Jonathan Safran Foer – Extrem laut und unglaublich nah

Es gibt 56 Antworten in diesem Thema, welches 19.068 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • So, jetzt noch mal mehr Senf zu den Kapiteln.


    Ruth auf dem Empire State Building fand ich auch sehr sympathisch.


    Und dann erfahren wir, dass Omas geheimnisvoller Untermieter


    Why I'm not where you are 9/11/03


    "I wrote my last letter to you on the day you died." Wieder so ein ganz einfacher Satz, der mir unglaublich ans Herz gegangen ist.


    Thomas senior ist zwar vor seinen Ängsten und vor der Verantwortung des Vaterseins geflohen, hat sich aber trotzdem ständig mit seinem Sohn auseinandergesetzt und muss ihn nun trotz aller "Vorsichtsmaßnahmen" betrauern, ohne dass er ihn jemals kennengelernt hat. Ironie des Schicksals?


    Und nun kehrt er zurück zu seiner Frau, um den Sohn zu betrauern und zu versuchen, weiterzuleben. Und er versucht zu erzählen, was er erlebt hat - doch der Platz im Notizbuch geht aus, er schreibt zuletzt über das Geschriebene drüber, was auch im Schriftbild des Buches so dargestellt ist, dass man das Ende seines Berichtes nicht mehr lesen kann. Zuvor erzählt er aber noch von der allerletzten Nachricht seines Sohnes auf dem Anrufbeantworter, die Oskar ihm vorgespielt hat :sauer:


    Außerdem wissen wir nun auch, warum auf dem Kritzelpapier im Bastelladen "Thomas Schell" zu lesen war.


    A Simple Solution to an Impossible Problem


    Während die Suche nach den Blacks tröpfchenweise weitergeht, hört Oskar die Nachricht, die Abby Black auf dem AB hinterlassen hat,


    My Feelings (5)


    Zum letzten Mal schreibt die Großmutter ihre Gedanken und Erinnerungen auf. Auch sie konnte nichts mehr für ihren Vater tun, als er nach der Bombennacht von Dresden eingeklemmt unter den Trümmern lag ...


    Und ein Traum, in dem alles rückwärts geht, als wünsche sie sich, ihr Leben noch einmal von vorne anzufangen, ihren wahren Gefühlen nachzugeben.


    "And how can you say I love you to someone you love?" Manchmal ist das wirklich so schwer, und so oft bereut man, es nicht getan zu haben.



    Beautiful and True


    Zum ersten Mal erfahren wir mehr über Ron. Er ist nicht einfach irgendwie der neue Liebhaber der Mutter, die sich schnell getröstet hat, nein, auch er hat einen schweren Verlust erlitten.


    Die Idee, den leeren Sarg des Vaters auszugraben, ist befremdlich ... andererseits auch verständlich, dass es Oskar sehr seltsam vorkommt, ein Begräbnis quasi vorzutäuschen. Die Idee mit den Briefen gefällt mir gut.


    Das Ende spiegelt den Traum der Großmutter wider, der Gedanke, alles rückwärts ablaufen zu lassen, abgerundet durch die Bildfolge. Kein alles abschließendes Ende, eher ein Wunschtraum, und dennoch passend zu dem Buch und zu Oskar, dem erfindungsreichen Jungen ...



    Danke Euch für die schöne LR. Ich mache ja nicht mehr gerne Leserunden, weil ich mich da oft so verplant fühle, bei diesem wunderbaren, herzzerreißenden, schweren und trotzdem auch sehr schönen Buch war es aber richtig toll, mich austauschen zu können, weil es mich so sehr berührt hat.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Danke Euch für die schöne LR. Ich mache ja nicht mehr gerne Leserunden, weil ich mich da oft so verplant fühle, bei diesem wunderbaren, herzzerreißenden, schweren und trotzdem auch sehr schönen Buch war es aber richtig toll, mich austauschen zu können, weil es mich so sehr berührt hat.


    Das geht mir genausso. Ich meine mit dem ausstauschen aber ich bin eher leserundenwütig, aber genau aus diesem Grund.
    Die Idee den Sarg mit etwas gehaltvollerem als Luft zu füllen fand ich richtig gut, denn die Briefe zu vernichten, das hätten sie nicht verdient.


    Ich muss immer noch regelmäßig an das Buch denken, obwohl es schon ein paar Tage her ist, dass ich damit fertig geworden bin. Auf alle Fälle werde ich mir direkt, falls existent ein neues Buch dieses unglaublichen Autors zulegen. Da muss ich jetzt doch direkt mal auf die amazon-Seite. :zwinker:


    Liebe Grüße Tina

  • Ich bin heute im Bus endlich mal wieder zum Lesen gekommen.


    Gugolplex
    Oskars Gefühle bezüglich des neuen Freunds der Mutter kann ich nachvollziehen. Er hat seinen Dad ja unglaublich geliebt und kann nicht verzeihen, dass sie ihn (in Oskars Augen) so schnell vergisst.
    Ich bin echt gespannt zu welchem Schloss der Schlüssel letztendlich gehört und was es mit dem Namen auf dem Kritzelblättern auf sich hat.
    Die Stelle an der Oskar das Telefon rausholt um sich die Nachrichten anzuhören, hat mir schlagartig wieder bewusst gemacht, wie ernst das Thema des Buches eigentlich ist. Dass Oskar das Telefon versteckt, weil er seine Mum beschützen möchte,...ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll.


    Meine Gefühle
    Mich hat der Brief, wie fast alle hier, ziemlich irritiert. Ich wusste gar nicht wer da genau an wen schreibt und von wem die Rede ist. Am Ende des Kapitels wird das klar, aber die ersten Seiten sind doch ziemlich verwirrend. Schön finde ich die Offenheit, mit der die Großmutter ihrem Enkel schreibt, der ja immer noch ein Kind ist.


    Das einzige Tier
    Die Suche nach der/dem richtigen Black gestaltet sich schwierig. Mich hat Oskars Verzweiflung nach dem ersten Misserfolg getroffen. Ich weiß auch nicht genau, was ich von der Frau halten soll.
    Und ich frage mich was genau es mit Omas Mieter zu tun hat,...ist es ein imaginärer Freund und wen hört Oskar aber, wenn das so ist.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • Ja, das war wirklich hart. Vor allen Dingen musste ich auch schlucken, als er erzählt hat, dass er dann nochmal angerufen hat, aber er nicht ran gegangen ist ... Oh man. --


    Und zum Ende ... unendlich traurig. Ich saß erstmal zehn Minuten ruhig da und im geistigen Auge ging mir immer wieder das Daumenkino und dessen durchn Kopf. :sauer:



    Die Stelle an der Oskar das Telefon rausholt um sich die Nachrichten anzuhören, hat mir schlagartig wieder bewusst gemacht, wie ernst das Thema des Buches eigentlich ist. Dass Oskar das Telefon versteckt, weil er seine Mum beschützen möchte,...ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll.


    Ja, da kann ich dich sehr gut verstehen. Ging mir eigentlich genauso.

  • Gestern Abend habe ich endlich mal weiter gelesen. Ich habe mir sogar extra Klebezettel rein geklebt, damit ich nicht wieder alles vergesse, was ich sagen wollte. Mir geht das Buch langsam richtig ans Herz, manche Seiten machen einen ganz schwer...


    Warum ich nicht bei dir bin - 21.5.63
    Das Kapitel fand ich insgesamt sehr bedrückend. Die ganzen Regeln, welche die Ehe der Großeltern irgendwie zusammen halten, unglaublich, dass man so leben kann. Die Begegnung mit Anna fand ich schön beschrieben. Die ganzen Fragen, die sie einander stellten, wobei die Antwort nebensächlich erscheint. Beim Lesen habe ich darüber nachgedacht, ob man einen Menschen vielleicht besser kennen lernt an den Fragen, die er stellt, als an den Antworten, die er gibt. Gewundert hat mich, dass der Vater von Anna Bücher vergräbt. Das ist doch ein wenig skuril.
    Die leeren Seiten, welche die Großmutter "geschrieben" hat, haben mich total getroffen.
    Unglaublich traurig fand ich auch folgenden Satz:
    "Furchtbar, dass wir leben müssen, aber tragisch, dass wir nur ein Leben haben, denn wenn ich zwei Leben gehabt hätte, hätte ich eines davon mit ihr verbracht."

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • "Furchtbar, dass wir leben müssen, aber tragisch, dass wir nur ein Leben haben, denn wenn ich zwei Leben gehabt hätte, hätte ich eines davon mit ihr verbracht."


    Dieses Bedauern über nicht getane Dinge, vertane Chancen usw. zieht sich bei den Großeltern wie ein roter Faden durch. Traurig, wenn man so auf sein Leben zurückblickt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja irgendwie ist es sehr bedrückend. Das ganze Buch ist schon ziemlich hart zu schlucken, aber auch unglaublich schön.


    Superschwere Bleifüße
    Ich schließe mich Tina an. Ich finde den Begriff superschwere Bleifüße extrem toll und sehr passend. Er beschreibt gut, wie sich Oskar fühlt, man kann es selbst in diesem Moment fühlen.
    Am Anfang des Kapitel erzählt Oskar von der Hamlet Aufführung. Ich finde es super schön, wie viele Blacks gekommen sind. Es scheint so, als ob Oskar das Leben der Menschen, die er trifft, wirklich berührt. Ein fremder Junge, den sie einmal im Leben nur kurz getroffen haben.
    Abe Black gefällt mir richtig gut. Irgendwie habe ich im Laufe der Zeit völlig vergessen, wie alt er ist. Durch seine Art dachte ich eher, er wäre höchstens halb so alt, bis ich auf einmal dachte "Moment,...wie kann er dann aber 2 Weltkriege überlebt haben und seine Frau ist auch schon 24 Jahre tot...". :breitgrins:
    Ich finde er hat eine tolle Art über das Leben zu reden. Das die Welt nicht schlecht ist, aber dass viele Menschen es sind. Ich fand es auch sehr bewegend, dass Oskar so traurig war, als er feststellte, dass sein Dad nicht in der Kartei ist, weil er dachte es wäre wichtig drin zu sein, damit man bedeutend ist.
    Die Vorwürfe, die Oskar seiner Mum am Ende macht, finde ich richtig heftig. Aber ich kann ihn verstehen. Wäre sie da gewesen, würde er jetzt nicht das Telefon verstecken und seine Mum beschützen. Sie tut mir leid, weil sie kann ja nicht wissen, warum er sich so sehnlich wünscht, sie wäre dagewesen.



    Ich stelle immer wieder fest, dass ich aufatme, wenn Oskar erzählt. Auch wenn er eine genauso schwere Last auf seinen Schulter trägt, wie damals die Großeltern, so ist er doch lebendiger.


    So geht es mir auch. Oskar ist trotz seiner Trauer und seiner Bleifüße irgendwie der lebendige Mittelpunkt des Buches. Wissenshungrig, neugierig und altklug. Er hat echt im Sturm mein Herz erobert.




    Achja, mir ist noch was zu der Sache eingefallen mit den Farben.

    ... und über diesen Test, dass man sich schwertut, wenn z.B. das Wort "blau" in roter Farbe gedruckt wird und man die Schriftfarbe benennen soll, hab ich kürzlich erst in einem Psychologiemagazin gelesen.


    Das ist das gleiche wie dieser Test, bei dem man 10 mal weiß sagen soll und dann direkt ohne zu überlegen folgende Frage beantworten muss: Was trinkt die Kuh?

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Das ist das gleiche wie dieser Test, bei dem man 10 mal weiß sagen soll und dann direkt ohne zu überlegen folgende Frage beantworten muss: Was trinkt die Kuh?


    Na Milch, was denn sonnst? :zwinker:


    Ich denke aber, wenn die Mutter in den Twin Towers gewesen wäre, dann hätte Oskar auf die gleiche Weise versucht den Vater zu schützen. Man denkt zwar immer,dass man den einen Elternteil lieber hat, aber letztendlich sind beide gleich wichtig und erst Recht die Mutter. ICh finde sie hat unheimlich viel Einfühlungsvermögen und geht gut damit um, auch wenn einem das erst am Ende des Buches klar wird. Sie läßt Oskar seinen Weg, seine Suche bestreiten, weil sie weiß, dass er das braucht. Sie macht ihre Vorkehrungen, um ihn zu schützen, aber sie läßt es ihn durchziehen und das fand ich klasse. Was die Mutter tut, ist um Welten besser, als dieser bescheuerte Kinderpsychologe, dessen einzige Idee es ist, Oskar in eine Klinik zu stecken.

  • Bei mir dauert es noch bis zum Ende. Bisher hat die Mutter ja wenig Raum gehabt. Aber ich denke auch, dass sie alles richtig mache. Allerdings ist das etwas, was man erst hinterher verstehen kann. Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, denke ich auch heute ganz anders als damals. Ich fand häufig Dinge unfair, die im nachhinein richtig so waren, wie sie waren. Ich bin froh, dass ich nicht immer alles bekommen habe, was ich wollte und meine Kindheit war trotzdem ganz toll und sehr glücklich. Mir hat es nie an was gefehlt.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • ICh finde sie hat unheimlich viel Einfühlungsvermögen und geht gut damit um, auch wenn einem das erst am Ende des Buches klar wird. Sie läßt Oskar seinen Weg, seine Suche bestreiten, weil sie weiß, dass er das braucht. Sie macht ihre Vorkehrungen, um ihn zu schützen, aber sie läßt es ihn durchziehen und das fand ich klasse. Was die Mutter tut, ist um Welten besser, als dieser bescheuerte Kinderpsychologe, dessen einzige Idee es ist, Oskar in eine Klinik zu stecken.


    Das stimmt. Auch wenn es einem erst am Ende klar wird - aber das war gerade ein Teil des Reizes, dass in diesem Buch nicht alles gleich auf den ersten Blick erkennbar war.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich denke aber, wenn die Mutter in den Twin Towers gewesen wäre, dann hätte Oskar auf die gleiche Weise versucht den Vater zu schützen. Man denkt zwar immer,dass man den einen Elternteil lieber hat, aber letztendlich sind beide gleich wichtig und erst Recht die Mutter.


    Ich denke schon, dass man ein Elternteil lieber haben kann als das andere. Und wenn der Vater sich einfach viel mehr um Oskar gekümmert hat und eventuell mehr mit ihm gemein hatte, kann ich mir auch wirklich vorstellen, dass es bei ihm so gewesen ist.

  • Da bin ich auch eher bei Avila. Ich glaube, dass die meisten Menschen, oft auch unbewusst, zu einem Elternteil eine stärkere Bindung als zum anderen haben. Ich war immer ein Papakind (sowohl in der Beziehung zu meinem leiblichen Vater als auch zu meinem Stiefvater).

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Sind eigentlich alle anderen schon fertig? Ich bin aber auch ne lahme Socke


    Meine Gefühle 2
    Der Brief der Großmutter geht weiter. Als sie sagte es falle ihr schwer von einem Ort Abschied zu nehmen, an dem sie gelebt hat, konnte ich das gut nachvollziehen. Ich bin ein paar Jahre ziemlich oft umgezogen und Abschied fällt mir immer noch schwer. Man gewöhnt sich einfach so sehr an eine Umgebung. Der Opa fotografiert Türknaufe? Darüber musste ich ja schon schmunzeln. Irgendwie hat jeder Charakter des Buches so ganz besondere Marotten. Die Großmutter erzählt den Verlauf der Geschichte, den der Großvater uns schon erzählt hat, aus ihrer Sicht. Als ich zu der Stelle kam, an der deutlich wird, dass sie absichtlich nur weiße Blätter "geschrieben" hat, weil sie ihr Leben als Leere empfand, hätte ich am liebsten geheult. Die Geschichte der Großeltern ist so unendlich traurig und man kann ihre Einsamkeit im Zusammensein förmlich spüren.
    Ansatzweise wird deutlich, dass die Familie der Großmutter bei einem Bombenangriff ums Leben kam und sie nur überlebte, weil sie Fotos machen lassen wollte. Der Satz "Ich hätte den Brief mit einem hässlichen Foto abschicken sollen." hat mir dann den Rest gegeben.


    Glück, Glück
    Man ich glaube Oskar hätte mich fertig gemacht, wenn er in meiner Klasse gewesen wäre. Sein Vortrag ist schon sehr,...äh gewöhnungbedürftig. Die anderen Kinder in seiner Klasse sind auch nicht ohne. Ich kann mir vorstellen, dass es Oskar echt nicht leicht in der Schule hat, weil er eben sehr anders ist.
    Ich bin froh, dass Oskar mit Mr. Black reist und nicht mehr alleine ist. Und er ist sogar Zug gefahren, obwohl er so Angst davor hat.
    Die Briefe, die Oskar bekommen hat, haben mich dann doch wieder zum Lachen gebracht. Besonders als sein Zeugnis und seine Dissertation angefordert werden. :breitgrins:
    Und die Erfindung von Briefmarken, die nach Crème brulée schmecken? Fantastisch...
    Die Sitzung beim Therapeuten war auch irgendwie sehr oskarhaft. Das Dr. Fein ihn ins Krankenhaus stecken will,....naja was soll ich dazu sagen?


    Warum ich nicht bei dir bin - 12.4.78
    Die Rechtschreibfehler sind hier rot eingekreist, machten das nicht Oskar und sein Dad immer zusammen mit der New York Times? Ich frage mich wer diesen Brief eingekreist hat...
    Die Geschichte von Großvater und Anna, die schwanger war und bei der Bombadierung Dresdens ums Leben kam. Und bei der auch die Familie des Großvaters ums Leben kam.
    An einer Stelle sagt er Du zu seinem ungeborenen Sohn und mir ist nicht klar, ob er Thomas meint, oder das Kind, dass er mit Anna gehabt hätte. Insgesamt finde ich die Geschichte der Großeltern unendlich traurig. Irgendwie lasten die Schatten der Vergangenheit auf der Beziehung der beiden.


    Der sechse Bezirk
    Endlich bekommen wir die Gutenacht-Geschichte des Vaters zuende erzählt. Ich hab mich schon die ganze Zeit gefragt, was es damit auf sich hat. Ob das was mit dem zutun hat, was Oskar suchen sollte? Auf jeden Fall war der Vater ein toller Geschichtenerzähler. Ich hatte gleich Bilder vor mir, wie die Kinder im Central Park auf dem Boden liegen und schlafen.


    Meine Gefühle 3
    Wieder die Großmutter. Diesmal in der Gegenwart. Der Tag der Katastrophe und sie strickt einen Schal und denkt an nichts böses.
    Ich finde es irgendwie rührend, dass sich diese ältere Frau zu ihrem Enkel unters Bett legt.
    Das Ende hat mich überrascht, nun ist der Großvater wohl auch wieder ein Teil der aktuellen Geschichte, ich bin gespannt...

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • So und hier kommt der Rest


    Am Leben und allein
    Mr. Black verlässt Oskar und dieser trifft bei seiner Oma den Mieter. Und siehe da, der Mieter ist der Großvater. Nur weiß das Oskar ja noch nicht. Oskar erzählt dem Mieter seine Geschichte, von dem Schlüssel, von allen Blacks die er getroffen hat und deren Geschichten. Es ist unglaublich wieviele Menschen Oskar in so kurzer Zeit kennen gelernt hat und durch seine Fragerei hat er von ihnen Dinge erfahren, die sie vielleicht nicht jedem anvertrauen würden, als wären sie Dankbar, dass jemand diese Dinge fragt. Er spielt "dem Mieter" sogar den Anrufbeantworter vor.


    Warum ich nicht bei dir bin - 11.9.03
    Hier erzählt der Großvater, wie er wieder zurück gekehrt ist, wie er versucht hat mit der Großmutter Kontakt aufzunehmen. Schön fand ich die Stelle, an der er seine alten Tagebücher gefunden hat und sich an sein Leben erinnert. Das hat mir zu denken gegeben, ich sollte auch öfter mal aufschreiben, was ich so gemacht habe,....
    Und endlich wird mir auch klar, dass Oskar nicht den Namen seines Vaters überall im Künstlerbedarf gefunden hat, sondern den seines Großvaters. Die Sehnsucht des Großvaters mit dem Enkel zu sprechen, kann ich gut verstehen. Erstaunlich fand ich, dass der Vater seinen Vater gesucht und gefunden hatte.
    Er fängt an Oskar zu folgen und auf seine Art auf ihn aufzupassen, er versucht herauszufinden was Oskar tut, was von Mr. Black nicht unbemerkt bleibt. Ich finde es schön, dass sich Mr. Black zurückzieht, damit der Großvater an seine Stelle treten kann (so interpretiere ich das zumindest).


    Die einfache Lösung eines unlösbaren Problems
    Die Aufösung, endlich. In dem Kapitel ist mir erst aufgefallen, wie viele seiner Ängste Oskar nach und nach überwunden hat. Es wird auch klar, dass seine Mum die ganze Zeit von allem wusste und auf ihre Art auf ihren Sohn aufgepasst hat. Die Unterhaltung zwischen Oskar und William Black hat mich dann nochmal zu Tränen gerührt. Wie William Black über Oskars Dad spricht, der gelacht hat, um ihn zum lachen zu bringen, so wie es Oskar auch immer tut und wie Oskar ihm erzählt, dass er nicht abheben konnte als sein Dad angerufen hat.
    Am Ende des Kapitels dann der lange und sehr liebevolle Brief von Stephen Hawking...


    Meine Gefühle 4
    Der letzte Teil des Briefes der Großmutter. Sie erzählt nochmal vom Bombenangriff und dass sie ihrem Vater nicht helfen konnte.
    Den Kompromiss auf dem Flughafen zu leben, finde ich irgendwie witzig, obwohl er auch traurig ist, aber zumindest gibt es einen Kompromiss.
    Ja wie sagt man einem Menschen, den man liebt, dass man ihn liebt. Ich sage meiner Schwester sowas auch nie, aber ich bin mir Sicher, dass sie es weiß. Ich finde man muss Dinge nicht immer benennen, es gibt welche, die weiß man oder man merkt es an den Taten der Menschen.


    Schön und wahr
    Oskar erkundigt sich nach Rons Familie, da wird auch deutlich, warum Ron so viel bei ihnen ist und woher sich Ron und Oskars Mum kennen. Natürlich ist er bei seinen Fragen typisch Oskar, aber Ron weicht ihm auch nicht aus. Vielleicht hofft man manchmal auch, dass jemand solche Fragen mal stellt, damit man darüber reden kann. Viel zu oft redet man um den heißen Brei herum oder versucht jemanden aufzumuntern, anstatt einfach nur zuzuhören.
    Tja und dann buddeln Oskar und sein Opa den Sarg aus. Schon ne ziemlich verrückte Idee. Aber ich verstehe, warum Oskar das tun will und warum der Großvater die Briefe hinein tun will. Ich glaube schon, dass Oskar heimlich geahnt hat, dass es sein Großvater ist.
    Das Ende ist versönlich,...obwohl ich doch gerne noch gewusst hätte wie die Opa-Enkel Beziehung weiter gegangen ist.


    So nun bin ich durch und muss es erst mal verdauen. Es war wirklich,...extrem laut und umglaublich nah!!!

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:


  • Es war wirklich,...extrem laut und umglaublich nah!!!


    Das habe ich auch gedacht. Der Titel hätte nicht besser gewählt sein können.
    Ich frage mich, ob Stephen Hawking seinen Brief an Oskar selbst schreiben durfte. Ich könnte mir zumindest vorstellen, dass er so was tun würde. :smile:

  • Hihi, vielleicht sollten wir ihm mal einen Brief gemeinsam schreiben und fragen, ob er den Brief selbst geschrieben hat. :breitgrins:

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  • An einer Stelle sagt er Du zu seinem ungeborenen Sohn und mir ist nicht klar, ob er Thomas meint, oder das Kind, dass er mit Anna gehabt hätte.


    Ich glaube, er hat beide gemeint, auch wenn ich es so verstanden habe, dass er eigentlich an Thomas geschrieben hat.


    Den langen Hawking-Brief fand ich auch so toll.


    Das Ende ist ja eher offen - schade, dass man nicht noch mehr erfährt, aber andererseits passt es auch, dass nicht alles ausgesprochen und zu Ende erzählt wird. Da kann sich jeder ausmalen, was er möchte.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen