J.D. Salinger - Der Fänger im Roggen

Es gibt 141 Antworten in diesem Thema, welches 43.677 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lykantrophin.

  • Er hat auch die Kurzgeschichten von Salinger übersetzt. Ich kenne von ihm "Die verlorene Ehre der Katharina Blum", das ist nicht schlecht (aber eher eine fiktive Doku als ein Roman).

    - Mein Name ist Erwin Lottemann ...<br />- WIE heißen Sie?!<br />- Lottemann ... äh ... Lindemann!

  • Ich hab die Übersetzungen von Böll auch gerade ausgelesen. Ich weiß gar nicht ob ich es richtig rezensieren möchte, wenn ich das Original nicht gelesen hab. Denn wenn der "echte" Holden die ganze Zeit rum geflucht hat, ist der Böll Holden ja recht zahm.


    Teilweise fand ich es recht anstrengend ihm zu folgen, weil er eigentlich immer irgend etwas deprimierend fand, aber auf der anderen Seite konnte ich manche Sachen die ihn deprimiert haben auch verstehen.


    Ich gäbe deprimierende 3ratten,
    werde das Buch aber so bald wie möglich nochmal im Original lesen.

  • Wie gesagt, es ist mehr oder weniger eine Momentaufnahme, das Dokument einer Krise. Holden ist sicher nicht der erste, der seine Umwelt als ihm mehr oder weniger feindlich gesonnen empfindet und unter sowas wie Weltschmerz leidet. Außerdem spielt das Buch mitten im Winter, wo auch andere Menschen mehr oder weniger stark unter Winterdepression leiden. In den Passagen, wo er vom Sommer erzählt, besonders von dem Sommer, als er Jane kennen gelernt hat (11. Kapitel), ist von Depression kaum die Rede.

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  • Ich finde der Roman spiegelt eben vor allem einen Jugendlichen wieder und das tut er so gut das ich mich jahrelang mit Holden sehr identifiziert habe und ich habe immernoch das Gefühl das der Autor die jJnoch gelesen wird, ist eben das Salinger hier typische Dinge aufgegriffen hat, die auch heute noch bei Jugendlichen aktuell sind. Z.B das die Erwachsenen eben einfach nichts verstanden haben.

  • Na ja, es ist zwar eine Momentaufnahme, aber Holden ist ja immer so wie er da ist. Der eine Freund, den er in New York zum Cocktail eingeladen hat, hat ja sofort gefragt: "Wird das wieder so ein typisches Gespräch mit dir?" (oder so ähnlich...)
    Jedenfalls scheint er immer diese etwas passive, komische Art zu haben. Launisch und irgendwie in seiner Entschlossenheit total unentschlossen.


    Eine Szene hat mich verwirrt. Wo er seine Schwester besuchen ist und in ihrem Zimmer raucht. Die Eltern kommen nachhause, er versteckt sich im Schrank, es riecht noch nach Zigarettenrauch und die Kleine sagt, dass sie eine Zigarette angezündet hat? War sie nicht erst 11? Oder hab ich was falsch verstanden?


  • Ich finde der Roman spiegelt eben vor allem einen Jugendlichen wieder und das tut er so gut das ich mich jahrelang mit Holden sehr identifiziert habe und ich habe immernoch das Gefühl das der Autor die jJnoch gelesen wird, ist eben das Salinger hier typische Dinge aufgegriffen hat, die auch heute noch bei Jugendlichen aktuell sind. Z.B das die Erwachsenen eben einfach nichts verstanden haben.


    Man könnte dazu mehrere Stellen aus dem Kleinen Prinzen zitieren (wo er die Erwachsenen als unsensibel und gefühlsarm darstellt), aber ich finde, Salinger hat das viel besser gemacht und vor allem mit mehr und besseren Beispielen belegt. Der Kleine Prinz ist zwar auch lesenswert, kann aber nach meinem Dafürhalten den Vergleich mit dem Catcher nicht aufnehmen.

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  • Der kleine Prinz und der Fänger im Roggen sind doch zwei total unterschiedliche Altersgruppen, die angesprochen werden sollen oder? Der Vergleich kommt mir komisch vor?!


  • Der kleine Prinz und der Fänger im Roggen sind doch zwei total unterschiedliche Altersgruppen, die angesprochen werden sollen oder? Der Vergleich kommt mir komisch vor?!


    Der Kleine Prinz ist ein Buch nicht nur für Kinder und der Fänger im Roggen eins nicht nur für Jugendliche. Finde ich.

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  • Na ja, es ist zwar eine Momentaufnahme, aber Holden ist ja immer so wie er da ist. Der eine Freund, den er in New York zum Cocktail eingeladen hat, hat ja sofort gefragt: "Wird das wieder so ein typisches Gespräch mit dir?" (oder so ähnlich...)
    Jedenfalls scheint er immer diese etwas passive, komische Art zu haben. Launisch und irgendwie in seiner Entschlossenheit total unentschlossen.


    Niemand kann aus seiner Haut bzw. wenn Holden jetzt so ist, wie er im Buch beschrieben ist, dann sind sicher einige seiner Eigenschaften auch schon vor zwei oder drei Jahren zu Tage getreten. Und zu Carl Luce hat er ja sowieso ein zweispältiges Verhältnis. Er schätzt und bewundert ihn als Intellektuellen mit einem Respekt einflößenden Vokabular, trifft sich aber andererseits nur mit ihm, weil er es sonst immer versäumt, sich die Telefonnummern von Bekanntschaften aufzuschreiben wie er auch häufig vergisst, sein Wechselgeld einzustecken. Optimal an die Erwachsenenwelt angepasste bzw. diesen Zustand vorausahnen lassende Jugendliche sehen anders aus als Holden, aber wie gesagt, er hat noch die Chance, Kompromisse zu schließen, seinen inneren Schweinhund zu überwinden und "etwas Ordentliches" aus sich zu machen. Die Krise in der er steckt ist meiner Meinung nach mit dem tragischen Ausgang eines Dramas vergleichbar, wo der Zuschauer zwar partiell mitleidet, andererseits aber das wohlige Gefühl genießt, dass ihm diese Leiden erspart bleiben. Wenn man sich die Probleme Holdens wegdenkt, bleibt immer noch eine einzigartige Gesellschaftskritik mit psychologischem Tiefgang übrig, die das Buch für mich so wertvoll macht.


    Eine Szene hat mich verwirrt. Wo er seine Schwester besuchen ist und in ihrem Zimmer raucht. Die Eltern kommen nachhause, er versteckt sich im Schrank, es riecht noch nach Zigarettenrauch und die Kleine sagt, dass sie eine Zigarette angezündet hat? War sie nicht erst 11? Oder hab ich was falsch verstanden?



    Da hat Salinger etwas übertrieben, um die Handlung insgesamt stimmig zu machen, was ihm auch sonst meistens gelingt. Nobody´s perfect. Dormitat et bonus Homerus. - Auch der gute Homer schläft zuweilen.

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  • Man darf aber auch nicht vergessen zu welcher Zeit der Roman geschrieben wurde und spielt. Zu dem Zeitpunkt hatte das Rauchen einen ganz anderen Stellenwert in der Gesellschaft.


    Ansonsten finde ich schon das der Fänger eher ein Jugendbuch ist. Das hängt finde ich vor allem damit zu sammen das wir es hier im Prinzip mit einem recht typischen Jugendlichen zu tun haben, der sich eben seine Gedanken über das Leben macht und nicht nur in den Tag hineinlebt. Ich denke ab einem bestimmten Alter kann man sich mit ihm nicht mehr unbedingt oder nur rückblickend identifizieren.


    Ansonsten finde ich ehrlich gesagt schon auch das der Vergleich mit dem kleinen Prinzen so nicht funktioniert, aber das kann jeder sehen wie er möchte.

  • Man könnte dazu mehrere Stellen aus dem Kleinen Prinzen zitieren (wo er die Erwachsenen als unsensibel und gefühlsarm darstellt), aber ich finde, Salinger hat das viel besser gemacht und vor allem mit mehr und besseren Beispielen belegt. Der Kleine Prinz ist zwar auch lesenswert, kann aber nach meinem Dafürhalten den Vergleich mit dem Catcher nicht aufnehmen.


    Diesen Vergleich finde ich auch irgendwie schwierig. Ich würde den "Fänger" eher mit Musils "Törless" oder mit anderen Internats- und Jugendromanen vergleichen, statt mit einem Buch wie "Der kleine Prinz". Abgesehen davon, dass beide Bücher von Jugendlichen gelesen werden und in beiden Büchern Erwachsene kritisiert werden (was nicht überrascht bei Büchern, in denen Kinder oder Jugendliche zu Wort kommen :zwinker:), haben die beiden Bücher sehr wenig gemeinsam, finde ich.

  • Ich vergleiche die beiden Bücher auch nur im Hinblick auf die ihnen beiden gemeinsame weltweite Popularität und ihre literarische Qualität und beziehe mich auf den Kleinen Prinzen nur insofern, dass, wenn man diesen als nicht nur für Kinder bestimmtes Buch ansieht, auch der Catcher als Buch nicht nur für Jugendliche betrachtet werden kann. Die aus der Sicht eines Jugendlichen beschriebene Erwachsenenwelt kann, wenn sie gelungen ist (was beim Catcher meiner Meinung nach der Fall ist), auch noch für ältere Leser interessant sein. Für mich ist der Catcher ein/ der bessere(r) Kleine(r) Prinz, den auch viele Erwachsene immer wieder zur Hand nehmen (erinnert sei neben anderen Standardzitaten nur an die tröstenden Worte des Kleinen Prinzen im 26. Kapitel, die häufig in Todesanzeigen auftauchen).

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  • J:D: Salinger – Der Fänger im Roggen


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    Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1970 , übersetzt von Heinrich Böll, 156 Seiten


    Klappentext
    dies ist die geschichte von holden coulfield, der, von der schule relegiert und dem elternhaus entfremdet, durch die gigantenstadt nex york irrt.


    Der erste Satz
    „Falls Sie wirklich meine Geschichte hören wollen, so möchten Sie wahrscheinlich vor allem wissen, wo ich geboren wurde und wie ich meine verflixte Kindheit verbrachte und was meine Eltern taten, bevor sie mit mir beschäftigt waren, und was es sonst noch an David-Copperfield-Zeug zu erzählen gäbe, aber ich habe keine Lust, das alles zu erzählen.“


    Wie kam die Geschichte in meine Hände?
    Ich dachte in der 11. Klasse ich müsste mal wissen was es mit diesem Fänger so auf sich hat,...10 Jahre später habe ich endlich geschafft das Buch zu lesen


    Ein merkwürdiges Gefühl war es, als ich erfahren habe, dass Salinger gestorben ist, während ich das Buch gelesen habe.


    Meine Meinung
    Es fällt mir sehr schwer meine Gedanken über Der Fänger im Roggen in Worte zu fassen. Der Stil hat mir sehr gut gefallen. Die jugendliche Sprache passt zu Holden, besonders sein „Das haut mich um“ fand ich irgendwie toll.
    Einerseits erscheint Holden ziemlich gelangweilt, deprimiert und offensichtlich kann er viele Menschen nicht leiden, weil sie alle hinterhältig sind. Aber auf der anderen Seite ist er extrem aufmerksam. Wer fragt sich schon, was mit den Enten im Winter passiert? Wer schafft es die Probleme, die durch den Unterschied zwischen Menschen entstehen, anhand von Koffern zu beschreiben? Und er liebt seine kleine Schwester Phoebe.
    Ich habe Holden richtig ins Herz geschlossen. Besonders hat mir das Ende gefallen, dass er nicht abgehauen ist, sondern Verantwortung für sich übernommen hat und (ich denke auch hauptsächlich für Phoebe) nach Hause gegangen ist.


    Bewertung:
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ninette
    Ich empfinde Holdens Werdegang so das er im laufe des Buches einen Teil seiner Jugend aufgibt und langsam Erwachsen wird, was sich denke ich auch in seinem Verhalten wiederspiegelt. Andererseits finde ich zeigt er auch das sich ein Jugendlicher eben auch für bestimmte Dinge interessiert ohne das man es ihm vor allem von den Erwachsenen her gleich an der Nasenspitze ansieht.

  • Ich gebe Holden recht!!! Es gibt Bücher, zu denen man als Erwachsener wenig Zugang bekommt. Zum Beispiel "Der Fänger im Roggen" oder "Demian"(obwohl ich das Buch sehr liebe!) oder sogar den "Werther" den ich grad hochgelobt habe. Das gibt es tatsächlich. Der Held in dem Roman ist ein typischer Scheiß-drauf-Teenager. Sind wir das noch? Nein. Ich denke nicht. Vielleicht deswegen. Ansonsten gefällt mir das Buch sehr.

  • Hallo!


    Mich hat Der Fänger im Roggen schon vom ersten Satz gefesselt. die Art, wie Holden Caulfield seine Geschichte erzählt hat etwas Besonderes. Zu Anfang wirkt er eher beiläufig, aber je weiter er in seiner Geschichte kommt, desto mehr wird klar dass er nicht so oberflächlich ist wie er scheint. Aus kleinen Bemerkungen wird deutlich, wie eine bestimmte Situation oder Person ihn verletzt hat. Im Lauf der Erzählung wird er immer hektischer, es scheint immer mehr auf ihn einzustürzen. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich fast schon auf den Zusammenbruch gewartet. Gut gefallen hat mir seine Art, die Menschen um ihn herum zu beschreiben. Wie er etwas sagt bzw. das was er nicht sagt läßt die Leute sehr lebendig wirken. Teilweise anz schön reif für einen Jugendlichen.
    4ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Hallo!


    @Holden: ja- aber ich habe Holden immer als Mädchen vor mir gesehen. Woher das wohl kommt :gruebel:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.