Inhalt:
Die Nachricht, dass ihre Mutter im Sterben liegt und ihre Tochter zu sehen wünscht, ist für Natalie der Beginn einer Reise in ihre Vergangenheit und die ihrer Familie. Eine Reise, die an einem warmen Sommernachmittag beginnt und den Namen River trägt.
River mit seinen blauen Augen und der bezaubernden Stimme ist ein Kriegsverweigerer und alles spricht dagegen, dass der junge Mann auf der Milchfarm der Wards zu arbeiten beginnt. Doch niemand kann sich dem Charm des jungen Mannes entziehen. Auch nicht die vierzehnjährige Natalie.
Hier beginnt der Untergang der einst glücklichen Familie Ward, deren Wunden auch jetzt noch bluten.
Dennoch macht sich Natalie auf die Reise zurück in die kanadischen Cascade Mountains. Doch wie kann Natalie ihrer Familie jemals wieder in die Augen sehen, nach all dem, was sie angerichtet hat?
Meine Meinung:
In Donna Milners "River" findet sich alles, was ein Familiendrama braucht: Erinnerungen an eine schöne Kindheit, grosse Gefühle und dunkle Geheimnisse.
Milner entführt uns ins ländliche Kanada der 60er-Jahre, als viele junge amerikanische Kriegsverweigerer über die Granze nach Kanada flüchteten. Einer dieser Flüchtline ist auch River, der mit Gitarre, Peace-Zeichen und einem unglaublichen Lächeln auf die Farm der Wards kommt, um dort zu arbeiten.
Noch nicht einmal ich konnte mich Rivers Ausstrahlung entziehen. Auch die Beschreibungen des kanadischen Sommers und die Beziehung zwischen Natalie und ihrem grossen Bruder Boyer gefiel mir.
Zu bemängeln waren jedoch die ständigen Andeutungen, die Natalie während des Erzählens aus der Gegenwart macht. All diese "doch was dann geschah", "hätten wir gewusst, was darauf folgte" etc. fand ich übertrieben und liessen mich oft die Augen verdrehen. Denn für die Geschichte, die daraufhin folgt, ist das zu viel des Guten. Diese Vorausdeutungen lassen einen auf etwas Grosses hoffen, das dann auch kommt. Aber aufmerksame Leser werden die Geschehnisse vorausahnen können, ausserdem sind Milners Ideen dafür zu wenig originell. Hinzu kommt auch, dass in der Geschichte dann auch alles Knall auf Fall, obwohl dies in der Realität natürlich oft so ist, wirkt es hier überdramatisiert und unglaubwürdig.
Die Autorin gestaltet ihre Figuren jedoch sehr liebenswert, auch wenn sie bei äusserlichen Beschreibungen mehr ins Detail hätte gehen können. Trotzdem wird man die Charaktere lieb gewinnen und mit ihnen leiden. Leider habe ich mich jedoch mit Natalie nicht wirklich anfreunden können, während mir das mit vielen anderen Figuren sofort gelang. Natalie blieb mir in ihrer Art fremd und oftmals konnte ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen und musste ab ihr den Kopf schütteln.
Donna Milner zeichnet somit in ihrem Buch eine Familie in einer chaotischen Welt, die Verschwiegenheit gegenüber allem Sexuellen, das Leben auf dem Bauernhof und in der Abgeschiedenheit und, symbolisiert durch River, die Revolution, die alte Denkweisen in Frage stellt. Jedoch hätte man auch hier mehr auf Hintergrundinformationen und Details eingehen können, da aber die Familiengeschichte im Vordergrund steht, ist dies nur ein kleines Makel.
Fazit:
"River" ist ein Buch für Freunde echter Familientragödien, mit Geheimnissen, Schuldgefühlen und grosser Liebe. Über die Revolutionen in den 60ern erfährt man etwas, aber nicht viel. River gibt seine Ansichten preis und gibt somit einen guten Einblick in die Sicht der Kriegsverweigerer.
Jedoch sollte man darauf hinweisen, dass dieses Buch kein Wohlfühlbuch ist. Dafür ist es zu traurig und dunkel gehalten.
Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
&