Dan Simmons - Drood

Es gibt 133 Antworten in diesem Thema, welches 25.990 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

  • Überhaupt ist mir die Freundschaft der beiden ein bißchen unklar. Collins hält Dickens für des Mordes fähig, aber schreibt monatelang mit ihm zusammen ein Buch?!?! :entsetzt:


    Da ist schon viel Berechnung dabei. Die beiden profitieren zwar gegenseitig von einander, aber Dickens ist erfolgreicher, deshalb wird sich Collins noch weitere Vorteile für sich ausrechnen. Mit Dickens in einem Atemzug genannt zu werden, ist nur positiv. Was Dickens sich selbst davon erhofft, habe ich nicht herausgelesen.


    Leider habe ich mein Buch gerade nicht zur Hand, aber ich habe es auch so verstanden, dass die 800 Pfund Miete pro Jahr berechnet wurden und nicht für die gesamte Laufzeit von 20 Jahren.


    Es ist gar nicht so leicht, etwas zu kommentieren, wenn man schon weiß, wie es endet und die Handlung nicht verraten darf. :zwinker:

  • Ich habe die Kapitel 24 bis 38 gelesen.


    Kapitel 25 mit dem Opiumtraum Wilkies in King Lazarees Höhle und die Sache mit dem Skarabäus fand ich überaus ekelhaft... :entsetzt: Habe mich freilich gefragt, wie Collins es schafft, sich ganze Sätze in einer fremden Sprache in dieser ägyptischen Beschwörung so zu merken, daß er sie hinterher aufschreiben kann... :breitgrins:


    Der Skarabäus in seinem Gehirn ist natürlich nicht real, sondern eine Folge des Opiums. Daher auch diese lange Krankheit und die Kopfschmerzen hinterher. Vielleicht hat King Lazaree ihm eine Überdosis gegeben, um ihn in Ruhe ausrauben zu können? Oder ist das Ganze sogar von Field inszeniert worden, um Collins "weichzukriegen"? Was Field letztlich von Collins wollte, ist mir immer noch nicht klargeworden. Er hat ja ziemlich viel in ihn investiert, und wofür? Hat er wirklich geglaubt, Collins führt ihn zu Drood (dessen Existenz ja immer noch nicht bewiesen ist). Oder wollte er einen Vorwand generieren, die armen Teufel in der Unterstadt auszuräuchern?
    Da wir im 37. Kapitel erfahren, daß Field tot ist, werden wir das wohl auch nie erfahren. Ich war ziemlich überrascht von dieser Nachricht, dachte nämlich immer, diesbezüglich müßte noch was kommen.


    Aber ich greife vor.
    In den Kapiteln um Krankheit, Tod und Beerdigung der Mutter und diese Heiratsgeschichte mit Caroline vermute ich eine deutliche Absicht des Autors, Collins so unsympathisch wie nur möglich darzustellen. Ich frage mich nur, wozu? :gruebel:
    Collins verhält sich wahrlich unmöglich - seine Mutter so im Stich zu lassen, nachdem er vorher nicht oft genug bei ihr sein konnte, als sie sich noch um ihn kümmern konnte... und dann diese Nachthemdszene! :entsetzt:
    Allerdings darf man hier nicht vergessen, daß Collins krank ist und sein Hirn womöglich vom Opium zersetzt ist wird. Wer kann schon sagen, welche Auswirkungen das auf die Persönlichkeit hat?


    Kapitel 33
    So, jetzt hat er’s endgültig verschissen bei mir. :kommmalherfreundchen: ...
    Ob ich überreagiere? Kann sein, aber ich habe eine Mordswut auf diesen Macho. boxen


    Nein, eignentlich bin ich keine Kampfemanze, aber das ist echt zuviel. Wenn Collins wirklich so war, dann habe ich gar keine Lust mehr auch nur ein Buch von ihm zu lesen, wobei mir The Woman in White ja gut gefallen hat.


    Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, daß es nicht Collins ist, der hier schreibt, sondern Simmons... Ich habe jetzt viel eher keine Lust mehr, noch ein weiteres Buch von Simmons zu lesen. :sauer:
    Außerdem finde ich Dickens´ Verhalten (seine Frau nach 10 gemeinsamen Kindern rauszuschmeißen) um ein gutes Stück niederträchtiger. Und Caroline wird hier auch nicht als Unschuldsengelchen dargestellt, sie hat auch ihr eigenes Spiel gespielt und wenn ich es recht verstehe, hat Collins ihr nie die Ehe versprochen...



    In mir brennt die Frage, ob Wilkie Collins tatsächlich von dem Schlag war, wie er von Dan Simmons präsentiert wird. Sollte das alles nur dichterische Freiheit sein, würde es mich nicht wundern, wenn der echte Wilkie bald aus dem Grab steigt und Dan Simmons verklagt, bis ihm nur noch Flusen aus dem Geldbeutel fallen.


    Genau diese Frage stelle ich mir auch schon seit längerem, und ich vermute schon, daß hier ein Gutteil dichterische Freiheit dabei ist.


    Insgesamt sind mir noch viele Zusammenhänge unklar, ebenso Beweggründe verschiedener Personen, und was nun real und was phantasiert ist an der Geschichte. So kann man gar nicht recht mitdenken, fühlt sich ständig veräppelt und langsam beginnt mich das zu nerven, denn richtig spannend ist das Buch auch nicht...


    Das einzige was sich für mich geklärt hat, ist der andere Wilkie. Er schreibt nun Collins´ Bücher. Ich gehe davon aus, daß Collins eine gespaltene Persönlichkeit hat, wahrscheinlich schon seit seiner Kindheit, und durch diese Opium-Überdosis wurde das verstärkt. So läßt sich wenigstens das für mich logisch erklären.


    Unklar ist mir auch Dickens´ Verhalten nach seiner Rückkehr aus Amerika. Warum reden die beiden nicht über Drood? Nachdem Dickens Collins so eindringlich vor Drood gewarnt hat vor seiner Abreise, wäre es doch naheliegend, bei der Rückkehr nachzufragen, ob denn nun was war... Oder soll uns das sagen, daß diese Warnung auch nicht real war? Und warum fragt Collins nicht einfach, ob Dickens ihn am 9. Juni mitnimmt zu seinem Treffen mit Drood sondern macht diese Mätzchen mit Verfolgung etc. - wobei ich ja köstlich fand, wie Dickens ihn abschüttelte... :breitgrins: :breitgrins: :breitgrins:
    Nichts wird hier direkt angegangen, alles hintenrum und irgendwie ist das alles nicht logisch für mich. Jetzt will er Dickens auch noch umbringen, na ich weiß ja nicht...
    Ich frage mich, ob am Buchende dann alles zusammenpaßt.


    Übrigens, was mag da eigentlich auf der Dienstbotentreppe gewesen sein, was Collins so erschreckt hat - Ratten waren das doch nicht? :breitgrins:



    Es ist gar nicht so leicht, etwas zu kommentieren, wenn man schon weiß, wie es endet und die Handlung nicht verraten darf. :zwinker:


    Dann will ich euch nicht länger quälen, ich gehe jetzt in den Endspurt und werde hoffentlich morgen fertig mit dem Buch.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Hallo kaluma,



    Collins verhält sich wahrlich unmöglich - seine Mutter so im Stich zu lassen, nachdem er vorher nicht oft genug bei ihr sein konnte, als sie sich noch um ihn kümmern konnte... und dann diese Nachthemdszene! :entsetzt:
    Allerdings darf man hier nicht vergessen, daß Collins krank ist und sein Hirn womöglich vom Opium zersetzt ist wird. Wer kann schon sagen, welche Auswirkungen das auf die Persönlichkeit hat?


    Also ich denke schon, dass Collins gerne bei seiner Mutter gewesen wäre, aber wirklich der Überzeugung war, dass sie auch einen Skarabäus im Kopf hat und sein und ihr Käfer aufeinander reagieren und er durch seine Anwesenheit alles nur verschlimmert. Collins ist zugepumpt mit Drogen, hat Halluzinationen und denkt alles was er träumt ist wirklich. Von daher denkt er ja wirklich, dass er das Beste für seine Mutter tut, in dem er sich ihr nicht mehr nähert und auch nicht auf die Beerdigung kommt, bevor sich die beiden Käfer da noch begrüßen möchten! :entsetzt: :zwinker:



    Ich denke, wir dürfen nicht vergessen, daß es nicht Collins ist, der hier schreibt, sondern Simmons... Ich habe jetzt viel eher keine Lust mehr, noch ein weiteres Buch von Simmons zu lesen. :sauer:
    Außerdem finde ich Dickens´ Verhalten (seine Frau nach 10 gemeinsamen Kindern rauszuschmeißen) um ein gutes Stück niederträchtiger. Und Caroline wird hier auch nicht als Unschuldsengelchen dargestellt, sie hat auch ihr eigenes Spiel gespielt und wenn ich es recht verstehe, hat Collins ihr nie die Ehe versprochen...


    Die Aktion von Dickens gegen seine Frau fand ich auch richtig schlimm. Interessanterweise wird das nur so nebenher erwähnt und nach den Aktionen von Collins gerät es fast in Vergessenheit... :rollen: So hart verurteilen würde ich Collins aber auch nicht für sein Verhalten Caroline gegenüber: Zu der Zeit war die gesellschaftliche Stellung alles und Caroline ist auch nicht so ganz unschuldig. Sie ist in sein Haus gekommen und durfte sich eigentlich nie Hoffnungen darauf machen, dass Collins sie heiratet, da sie ja gar nicht der gesellschaftlichen Schicht angehörte, die ihm angemessen gewesen wäre. Ob ihre Ehe dann wirklich so grausam war, wie sie das schildert, weiß ich nicht. War mir immer nicht so sicher, ob sie nicht etwas übertreibt und Collins das weiß, da er auch weiß, dass sie ihn über ihre Vergangenheit ganz schön angeschwindelt hat. Ich habe zwar bis jetzt noch kein anderes Buch von Simmons gelesen, aber ich hoffe doch mal, dass das nicht seine Meinung zu Frauen wiederspiegelt! :entsetzt:



    Übrigens, was mag da eigentlich auf der Dienstbotentreppe gewesen sein, was Collins so erschreckt hat - Ratten waren das doch nicht? :breitgrins:


    Das würde mich auch immer noch brennend interessieren! :zwinker:


    Wünsche dir viel Spaß beim Endspurt!


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • So hart verurteilen würde ich Collins aber auch nicht für sein Verhalten Caroline gegenüber: Zu der Zeit war die gesellschaftliche Stellung alles und Caroline ist auch nicht so ganz unschuldig. Sie ist in sein Haus gekommen und durfte sich eigentlich nie Hoffnungen darauf machen, dass Collins sie heiratet, da sie ja gar nicht der gesellschaftlichen Schicht angehörte, die ihm angemessen gewesen wäre.


    Da dürfte eine Art Gewohnheitsrecht mitspielen. Collins hat sie trotz aller Konventionen wie seine Frau behandelt und sich vor allem wie ein Vater für ihre Tochter verhalten. Da entsteht im Lauf der Zeit schon eine Erwartungshaltung, dass diese Verbindung legitimiert wird.

  • So, gestern habe ich Drood endlich in einem Gewaltmarsch beendet *uff!*


    Das Buch läßt mich etwas zwiegespalten zurück. Eine Erklärung für all die rätselhaften Phänomene gibt Dickens in dem letzten Gespräch, das er mit Collins führt: Dickens hat Collins mesmerisiert (hier im Sinne von hypnotisiert verwendet) und ihm die Existenz von Drood suggeriert. Alles rund um Droods Erscheinen und Wirken waren also Halluzinationen von Collins. Daß Collins Dickens erschießt, war ein Traum, und Field und Reginald Barris sind zwei Verrückte, die in das gleiche Horn stoßen und zufällig immer genaustens passend agieren (denn die waren ja wohl keine Halluzinationen).


    So ganz zufrieden bin ich damit nicht. Zum einen wäre dies (wie Collins richtig bemerkt) höchst grausam von Dickens, zum anderen bezweifle ich persönlich sehr stark, daß eine so umfassende, jahrelange posthypnotische Suggestion funktioniert... Aber gut, es ist ein Roman und dichterische Freiheit ist erlaubt. Allerdings geht es viel mehr ins Phantastische, als ich anfangs angenommen hatte.


    Die Geschichte mit Agnes war dann hoffentlich auch nur ein Traum/eine Halluzination Collins´, und ich hoffe mal, daß Agnes wirklich durchgebrannt ist. Ein Mord würde mir doch nicht zu Collins passen, auch wenn er sich mehrfach ausgemalt hat, Dickens zu töten - so etwas zu denken und es wirklich zu tuin, sind immer noch zwei verschiedene Dinge.


    Insgesamt hatte der Roman mir zu viele Aspekte, die nicht immer wieder aufgegriffen wurden und wirkte dadurch etwas wirr. Außerdem gab es mir zu viele Längen, vor allem wenn es um die Schilderungen von Personen aus Dickens´ Werken, um die Lesungen oder um körperliche Gebrechen/Schmerzen etc. ging.


    Jetzt lasse ich das Ganze noch etwas setzen, schreibe dann hoffentlich noch einen abschließenden Kommentar in den Buchthread und schaue mir eure Kommentare noch mal genauer an. Danke, daß ihr mit mir bis zum Schuß durchgehalten habt. :smile: :winken:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Erst mal herzlichen Glückwunsch dazu, dass du durchgehalten hast.



    Allerdings geht es viel mehr ins Phantastische, als ich anfangs angenommen hatte.


    So erging es mir auch. Genau, wie die Suche nach Drood eher Collins beherrscht als Dickens. Zumindest hatte ich das so verstanden.



    Jetzt lasse ich das Ganze noch etwas setzen, schreibe dann hoffentlich noch einen abschließenden Kommentar in den Buchthread und schaue mir eure Kommentare noch mal genauer an. Danke, daß ihr mit mir bis zum Schuß durchgehalten habt. :smile: :winken:


    Dazu konnte ich mich gar nicht mehr aufraffen. Aber letzteres war doch selbstverständlich. :winken:


    Was mich im nachhinein noch störte, war, dass mesmerisieren eigentlich gleichgesetzt wurde mit hypnotisieren, wie du ja auch geschrieben hast. War das zu jener Zeit ein und dasselbe?


  • Jetzt lasse ich das Ganze noch etwas setzen, schreibe dann hoffentlich noch einen abschließenden Kommentar in den Buchthread und schaue mir eure Kommentare noch mal genauer an. Danke, daß ihr mit mir bis zum Schuß durchgehalten habt. :smile: :winken:


    Schön, dass du auch durchgehalten hast! Ich ringe immer noch mit mir und einer möglichen Rezi. Nach solchen Leserunden fällt mir nicht mehr viel ein, was ich noch dazu schreiben könnte.



    Was mich im nachhinein noch störte, war, dass mesmerisieren eigentlich gleichgesetzt wurde mit hypnotisieren, wie du ja auch geschrieben hast. War das zu jener Zeit ein und dasselbe?


    Ich habe das auch immer für dasselbe gehalten, außerdem habe ich schon mal ein Buch gelesen, in dem es so dargestellt wurde, dass Mesmerismus der Ursprung der Hypnose war. Bei Wikipedia gibt es etwas darüber zu lesen.

  • Ich habe das auch immer für dasselbe gehalten, außerdem habe ich schon mal ein Buch gelesen, in dem es so dargestellt wurde, dass Mesmerismus der Ursprung der Hypnose war. Bei Wikipedia gibt es etwas darüber zu lesen.


    Danke, Doris. Da hab ich wohl in die falsche Richtung gedacht, wenn von Mesmerismus die Rede war.

  • Hallo zusammen,


    sorry, hat nun doch etwas länger gedauert, bis ich Zeit fand, mich dem Drood nochmal zu widmen. Allerdings gehört dieses Buch zu denen, die keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen werden, sondern ziemlich schnell in Vergessenheit versinken.


    Am ehesten beschäftigt noch Wilkie Collins meine Gedanken. An irgendeiner Stelle schreibt Simmons, der Leser würde sich doch nur für Drood und Dickens interessieren und von den beiden lesen wollen. Stimmt nicht - für mich ist genau Collins die interessanteste Figur des Romans (wobei die Fragestellung ja schon zur Sprache kam, wie real dieser Collins eigentlich ist).


    Am liebsten würde ich jetzt mal ein Buch von Collins lesen. Ich bin mir sicher, daß ich vor vielen Jahren sowohl "Die Frau in Weiß" als auch den "Monddiamanten" gelesen habe (kann mich allerdings kaum an die Handlung erinnern und konnte beide Bücher nicht in meinem Bücherschrank finden, also habe ich sie wohl bei einem Umzug entsorgt). Auch "Das Geheimnis des Edward Drood" von Dickens steht jetzt etwas weiter oben auf meiner Lesewunschliste.


    Das ist wirklich gut zusammengefasst und bringt die Sache gut auf den Punkt: Jeder Leser kann für sich entscheiden, welches Ende er für besser hält! :breitgrins: :zwinker:


    Weil das Ende des Romans so offen ist, habe auch ich noch mal darüber nachgedacht, ob das Ganze auch dann stimmig wäre, wenn man davon ausgehen würde, daß Wilkies Visionen real sind und Drood existiert. Könnte man vielleicht, dann wäre es ein phantastischer Roman, allerdings wäre auch dann so einiges ein bißchen unklar.
    Denn irgendwie fragt man sich ja schon, was das Ganze mit dieser Vermischung von Realität und Drogentraum eigentlich sollte?


    In der Danksagung steht auch kein Hinweis. Ob es allein damit geklärt ist, weil man den Roman der phantastischen Literatur zuordnet? Fände ich ja sehr grenzwertig.



    Ob Simmons das mit den Nachfahren von Collins abgestimmt hat, würde mich auch sehr interessieren. Leider - das empfand ich wirklich als Minuspunkt - gibt es kein Schlusswort oder irgendetwas was darüber Auskunft gibt. Das würde mich nämlich schon brennend interessieren, wieviel vom wirklichen Collins in das Buch hinein geflossen ist... :gruebel:


    Ja, auch ich hätte mir da ganz dringend ein etwas ausführlicheres Nachwort erwartet.



    Zu der Sache mit Caroline (der Rausschmiß nach der Heiratsforderung): so ganz kann ich nicht nachvollziehen, daß ihr Collins da so niederträchtig findet. Klar finde auch ich das erstmal sehr hart. Aber man darf das wohl nicht mit heutigen moralischen Maßstäben messen. Aus Collins´ Sicht erscheint es so, daß er Caroline aus dem gesellschaftlichen Abseits gerettet hat und ihr über Jahre hinweg ein Auskommen als Haushälterin und seine Geliebte gesichert hat, und für ihre Tochter hat er auch gesorgt. Sie hätte ja auch mit diesem für sie vorteilhaften status quo zufrieden sein können. In Collins´ Augen wollte sie ihn aber wohl heiraten, um gesellschaftliche Vorteile zu haben. Er fühlte sich bedrängt und möglicherweise sah er diese Ehe (mit dem Klempner) als eine Art Lehre für sie an.


    Daß er sie dann zurückholt, könnte daran liegen, daß sie ihm einfach gefehlt hat - oder auch daran, daß sie die Einzige ist, die ihn aus der Hypnose erlösen kann, in die Dickens ihn versetzt hat. :zwinker:


    Das Detail, daß die Mordvorbereitungen mit dem Ätzkalk usw. nicht umsonst waren, sondern dann noch sinnvoll und praktisch für Carolines Klempner genutzt werden konnten, fand ich nun wieder höchst amüsant. :breitgrins: :breitgrins:


    Übrigens hat mich über das ganze Buch hinweg genervt, wie Simmons den Leser persönlich angesprochen hat mit diesen Mutmaßungen, wie dies und jenes wohl in der fernen Zukunft sein wird. Das war alles so nett abwechselnd mal zutreffend, mal nichtzutreffend, daß es überdeutlich aus heutiger Sicht geschrieben wirkte. :rollen:


    Viele Grüße und nochmals danke für eure Lesebegleitung! :winken:
    kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Übrigens hat mich über das ganze Buch hinweg genervt, wie Simmons den Leser persönlich angesprochen hat mit diesen Mutmaßungen, wie dies und jenes wohl in der fernen Zukunft sein wird. Das war alles so nett abwechselnd mal zutreffend, mal nichtzutreffend, daß es überdeutlich aus heutiger Sicht geschrieben wirkte. :rollen:


    Die persönliche Ansprache ist in Büchern aus der Zeit von Dickens und Collins gar nicht so unüblich. Ich finde das gar nicht so schlecht, weil es eine gewisse Beziehung zwischen Autor und Leser herstellt und es persönlicher macht.


    Der Eindruck bei den meisten Teilnehmer der Leserunde war ja eher negativ, aber falls jemand noch etwas von Simmons lesen möchte, kann ich sein Buch Terror empfehlen. Es handelt von der Suche John Franklins nach der Nord-West-Passage in der Arktis, enthält auch einige nebulöse Elemente und ist sehr spannend, selbst wenn man den Ausgang der Geschichte kennt. Wer es lesen will, sollte das im Winter machen, es verstärkt die Wirkung ungemein.


    Schöne Grüße
    Doris


  • Der Eindruck bei den meisten Teilnehmer der Leserunde war ja eher negativ, aber falls jemand noch etwas von Simmons lesen möchte, kann ich sein Buch Terror empfehlen. Es handelt von der Suche John Franklins nach der Nord-West-Passage in der Arktis, enthält auch einige nebulöse Elemente und ist sehr spannend, selbst wenn man den Ausgang der Geschichte kennt. Wer es lesen will, sollte das im Winter machen, es verstärkt die Wirkung ungemein.


    Da bin ich hin- und hergerissen. Als ich mitbekam, daß Terror von Franklins Suche nach der Nordwestpassage handelt, wollte ich es sehr gern lesen, weil ich vor Jahren Die Entdeckung der Langsamkeit gelesen habe und meine, es könnte spannend sein, noch einen anderen Roman zu diesem (interessanten) Thema zu lesen. Doch jetzt nach Drood bin ich ehrlich gesagt ein bißchen von weiteren Simmons-Büchern abgeschreckt... :sauer:
    Aber ich sehe gerade, daß die Bücherei es vorrätig hat. Da kann ich es ja mal ausleihen und gefahrlos ganz vorsichtig anlesen.
    Allerdings vielleicht doch lieber im Sommer bei 30 Grad, um ein wenig zur Abkühlung beizutragen... :zwinker:

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • Ja, mach das und berichte nachher, wie weit du gekommen bist. Mir gefällt ja die Schreibe von Simmons so gut, dass ich schon überlegt habe, ob ich mal in seine Hyperion-Bände reinschnuppern soll, obwohl ich sonst um solche Geschichten einen großen Bogen mache.

  • Hallo Kati,



    kaluma
    Kennst Du "635 Tage im Eis" von Lansing? Das finde ich unschlagbar. :winken:


    nein, kenne ich nicht, danke für den Tip. Muß mich gleich mal informieren. Ich liebe Bücher, die im Eis stattfinden. :smile:


    Grüße, kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.