Oliver Plaschka, Alexander Flory, Matthias Mösch - Der Kristallpalast

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  • Oliver Plaschka, Alexander Flory, Matthias Mösch - Der Kristallpalast


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    Was passiert, wenn drei Autoren zusammen ein Buch schreiben? Zuerst war ich skeptisch, aber da ich die anderen beiden Bücher von Oliver Plaschka sehr mochte, habe ich "Der Kristallpalast" natürlich trotzdem gelesen. Und da sich die Handlung auf drei Hauptpersonen aufteilt, die jeweils aus der Ich-Perspektive erzählen, merkt man gar nicht, dass das Buch von drei verschiedenen Personen geschrieben wurde. Der Stil und die Erzählweise bei den drei Protagonisten wäre sicher auch unterschiedlich gewesen, hätte nur ein Autor das komplette Buch geschrieben. Enthalten ist auch ein interessantes Nachwort, in dem Oliver Plaschka erzählt, wie das Buch entstanden ist und wie die Zusammenarbeit funktioniert hat.


    Nun aber zum Buch und zur Geschichte selbst. Der Schauplatz dieses Buches ist London im Jahr 1851, kurz bevor die Weltausstellung eröffnet werden soll. Die Handlung lässt sich gar nicht so leicht zusammenfassen, ohne zu viel zu verraten. Es gibt drei sehr unterschiedliche Protagonisten, verschiedene geheimnisvolle Gruppierungen mit verschiedenen Zielen, mysteriöse Artefakte, Kristalle und Waffen... und irgendwie führen alle Spuren zum Kristallpalast.


    Das Buch ist sehr spannend und temporeich, vor allem durch den Wechsel zwischen den drei Hauptpersonen. Die Handlung findet innerhalb weniger Tage statt, eine Verschnaufpause gibt es da nicht. Allerdings fand ich es auch sehr kompliziert, den Überblick über die vielen Personen zu behalten, die unterschiedlichen Organisationen angehören und deren Ziele nur selten klar waren. Die Diskussionen und gemeinsamen Spekulationen in der Leserunde waren dabei sehr hilfreich und haben mir Zusammenhänge verdeutlicht, die ich alleine sicher übersehen hätte. Man muss sich mit dem Buch schon intensiv beschäftigen, um alle Hinweise mitzukriegen und nichts wichtiges zu überlesen.


    Das Ende hatte ich mir dann auch etwas spektakulärer vorgestellt, als es eigentlich war, der große Aha-Effekt und die ganze große Begeisterung wie bei "Die Magier von Montparnasse" blieben diesmal aus. Ich habe das Buch gerne gelesen, es hat mich gut unterhalten und mich viele Tage in Gedanken beschäftigt, trotzdem ist der Funke diesmal nicht ganz übergesprungen und es gibt "nur" 4ratten

    ~~better to be hated for who you are, than loved for who you&WCF_AMPERSAND're not~~<br /><br />www.literaturschaf.de

    Einmal editiert, zuletzt von stefanie_j_h ()

  • Inhalt: Kurz vor der Weltausstellung 1851 in London wird ein Mitglied der königlichen Kommission ermordet. Auch ein wertvolles Artefakt ist aus seinen Räumen verschwunden. Damit nehmen Ereignisse ihren Lauf, die drei sehr unterschiedliche Charaktere und die hinter ihnen stehenden Auftraggeber zusammenführen. Da ist zum einen Miss Niobe, indische Ziehtochter des etwas undurchsichtigen Lord Bailey, der seinerseits Mitglied in einer geheimen Loge ist. Dann gibt es den holländischen Ingenieur Frans Ovenhart, der für einen bestimmten Job, der mit dem gestohlenen Artefakt in Zusammenhang steht, ausgebildet und von einer Gruppe, die sich die Heeren XVII nennen, nach London geschickt wurde. Und schließlich gibt es Captain Socrates Royle, Mitglied einer ultrageheimen Spezialeinheit der britischen Armee. Niobe, Frans und Royle werden besonders vom für der Weltaustellung errichteten Gebäude, dem sogenannten Kristallpalast, angezogen. Aber keiner von ihnen ahnt zu Beginn, was es mit Artefakten, Kristallen und dem Gebäude genau auf sich hat, und als sie Antworten bekommen, sind diese anders als erwartet ...



    Meine Meinung: Es ist wirklich nicht ganz einfach, wenigstens etwas zum Inhalt zu sagen, ohne zuviel vorweg zu nehmen, denn wie auch bei den anderen Büchern von Oliver Plaschka liegt der besondere Reiz im Fahnden nach kleinsten Hinweisen, um Zusammenhänge aufzudecken, und trotzdem wird man als Leser mit seinen Spekulationen manche falsche oder zumindest wenig direkte Richtung einschlagen. Erzählt wird von Niobe, Frans und Royle immer reihum, jeder tritt als Ich-Erzähler auf, und den drei Autoren ist es dabei gelungen, jedem Charakter eine sehr eigene Erzählstimme zu verleihen. Durch diese wechselseitigen Berichte bekommt man Einsicht in verschiedene Aktionen und Zusammehänge, ohne deshalb in der Kenntnis des großen Bildes unbedingt viel weiter zu sein als die drei Erzähler. Unterbrochen werden diese Abschnitte immer wieder durch Tagebucheinträge einer britischen Expedition in Arakan, die weitere Puzzlestücke im Hinblick auf die Kristalle, aber auch die Identität einiger Personen liefern.


    Eingebettet ist das Ganze in ein atmosphärisches und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltetes Setting. Nicht nur der Kristallpalast selbst spielt eine bedeutende Rolle, auch sein Erbauer Paxton sowie der bedeutende Ingenieur Isambart K. Brunel haben ihren Auftritt. Man durchstreift London von den vornehmen Vierteln bis zu den Docks, die Drecklöcher genauso wie den Themsetunnel mit seinem Vergnügungsangebot. Zusammen mit der oft im Wortsinne atemberaubenden Geschichte ergibt sich so ein rundes Bild dessen, wie London Mitte des 19. Jahrhunderts war bzw. gewesen sein könnte.


    Wie schon fast zu erwarten, verlangte auch dieser Plaschka-Roman wieder sorgfältige und konzentrierte Lektüre, damit man nicht zu viele Hinweise unbeachtet am Wege liegen läßt und am Ende dann auch zu einer stimmigen Interpretation desselben kommt. Diese kann, je nach persönlicher Sichtweise, im Detail unterschiedlich ausfallen, die grobe Richtung ist aber durch die Handlung und das Finale durchaus vorgegeben. Gerade dieser Interpretationsspielraum macht den Roman aber interessant und vor allem auch wieder so wunderbar leserundentauglich. Jedenfalls bin ich sehr froh, auch diesen wieder in Gemeinschaft und mit Oliver gelesen zu haben, es hat dadurch definitiv gewonnen. Ein paar Details waren mir etwas zu dezent eingefügt, ein kleines bißchen mehr wäre hier wirklich mehr gewesen und hätte mir auch das Verständnis für die Motivation des ein oder anderen Charakters erleichtert. Das ist aber letztlich nur ein kleiner Wermutstropfen, der keinen Abzug in der Bewertung rechtfertig, für mich definitv ein :tipp: für Leute, die intelligente Phantastik mögen.


    5ratten


    Schönen Gruß
    Aldawen

    Einmal editiert, zuletzt von Aldawen ()

  • Hier kommt auch noch meine Meinung:


    Die Geschichte zog mich schnell in ihren Bann, zum einen durch einen sehr schönen Schreibstil und zum anderen durch eine ganz besondere, geheimnisvolle Atmosphäre. Detaillierte Beschreibungen der Umgebung ließen zudem das London der damaligen Zeit richtig lebendig und spürbar werden. Überhaupt empfand ich den Schreibstil wunderbar bildreich und hatte so immer wieder tolle Bilder im Kopf. Je nachdem, was gezeigt wurde, war das natürlich auch mal gefährlich, denn was sich z. B. in der Unterwelt abspielte, war nicht immer schön anzusehen :entsetzt::breitgrins: , dafür aber dann um so eindringlicher im Kopf :zwinker: . Eine wilde Verfolgungsjagd bot zudem tolles Kopfkino und das Finale erzeugte eine intensive magische Atmosphäre mit einer Bilderflut, die mich richtig mitriss. Dazu blitze auch immer wieder Humor durch, was mir natürlich auch sehr gut gefiel.


    Die Personen waren sehr unterschiedlich und alle auf ihre Art sehr eigen. Niobe, ursprünglich aus Indien hatte für mich gleich eine besondere Ausstrahlung und Präsenz und sie und ihr Ziehvater erinnerten mich nicht nur zufällig an die Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“. Frans, der holländische Ingenieur strahlte vor allem Selbstbewusstsein aus und wirkte damit nicht immer sympathisch, trotzdem mochte ich ihn irgendwie. Royle war dagegen etwas unnahbar und trug sein ganz eigenes Drama mit sich herum. Auf seine Tatkraft konnte man sich aber verlassen. Diese drei Figuren passten so gar nicht zusammen und das merkte man auch. Trotzdem hatte ich immer ein ruhiges und zuversichtliches Gefühl, wenn sie zusammentrafen, auch wenn es eher einem erzwungenen Treffen zwischen einem Löwe, Tiger und Leopard glich, die nicht so wirklich was miteinander anfangen können und wollen.


    Die Handlung und die Figuren waren von Anfang an sehr rätselhaft, wie auch die Motive der jeweils hinter ihnen stehenden Organisationen. So wurde die Geschichte immer im Wechsel aus der Sicht der drei Hauptpersonen Niobe, Frans und Royle erzählt. Auf diese Weise erfuhr der Leser immer nur das, was diese selbst herausfanden und erlebten und das war immer noch verwirrend genug, auch wenn man nun denken könnte, man bräuchte diese Informationen nur zu bündeln.


    Parallel verlief noch ein Erzählstrang aus der Vergangenheit, bzw. Tagebuchaufzeichnungen einer in Indien stattgefundenen Expedition, die immer wieder neue Erkenntnisse zu den aktuellen Geschehnissen und Personen brachten und sich mehr und mehr damit zu verbinden schienen. Die Tagebucheinträge brachten dazu noch eine zusätzliche besondere Atmosphäre in die Geschichte, denn sie erinnerten ein bisschen an Indiana Jones und boten mit unheimlichen Todesfällen und altem Götterglauben ein spannendes Setting, mit einer mysteriösen Verbindung zu den aktuellen Geschehnissen, und damit zu weiteren wilden Spekulationen anregte. Aufmerksames Lesen und Kombinieren war also auf jeden Fall von Vorteil und machte vor allem sehr, sehr viel Spaß.


    Mir zumindest hat es richtig viel Spaß bereitet, mich mit den geheimnisvollen Artefakten, den Kristallen und Steinen mit ihren geheimnisvollen Kräften, den unterschiedlichen besonderen Begabungen und den seltsamen Organisationen im Hintergrund zu beschäftigen. Die Geschichte bot viel Platz für eigene Interpretationen und Spekulationen und führte den Leser aber doch gefühlsmäßig in die richtige Richtung, wenn auch nicht alles am Ende eindeutig erklärt wird. Das gefiel mir richtig gut, denn so ich habe dieses Buch nicht einfach runtergelesen, sondern mich intensiv damit beschäftigt. Selbst, wenn ich gerade nicht am Lesen war, drehten sich meine Gedanken sehr oft um die Handlung. Und das hat nicht nur etwas damit zu tun, dass ich es in einer Leserunde las, denn auch dann beschäftige ich mich unterschiedlich stark mit den jeweiligen Geschichten, aber bei diesem Buch waren meine Grübeleien besonders intensiv. Es war für mich definitiv ein ganz tolles Buch, das mir ein ganz besonderes Leseerlebnis bot, und den Roman noch einmal zu lesen, wird sich auf jeden Fall lohnen.


    5ratten

  • „Kristallpalast“ spielt in den Tagen vor der Eröffnung der großen Weltausstellung in London 1851. Die Welt, in der die Geschichte spielt, ähnelt in weiten Teilen der Unseren, allerdings gibt es – auch wenn das nur Eingeweihte wissen – Kristalle, die ihren Trägern zusätzliche Fähigkeiten verleihen, sie machen sie geschickter, schneller oder stärker oder lassen sie ihre Mitmenschen manipulieren. Drei solcher Kristallträger sind die Hauptfiguren dieses Buchs. Niobe stammt ursprünglich aus Indien und versucht herauszufinden, wer einen der Organisatoren der Ausstellung ermordet und ihm ein geheimnisvollen Artefakts gestohlen hat. Captain Royle arbeitet für eine Geheimorganisation der Regierung und soll die Weltausstellung beschützen, während Frans, der niederländische Ingenieur gar nicht so genau weiß, was seine Auftraggeber eigentlich im Sinn haben. Unterbrochen wird das, nicht gerade friedliche, Aufeinandertreffen der drei immer wieder durch Berichte, über eine geheimnisvolle Dschungelexpedition.


    Die Geschichte, die das Autorenteam sich zusammengesponnen hat, gefiel mir ziemlich gut, klassische Steampunkelemente mit geheimnisvoller Magie, denn so technisch die Kristalle auch eingesetzt werden, bleiben sie doch magische Elemente, deren Funktionsweise zwar erforscht, aber nicht verstanden werden kann. Dass der Leser sich in Bezug auf die Kristalle so einiges selbst zusammenreimen muss und nicht fix und fertig vorgesetzt bekommt, gefiel mir ebenfalls gut. Auch das normale Gesellschaftsleben wird schön beschrieben und bekommt durch gezielt eingesetzte Nebenfiguren eine realistisch wirkende Darstellung.


    Nicht so zufrieden war ich aber leider mit den Figuren. Die waren zwar ziemlich interessant, es fehlte ihnen aber ein bisschen an Persönlichkeit. Sie wurden zwar recht detailliert dargestellt und mit einer Vergangenheit versehen, sind mir aber trotzdem nicht nahe gekommen, eigentlich waren sie mir sogar vollkommen egal – selbst wenn sie am Ende allesamt gestorben wären, hätte es mich kein bisschen berührt.


    Insgesamt bietet der „Kristallpalast“ interessante Unterhaltung, die aber durchaus ein bisschen Konzentration erfordert, um alle Winkelzüge und versteckten Hinweise der Autoren mitzubekommen.


    4ratten

  • Was macht man wenn man eine Leseblockade hat? Ich versuche dann meist sie mit Büchern zu bekämpfen von denen ich annehme das sie meine Leselust wieder neu entfachen könnten. In diesem Fall ist das der Kristallpalast - das einzige noch ungelesene Buch von Oliver Plaschka in meinem Regal. Bisher klappt das auch ganz gut, Steampunk ist sowieso ein Thema das ich super finde. Ich bin zwar erst am Anfang des Romans, könnte jetzt aber nicht unbedingt sagen, das ich erkenne wer von den Autoren sich hier wie genau eingebracht hat. So lange es mir gefällt ist mir das aber auch zugebener Maßen eher unwichtig. ;)
    Momentan bin ich vor allem gespannt auf die Art und Weise wie der Kristallpalast selbst in die Handlung eingebaut wird.

  • Meine Meinung:
    Leider konnte mich der Roman dann nicht ganz so überzeugen, wie ich es gehofft hatte. Stellenweise hat mich die Handlung nicht so ganz gepackt. Außerdem hatte ich immer wieder das Gefühl das mir etwas fehlt. Die Sache wahr irgendwie manchmal nicht so ganz rund.
    Einerseits hat es mir gefallen das die phantastischen Elemente hier nur sehr sparsam eingesetzt wurden und das Ganze in ein realeres London eingebettet ist, als man es von Steampunk gewohnt ist. Dieser Aspekt ist mir sehr positiv aufgefallen. Andererseits bin ich mir nicht ganz sicher in wie weit ich erkannt oder nicht erkannt habe, das hier drei verschiedene Autoren am Werk waren. Manchmal hatte ich das Gefühl es zu merken und dann hat es mich irgendwie gestört. Ich habe fast automatisch nach einem Haar in der Suppe gesucht - und wer suchet der findet ja meist auch. ;) Vielleicht kommt daher mein Gefühl das der Roman irgendwie in sich nicht immer so gut zusammenpasst. Manches war mir an der ein oder anderen Stelle dann auch zu übertrieben. Da blieb bei mir der Eindruck das eben doch ein paar Ideen zu viel aufeinander prallten und trotzdem alle samt umgesetzt werden wollten.
    Ich persönlich hätte übrigens zwar Stundenlang von der geheimnisvollen Niobe lesen mögen, aber dem Niederländer und dem Engländer (den beiden anderen Hauptfiguren) bin ich eher zögerlich gefolgt. Fast habe ich mich ein wenig geärgert, wenn ihr Kapitel wieder beendet war.


    Insgesamt bleibt bei mir ein gemischter Eindruck zurück. Denn wirklich schlecht ist der Roman einfach nicht. Ich finde jedoch dass das Potential der Geschichte irgendwie nicht ganz ausgeschöpft wurde. Deshalb:


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: