Keiji Nakazawa - Barfuss durch Hiroshima (1): Kinder des Krieges
Originaltitel Hadashi no gen (2003)
Erstveröffentlichung in Deutschland: 2004
Verlag: Carlsen
Übersetzerin: Nina Olligschläger
Seiten: 304
Bindung: Taschenbuch
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Klappentext:
Der Morgen des 6. August 1945 beginnt sonnig. Niemand ahnt, was Augenblicke später über die Bewohner der Stadt Hiroshioma hereinbrechen wird... Keiji Nakazawa ist sechs Jahre alt, als die Atombombe über seiner Heimatstadt gezündet wird. Im ersten Teil seiner vierbändigen Autobiographie dokumentiert der Autor die letzten Monate des zweiten Weltkriegs im militaristisch geprägten Japan: Die eiserne Kriegstreiberei eines unbelehrbaren Regimes, der blinde Opportunismus der Mitläufer, die Unterdrückung von politisch anders Denkenden und schließlich die Katastrophe.
Reihenfolge der Serie:
1. Kinder des Krieges
2. Der Tag danach
3. Kampf ums Überleben
4. Hoffnung
Meine Meinung:
"Barfuß durch Hiroshima" war für mich eine doppelte Premiere, denn zum einen hatte ich vorher noch nie einen japanischen Manga gelesen (im Gegensatz dazu kenne ich natürlich viele europäische und amerikanische Comics), zum anderen verband ich bisher mit dem Wort "Comic" (oder meinetwegen "Manga") die Adjektive lustig, kurzweilig und zum zwischendurch lesen.
Nun ist "Barfuß durch Hiroshima" aber weder lustig noch kann man es als Häppchen zwischendurch lesen. Vielmehr bildet sich bei der Lektüre ein dicker Kloß, der nicht so schnell verschwinden will - auch nicht, nachdem man die letzte Seite bereits zugeschlagen hat.
Keiji Nakazawa erzählt in diesem ersten von insgesamt acht Teilen den Ablauf vor und nach dem 6. August 1945, ein Tag, an dem sich nicht nur Japan, sondern die ganze Welt verändern sollte. Verursacht durch einen kleinen Jungen. "Little Boy", wie der verniedlichte Kosename für die Atombombe war, die an diesem Tag vom US-Bomber Enola Gay auf Hiroshima abgeworfen wurde.
20.000 bis 90.000 Menschen starben unmittelbar an den Folgen der Explosion und noch heute leiden viele Menschen an Spätfolgen der radioaktiven Verstrahlung. Einer davon ist Autor und Zeichner Keiji Nakazawa, der seit dem Abwurf an Leukämie leidet und dessen Mutter 1966 an den Folgen der Verstrahlung starb.
Der kleine Gen lebt mit seinen Eltern, drei Brüdern und einer Schwester im japanischen Hiroshima. Der Alltag ist vom Kriegsgeschehen geprägt, die Menschen haben nicht genug zu essen und die Kriegspropaganda der japanischen Regierung stempelt jeden zum Verräter, der nicht mit fliegenden Fahnen bereit ist, sein Leben für das Vaterland zu geben. Obwohl die Japaner offensichtlich der amerikanischen und britischen Übermacht nichts außer lebenden Bomben entgegenzusetzen haben, halten sie am Glauben, den Krieg gewinnen zu können, fest und machen der Bevölkerung weis, dass der Sieg nicht fern sei.
Die ungefähr 2500 Seiten umfassende Comicserie wurde in mehrere Sprachen übersetzt, zweimal als Anime verfilmt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Auf deutsch sind bisher leider erst vier Teile erschienen.
Ich bin sehr überrascht, wieviele Informationen in Bildern und wenigen Worten stecken können - "Barfuss durch Hiroshima" ist ein Mahnmal gegen den Krieg und eine Reise in ein bedrückendes, zutiefst verstörendes und grausames Kapitel der Menschheitsgeschichte. Für Kinder durch die vielen blutrünstigen Szenen und den "schweren Stoff" natürlich nicht empfehlenswert. Den Rest der Leser erwarten kurzweilige, wenn auch nicht unbedingt vergnügliche Stunden.