Karen Duve - Anständig essen. Ein Selbstversuch

Es gibt 147 Antworten in diesem Thema, welches 30.134 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jaqui.

  • Ich lese gerade das folgende Buch, habe jetzt ein knappes Drittel hinter mir, und bin bisher hellauf begeistert:


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    Karen Duve (geb. 1961)[br]Anständig essen. Ein Selbstversuch[br]Erstveröffentlichung: 2011[br]Verlag: Galiani Berlin[br]gebundene Ausgabe[br]335 Seiten


    Ein Selbstversuch. Jeweils 2 Monate lang hat Karen Duve verschiedene Lebensweisen auf dem Weg zu einem besseren Menschen ausprobiert und sich entsprechend ernährt: organisch-biologisch, vegetarisch, vegan und schließlich frutarisch. Das Buch Anständig essen ist ihr Bericht über diesen Versuch.


    Das Schlüsselerlebnis, das der Auslöser für das Buch war, fand während eines Einkaufs im Supermarkt statt, als Karen Duve zusammen mit ihrer Freundin Kerstin - dem personifizierten (schlechten) Gewissen, das von Duve deswegen den Beinamen Jiminy Grille erhalten hat - beim Rewe-Supermarkt an der Tiefkühltruhe steht und sich aus alter Gewohnheit die "Hähnchen-Grillpfanne" für 2,99 Euro in den Einkaufswagen legt, die sie so gerne und häufig isst: ein in Alufolie verpacktes ganzes Huhn, das nur noch in den Ofen geschoben werden muss und nach einer Stunde knusprig verzehrt werden kann. Doch beim Einkauf hat sie nicht mit Jiminy Grille gerechnet. Jiminy weist sie zurecht, legt die Grillpfanne zurück ins TK-Regal und empört sich darüber, wie Duve sich so etwas antun kann, dieses "Qualfleisch", wie sie es nennt, denn welche Qualen muss ein Masthuhn in Laufe seines kurzen Lebens ausgestanden haben, um für solch einen lächerlichen Preis im TK-Regal zu landen...


    Also beginnt Duve, über das, was sie da tagtäglich zu sich nimmt, Gedanken zu machen. Was esse ich da eigentlich, und unter welchen Bedingungen entsteht es? Und sie macht sich schlau, recherchiert und informiert sich über Lebensmittelproduktion, Nutztierhaltung usw. und beschließt, die o.g. Ernährungs- und Lebensweisen auszuprobieren, jeweils 2 Monate lang.


    Was sie dabei lernt und erlebt, schildert Karen Duve auf amüsante und teilweise sehr ironische Weise, immer mit selbstkritischem und distanziertem Blick auf sich selbst, kennt sie doch ihre eigenen Vorlieben und Schwächen. Oft genug schreibt sie, wie schwer es ihr fällt, von ihren geliebten Ess- und Trinkgewohnheiten wegzukommen. Ein Leben ohne Cola light? Unmöglich. Sie ist doch schon so müde genug. Und die Guarana-Cola aus dem Biomarkt? Schmeckt "wie ein fieses Medikament mit 25 Nebenwirkungen". Überhaupt sind die Bio-Sachen erst mal gewöhnungsbedürftig - die Tomaten schmecken "wie nasser Teppich".


    Aber die leckere selbstgemachte Marmelade ihrer Nachbarin geht doch in Ordnung, oder? Ist aber bestimmt ohne Bio-Zucker, argwöhnt Jiminy Grille. Daraufhin Karen Duve in ihrer schönen trockenen, schnoddrigen Art, die immer wieder aufblitzt:

    Das war ja zu erwarten. Kaum gibt man sich ein bisschen Mühe, schon springt aus irgendeiner Ecke ein Müsli-Fresser und schreit: "Das ist nicht genug! Du hast schon wieder etwas nicht bedacht. Nur ich, ich, ich krieg es auf die Reihe, ein guter Mensch zu sein. Du hingegen wirst ewig eine unverbesserliche Umweltsau bleiben." :breitgrins:


    Gerade dieser lockere und niemals belehrende Ton macht das Buch so besonders lesenswert. Es macht einfach Spaß, es zu lesen, trotz des im Grunde doch recht trockenen Themas.


    Nebenbei schildert Karen Duve auch immer wieder ihren Alltag, das Leben auf ihrem kleinen Hof, zusammen mit ihren Tieren - dem krebskranken Hund Bulli (traurig...), den Katzen Freddy und Simbo und dem Huhn "der Piepsi" - und gibt dem ganzen eine sehr anheimelnde Atmosphäre.


    Außerdem gibt Karen Duve jede Menge Informationen zum Thema: so z.B. zur Nutztierhaltung in Deutschland, schildert die erbärmlichen Verhältnisse, in denen Hühner bei der sog. Käfighaltung gehalten werden (was aber eigentlich nichts weiter als eine gigantische Tierquälerei ist). Jedoch sind auch die Versuche der Politik, Verbesserungen im Sinne des Tierschutzes einzuführen, manches Mal nichts weiter als Augenwischerei. Wie z.B. bei der Einführung der sogenannten Kleingruppenhaltung, die den Hühnern zwar geringfügig größere Käfige beschert, aber trotzdem Tierquälerei bleibt.


    So, nach einem knappen Drittel habe ich Karen Duves Bio-Phase gerade beendet. Jetzt steht die vegetarische an... :smile:


    [hr]


    Eine Leseprobe ist auf der Internetseite des Verlags abrufbar und umfasst das komplette erste Kapitel:
    http://www.galiani.de/buecher/…uve-anstaendig-essen.html


    Buchbesprechungen zu Anständig essen sowie Portraits über Karen Duve und Interviews zum Thema:


    Buchbesprechungen:
    Frankfurter Rundschau vom 14.01.2011
    Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.01.2011
    DIE ZEIT vom 07.01.2011


    Interviews / Portraits:
    Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16.01.2011
    Berliner Zeitung vom 03.01.2011

  • Ich hab schon irgendwie drauf gewartet das jemand dieses Buch hier liest :breitgrins: erst gestern hab ich ein Interview mit der Autorin im Fernsehen gesehen und fand diese Art des Selbstversuchs doch recht spannend. Das Thema ist natürlich momentan noch aktueller als sonst, aber ich find es gar nicht schlecht wenn man einfach mal als nicht Ernährungexperte überlegt was kann man eigentlich selbst verändern. Ich finde man kann da für sich selbst einen guten Weg finden. Ich bin mal gespannt was Du weiter berichtest!

  • Danke für einen ersten Einblick, MacOss! :klatschen:
    Ich weiß nun, dass ich das Buch unbedingt lesen muss!



    Daraufhin Karen Duve in ihrer schönen trockenen, schnoddrigen Art, die immer wieder aufblitzt:

    Das war ja zu erwarten. Kaum gibt man sich ein bisschen Mühe, schon springt aus irgendeiner Ecke ein Müsli-Fresser und schreit: "Das ist nicht genug! Du hast schon wieder etwas nicht bedacht. Nur ich, ich, ich krieg es auf die Reihe, ein guter Mensch zu sein. Du hingegen wirst ewig eine unverbesserliche Umweltsau bleiben." :breitgrins:


    :breitgrins: Oh ja, diese trockende Art mag ich an ihr auch total und daher bin ich um so gespannter darauf, wie sie nun mit diesem Thema umgeht. Normalerweise ist das ein Thema, wovon ich lieber die Finger lasse, weil ich viel zu sensibel dafür bin, aber ich kann mir schon vorstellen, dass Karen Duve das aus ihrer Sicht doch noch einmal lesenswert macht.

    ~ The world is quiet here ~

  • Prima, dass du berichtest, MacOss! :daumen:


    Das Thema beschäftigt mich nun auch schon eine ganze Weile und mit "Tiere essen" hab ich mir eine nicht ganz leichte Lesekost angetan, bereue aber keine Zeile der Lektüre. Das Buch von Karen Duve scheint das Thema etwas leichter verdaulich und unterhaltsamer anzugehen, was in meinen Augen nicht verkehrt ist. Wenn man trotz der aufrüttelnden Thematik noch etwas zu schmunzeln hat, fällt es vielleicht leichter, sein Essverhalten zu überdenken und mit einer positiven Grundstimmung im Gepäck zu verändern.


    --> Akut-Wunschliste! :breitgrins: :winken:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Freut mich, dass ich Euer Interesse wecken konnte, denn ich halte das Buch unbedingt für lesenswert. :smile: Vor allem auch, weil ich merke, dass ich momentan meine komplette Lebens- und Ernährungsweise auf den Prüfstand stelle und bei mir ein Denkprozess stattfindet, von dem ich noch nicht weiß, wo er mich hinführen wird…


    Ein weiteres schönes Beispiel für Duves Stil will ich Euch noch geben. Anlässlich ihrer vegetarischen Phase überlegt sie nämlich, ob sie überhaupt noch Lakritze und Gummibärchen essen kann:


    Zitat

    In allen Weingummis und in den besten Lakritzen wie „Tapsis“ von Katjes oder „Haribo Konfekt“ ist Gelatine drin. Gelatine besteht aus Schweineschwarte, Rinderhaut, gemahlenen Schweine- und Rinderknochen, toten Fischen oder Hühnern. Sie ist gut für die Gelenke und schlecht für das Tier, von dem die Gelatine stammt. Es weigert sich nämlich, Gelatine herauszurücken, wenn man es nicht vorher umbringt.


    Dieser letzte Satz ist so knapp und lakonisch - und doch so wahr! Da wird das Erschreckende in nette Worte verpackt. Man schmunzelt unweigerlich, ist aber dennoch wie vor den Kopf gestoßen.


    Auch ihre nüchterne Schilderung von allerlei Zubehör und Werkzeug aus einem Katalog für die Nutztierhaltung (in Wahrheit das schönste Folterinstrumentarium), ist ziemlich erschreckend. Da gibt es z.B. das nützliche Kastrationsgerät für 79,- Euro einschließlich Skalpellklingen und -griffen für diejenigen, die ihre Ferkel gerne selber kastrieren möchten und dazu das Tier kopfüber aufhängen, um ihm die Hoden herauszuschälen. („Tierarzt - ach was, kost’ bloß Geld!“). Und: „Hinterher kann man mit einem Anti-Stress-Spielball für 14,50 Euro dem Ferkel Trost spenden.“


    Karen Duves Buch ist ja genau zum richtigen Zeitpunkt erschienen. Angesichts des aktuellen Skandals um Dioxin im Fleisch und in den Eiern trifft sie offenbar einen Nerv, nicht nur bei mir. Denn ich denke, gerade in Deutschland führt die immer größer werdende Produktion von Fleisch und Fleischprodukten zu ganz fatalen Fehlentwicklungen, deren Skandale, die an die Öffentlichkeit gelangen, nur die Spitze des Eisbergs darstellen.


    Ob das nun die Massentierhaltung, Gammelfleisch oder umetikettiertes Fleisch aus dem Kühlregal oder Schadstoffe im Futtermittel sind - in meinen Augen ist der Auslöser für all' diese Skandale der Anspruch der Verbraucher (insbesondere in Deutschland), dass Fleisch ein Grundnahrungsmittel sei und möglichst billig sein muss.


    Dabei sehe ich das ganz anders. Fleisch stand bis vor einigen Jahren nur äußerst selten auf dem Speiseplan und hat - gemessen am Durchschnittseinkommen - ein Vielfaches dessen gekostet, was man heute dafür hinlegen muss. Die Haltung, dass Fleisch möglichst wenig kosten darf und immer und in unbegrenzter Menge zur Verfügung stehen muss, hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt und entspringt ganz dem Geist der fatalen und unausstehlichen Geiz-ist-geil-Mentalität, nach der alles billig, billig, billig sein muss. Auf Qualität kommt's da gar nicht an, könnte man meinen…


    So - ich brems’ mich mal wieder. Sonst bin ich hier noch der Moralisierer … :breitgrins:

  • Das hört sich wirklich gut an. Ich gestehe zwar, dass mich relativ wenig wirklich zum Vegetarier machen könnte :redface: - aber dennoch ist das Thema Ernährung und deren Qualität in den letzten paar Jahren auch für mich/uns wichtig geworden.


    Die Eindrücke zur Guarana-Cola kann ich übrigens vollumfänglich unterschreiben :elch: Dann lieber mal die sündige Originalkalorienbombe.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Also das was ich bisher über das Buch erfahren habe zeigt für mich das es auf jedenfall zum Nachdenken anregen kann und das man sich ja auch auf unterschiedlichen "Stufen" mit der Herkunft seiner Nahrung auseinandersetzen kann. Ob nun als Fleischfresser oder Vegetarier. Ich glaube schon das momentan immer mehr Menschen bewusst werden das sie sich vielleicht doch mal mehr mit der Herkunft dessen was sie eigentlich täglich auf dem Teller haben beschäftigen sollten. Ich denke gerade Menschen die selbst auch erstmal experimentieren können da Andern sicher eher einen Anhaltsanpunkt geben der glaubwürdig rüberkommt als ein Ernährungsapostel der so oder so meist nur eine einzige Linie vertritt.


    Was Fleisch betrifft kenne ich genügend Menschen die wirklich täglich auser der Wurst zum Frühstück auch Mittags ihr täglich Fleisch brauchen. Das sieht man ja auch zum Beispiel am Mensaessen in meiner Uni, 2 Fleischgerichte und 1 Vegetarisches Gericht + Themenpark (Abrechnung Pro 100 g) auch noch mal mindestens 2 Gerichte mit Fleisch. Da stehts dann insgesamgt 4:2 für Vegetarier... Ich bin seit ich studiere irgendwie so halber Vegetarier geworden. Ich hab mal zu Anfang öfter mal Fleisch bei Aldi und Lidl eingekauft fand das aber auch geschmacklich nicht so prickelnd... die Erfahrungen mit dem Hackfleisch taten ihr übriges *gg* jetzt lass ich mich lieber gerne mal daheim mit einem richtig guten Lammsteak oder so verwöhnen.
    Wobei mir schon auffällt das ich mir seit der Medienpräsens wie Analogkäse oder Klebefleisch im letzten Jahr mach ich mir schon mehr Gedanken darüber was ich esse und was da so drin ist.


    Valentine
    :breitgrins: Seh ich auch so, vor allem letztendlich kann man sich das ja auch einfach mal gönnen. (Finde ich) Eine Freundin von mir meinte mal sie gönnt sich das dann statt einer Tafel Schokolade. Gar keine schlechte Idee, vielleicht macht man sich damit ja dann auch selbst bewusster das es im Grunde ja auch eine Süßigkeit ist - bloß zum Trinken statt zum beißen.

  • Dieser letzte Satz ist so knapp und lakonisch - und doch so wahr! Da wird das Erschreckende in nette Worte verpackt. Man schmunzelt unweigerlich, ist aber dennoch wie vor den Kopf gestoßen.


    Ich finde solche Sätze total misslungen, natürlich muss man Tiere für Gelantine töten. Ein Sachbuch benötigt m.E. auch nicht einen solchen Humor.


    Gruß, Thomas

    Einmal editiert, zuletzt von Klassikfreund ()


  • Ich hab mal zu Anfang öfter mal Fleisch bei Aldi und Lidl eingekauft fand das aber auch geschmacklich nicht so prickelnd...


    Fleisch kauft man am besten beim Bio-Schlachter. Ich bin wahrlich kein Bio-Produkt-Verfechter, aber bei Fleisch schmeckt man den Unterschied sofort. Ist zwar deutlich teurer, schmeckt aber ganz anders (v.a. beim kaum bezahlbaren Rinderfilet).


    Gruß, Thomas

  • @klassikfreund
    Einer der Gründe warum ich dort kein Fleisch mehr kaufe und wenn ich mal etwas knapper bei Kasse bin verzicht halt drauf. Es gibt ja auch genug vegetarische Gerichte die Lecker schmecken.


    PS: Wenns einem wirklich wichtig ist kann man ja gerade bei Gelantine ja durchaus einfacher drauf achten als bei andren Produkten, es gibt ja inzwischen auch Fruchtgummis ohne Gelantine.

  • Ich finde solche Sätze total misslungen, natürlich muss man Tiere für Gelantine töten. Ein Sachbuch benötigt m.E. auch nicht einen solchen Humor.


    Einspruch, euer Ehren... :zwinker: Ich denke, dass inzwischen viele Verbraucher tatsächlich nicht mehr wissen, dass Gelatine ein tierisches Produkt ist. Noch weniger interessieren sie sich dafür, in welchen Lebensmittel Gelatine enthalten ist. Darauf hinzuweisen in einem Sachbuch, dass sich genau mit der Thematik des Verzehrs von Tieren und tierischen Produkten befasst, halte ich für sinnvoll.


    Was den Humoranteil betrifft, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Der eine kommt besser mit dem Buch zurecht, wenn es nicht nur Fakten enthält, sondern auch einen Unterhaltungswert hat, der andere will es lieber sachlich abgehandelt, so wie du zum Beispiel.

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Miramis
    Echt? Hm das hätte ich nicht gedacht. Gut ich hatte in der Schule Ernährunglehre und eine sehr überzeugte Vegetarierin als Lehrerin die uns darauf hingewiesen hat aus was Gelantine besteht. Interessanterweise hat sie uns aber keine Alternative gezeigt sondern trotzdem damit gekocht. Eigentlich inkonsequent von ihr zu Mal sie mit uns manchmal echt auch komische Sachen gekocht hat... eigentlich hat uns nie was von dem Essen geschmeckt :breitgrins: Ich vermute mal das sie sich vielleicht auch zurückhalten musste als Lehrer soll man ja einigermaßen neutral sein. (Wir haben trotzdem gemerkt was los ist - es gab bei ihr kein Ketchup im Haus :breitgrins: )

  • MacOss
    Vielen Dank für den ausführlichen Einblick. Ich habe auch Fr. Duve bei Anne Will gesehen und war schon sehr gespannt, wie ihr Buch sein könnte. Was du schreibst, macht mich sehr neugierig und das Buch ist nun auf meine Wunschliste gerückt.


    Bisher sieht meine Ernährung ähnlich wie bei Holden aus. Ich hatte zwar nie in der Schule Ernährungslehre (finde ich übrigens sehr schade!!!), aber ich versuche dennoch mich bewusst zu ernähren. Seitdem ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, esse ich nur noch wenig Fleisch und Eier. Das hatte bisher eigentlich weniger damit zu tun, dass ich mir das nicht leisten wollte/konnte oder das ich moralische Bedenken hatte, sondern viel mehr damit, dass ich gar nicht das Bedürfnis hatte, Fleisch zu essen.


    Gruß
    YRachel
    Ich habe auch des öfteren den Eindruck, dass viele nicht mehr wissen, was in den Lebensmitteln steckt. Wobei es auch immer schwieriger wird, dies zu durchschauen. Allgemein bin ich auch eher darüber schockiert, was mittlerweile alles in den Lebensmitteln ist. Das man nicht mehr damit rechnen kann, dass wenn man eine Pizza kauft, auch wirklich Käse obendrauf ist. Ich merke schon, dass ich anfange abzudriften, das Thema regt mich doch mittlerweile immer mehr auf.


    Zusammenfassend denke ich also, dass das Buch mir gefallen könnte.

    Wer Bücher kauft, kauft Wertpapiere! - Erich Kästner<br /><br />SLW 2016 9/30

  • Für mich hört sich das Buch auch sehr interessant an und ich werde es auf jeden Fall lesen. Ich habe letztes Jahr "Tiere essen" gelesen und von meinem sehr geringen Fleischkonsum war es danach nur noch ein kleiner Schritt zum Vegetarier. Ich vermisse nichts und habe mich seitdem auch sehr intensiv damit auseinandergesetzt, was in Lebensmitteln alles steckt und bei welchen Sachen ich vermehrt darauf achten muss, wirklich gute Qualität zu kaufen.


    Ernährungslehre hatte ich in der Schule auch nicht, mir ist z.B. erst bewusst geworden, dass Gelatine aus Tier ist, als die BSE-Krise aufkam und man für sowas sensibilisiert wurde.

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de


  • Ich finde solche Sätze total misslungen, natürlich muss man Tiere für Gelantine töten. Ein Sachbuch benötigt m.E. auch nicht einen solchen Humor.


    Das sehe ich auch anders. Einige Leute (mich eingerechnet) erreicht man ganz gut mit dieser Art von Humor und genau das ist es ja, was ich an Karen Duves Buch so interessant finde. Sie präsentiert nicht stumpfe Fakten, die sich ein überzeugter Fleischesser eh nicht gerne ansehen möchte, sondern verpackt es eben so, dass einem das Schmunzeln doch schnell wieder vergeht. Ich finde, dann ist es gelungen.


    Und zum Thema Gelatine: Mir wurden schon oft von eigentlichen Vegetariern (!) Gummibärchen & Co. angeboten. Dass Gelatine aus Tieren hergestellt wird, scheint also wirklich nicht allzu geläufig zu sein, bzw. wie stefanie_j_h geschrieben hat: Viele wollen es einfach nicht wahr haben.


    Ich hoffe jedenfalls, dass Karen Duve mit ihrem Experiment auch Leute erreicht, die z.B. nie zu "Tiere essen" von Foer greifen würden, weil es ihnen zu radikal ist. Karen Duve sagt "guckt mir bei meinem Experiment zu, aber keiner verlangt, dass ihr euch ändert". Aber wenn im Leser doch ein Umdenken passiert, dann ist das klasse.

    ~ The world is quiet here ~

  • Ich mag solchen Humor auch ganz gerne. Als Einstieg in ein noch eher fremdes Thema sprechen mich solche Bücher überdies viel eher an als eine (zu) sachliche Schreibe.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Karen Duve sagt "guckt mir bei meinem Experiment zu, aber keiner verlangt, dass ihr euch ändert". Aber wenn im Leser doch ein Umdenken passiert, dann ist das klasse.


    Das trifft den Nagel auf den Kopf. Warum brauche ich für sowas immer viel mehr Worte...? :breitgrins:


    Ich habe mal ein wenig im Internet recherchiert und eine Reihe von Buchbesprechungen zu Anständig essen sowie Portraits über Karen Duve und Interviews zum Thema rausgesucht und ans Ende meines ersten Beitrags hier gestellt. Die Liste wird bei Bedarf aktualisiert. Ich habe die Artikel selber aber auch noch nicht alle komplett gelesen.

  • Ich möchte noch mal nachlegen. Ein ernstes Thema wie Tierhaltung und Fleischverzehr verdient auch eine ernsthafte Behandlung. Ich wünsche mir von einem Sachbuch immer zitierfähige Aussagen. Da helfen Sätze wie "Es weigert sich nämlich, Gelatine herauszurücken ..." nicht. Man kann natürlich zunächst mal darüber informieren, dass Gelantine ein tierisch gewonnenes Produkt ist. Doch in dem zitierten Satz geht es um das Töten von gehaltenen Nutz-Tieren. Das kann man natürlich auch moralisch hinterfragen, dann aber bitte in einem eigenen Kapitel mit einer ernsthaften Auseinandersetzung und nicht mit einer solchen Manipulations-Argumentation. So bleibt ein polemischer Beigeschmack hängen - Duve erweist so ihrem Anliegen m.E. einen Bärendienst.


    Gruß, Thomas