Dan Simmons - Drood

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  • Die Sache als Caroline eine andere Handschrift auf dem Papier erkennt, war wieder etwas, was ich dann nicht einordnen kann. Der andere Wilkie kann nicht real sein. Und trotzdem kommen da Zweifel hoch.


    Ja, da bin ich auch drüber gestolpert. Keine Ahnung, ob es möglich ist, dass er durch den Drogenrausch auch noch seine Handschrift verändert? :gruebel: Das waren auch für mich lauter Szenen, wo ich mich irgendwie gar nicht zurecht gefunden habe. Ich habe dann den 2. Wilkie einfach als gegeben hin genommen. Das komische an diesem 2. Ich ist ja auch, dass Collins den doch schon seit seiner Kindheit sieht, oder? Und er wird doch nicht schon als kleines Kind Drogen zu sich genommen haben, oder? :entsetzt:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Das lass aber Dan Simmons nicht hören :zwinker:


    ach sch*** :elch:


    Zitat von Tammy

    Ich ist ja auch, dass Collins den doch schon seit seiner Kindheit sieht, oder? Und er wird doch nicht schon als kleines Kind Drogen zu sich genommen haben, oder? :entsetzt:


    Ja genau! Langsam glaube ich an eine psychische Erkrankung... Halluzinationen... :gruebel:


    Edit: Doris:five:

    Einmal editiert, zuletzt von Kati ()


  • Das komische an diesem 2. Ich ist ja auch, dass Collins den doch schon seit seiner Kindheit sieht, oder? Und er wird doch nicht schon als kleines Kind Drogen zu sich genommen haben, oder? :entsetzt:


    Stimmt, er hat diesen anderen Wilkie bereits als Kind gesehen. Er fühlte sich von seinem Vater ja nicht anerkannt. Mag sein, dass er diesen anderen Wilkie erstehen ließ und dieser die Eigenschaften hatte, die der Vater an ihm vermißte.


    Ob der wirkliche Wilkie Collins auch solche Vorstellungen hatte?

  • So viel gibt es über Wilkie Collins nicht zu finden, aber ich habe gelesen, dass er schwer an Gicht erkrankt und deshalb lange Zeit bettlägerig war. Zur Bekämpfung der Schmerzen bekam er von seinem Arzt Morphium und nahm es in Mengen, die für andere Menschen tödlich gewesen wären. Von einer Erkrankung wie der Persönlichkeitsstörung habe ich in Bezug auf Collins rein gar nichts gefunden. Da hat Dan Simmons wohl tief in die Trickkiste gegriffen. Mich würde nur interessieren, wie er das mit noch lebenden Verwandten von Collins geklärt hat. Eigentlich grenzt es schon an Rufmord, was er über den armen Wilkie schreibt.

  • Danke für die Informationen, Doris.
    Hm, an die Nachfahren von Collins habe ich noch gar nicht gedacht. Die könnten sich durch dieses Buch auf jeden Fall in ihrer Familienehre beleidigt sehen. Simmons hat sich da ein wenig weit vorgewagt.

  • Stimmt, er hat diesen anderen Wilkie bereits als Kind gesehen. Er fühlte sich von seinem Vater ja nicht anerkannt. Mag sein, dass er diesen anderen Wilkie erstehen ließ und dieser die Eigenschaften hatte, die der Vater an ihm vermißte.


    Klingt nach einer guten Erklärung, wenn die Frau mit der grünen Haut nicht wäre. Die sieht er auch schon seit seiner Kindheit. :entsetzt:


    Zitat von Doris

    Mich würde nur interessieren, wie er das mit noch lebenden Verwandten von Collins geklärt hat. Eigentlich grenzt es schon an Rufmord, was er über den armen Wilkie schreibt.


    In der Danksagung steht auch kein Hinweis. Ob es allein damit geklärt ist, weil man den Roman der phantastischen Literatur zuordnet? Fände ich ja sehr grenzwertig.


    Ich habe es die letzten Tage bis einschl. Kapitel 48 geschafft. Heute folgt der Rest.


    Endlich gibt es eine Wahrheit über Drood. Dickens hat Wilkie also mesmeriert.
    Ihn für einen solch langen Zeitraum im Unklaren zu lassen, finde ich schon extrem. Man könnte ja fast behaupten, dass Dickens starke Ansatzpunkte für Wilkie´s Halluzinationen geliefert hat.


    Wilkie ist schon ein richtiger Psychopath. Erst Agnes und dann die Geschichte mit der armen, schwangeren Martha.
    Wie er dort nachts sitzt und grübelt, wer sie wohl vermissen würde... :vogelzeigen:


    Den Trick mit Caroline fand ich schon irgendwo beeindruckend. Dreht ihr die Wort im Mund herum und schwatzt sie dem Klempner auf! Und sie kann sich nicht wehren.
    Nun hat sie so lange Jahre an seiner Seite durchgehalten und dann so etwas. :sauer:

  • Dickens hat Wilkie also mesmeriert.


    Es gab ja dieses eine Schlüsselwort, mit dem Dickens Collins wieder entmesmerisieren konnte. Ich frage mich immer noch, was passiert wäre, wenn jemand anders dieses Wort Wilkie gegenüber ausgesprochen hätte. Wäre er auch dann entmesmerisiert worden, oder ging das nur in Zusammenhang mit Dickens' Stimme?


    Bevor ich es vergessen: Danke an euch alle für die tolle Leserunde. Gerade wenn die Meinungen etwas auseinandergehen, wird es immer spannend. So macht das Spaß. :smile:

  • Es gab ja dieses eine Schlüsselwort, mit dem Dickens Collins wieder entmesmerisieren konnte. Ich frage mich immer noch, was passiert wäre, wenn jemand anders dieses Wort Wilkie gegenüber ausgesprochen hätte. Wäre er auch dann entmesmerisiert worden, oder ging das nur in Zusammenhang mit Dickens' Stimme?


    Kommt das nicht darauf an, welche Anweisung man bekommen hat. Wenn man das nicht direkt auf die eigene Person bezieht, muss man derjenigen Person ja ein sehr außergewöhnliches Wort oder Wortfolge vorgeben.




    Den Trick mit Caroline fand ich schon irgendwo beeindruckend. Dreht ihr die Wort im Mund herum und schwatzt sie dem Klempner auf! Und sie kann sich nicht wehren.
    Nun hat sie so lange Jahre an seiner Seite durchgehalten und dann so etwas. :sauer:


    Das war sehr berechnend von Collins. Es hat ihn dabei überhaupt nicht interessiert, was für ein Mensch der Klempner war. Hauptsache er hatte Caroline los!


    Klingt nach einer guten Erklärung, wenn die Frau mit der grünen Haut nicht wäre. Die sieht er auch schon seit seiner Kindheit. :entsetzt:


    Das ist richtig. Die Frau mit der grünen Haut kam erst später. Es könnte sein, dass seine psychische Störung sich im Laufe der Jahre und unter dem Einfluss des Opiums verstärkt hat.

  • Es gab ja dieses eine Schlüsselwort, mit dem Dickens Collins wieder entmesmerisieren konnte. Ich frage mich immer noch, was passiert wäre, wenn jemand anders dieses Wort Wilkie gegenüber ausgesprochen hätte. Wäre er auch dann entmesmerisiert worden, oder ging das nur in Zusammenhang mit Dickens' Stimme?


    Hallo Doris,


    es musste im Zusammenhang mit einem Taschenuhr-Pendel gesagt werden. :winken:


    Das war sehr berechnend von Collins. Es hat ihn dabei überhaupt nicht interessiert, was für ein Mensch der Klempner war. Hauptsache er hatte Caroline los!


    Das habe ich dann auch gelesen. Die Auswirkungen dieser Hochzeit waren ja noch immens und Wilkie hat sie auf brutale Weise wieder ausgebügelt. Was für ein kaputter Charakter :entsetzt:


    Zum Schluß hat er ja nochmal schön gegen uns Leser aus der Zukunft gehetzt. :breitgrins: Und es wurde sehr gut deutlich, dass er Dickens liebte, aber immer nur der kleine Collins neben dem großen Dickens war. Das hat mit zur Zerstörung beigetragen.
    Ich hatte kurz ein schlechtes Gewissen und dachte... ich muss einmal etwas von Wilkie lesen. :breitgrins:


    Das Buch war typisch für Simmons sehr ungewöhnlich. Ich fand es nett, bin aber auch froh, dass "Drood" ein Ende hat. Ich bleibe dann doch lieber bei dem genialen "Hyperion". :anbet:


    LG Kati :winken:

  • Hallo Doris,


    es musste im Zusammenhang mit einem Taschenuhr-Pendel gesagt werden. :winken:


    Ah, danke für den Hinweis. Ich habe mich nämlich auch schon gefragt gehabt, ob nicht doch noch jemand anders durch Zufall das richtige Wort gesagt hat und Collins so zurückgeholt hat, aber anscheinend ist er bis an sein Ende mesmerisiert geblieben, oder? Oder hat ihn doch Caroline wieder zurückgeholt? Zumindest so weit das trotz der vielen Drogen möglich war? :gruebel:


    Das ist richtig. Die Frau mit der grünen Haut kam erst später. Es könnte sein, dass seine psychische Störung sich im Laufe der Jahre und unter dem Einfluss des Opiums verstärkt hat.


    Mh, der Gedanke mit der psychischen Störung ist sehr interessant. Würde gut passen. Gekoppelt mit seinem hohen Drogenmissbrauch hat sich seine Krankheit bestimmt immer weiter verschlimmert und die Halluzinationen wurden immer schlimmer. Dann auch noch die Mesmerisierung durch Dickens und Collins konnte endgültig nicht mehr unterscheiden, was Realität ist und was nicht.


    Ob Simmons das mit den Nachfahren von Collins abgestimmt hat, würde mich auch sehr interessieren. Leider - das empfand ich wirklich als Minuspunkt - gibt es kein Schlusswort oder irgendetwas was darüber Auskunft gibt. Das würde mich nämlich schon brennend interessieren, wieviel vom wirklichen Collins in das Buch hinein geflossen ist... :gruebel:



    Ich hatte kurz ein schlechtes Gewissen und dachte... ich muss einmal etwas von Wilkie lesen. :breitgrins:


    Das hat er bei mir auch geschafft! :five: :breitgrins:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

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  • So, ich bin endlich zum Weiterlesen gekommen und habe bis einschließlich Kapitel 14 geschafft.


    Yanni, Doris und Tammy, danke für eure freundliche Ermutigung und daß ihr hier noch weiter hineinschauen wollt! :knuddel: Dann werde ich auch schreiben.
    Entschuldigt bitte, daß ich mich jetzt erst melde.


    Kati, an dich hatte ich gar nicht mehr gedacht - aber auch dich konnte ich leider nicht mehr einholen.


    Also, nun zum Buch. Insgesamt finde ich es momentan noch ziemlich schleppend und verwirrend. Kapitel 9 mit den Informationen über die Herkunft von Drood war ein Lichtblick. Auch die Erpressung Collins´ durch Inspektor Field bringt Drive in die Geschichte. An mir vorbeigezogen ist Kapitel 12, in dem Collins offenbar versucht, Bezüge zwischen Dickens´ Leben und seinen Romanpersonen herzustellen. Dieser Aufzählung mir unbekannter Namen aus Romanen konnte ich nur mit Mühe folgen.


    Auch frage ich mich, was an der Geschichte über die Londoner Unterwelt dran ist. ich glaube nicht, daß es solche Katakomben in diesem Ausmaß gibt - und wenn, werden sie kaum bewohnt sein (stelle ich mir zu aufwendig vor). Phantasiert hier Collins oder hat Dickens gelogen?


    Collins´ ständige Grübeleien und sein Zurechtreden des Verrates, den er an Dickens begeht, wenn er Informationen an Field weitergibt, nerven mich allerdings gewaltig. Er dreht es ja so hin, also wollte Dickens sogar, daß Field diese Informationen bekommt! :sauer: Und wie kommt er eigentlich darauf, daß Dickens den jungen Dickenson umbringen will?


    Überhaupt frage ich mich, warum Collins so negativ dargestellt wird. Diese Opiumsucht. Körperlich stell er sich ziemlich zerrüttet dar:er fühlt sich alt, und das mit 41 Jahren! :vogelzeigen: Was es mit seiner Krankheit auf sich hat, frage ich mich schon länger. Im 14. Kapitel heißt es, daß es wahrscheinlich eine Geschlechtskrankheit ist. Also wohl Syphilis? das scheint mir wesentlich einleuchtender, als Gicht (die sich ja wohl nicht als Kopfschmerzen, sondern vor allem in den Gelenken äußert). Dagegen spricht allerdings, daß Collins erst 1889 gestorben ist, also noch fast 25 Jahre nach der Zeit der Handlung dieses Buches gelebt hat. Was mir mit Opiumsucht und fortgeschrittener Syphilis ziemlich fraglich scheint...


    Kapitel 14
    Collin begnügt sich mittlerweile nicht mehr mit Laudanum, nein er ist soweit, dass er Opium braucht.


    Ich dachte, Laudanum und Opium wäre mehr oder weniger dasselbe?


    Mächtig gegen den Strich geht mir auch die Sache mit dem Mesmerismus. Erstens werden da zwei Dinge vermischt: die mesmerische Heilmethode zum einen und Hypnose zum anderen. Völliger Humbug war ja wohl die Stelle, als Dickens versucht, aus der Entfernung jemanden in Frankreich zu mesmerisieren und dabei durch die von ihm angeblich ausgesandten Strahlen seine Frau hypnotisiert wurde. :vogelzeigen: Welchen Unsinn die Leute doch zu glauben bereit sind - daß Mesmerismus nicht funktioniert, war damals doch schon längst bekannt!! Ist es eigentlich historisch verbürgt, daß Dickens solchem Unsinn anhing? Das kann ich mir kaum vorstellen.


    Eine weitere Frage, die ich mir stelle, ist, warum Field so interessiert an Drood ist. Ist er wirklich ein Massenmörder? Was mir kaum glaubwürdig scheint, denn dafür werden keine Beweise genannt - es gibt nur Fields Behauptung. Also welche Ziele Field verfolgt, ist mir noch nicht klar. Und daß Drood wirklich existiert, glaube ich immer noch nicht. Ich fühle mich verstrickt in einem Geflecht von Lüge, Tatsachen und Einbildung, das ich noch nicht recht beurteilen kann.


    Nächste Woche habe ich etwas mehr Lesezeit.
    Eure Kommentare versuche ich übrigens immer erst dann zu lesen, wenn ich im Buch enstprechend weit bin.


    Grüße, kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Auch frage ich mich, was an der Geschichte über die Londoner Unterwelt dran ist. ich glaube nicht, daß es solche Katakomben in diesem Ausmaß gibt - und wenn, werden sie kaum bewohnt sein (stelle ich mir zu aufwendig vor).


    Das kann ich mir schon gut vorstellen. Vor langer Zeit habe ich mal einen Film gesehen, in dem sich Menschen zumindest häufig dort unten aufgehalten haben. Das waren in erster Linie die, denen das Gesetz auf den Fersen war. Wenn ich mich richtig erinnere, erwähnt Clare Clark ebenfalls in ihrem Buch Der Vermesser, in dem sehr spannend die Geschichte der Londoner Kanalisation und ihrer Modernisierung um die Mitte des 19. Jahrhunderts erzählt wird, dass Menschen dort unten zugange waren.



    Ich dachte, Laudanum und Opium wäre mehr oder weniger dasselbe?


    Laudanum ist eine Mischung aus Alkohol und einem geringen Anteil von Opium. Es war früher als Medizin gedacht. Ich kenne es aus alten Bücher so, dass hauptsächlich Frauen mit Laudanum behandelt wurde, also kann es nicht so hoch dosiert gewesen sein.


  • Ist es eigentlich historisch verbürgt, daß Dickens solchem Unsinn anhing? Das kann ich mir kaum vorstellen.


    Zu diesem Thema habe ich folgenden Website gefunden.
    Auch ist zu lesen, dass der Hausarzt von Dickens und Collins ein Anhänger dieser Methode war.

  • Das kann ich mir schon gut vorstellen. Vor langer Zeit habe ich mal einen Film gesehen, in dem sich Menschen zumindest häufig dort unten aufgehalten haben.


    Aufgehalten okay, aber daß Hunderte dort leben und niemals nach oben kommen kann ich mir nicht vorstellen (die müßten doch irgendwie ernährt werden, das Ganze muß beleuchtet werden) und auch nicht, daß es nur einen, gut versteckten Zugang gibt.
    Daß man zeitweise dort abtaucht, ist plausibel. Aber dann muß es wenigsten in jedem Stadtviertel einen Zugang geben.
    Vielleicht mache ich mir aufgrund Wilkies Beschreibung auch eine völlig falsche Vorstellung vom Ausmaß dieser Unterwelt.


    Laudanum ist eine Mischung aus Alkohol und einem geringen Anteil von Opium. Es war früher als Medizin gedacht. Ich kenne es aus alten Bücher so, dass hauptsächlich Frauen mit Laudanum behandelt wurde, also kann es nicht so hoch dosiert gewesen sein.


    Danke, ich habe bei Wikipedia nachgelesen und hab was von 10% Opium und 90% Wein gelesen. Obwohl die Hauptwirkung sicher vom Opium kam, wurde man dann möglicherweise nebenbei still und heimlich zum Alkoholiker, wenn man soviel davon konsumierte wie Wilkie...


    Zu diesem Thema habe ich folgenden Website gefunden.
    Auch ist zu lesen, dass der Hausarzt von Dickens und Collins ein Anhänger dieser Methode war.


    Danke für den Link, ist ja echt gruslig.


    Inzwischen habe ich die Kapitel 15 und 16 gelesen.
    Insgesamt merke ich, daß das Buch sich besser liest, wenn man dranbleibt und nicht zu lange Lesepausen enstetehen läßt, dann verliert man schnell den Faden bei dieser großen Anzahl an Personen.


    Die Beschrebung von Dickens´ Lesung in Kapitel 15 war ja eindrucksvoll. Offenbar will er sein Publikum mesmerisieren, und braucht dazu Blickkontakt - allerdings frage ich mich, ob er sein Publikum überhaupt noch sieht, wenn er sich so stark beleuchten läßt?
    Wilkie ist ja bei der Lesung offensichtlich eingeschlafen. :breitgrins: Und wer mögen die drei Männer sein, die ihn zuvor überfallen haben? Vielleicht war der Überfall sogar von Field inszeniert?


    Im Kapitel 16 war ich über Collins schockiert. Ein Hund fällt ein kleines Mädchen an - hat er es eigentlich getötet?? (das stand zwar nicht direkt da, aber zwischen den Zeilen meinte ich es herauszulesen) und Wilkie Collins hat Mitleid mit dem Hund, der infolgedessen erschossen wird, aber verliert kein Wort über das getötete Mädchen? :entsetzt: So hartherzig kann doch selbst Wilkie kaum sein. Dann nehme ich mal zu seinen Gunsten an, daß ich das falsch verstanden habe und das Mädchen nur verletzt wurde... wie habt ihr diese Stelle gelesen?


    Wilkie ist nun offenbar komplett opiumabhängig (Lazaree verdient sicher gut an ihm) und sieht einen anderen Wilkie... :sauer: Ich frage mich, wohin das alles läuft und was Field noch bezweckt - bisher hat Wilkie ihm ja noch nicht so viel genützt.


    Schönen Sonntagnachmittag euch,
    Grüße, kaluma

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Im Kapitel 16 war ich über Collins schockiert. Ein Hund fällt ein kleines Mädchen an - hat er es eigentlich getötet?? (das stand zwar nicht direkt da, aber zwischen den Zeilen meinte ich es herauszulesen) und Wilkie Collins hat Mitleid mit dem Hund, der infolgedessen erschossen wird, aber verliert kein Wort über das getötete Mädchen? :entsetzt: So hartherzig kann doch selbst Wilkie kaum sein. Dann nehme ich mal zu seinen Gunsten an, daß ich das falsch verstanden habe und das Mädchen nur verletzt wurde... wie habt ihr diese Stelle gelesen?


    Ich meine mich zu erinnern, dass das Mädchen zumindest schwer verletzt war.
    Dass Collins so viel mehr Gefühl auf den Hund verwendete, liegt m. M. daran, dass Dickens ihn mal mit dem Tier verglichen hat. Collins schien daraus den Schluss zu ziehen, dass was dem Hund geschieht auch für ihn zugedacht ist.

  • Ich meine mich zu erinnern, dass das Mädchen zumindest schwer verletzt war.
    Dass Collins so viel mehr Gefühl auf den Hund verwendete, liegt m. M. daran, dass Dickens ihn mal mit dem Tier verglichen hat. Collins schien daraus den Schluss zu ziehen, dass was dem Hund geschieht auch für ihn zugedacht ist.


    Ich musste jetzt erstmal nachdenken, welche Szene das war, aber jetzt weiß ich es wieder: Der Hund Brutus, der das Mädchen anfällt und dann erschossen werden muss. Ich hatte das auch so wie yanni interpretiert: Dickens hat Collins ja vorher mal mit dem Hund verglichen und Collins ist nun der Meinung, dass ihm das gleiche Schicksal blüht, wenn er sich quasi gegen Dickens wendet. Dank Drogenrausch bildet er sich ja eine Menge ein... :rollen:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

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  • Aufgehalten okay, aber daß Hunderte dort leben und niemals nach oben kommen kann ich mir nicht vorstellen (die müßten doch irgendwie ernährt werden, das Ganze muß beleuchtet werden) und auch nicht, daß es nur einen, gut versteckten Zugang gibt.
    Daß man zeitweise dort abtaucht, ist plausibel. Aber dann muß es wenigsten in jedem Stadtviertel einen Zugang geben.
    Vielleicht mache ich mir aufgrund Wilkies Beschreibung auch eine völlig falsche Vorstellung vom Ausmaß dieser Unterwelt.


    Guckst du hier (Bewohner der Wiener Kanalisation um 1900). London dürfte um die Mitte des 19. Jahrhunderts schon um einiges größer als Wien gewesen sein und somit an der Oberfläche noch weniger Platz für Obdachlose und Flüchtige geboten haben, von daher kann ich mir gut vorstellen, dass es dort genauso zuging. Zugang hat man quasi durch alle größeren Kanaldeckel - wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. "Niemals nach oben" war sicher nicht möglich, irgendwie mussten diese Menschen schon etwas zum Essen organisieren. Aber die relative Sicherheit dort unten muss verlockend gewesen sein, wenn die Alternative gar kein Dach über dem Kopf bedeutet. Solche Opiumhöhlen allerdings, wie Simmons sie beschreibt, kann ich mir dann doch nicht da unten vorstellen.

  • Ich meine mich zu erinnern, dass das Mädchen zumindest schwer verletzt war.
    Dass Collins so viel mehr Gefühl auf den Hund verwendete, liegt m. M. daran, dass Dickens ihn mal mit dem Tier verglichen hat. Collins schien daraus den Schluss zu ziehen, dass was dem Hund geschieht auch für ihn zugedacht ist.


    Ich korrigiere: die Begebenheit steht in Kapitel 17. Der Hund hieß Sultan und ich habe schon verstanden, daß Collins hier einen Vergleich zwischen sich selbst und dem Hund zieht. Das steht ja explizit so da. Trotzdem fand ich es ziemlich hart, keinen Gedanken an das gebissene Kind zu verschwenden und nur an sich selbst zu denken...



    Ich habe weitergelesen bis Kapitel 23. Das Buch wird jetzt interessanter. Vielleicht darf man keine größeren Pausen machen, weil man sonst zu schnell vergißt und beim Weiterlesen den Faden verloren hat. Im Moment spielt auch der Mesmerismus keine so große Rolle mehr.


    Allerdings frage ich mich nach wie vor, wer hier welches Spiel spielt.


    Im Kapitel 18 zeigt Dickens Collins, wie man einen perfekten Mord organisieren kann. Da dieser ja vorher schon glaubte, Dickens habe den jungen Dickenson ermordet (wenngleich mir nicht klar war, wie er darauf kam) paßt für ihn nun alles bestens zusammen. Ich glaube aber nicht, daß Dickens den jungen Mann ermordet hat und halte es für eine fixe Idee Wilkies, die er in Kap. 19 so richtig weiterentwickelt... Insgesamt habe ich hier den Eindruck, daß Dickens nur spielt bzw. Romanstoff durchkonjugiert, während Collins das alles viel zu ernst nimmt und für bare Münze hält oder Phantasie und Wirklichkeit nicht trennen kann.



    Auch den Brief, welcher Field erhielt und von welchen dieser annahm, er sein von Drood geschrieben, fand ich eher unglaubwürdig.


    Ich auch.


    Im Kapitel 20 zickt es ja gewaltig zwischen Dickens und Collins! Sieht so eine Männerfreundschaft aus?? Man fragt sich ja glatt, ob die beiden überhaupt Freunde sind. Und wie Dickens im Kapitel 21 Collins´ Roman zerpflückt (natürlich nur um in bester Absicht Tips zu geben :rollen:) würde mir an Collins´ Stelle ja gewaltig auf die Nerven gehen...


    Im Kapitel 22 reden die beiden endlich mal einigermaßen offen über Drood. Die Erklärung, die Dickens abgibt, fand ich ziemlich plausibel - jedenfalls plausibler als alles, was Collins bisher mutmaßte. Trotzdem bin ich mir immer noch nicht sicher, ob es sich bei Drood nicht doch um eine Romanfigur handelt und Collins geträumt hat, als er Dickens, Drood und den anderen Wilkie im Gespräch sah.
    (Apropos anderer Wilkie. Irgendwo sagt Collins, daß der andere Wilkie sich nicht verändert - daß er z.B. seinen Bart behalten würde, wenn er selber sich den Bart abschneiden würde. Aber später heißt es, daß er ihn schon seit seiner Kindheit sieht - wie paßt das zusammen? Dann muß der andere Wilkie sich doch verändert haben. Oder ist er ein Bild/eine Vorstellung von Collins in einem bestimmten Lebensalter und in diesem relativ unabhängig von äußeren Veränderungen?)


    Im Kapitel 23 besitzt die alte Lady Shernwood also die Liebenswürdigkeit, das begehrte Haus für Collins freizumachen, indem sie sich auf der Dienstbotentreppe (!!) den Hals bricht. Mutig von Collins, in dieses Haus tatsächlich einzuziehen. Ich wette, die alte Lady wird auf der Dienstbotentreppe herumspuken, vielleicht gar mit grüner Haut? :breitgrins:


    Es mag ein unwichtiges Detail sein, aber habe ich das richtig verstanden, daß er das Haus für 20 Jahre gemietet hat für einen Gesamtpreis von 800 Pfund - das erscheint mir unverhältnismäßig wenig, wenn er die Ställe für 40 Pfund pro Jahr untervermietet. Da hätte er doch allein dadurch nach 20 Jahren seine 800 Pfund wieder eingenommen? :gruebel:


    Und hier ist seit langem erstmals wieder die Rede von Martha R. Ich habe mich schon gefragt, wo sie abgeblieben ist - immer noch abgeschoben? Aber von Field scheint ja nun doch keine Gefahr mehr zu drohen.
    Das Zusammenleben mit Caroline in wilder Ehe scheint auch nicht gut zu funktionieren, wenn Collins dauernd bei seiner Mutter unterkriecht und sich umsorgen läßt. Und dann bezeichnet er sie mit Mitte dreißig als alt - na ich weiß ja nicht. Da kann ich es schon verstehen, daß sie den Klempner zum Essen einlädt. :breitgrins:


    Was wollte Dickens wohl mit seiner Warnung vor Drood bezwecken, auf dem Schiff kurz vor der Abreise nach Amerika? Hält auch Dickens Drood für real, oder spielt er hier das Drood-Spiel weiter und will Collins nur einen Schrecken einjagen? Überhaupt ist mir die Freundschaft der beiden ein bißchen unklar. Collins hält Dickens für des Mordes fähig, aber schreibt monatelang mit ihm zusammen ein Buch?!?! :entsetzt:

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    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()


  • Es mag ein unwichtiges Detail sein, aber habe ich das richtig verstanden, daß er das Haus für 20 Jahre gemietet hat für einen Gesamtpreis von 800 Pfund - das erscheint mir unverhältnismäßig wenig, wenn er die Ställe für 40 Pfund pro Jahr untervermietet. Da hätte er doch allein dadurch nach 20 Jahren seine 800 Pfund wieder eingenommen? :gruebel:


    Ich erinnere mich, mit dieser Stelle auch meine Probleme gehabt zu haben. Glaubte dann aber, weil es mir logischer erschien, dass er das Haus für 800 Pfund im Jahr mietete.