Frau Freitag – Chill mal, Frau Freitag
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Mein Eindruck:
Frau Freitag ist Lehrerin an einer Gesamtschule in einer deutschen Großstadt. Ein Großteil ihrer Schüler hat einen sogenannten Migrationshintergrund und die Eltern sind zumeist arbeitslos. In diesem Buch schildert Frau Freitag in kurzen, amüsanten Episoden ihren Lehreralltag. Der Leser verfolgt ein Schuljahr, in dem ihre chaotische, wenig pflichtbewusste, aber dennoch sehr liebenswerte Klasse sie nicht selten zur Weißglut bringt. In dem aber auch viele schöne, interessante, beeindruckende Erlebnisse ihren Arbeitsalltag und ihren Erfahrungsschatz bereichern.
Die kurzen Episoden entstammen ursprünglich Blogeinträgen und wurden, wie dem besagten Blog zu entnehmen ist, oft direkt nach dem Schultag niedergeschrieben. Diese Szenen aus dem Schulalltag der Frau Freitag sind so herzerfrischend, dass ich nicht umhin konnte, sowohl Frau Freitag als auch ihre Schüler unbekannterweise ins Herz zu schließen. So werde ich auch in Zukunft den Blog der Autorin verfolgen, um mitzubekommen, wie es den Schülern und der Lehrerin weiterhin ergeht.
Immer wieder betont Frau Freitag, wie sehr sie ihren Beruf liebt, die Abwechslung, die er ihr bietet und nicht zuletzt auch ihre chaotische, aber meist trotzdem nette Klasse. Schade finde ich es, dass ein großes, nicht sehr anspruchsvolles Boulevardblatt vor Kurzem auf seiner Online-Präsenz Auszüge aus ihrem Buch aus dem Zusammenhang gerissen hat und in einem Artikel zur Kritik an Migranten missbraucht hat. Dies wurde natürlich dann von diversen Blogs aufgegriffen, die im politisch rechten Spektrum anzusiedeln sind. Das hat das Buch nicht verdient! Der Leser merkt ganz deutlich, dass Frau Freitag ihre Schüler nicht schlecht machen will, sondern vielmehr eine Lanze für sie brechen will. Immer wieder erzählt sie auch schöne, anrührende Szenen aus ihrem Lehrerdasein, die deutlich machen, dass die Schüler trotz ihrer schlechten Leistungen und ihrer Nachlässigkeit einen netten Charakter haben und auch nicht dumm sind (höchstens ein wenig faul).
Das Buch ist in einer saloppen Sprache verfasst, bedient sich auch häufig der Jugendsprache, die von den Schülern verwendet wird. Dies verleiht dem Buch viel Authentizität und Lebensnähe, es wirkt aus dem Leben gegriffen und der Leser erlebt die Szenen hautnah mit. Oft vermischen sich die realen Erlebnisse Frau Freitags mit deren Fantasien und Tagträumen, was ich zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftig, dann aber als witzig und stilistisch gelungen empfand. Die Autorin streut auch von Zeit zu Zeit Kritik am Schulsystem ein und besonders interessant ist für eine Nicht-Lehrerin wie mich auch der Alltag aus dem Lehrerzimmer, den Frau Freitag augenzwinkernd und schonungslos schildert.
Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn es zeigt, wie viel die oft kritisierten und zuweilen auch von der Politik als „faule Säcke“ betitelten Lehrer tatsächlich leisten und welchen beruflichen Belastungen sie ausgesetzt sind. Das kann man als Außenstehender ansonsten kaum einschätzen. Zudem enthält das Buch oft genug auch etwas zum Schmunzeln, ich konnte oft gar nicht mehr aufhören zu grinsen. Frau Freitag nimmt den schwierigen Schulalltag mit Humor, was sich auf den Leser überträgt.
Fazit: Ein kurzweiliges und witziges Buch, das sich schnell weglesen lässt und einfach Spaß macht. Für Lehrer und diejenigen, die den Beruf ergreifen wollen, kann ich eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen – und für alle anderen auch.