J.D. Salinger - Der Fänger im Roggen

Es gibt 141 Antworten in diesem Thema, welches 44.828 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lykantrophin.

  • Hallo :smile:


    Ich habe "Der Fänger im Roggen" vor 7-8 Jahren gelesen und fand das Buch richtig gut. Ich konnte mich nicht 100%ig mit Holden indentifizieren, aber irgendwie nachvollziehen warum er sich so schwer mit sich und seinem Leben tut. Ich fand es damals total toll wie er die Welt sieht, wobei ich zugeben muss, inzwischen kaum noch Einzelheiten zu kennen :redface:
    Aus meiner Erinnerung heraus: :tipp:


    LG
    Hannah

  • Gut, diese Leselücke habe ich nun also auch geschlossen, aber ich muß feststellen: Wäre sie bestehen geblieben, hätte ich nichts besonderes verpaßt, außer einem verzogenen Teenager, der die Möglichkeiten, die ihm seine Herkunft bietet, nicht zu würdigen weiß. Das ist zwar bis zu einem gewissen Grade aus dem Alter erklärbar, ich erinnere mich an eine ähnliche, wenn auch weit weniger ausgeprägte Phase bei mir selbst. Aber was man bei ihm versäumt hat, ist ihm mal gehörig den Kopf zurechtzusetzen. Das zeigt sich auch an solchen „Kleinigkeiten“, die er einräumt, wie dem Wechselgeld, das er gerne vergißt und der Bewertung der Mitschüler nach ihren Koffern. Offensichtlich fehlt ihm ein Maßstab dafür, materielle Mittel und vor allem den Einsatz, der notwendig ist, sie zu erlangen, auch zu würdigen. Statt von Schule zu Schule sollte man ihn vielleicht mal in den Ferien für ein paar Wochen in eine Fabrik zum arbeiten schicken, dann lernt er's vielleicht.


    Selbst wenn ich ihm zugute halte, daß er den Tod seines Bruders nicht verarbeitet hat, wie ja im übrigen die Mutter wohl auch nicht, aber für die interessiert er sich weit weniger als für seinen eigenen Welt- und sonstigen Schmerz, bleibt einfach nur ein nerviger Nörgler übrig. Auf der anderen Seite kann er sich seitenlang über den Zimmernachbarn aufregen, den man fast handgreiflich rauswerfen muß, aber daß er sich selbst anderen Leuten genauso aufdrängt, wie z. B. seinem Ex-Lehrer, übersieht er dabei geflissentlich. Während des Lesens waren mir noch ein paar Eigenschaften negativ aufgefallen, die ich jetzt aber schon wieder verdrängt habe, was ich wohl mit der ganzen Lektüre sehr schnell tun werde. Nee, danke, auf einen derart egozentrischen Idioten hätte ich nun wirklich verzichten können. Immerhin war die Sprache passend gewählt, sonst wäre die Bewertung noch drastischer ausgefallen.


    2ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

  • :pueh: :nikolaus:
    Schade das Du mit dem Fänger nichts anfangen konntest. Andererseits glaub ich auch das es einfach Bücher gibt die man in einem bestimmten Alter liest und dann später nicht mehr. Mit Hesse gehts ja vielen auch so. (Gut ich mag Hesse trotzdem nicht *gg*)


  • :pueh: :nikolaus:
    Schade das Du mit dem Fänger nichts anfangen konntest. Andererseits glaub ich auch das es einfach Bücher gibt die man in einem bestimmten Alter liest und dann später nicht mehr. Mit Hesse gehts ja vielen auch so. (Gut ich mag Hesse trotzdem nicht *gg*)


    Da muss ich dir zustimmen, auch bei mir ist es ja damals nur mäßig angekommen, aber ich glaube wenn man das Buch mit 14-15 liest, kann man sich da richtig gut reinfühlen! Vllt. sollte ich es mir für ein Reread in 12-13 Jahren vormerken, wenn meine Süße Teenager ist. :zwinker:


    Viele Grüße
    schokotimmi

  • Ich gehe schon mal vor Holden in Deckung :breitgrins:


    Mit ca. 15 Jahren habe ich das Buch schon mal gelesen, ich konnte mich aber beim besten Willen nicht mehr an den Inhalt erinnern. Ich wusste nur noch, dass ich es furchtbar langweilig fand und nicht verstand, was daran toll sein soll.


    Da es sich aber um einen Klassiker handelt, der von vielen sehr geschätzt wird, dachte ich mir, ich gebe ihm noch eine Chance. Das hätte ich mir aber auch sparen können.


    Von Anfang an nervte mich die Sprache. Diese Jugendsprache, die viele Kraftausdrücke beinhaltet, gibt dem ganzen zwar natürlich den jugendlichen Touch und lässt das Buch auch nicht so alt wirken wie es mittlerweile ist, aber mich hat sie wahnsinnig gestört. Das lag vor allem an bestimmten Wörtern, die permanent wiederholt werden, wie zum Beispiel "hell", "and all", "or anything" oder "old" im Sinne von "old Phoebe" (seine kleine Schwester) oder so. Mir gefällt diese Ausdrucksweise einfach nicht und in Anbetracht dessen, dass ich Holden sehr unsympathisch fand, hätte ich das Buch an mindestens 3 Stellen am liebsten sofort abgebrochen.


    Holden ist sicher nicht dumm, obwohl er schon von mehreren Schulen geflogen ist, aber er fühlt sich einsam und hat eigentlich kaum jemanden, der ihm wirklich nahe steht. Natürlich könnte er einem Leid tun, aber so wie er sich benimmt, ist er für mich eigentlich nur ein Jugendlicher, der es nicht besser weiß, es aber auch nicht anders verdient hat. In meinen Augen ist er so richtig nervtötend weil er sich dauernd jedem aufzwingen möchte und nur Schwachsinn redet.


    Irgendwie kann ich schon verstehen, warum das Buch bei vielen so beliebt ist. Holden zu analysieren gibt sicherlich einiges her, und es geht wohl eigentlich um das Erwachsenwerden und seine verstörte Jugend. Mir hat dann aber doch die Spannung gefehlt, da in dem Buch einfach nichts passiert. Seine Psyche analysieren, schön und gut, aber für mich gibt es trotzdem bessere Wege dieses Thema zu behandeln. Ich fand das Buch daher eher langweilig.


    Gegen Ende wurde das Buch etwas besser, aber der Schluss...naja.


    Auch wenn es so klingen mag, nein, ich gebe keine null Raten, denn irgendwas hatte das Buch dann doch. Mein Lieblingsbuch wird es aber definitiv nicht.


    2ratten

  • Ich sollte vielleicht dazu sagen, dass ich das Buch in einer Leserunde gelesen habe, in der niemand (der das Buch bis jetzt beendet hat) davon begeistert war. Da neigt man dann natürlich dazu, alles noch ein bisschen schlechter zu sehen als es vielleicht ist.

  • Ich finde es immer bemerkenswert, dass viele das Buch in ihrer Zeit als Teenager mochten, weil sie sich in den Protagonisten hineinversetzen konnten.


    Mir ging es überhaupt nicht so - das Buch wurde bei uns im Englischunterricht gelesen und auch wenn ich mich gar nicht mit Holden identifizieren konnte, hielt ich es für ein wunderbares Werk.
    In die Gedankenwelt des Jungen einzutauchen und mich zu fragen, was ihn zu seinen Worten und Taten veranlasst, machte mir Spaß, auch wenn mich der übermäßige Gebrauch von bereits genannten Wörtern zunehmend nervte.
    Ich vermute, dass gerade das bis-ins-kleinste-Detail-analysieren-und-interpretieren in der Schule half, die Symbole und Gedanken, die sich durch das gesamte Buch ziehen, zu verstehen und dazu führte, dass ich das Werk sehr schätze!


    Dementsprechend kann ich nicht weniger als 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: vergeben!


    Und demnächst kaufe ich es mir doch endlich! :zwinker:

    Es geschah kurz nach Anbruch des neuen Jahres, zu einem Zeitpunkt,

    als die violetten und gelben Blüten der Mimosenbäume rings um die Ambulanz

    aufgesprungen waren und ganz Missing in Vanilleduft gehüllt war.


    Abraham Verghese – Rückkehr nach Missing

  • Ich musste das Buch im Englisch-Unterricht lesen (vor ca. 35 Jahren). Ich kann mich zwar nicht mehr wirklich dran erinnern, aber ich weiß noch, dass es eins von den wenigen Büchern war, die ich in der Schule gut fand. Es hat heute noch ein Plätzchen in meinem Regal. Vllt sollte ich es einfach noch mal lesen.

  • Beim "Fänger" stand mal ein re-read an, den ich nun beendet hab...hm...irgendwie schon eigenartig, ich hab es vor etwa 20 Jahren oder so schon mal gelesen und fand es total genial, jetzt eher mittelmäßig, ist wohl doch eine Frage des Alters.
    Der Schreibstil ist toll und die Figur Holden gibt an sich auch einiges her, aber wie so viele andere nervte mich seine ewige Meckerei und Perspektivlosigkeit...ich kann mir dazu einiges denken, aber ich mir zu viel denken, damit ich nachvollziehen kann was eigentlich genau bei ihm los ist. Als Jugendliche hat mir das anscheinend gereicht, jetzt würde ich mir wünschen, der Autor hätte mir mehr Happen über die ich nachdenken kann hingeworfen...eigentlich schade.....

    LG Gytha

    “Dieses Haus sei gesegniget”

  • Hallo!


    Beim "Fänger" stand mal ein re-read an, den ich nun beendet hab...hm...irgendwie schon eigenartig, ich hab es vor etwa 20 Jahren oder so schon mal gelesen und fand es total genial, jetzt eher mittelmäßig, ist wohl doch eine Frage des Alters.


    Nach dieser Bemerkung habe ich noch mal nachgelesen, wie ich den Fänger empfunden habe. Bei mir hat er trotz meines nicht mehr ganz so jungen Alters :zwinker: sehr gut abgeschnitten. Aber ich glaube, mir hätte er vor 20 Jahren nicht gefallen, da war ich ganz anders drauf was meine Lektüre betrifft. Von daher ist es wohl doch eine Frage des Alters :smile:


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Die Erwähnung dieses Buches ruft in mir immer unangenehme Erinnerungen hervor. Wir haben es in der 12. Klasse im Englisch-LK gelesen und ewig darüber diskutiert, interpretiert etc. Ich konnte mit der Figur des Holden absolut nichts anfangen, er ging mir mit seinen ewigen Flüchen ("Sonuvabitch" und "For Chrissake") unheimlich auf den Geist. Jeder kennt das, diese Phase als jugendlicher, wo einem vieles egal ist und man nicht weiß, wer man ist und wohin man sich entwickeln wird. Aber hier fand ich es übertrieben und irgendwie konnte ich mich nicht mit Holden identifizieren. Ich denke aber, der Englischunterricht hat da noch sein Übriges getan, mir dieses Buch zu vermiesen. :zwinker:

  • Hallo!


    Ich denke aber, der Englischunterricht hat da noch sein Übriges getan, mir dieses Buch zu vermiesen. :zwinker:


    Schullektüre ist manchmal wirklich der Untergang für eine gute Geschichte. Ich hatte in der Schule beide Extreme. Die ein oder andere Lektüre habe ich später noch einmal gelesen und als viel positiver empfunden. Das beste Beispiel ist der "Gallische Krieg", den ich im Lateinunterricht wirklich gehasst habe.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Wir hatten in der 7. Klasse (11. Schulstufe, also ein Jahr vor der Matura) eine Buchbesprechung als Referat über den Fänger im Roggen und unser Mitschüler, der das Referat gehalten hat, hat das Buch damals total verissen, dass es ihm überhaupt nicht gefallen hat und weil für ihn alles eher veraltet und "angestaubt" rüber kam.
    Unsere Deutschprofessorin meinte dann noch, dass wir wohl auch zu jung für dieses Buch wären.
    Jedenfalls traue ich mich seither nicht so recht darüber. Da ist wohl auch die Schule dran schuld, zumindest indirekt :zwinker:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.


  • Zu Jung? Ich find grad wenn man mitten im größten Teeniegedöns ist passts ja oft am besten (Holden ist im Buch ja auch ein Teenager).


    Ich glaube sie meinte mit "zu jung", dass wir eigentlich zu spät geboren sind und das damalige "Lebensgefühl" und die gesellschaftlichen Konventionen und alles darum herum nicht mehr so nachvollziehen können.
    Aber ich weiß auch nicht, manchmal hat sie glaube ich einfach nur geredet, um sich selbst zu hören :breitgrins:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Achso. Hm für mich persönlich hat sich an der Grundsituation von Teens nichts geändert. Diese Verunsicherung im Erwachsenwerden und was zum Teufel eigentlich alle von einem erwarten, das hat sich ja nicht grundlegend verändert. Für mich ist das ein Reiz des Romans, das er trotzdem auch irgendwie zeitlos funktioniert, weil es eigentlich gar nicht so sehr um die Zeit geht, sondern darum wie ein Junge wie Holden untergehen bzw. scheitern kann an den Erwartungen die an ihn gestellt werden.Und auch an der Frage zerrbricht ob man überhaupt zu den ganzen Erwachsenen gehören will oder nicht. Und wenn ja wie das dann eigentlich aussehen soll.

  • Hallo!


    @Holden: da hast Du recht :winken: Ich finde, man kann den Roman ohne Probleme in jede Zeit versetzen. Ich habe mir beim Lesen nicht viele Gedanken gemacht, wann die Geschichte spielt. Normalerweise ist mir das zumindest nicht unwichtig, aber hier war es mir egal.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.