentare. Ich lese eine Übersetzung von Karl Vossler, die nicht in Reimen geschrieben und daher gut zu lesen ist. Am Seitenrand finden sich gelegentlich kurze Bemerkungen.


    Die drei Tiere in meiner Übersetzung sind Pardel (Leopard), Löwe und Wölfin.



    Puh, ich hoffe, ihr habt einen wirklich langen Zeitrahmen eingeplant für das Ding? Sind bei mir unkommentiert schon knapp 500 Seiten und dieser Beitrag bezieht sich nur auf die ersten 10 davon. :entsetzt:


    Ich habe mir vorgenommen, pro Tag einen Gesang zu lesen.

  • Danke für die Erklärung, sandhofer! :smile:



    Lesen werde ich, wenn es so klappt wie ich es mir vorstelle, vorraussichtlich verschiedene Übersetzungen: die von Steckfuß und Philalethes sind neben den von Stefan George übersetzten Auszügen beim Projekt Gutenberg verfügbar. Aus der Unibibliothek hole ich mir noch die Übersetzungen von Gmelin, Witte und Falke, wenn möglich. Mindestens eine der Ausgaben wird hoffentlich kommentiert sein.


    Ich starte mit der Steckfuß-Übersetzung und habe bislang nur den ersten Gesang gelesen.
    Der Anfang war nicht gerade einfach, ich hoffe, ich finde irgendwann besser in die Sprache...


    Also ich muss sagen, dass ich den ersten Gesang zig Male gelesen habe, bevor ich hier meinen Beitrag geschrieben habe. Von Kommentaren möchte ich sicher nicht erschlagen werden, aber sich alles selbst rauszusuchen, wird auf Dauer sicherlich extrem mühsam. Ich habe daher über Nacht beschlossen, dass ich mir zusätzlich noch eine kommentierte Ausgabe holen werde. Nach einigem Stöbern im Klassikerforum, wo "Die göttliche Komödie" natürlich auch einigen Raum einnimmt, habe ich mich jetzt für diese Ausgabe entschieden:

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    Die bestelle ich mir irgendwann heute mal und setze große Hoffnungen hinein, zumal die Ausgabe ursprünglich wohl von 1963 ist und die von Streckfuß von 1826.



    Alle drei Tiere haben aber, wie üblich, sehr ambivalente Bedeutungen.


    Da habe ich - ebenfalls im Kassikerforum - übrigens einen tollen Beitrag gefunden:
    [url=http://www.klassikerforum.de/index.php/topic,520.msg4108.html#msg4108]Hubert im Klassikerforum über die drei Tiere, speziell zum Panther/Leopard/Luchs[/url]



    Ich bin eher über die Dogge gestolpert, zu der ich nichts finden kann


    Stimmt, die hab ich glatt unter den Tisch fallen lassen. Hatte auch da Wikipedia bemüht und einfach festgestellt, dass die Dogge eben ein beliebter Hund war, vor allem zur Jagd, später auch sonst, und dass die Geschichte der Dogge (in Europa) erst ab dem 16. Jahrhundert klar dokumentiert ist.



    Der Veltro war eine alte Jagdhunderasse, anscheinend am ehesten zu vergleichen mit dem Windhund. Und Steckfuß hat daraus eben ausgerechnet die Dogge gemacht. Tja, und der Hund als solcher ist ja nicht nur Symbol für Glauben und Treue sondern auch ein Seelenbegleiter und Wächter des Totenreichs. So schließt sich der Kreis.


    :daumen:



    Ich habe mir vorgenommen, pro Tag einen Gesang zu lesen.


    Das klingt auch für mich sehr realistisch - auch wenn ich hier und da sicherlich sogar noch einen Tag werde ausfallen lassen müssen; :redface: aber ich geb mir Mühe!

  • Hallo zusammen,


    den ersten Gesang habe ich gestern Abend gelesen und ich hab mich gleich erschlagen gefühlt. :entsetzt: Nachdem ich jetzt eure Kommentare gelesen habe, fühle ich mich schon wieder ein ganzes Stück besser dran. Da ich selber keine kommentierte Ausgabe lese, wird wohl auch von mir wenig hilfreiches kommen, aber wie Doris auch hoffe ich, dass ich durch die Diskussionen hier das Buch besser verstehen werde.


    Die Bedeutung der drei Tiere (bei mir: Pardel = Leopard, Leu = Löwe und Wolf) ist für mich eher so erklärbar, wie TanjaT es geschrieben hat, denn die Todsünden*, obwohl auch durch den Post im Klassikerforum und den Bibelverweis sehr schlüssig herleitbar, sind für mich zu allgemein. Da ist die Verknüpfung mit Dantes persönlichem Lebenslauf und seiner Verbannung für mich einleuchtender.


    * In meiner Übersetzung werden die z.T. Sünden sogar wörtlich genannt:


    Stimmt, die hab ich glatt unter den Tisch fallen lassen. Hatte auch da Wikipedia bemüht und einfach festgestellt, dass die Dogge eben ein beliebter Hund war, vor allem zur Jagd, später auch sonst, und dass die Geschichte der Dogge (in Europa) erst ab dem 16. Jahrhundert klar dokumentiert ist.


    Ich lese die Übersetzung von Philalethes und dort heißt es:

    Zitat

    (100)
    Viel Tiere sind, mit denen es sich paaret,
    Und mehr noch werden sein, bis einst der Windhund
    Erscheint, der es vor Schmerz wird sterben machen.


    was eure Überlegungen ja bestätigt. Allerdings ist mir die Bedeutung des Hundes nicht ganz klar.


    Tja, und der Hund als solcher ist ja nicht nur Symbol für Glauben und Treue sondern auch ein Seelenbegleiter und Wächter des Totenreichs. So schließt sich der Kreis.


    Ist hier Wächter des Totenreiches im Positiven gemeint? Denn der Hund wird ja eines Tages "dieses Tier, weshalb du riefst um Hilfe" töten. Steht damit "dieses Tier" für das Negative, was die Grenzen des Totenreichs durch Furcht und Gewalt verteidigt? Und welches der drei Tiere ist eigentlich gemeint, vor wem hat Dante am meisten Angst? Den Leoparden würde ich ausschließen, denn Dante erfreut sich ja noch an dessen gefleckten Fell. Aber sonst ... :schulterzuck:


    Ich habe mir vorgenommen, pro Tag einen Gesang zu lesen.


    Das habe ich mir nach der ersten Leseerfahrung auch vorgenommen, denn viel mehr wird nicht drin sein, wenn man noch etwas verstehen möchte. Deswegen habe ich übrigens heute mal nach einem Lektüreschlüssel o.ä. gesucht, aber scheinbar gibt es zu Dante nichts dergleichen. Mal sehen, ob ich in der Bibliothek noch eine kommentierte Ausgabe finde, denn ganz ohne Hilfsmittel möchte ich mich nicht durch kämpfen.


    Jetzt werde ich mich aber erstmal etwas bei Wikipedia zu Virgil und seiner Aeneis informieren, denn die scheinen noch eine größere Rolle zu spielen.


    LG Myriel

  • Hallo zusammen,


    ein Gesang pro Tag ist sicher wünschenswert, für mich allerdings nicht machbar, befürchte ich. Ich hoffe, ich schaffe es morgen in die Bib um mir zumindest durch eine kommentierte Ausgabe etwas Recherchezeit zu sparen. Tanja, Dein Hinweis auf's Klassikerforum ist auch hilfreich. :daumen:



    Die Bedeutung der drei Tiere (bei mir: Pardel = Leopard, Leu = Löwe und Wolf) ist für mich eher so erklärbar, wie TanjaT es geschrieben hat, denn die Todsünden*, obwohl auch durch den Post im Klassikerforum und den Bibelverweis sehr schlüssig herleitbar, sind für mich zu allgemein. Da ist die Verknüpfung mit Dantes persönlichem Lebenslauf und seiner Verbannung für mich einleuchtender.


    Für die Literatur dieser Zeit kann ich es nicht sicher sagen, aber mit Blick auf die bildenden Künste war es zu Dantes Zeit durchaus üblicher solche Allgemeinplätz zu verarbeiten als persönliche Geschehnisse. Auch wenn es für uns wenig einleuchtend ist, hatten biblische und antike Texte einen ganz anderen Stellenwert. Womit ich natürlich den persönlichen Hintergrund nicht aussperren will, aber Dante war auch nur ein Mensch seiner Zeit. :zwinker:



    Ist hier Wächter des Totenreiches im Positiven gemeint? Denn der Hund wird ja eines Tages "dieses Tier, weshalb du riefst um Hilfe" töten. Steht damit "dieses Tier" für das Negative, was die Grenzen des Totenreichs durch Furcht und Gewalt verteidigt? Und welches der drei Tiere ist eigentlich gemeint, vor wem hat Dante am meisten Angst? Den Leoparden würde ich ausschließen, denn Dante erfreut sich ja noch an dessen gefleckten Fell.


    Ja, absolut positiv. Hier klingt schon das Bild des treuen Beschützers durch. Und bekämpfen wird er die Wölfin, von der ist im ganzen letzten Stück die Rede.


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Puh, ich bin ja froh, dass sich hier noch nicht so viel getan hat! Ich hatte schon befürchtet, dass ihr schon total viel gelesen habt und nur ich nicht vorankomme.


    Ich lese eine Übersetzung von Karl Witte und habe folgende Ausgabe:

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    Kommentare gibt es bei mir reichlich, allerdings stehen die am Ende und nicht auf der entsprechenden Seite, deshalb war ich beim Lesen des ersten Gesangs schon ständig am Blättern, was nicht unbedingt zu großem Lesespaß beiträgt. Ich hoffe ich gewöhne mich etwas daran oder schaffe es, einen Gesang zuende zu lesen, bevor ich die Kommentare dazu lese.
    Eure Gedanken und Interpretationen habe ich bisher mit Interesse gelesen, leider kann ich dazu selbst im Moment noch nicht viel beitragen.


    Ich versuche auch, jeden Tag einen Gesang zu lesen, bin aber die letzten Tage schon nicht dazu gekommen und heute fehlt mir wohl auch die Konzentration. Da ihr aber auch eher langsam vorankommt, muss ich mir wohl keine Sorgen machen, dass ich nicht hinterherkomme...

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Die Hölle - 2. Gesang


    Am Anfang des 2.Gesangs verliert Dante wieder den Mut, Virgil auf seine Reise durch die Hölle zu folgen. Dante bezieht sich auf Äneas, den Helden von Virgils Äneis und mythischen Gründer Roms und sagt, dass er keinesfalls mit ihm dessen Mut mithalten kann, sondern sich fürchtet. Ich denke, er bezieht sich insbesondere auf Äneas eigene Reise in die Unterwelt im 6. Buch der Äneis.


    Daraufhin erzählt im Virgil, warum er überhaupt als Dantes Führer durch die Unterwelt agieren wird: Beatrix hat ihn aufgesucht und ihn gebeten, sich um Dante zu kümmern, nachdem sie von Dantes Schicksal erfahren hat. Das "holde Weib" in Vers 94 wird in einem Kommentar als die heilige Jungfrau selbst gedeutet und Lucia, die Mittlerin zwischen ihr und Beatrix soll die heilige Lucia, Märtyrerin von Syrakus sein.


    Was Beatrix angeht, so hat mir hier die Dante-Biografie sehr geholfen. In ihr wird geschildert, wie Dante sich als 9jähriger in ein etwa gleichaltriges Mädchen verliebt haben soll und ihr komplett verfallen war. Nach Beatrix recht frühem Tod im Alter von 24 stilisierte er seine Jugendliebe zu einer Idealgestalt, die er sogar beinah ketzerisch als Wunder bezeichnet, "dessen Wurzel die herrliche Dreifaltigkeit ist" (Vita Nova, 30). Hinter der literarischen Beatrix steckt die historische Beatrice Portinari.


    Am Ende des Gesangs hat Dante sich soweit gefasst, dass er dazu bereit ist, die Reise anzutreten.

  • Ich mach dann einfach mal weiter, in der Hoffnung, dass die übrigen Leserunden-Teilnehmer sich wieder einfinden. :zwinker:


    Die Hölle - 3. Gesang


    Gleich am Anfang des Gesangs werden die Worte, die über dem Tor zur Hölle geschrieben stehen und die Dante wieder Verzagen lassen, wiedergegeben. Die dritte Zeile des Gesangs verwirrt mich: "Der Eingang bin ich zum verlornen Volke!" Welches verlorene Volk ist hier gemeint? Die verlorenen Seelen von denen, die nicht an Gott glauben und die deswegen in der Hölle landen?
    Danach wird gesagt, dass Allmacht, höchste Weisheit und erste Liebe die Hölle erschaffen haben - das steht laut einem Kommentar für den Vater, den Sohn und den heiligen Geist - aber in genau dieser Reihenfolge?


    Als Dante und Virgil durch die Hölle (bzw. den Vorhof?) wandern, sehen sie die Verdammten:

    Zitat

    (35)
    Ist den elenden Seelen jener eigen,
    Die ohne Lob und ohne Schande lebten;
    Vermischt sind sie mit jenem feigen Chore
    Der Engel, welche nicht Empörer waren,
    Noch Gott getreu, für sich gesondert bleibend.


    Die Ersteren sollen Menschen sein, die während ihres Lebens keine Partei ergriffen haben, also feige waren. Die Zweiteren sind diejenigen Engel, die weder Gott gehorcht haben noch gegen ihn rebelliert haben. Im ersten Fall wären sie noch im Himmel, im zweiten Fall aber in der Hölle bei Luzifer. So aber sind sie genau wie die Menschen, die keine Partei ergriffen haben, im Vorhof der Hölle gefangen.


    Dann folgt ein Verweis auf eine konkrete Person, die ebenfalls mit allen anderen Feiglingen im Vorhof der Hölle schmort:

    Zitat

    (58)
    Da einen ich erkannt nun unter ihnen,
    Schaut' hin ich und erblickte jenes Schatten,
    Der auf das Groß' aus Feigheit einst Verzicht tat.


    Übereinstimmend wird darin ein Verweis auf Papst Coelestin V. gesehen, der die Papstwürde nach 5 Monaten wieder niederlegte und damit den Weg für seinen Nachfolger Bonifaz VIII. freigemacht hat, der zu einem von Dantes politischen Gegnern wurde und aus seiner Sicht mit für das Unglück seiner Heimatstadt Florenz verantwortlich ist.


    Dante und Virgil nähern sich dem Fluss Acheron, einem Fluss in der Unterwelt, an dem der Fährmann Charon die Seelen jener übersetzt, die in die Hölle wandern. Dante will er allerdings nicht übersetzen, da er erkennt, dass er noch lebt und keine der toten Seelen ist. Virgil erklärt Charon allerdings, dass höhere Mächte es so bestimmt haben.


    Anschließend erklärt er Dante, wie Charons Ablehnung zu verstehen ist:

    Zitat

    (127)
    Hier geht nie über eine gute Seele;
    Drum wenn sich Charon über dich beklaget,
    Magst du wohl wissen, was sein Wort dir tönet."


    Auf gut deutsch gesagt ist Dante eine gute Seele, die nicht mit den anderen Verderbten in die Hölle gehört, sondern im Himmel sein sollte. Nettes Selbstlob des Dichters. :breitgrins:


    Nachdem also geklärt ist, dass Dante von Charon über den Acheron gebracht werden soll, fällt Dante in einen tiefen Schlaf und bekommt nichts weiter mit.


    Weiter geht die Reise auf der anderen Seite des Flusses in der Hölle. :zwinker:


    LG Myriel

  • Ich habe jetzt mal den zweiten und dritten Gesang gelesen, aber irgendwie weiß ich nicht so recht, was ich dazu schreiben soll. Ich lese allerdings mit Interesse deine Beiträge, Myriel!


    Vielleicht taucht ja auch der Rest unserer Leserunde wieder auf :zwinker:

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

  • Hallo, ich bin auch noch dabei, bin sogar schon im 9. oder 10. Gesang. Leider kann ich auch wenig dazu beitragen, auch wenn es mir gefällt. Die Gedanken, die mir dabei durch den Kopf gehen, kann ich nicht so richtig in Worte fassen, außerdem sind sie nicht sehr gehaltvoll. Deshalb hoffe ich weiterhin auf Denkanstöße und Erläuterungen von euch.

  • Hölle - 4. Gesang


    Dante wacht aus seinem Schlaf, in den er am Ufer des Acheron gefallen ist, im ersten Höllenkreis wieder auf. Hier befinden sich all die Seelen, die zwar keine Sünde begangen haben, aber die nicht das christliche Sakrament der Taufe empfangen haben und daher nicht in den Himmel gelangen können. Virgil selbst ist auch einer von denen, die in diesem obersten Höllenkreis leben.


    Als Dante ihn fragt, ob jemals eine Seele von diesem Ort in den Himmel gelangen konnte, erzählt im Virgil, dass 50 Jahre nach seinem Tod Christus kam und die Gottestreuen aus dem Alten Testament wie Noah, Abraham, David und Moses, aber auch den ersten Menschen Adam (Vers 55 "des ersten Vaters Schatten") und dessen Sohn Abel in den Himmel geholt hat. Da Virgil 19 v.Chr. gestorben ist und sich das Ganze 50 Jahre später zugetragen haben sollte, wäre das doch unmittelbar nach der Auferstehung von Christus? Man könnte es also als ersten (und bisher einzigen) Erfolg dafür ansehen, dass sich Jesus für die Sünden aller Menschen geopfert hat. :schulterzuck: In der kirchlichen Überlieferung taucht das Ganze im Übrigen mit keinem Wort auf.


    Dante und Virgil gelangen bei ihrer Wanderung an einen Ort im ersten Höllenkreis, "als ich erblickt' ein Feuer, Halbkugelförm'ges Dunkel überstrahlend." Dort treffen sie auf die vier größten Dichter der Menschheit, die Dank ihres Ruhms auf der Erde einige Annehmlichkeiten in der Hölle genießen können. Dante selbst gehört als 5. zur Gruppe der großen Dichter und Dante wird die Ehre erwiesen, ihn als 6. Mitglied aufzunehmen. Mal wieder wenig Bescheidenheit von Seiten des Autors. :breitgrins:


    Gemeinsam kommen dann die 6 größten Dichter der Menschheit an ein Schloss mit 7 Mauern und 7 Toren, umringt von einem klaren Bach. Laut dem einen Kommentar steht die Burg/das Schloss für die menschliche Weisheit und die sieben Mauern sind entweder die vier moralischen und die drei spekulativen Tugenden (Klugheit, Mäßigkeit, Gerechtigkeit, Stärke, Einsicht, Wissenschaft und Weisheit) oder die sieben Teile der Philosophie. Der Bach ist die Beredsamkeit und die sieben Tore bedeuten die Sieben Freien Künste (Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie).


    Im Schloss selbst sieht Dante viele "erhabne Geister", darunter u.a. die Helden des alten Roms und die griechischen Philosophen. Einige Namen kannte ich, andere nicht. Da das aber so eine Fülle von Personen war, habe ich nicht jede Einzelne nachgeschaut. :redface:
    Für mich unerwartet waren auch Frauen darunter und sogar Mohammedaner wie Saladin, den Feind der Kreuzritter. Diese tolerante Einstellung hätte ich nicht erwartet. :daumen:


    Am Ende des Gesangs führt Virgil Dante aus dem Schloss weg hin zum zweiten Höllenkreis.

  • Hölle - 5. Gesang


    Nach dem ersten Höllenkreis folgt logischerweise der Zweite, der räumlich kleiner ist als der Erste, dafür aber mehr Leid und Schmerz beinhaltet. Dort steht Minos, dem die Seelen alle ihre Sünden offen legen und der daraufhin entscheidet, in welchen Höllenkreis sie gehören. Wie schon zuvor beim Fährmann Charon muss auch Virgil auch bei Minos wieder darauf pochen, dass Dantes Reise von ganz oben genehmigt wurde. Diese Wiederholung fand ich überflüssig, schließlich passiert das Ganze (bei mir) gerade mal auf Seite 26! :rollen:


    Minos selbst war mir nur als kretischer König und Vater des Minotauros bekannt. Dass er zu einem Richter in der Unterwelt wurde, wusste ich nicht. :pling:


    Im zweiten Höllenkreis leben nun diejenigen Seelen, die die Sünde der Wollust begangen haben. Sie werden von einem Wirbelwind immer umher geweht ohne Aussicht auf nur ein bisschen Ruhe. Unter den Seelen dort erkennt Dante u.a. Semiramis, die den Inzest gesetzlich erlaubte um mit ihrem Sohn zusammenleben zu können, Kleopatra, Dido, die mythische Gründerin Karthagos, die sich aus unerfüllter Liebe zu Äneas umbrachte und auch Paris und Tristan als männliche Vertreter.


    Den meisten Raum nimmt aber die Geschichte von Francesca da Rimini und Paolo Malatesta ein: Francesca wurde aus politischem Kalkül mit Giovanni, dem Bruder Paolos verheiratet, liebte ihn aber nicht. Bei der gemeinsamen Lektüre von Lanzelots Liebe zu Guinevere sind sich Francesca und Paolo näher gekommen. Sie wurden von Giovanni erwischt und von diesem getötet. Francesca sagt auch, "Caina harrt des, der uns schlug im Leben" - Caina / Kaina vom biblischen Kain, dem Brudermörder.


    Voller Mitleid mit den unglücklichen Liebenden wird Dante am Ende des Gesangs ohnmächtig. Den möglicherweise etwas übersinnlich herbeigeführten Schlaf am Ende des 3. Gesangs habe ich ja noch akzeptiert, damit Dante über den Acheron gelangt, aber dass er jetzt schon wieder in Ohnmacht fällt, finde ich etwas übertrieben. Hoffentlich geht das jetzt nicht am Ende jedes zweiten Gesangs so, das dürfte sonst ziemlich eintönig werden... :schnarch:

  • Ich muss meine bisherige Meinung über Dantes Hölle wohl revidieren. Die Gründe, warum manche der Insassen hier landeten, sind für mich mehr als fragwürdig. Gerade die Geschichte von Francesca und Paolo hat mich erstaunt: Francesca wurde getäuscht und hat sich daraufhin in Paolo verliebt. Kann man ihr das zum Vorwurf machen und sie deshalb in der Hölle schmoren lassen? Ähnlich verhält es sich mit den Ungetauften im 4. Gesang. Ist ihr Vergehen, dass sie sich nicht für eine andere Religion entschieden haben? Sollte das Dantes persönlicher Abneigung zugrunde liegen?


    Hoffentlich geht das jetzt nicht am Ende jedes zweiten Gesangs so, das dürfte sonst ziemlich eintönig werden... :schnarch:


    Ich habe heute den 16. Gesang gelesen (so ganz ohne Hintergrundwissen habe ich auch wenig Hintergedanken :zwinker:) und kann dich beruhigen, das ist nicht der Fall.

  • Ich habe heute den 16. Gesang gelesen (so ganz ohne Hintergrundwissen habe ich auch wenig Hintergedanken :zwinker:) und kann dich beruhigen, das ist nicht der Fall.


    Na dann bin ich beruhigt. :schwitz:


    Dass die bisher aufgetretenen Seelen meiner Meinung nach auch nicht in die Hölle gehören (besonders die Ungetauften) ist die eine Seite. Auf der anderen Seite würde ich das aber nicht unbedingt Dante anhängen, sondern es dürfte seine Basis in der Bibel selbst haben.


    Ungläubige können schon mal nicht in den Himmel und wer nicht getauft ist, wem also das allererste Sakrament fehlt, mit dem der Eintritt in das Christentum markiert wird, der steht quasi mit den Ungläubigen auf der gleichen Stufe, selbst wenn es sich um ein Kind handelt, dass nie die Chance hatte, getauft zu werden.


    Auch bei Francesca gibt es nach der Bibel einen Grund dafür, dass sie in der Hölle gelandet ist, denn schließlich war sie mit Giovanni verheiratet und hat mit Paolo Ehebruch begangen - eindeutig eine Sünde, egal wo die Gründe dafür liegen.


    Insgesamt gesehen stößt mir die Darstellung der Hölle bisher auch auf, aber dafür mache ich nicht Dante verantwortlich, sondern es steht so in der Bibel und die bildet damit die Grundlage des christlichen Glaubens, der mir dadurch nicht sympathischer wird. Im Gegenteil, Dante kritisiert dieses Weltbild ja, indem er sein Mitleid mit den Ungetauften und den ihrer Liebe wegen in der Hölle schmorenden Seelen ausdrückt, was ihm einen Pluspunkt von mir einbringt.

  • So betrachtet ist Dante wohl rehabilitiert. Ich mache mir allerdings nicht zum ersten Mal Gedanken über den Sinn von Hölle und Fegefeuer. Gott predigt oder lässt von seinen Kirchendienern predigen, dass man seinen Nächsten vergeben und wie sich selbst lieben soll. Warum gibt es dann überhaupt die Hölle? Warum geht er nicht mit gutem Beispiel voran und vergibt den Sündern, die sich hier wiederfinden?


    Francesca wurde von ihrem Ehemann arglistig getäuscht und hat ihren wahren Gefühlen nachgegeben, das rechtfertigt doch kein Fegefeuer. In ihrer Eigenschaft als Ehefrau von Giovanni war sie ohnehin nur Mittel zum Zweck, daher würde ich wenigstens erwarten, dass auch er im Fegefeuer landet. Was die Ungetauften anbelangt, sehe ich das ähnlich. Was können sie dafür, in eine andere Religion hineingeboren zu sein bzw. als Kind ungetauft zu sterben? Den Erwachsenen könnte man noch vorwerfen, dass sie konvertieren konnten, aber was sollten denn die Kinder unternehmen?


    Es mag so in der Bibel stehen, und Dante hat sein Mitleid zum Ausdruck gebracht, aber die Göttliche Komödie ist Dantes Werk und somit hat er die armen Seelen dort hineinbefördert.


    Aber ich will ihn nicht zu sehr schimpfen, denn eigentlich gefällt mir, was er geschrieben hat :zwinker:

  • Hallo Doris,


    Du hast da viele Fragen angesprochen die mir auch durch den Kopf gehen.



    Gott predigt oder lässt von seinen Kirchendienern predigen, dass man seinen Nächsten vergeben und wie sich selbst lieben soll. Warum gibt es dann überhaupt die Hölle? Warum geht er nicht mit gutem Beispiel voran und vergibt den Sündern, die sich hier wiederfinden?


    [...]


    Was können sie dafür, in eine andere Religion hineingeboren zu sein bzw. als Kind ungetauft zu sterben? Den Erwachsenen könnte man noch vorwerfen, dass sie konvertieren konnten, aber was sollten denn die Kinder unternehmen?


    Ich bin gespannt, was Dante für Antworten auf diese Fragen bereit hält - ich hoffe mal, dass es später im Paradies irgendeine Art von Antworten geben wird. Ohne Antworten wäre Dante nämlich in meinen Augen nicht besser als die Kirche, der er doch Zeit seines Lebens eher kritisch gegenüberstand.


    LG Myriel