Dan Simmons - Drood

Es gibt 133 Antworten in diesem Thema, welches 26.361 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von kaluma.

  • Hier startet am 4. Juni 2011 die Leserunde


    Dan Simmons: "Drood"

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    Kurzbeschreibung:
    Dan Simmons hat sich bisher vor allem als Autor von Horror- und Science-Fiction-Romanen einen Namen gemacht. Mit Drood wagt er sich in neue Gefilde und legt ein beeindruckendes Genremix aus Grusel- und Detektivgeschichte, Biografie und Gesellschaftsroman vor. Drood entführt seine Leser ins England des 19. Jahrhunderts als sich die beiden Schriftsteller Charles Dickens und Wilkie Collins auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs befinden. Die Handlung rankt sich um den letzten, unvollendeten Roman Dickens, Das Geheimnis des Edwin Drood, um den es seit seinem Tod wilde Spekulationen gibt.


    Bei einem schrecklichen Eisenbahnunglück im Sommer 1865 gehören Charles Dickens und seine Geliebte zu den wenigen Überlebenden. Als Dickens den Verletzten zur Hilfe eilt, begegnet er einem seltsamen, entstellten Fremden: Drood. Doch so plötzlich wie diese mysteriöse Gestalt aufgetaucht ist, verschwindet sie auch wieder. Wer ist dieser Drood wirklich? Diese Frage nimmt Dickens völlig gefangen und wird zu seiner Obsession: Er muss diesen Drood finden. Gemeinsam mit seinem Kollegen Wilkie Collins macht er sich auf Spurensuche, die die beiden in die Unterwelt führt -- in Opiumhöhlen, Slums, Katakomben und die Kanalisation des viktorianischen Londons.


    Bitte vermeidet bei euren Kommentaren reine Inhaltsangaben und gebt möglichst an, in welchem Kapitel ihr euch jeweils befinden, dann können wir auf Spoilermarkierungen verzichten. :smile:



    Teilnehmer:
    - Tammy
    - Kati
    - Doris
    - Derwo
    - tina
    - Mina
    - Kaluma
    - und wer noch?

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Kapitel 1
    Seltsam, ein so düsteres Buch zu lesen, wenn draußen bei 30 Grad die Sonne scheint. In Kapitel 1 herrscht jedenfalls eher Novemberstimmung. Das macht mir aber nichts, ich liebe so schauerliche Atmosphären in Romanen.
    Den Erzähler, Wilkie Collins, finde ich allerdings eher unsymapthísch. Warum ist er so darauf bedacht, Dickens schlecht darstehen zu lassen. Dieser scheint ihm doch wirklich in Freundschaft verbunden zu sein. Gleich auf der ersten Seite habe ich mich gefragt, ob er wohl neidisch auf den Erfolgreicheren ist. Und zwei Seiten später, als er von Dickens auf dem Donnerbalken erzählt, "ja, er ist" notiert.
    Diesen Drood finde ich sehr gruselig. Insbesondere, als er mit dem Tod verglichen wurde, der seine Beute auf dem Unglücksfeld einsammelt.
    Was glaubt ihr, ist er eine reale Person? Oder hat Simmons hier ein fantastisches Element eingebaut? Wahrscheinlich wird es erst in 900 Seiten aufgelöst. Da liegt ja noch einiges vor mir. So sehr dicke Bücher lese ich nur selten. Aber ich mag es hier, dass das Papier so herrlich dünn ist und schön knistert beim Umblättern.
    VG
    Mina

  • Hallo miteinander,


    gestern habe ich die ersten drei Kapitel von Drood zu Ende gelesen. Leider komme ich erst heute dazu, meine ersten Eindrücke zu schildern. Auf jeden Fall kann ich Mina schon mal zustimmen: Dieses Buch bei 30 Grad im strahlenden Sonnenschein zu lesen, erschien schon ein wenig seltsam. Trotzdem taten die äußeren Einflüsse der Atmosphäre keinen Abbruch. (Außerdem wurde das Wetter mit ordentlichen Schauern ganz schnell "englischer". :breitgrins:)


    Kapitel 1
    Bei den etwa 950 Seiten hatte ich mich schon darauf gefasst gemacht, eine ganze Weile auf das Zugunglück und den Auftritt Droods warten zu müssen. Aber Simmons lässt ihn dann schon nach noch nicht mal zwanzig Seiten auf den Leser los, wofür ich ihm echt dankbar bin. Nicht dass mich die kurze Einführung über Dickens Liebesleben gelangweilt hätte- ganz im Gegenteil -, doch das Erscheinen Droods fand ich einfach großartig unheimlich. ("Nach Limehoussse. Whitechapel.[...]Mint und andere Rookeryssss.") Ich würde sagen, dass mich das Buch von da an hatte.
    Ob Drood eine reale Person ist? So wie Drood sich über die Unglücksstelle bewegte und offenbar nur von Dickens bemerkt wurde, tippe ich eher auf nein. Und dann scheinen die beiden Hauptfiguren ja auch sehr dem Opium zugeneigt... Wilkies Eröffnungsrede nach, befürchte ich aber, dass wir auch 900 Seiten später auch keine Gewissheit haben werden.


    Kapitel 2
    Mina hat schon Recht. Sonderlich sympathisch wirkte der Erzähler Wilkie Collins bisher nicht und Charles Dickens kommt noch schlechter weg. Aber in Kapitel 2, in dem sich die beiden nach dem Zugunglück zum ersten Mal wiedersehen, können sie beide bei mir schon Sympathiepunkte machen.
    Dickens fährt offensichtlich voll auf Hypnose ab. Ich würde ja fast wetten, dass sich mesmerisieren und der Konsum von Laudanum nicht sonderlich gut vertragen und den ein oder anderen (mehr oder weniger) lustigen Effekt hervorrufen könnten.


    Kapitel 3
    Hier hatte sich für mich eine kleine Länge eingeschlichen. Wilkies Ausführungen zu seinem und Dickens gemeinsamen Theaterstück "The Frozen Deep" ließen mich (Achtung, Wortspiel!) kalt. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, Simmons wollte hier ein wenig Werbung für seinen Vorgängerroman "Terror" machen, der ja auch die verschollene Franklin-Expedition thematisiert. Aber wir haben es ja noch verdammt früh im Buch. Sollte das später noch einen größeren Sinn ergeben, so sei es ihm verziehen. (Und wenn sich das Buch einfach weiter auf dem bisherigen Niveau hält, dann auch.) :zwinker:
    Kapitel 3 endet dann mit einem riesigen Fragezeichen. Wer wohnt denn da auf Wilkies Treppe? Hat er Gespenster zu Hause oder hat ihm da jemand was ins Laudanum getan? :zwinker:




    Viele Grüße
    Derwo

  • Ich habe heute das erste Kapitel gelesen und nach dem ich mich an die Sprache von Wilkie gewöhnt habe, glaube ich, dass es mir gefällt.


    So wie Drood sich über die Unglücksstelle bewegte und offenbar nur von Dickens bemerkt wurde, tippe ich eher auf nein.


    Das denke ich auch, denn nach dem Drood bei der leicht verletzten Dame war, die lediglich ihre Zähne verloren hatte, aber dannach tot war, kamen mir schon ungute Gedanken bezüglich Drood.
    So wie Drood beschrieben wird, stelle ich mir sein Gesicht fast etwas schlangenähnlich vor.


    Ich bin schon gespannt auf die folgenden Kapitel.


    Viele Grüße Tina

  • Das erste Kapitel ist gelesen, ein typischer Simmons.
    Ich mochte diese ausschweifende Art schon bei den Hyperion-Gesängen :smile:
    Die Stimmung ist schön düster. In meiner HC Ausgabe sind auf den Umschlaginnenseiten Foto´s und Zeitungsausschnitte abgedruckt.
    Da sieht man auch das Zugunglück :zwinker:


    Das schnelle Auftauchen von Drood hat mich auch überrascht, aber das tut der Geschichte gut.
    Was ist das nur für ein Typ? Ich musste bei der Beschreibung an einen Dementor denken... bei dem schwarzen Umhang und diesem (eingebildeten) Schwebezustand war das Bild sofort da :breitgrins:


    Bei diesem Frauenarm wusste ich sofort was kommt. :err:


    Zitat von Derwo

    ("Nach Limehoussse. Whitechapel.[...]Mint und andere Rookeryssss.") Ich würde sagen, dass mich das Buch von da an hatte.


    Bin ich dabei :daumen:
    Vorher plätscherte es noch ein wenig, war aber nicht langweilig.


    Mich nervt ein wenig diese direkte Ansprache von Wilkie "Du lieber Leser..."
    Ich will bei so einem Gruselding nicht persönlich angesprochen werden. :schwitz: :elch:


    LG Kati :winken:

    Einmal editiert, zuletzt von Kati ()

  • Mich nervt ein wenig diese direkte Ansprache von Wilkie "Du lieber Leser..."
    Ich will bei so einem Gruselding nicht persönlich angesprochen werden. :schwitz: :elch:


    Die direkten Ansprachen stören mich auch ein wenig. Deine Begründung finde ich lustig:) hast recht! Aber ich fand es auch ein bisschen unehrlich von Simmons, weil er ja ein gegenwärtiger Autor ist, und es deshalb keine Kunst ist, wenn seine Figur, Wilkie Collins, Dinge weiß, die seiner Zeit 125 Jahre voraus sind.
    Vg
    Mina

  • Hallo zusammen,


    ich habe heute erst angefangen zu lesen und kann vorerst noch nicht viel zum Buch schreiben.


    Das erste, was mir auffiel, war die minderwertige Qualität des Taschenbuchcovers. Es ist ganz weich und ziemlich anfällig für Knicke und Risse. Elf Euro ist sehr günstig für so ein dickes TB, aber mir wäre lieber, es kostete einen Euro mehr und wäre dafür außen etwas robuster.


    Drood ist eine mysteriöse und unheimliche Gestalt. Ich glaube, dass er keine reale Figur ist; sein Auftreten deutet diese Möglichkeit jedenfalls schon an. Dickens scheint auch nicht ganz sicher zu sein, wie er ihn einstufen soll. Den Eisenbahnunfall bei Staplehurst gab es wirklich, und viel gruseliger als die Szene mit dem Arm, die eigentlich vorhersehbar war, fand ich den Moment, als Dickens nochmal in den Waggon kletterte, der über dem Abgrund hängt, um sein Manuskript zu retten. Das ist nach dem Unfall tatsächlich so passiert.


    Über Collins Verhalten gegenüber Dickens bin ich auch noch unschlüssig. Am Anfang sprach er nicht sehr vorteilhaft über ihn, aber in ihrer Begegnung im 2. Kapitel, in dem ich gerade mittendrin stecke, relativierte sich dieser Eindruck schon wieder.

  • Hallo Ihr Lieben,


    habe gestern auch begonnen, bin aber auch erst in den ersten Zügen des Buches.



    Das erste, was mir auffiel, war die minderwertige Qualität des Taschenbuchcovers. Es ist ganz weich und ziemlich anfällig für Knicke und Risse. Elf Euro ist sehr günstig für so ein dickes TB, aber mir wäre lieber, es kostete einen Euro mehr und wäre dafür außen etwas robuster.


    Ja, da kann ich dir nur zustimmen. Ich lese auch das TB und bin von der Qualität schon sehr entsetzt. Lege das Buch schon immer auf einen Tisch zum lesen, vor lauter Angst, die Seiten könnten sonst zu stark geknickt und damit heraus gerissen werden. :entsetzt:


    Die direkten Ansprachen stören mich auch ein wenig. Deine Begründung finde ich lustig:) hast recht! Aber ich fand es auch ein bisschen unehrlich von Simmons, weil er ja ein gegenwärtiger Autor ist, und es deshalb keine Kunst ist, wenn seine Figur, Wilkie Collins, Dinge weiß, die seiner Zeit 125 Jahre voraus sind.


    :breitgrins: Ja, diese direkte Ansprache finde ich auch noch etwas gewöhnungsbedürftig, die Begründung, von dir Kathi aber auch sehr lustig! :breitgrins: So habe ich es noch gar nicht gesehen, aber du hast Recht: Bei so einem schaurigen Buch möchte ich auch nicht so direkt angesprochen werden.
    Außerdem kommt aber noch hinzu, dass mir Wilkens im Moment noch ziemlich unsympathisch ist und ich es daher nicht mag, dass er so vertauensvoll mit mir spricht. Ich bin bestimmt nicht mit ihm befreundet! :grmpf: :breitgrins: :zwinker:


    Er lässt ja Dickens bis jetzt in keinem guten Licht da stehen. Da bin ich ja noch sehr gespannt, wie sich das entwickelt...


    Dass Drood jetzt gleich auftaucht, gefällt mir auch sehr gut! Aber ich befürchte auch, dass die Auflösung zu ihm erst auf der letzten Seite erfolgen wird... :rollen: :zwinker:


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Hallo liebe Leserundenteilnehmer, :winken:


    schön, daß wir dieses Buch jetzt zusammen lesen! Ich bin gespannt.


    Ich habe am Wochenende die ersten drei Kapitel gelesen.


    Zunächst mal zum Buch: ich lese auch das Taschenbuch, finde aber nicht, daß es eine schlechte Qualität hätte. Im Gegenteil, es scheint mir ziemlich solide und der Buchrücken macht nicht den Eindruck, als kämen da schnell Knicke hinein. Das einzige, was mich stört, ist, daß die Dicke relativ zur Größe grenzwertig ist. Gerade beim Lesen der ersten Seiten läßt es sich schlecht in der Hand halten und läßt sich auch kaum hinlegen. Also entweder müßte das Buch dünner oder das Format größer sein.


    Das Titelbild finde ich sehr schön, es ist mit ein Grund, wieso dieses Buch mich schon so lange gelockt hat. Ich finde es sehr stimmungsvoll und mich macht es neugierig.



    In meiner HC Ausgabe sind auf den Umschlaginnenseiten Foto´s und Zeitungsausschnitte abgedruckt.
    Da sieht man auch das Zugunglück :zwinker:


    Die Fotos und Zeitungsausschnitte sind bei mir auch. Die vordere Umschlaginnenseite ist Dickens gewidmet und die hintere Collins. Daß es sich bei dem Foto um das Zugunglück handelt, habe ich aber erst erkannt, nachdem ich das Foto etwas deutlicher bei Wikipedia gesehen hatte.


    Nun zu den ersten Kapiteln.
    Da ich noch nie ein Buch von Dan Simmons gelesen habe, habe ich keine Erwartungen.
    Der Anfang war zwar düster, aber ein November-Gefühl kam bei mir nicht auf, wohl, weil mehrmals so deutlich das Datum genannt wird: 9. Juni. Ich fühle mich also vorsommerlich, im Buch. :smile:


    Wilkie Collins als Erzähler ist mir nicht direkt unsympathisch, er hat bei mir einen Sympathiebonus, weil ich die beiden Bücher, die ich von ihm gelesen habe (übrigens lange bevor ich etwas von Dickens las) sehr gut fand. Allerdings ist wirklich befremdlich, wie er über Dickens spricht (oder besser gesagt, wie Simmons durch Collins´ Person über Dickens spricht). Er läßt keine Gelegenheit aus, durch seine Wortwahl einen gewissen Groll hindurchschimmern zu lassen. Vielleicht mit Recht? Wer weiß.


    Das Zugunglück war ja ziemlich grausig. Zur Person des Drood - ich halte ihn ja auch eindeutig eher für Einbildung oder eine Halluzination, als für eine reale Person. Für mich ist Drood der Tod, der am Unfallort Menschen "einsammelt", Dickens hatte ja auch etwas Ähnliches verstanden (wobei es ja im Englischen diesen Gleichklang nicht gibt??). Dafür spricht auch, daß Drood zu sehen war, als Dickens nochmal in den herabhängenden Wagen geklettert ist. Zwar sagt Dickens, er habe Drood nicht für den Tod gehalten, aber ob das so stimmt? Vielleicht will er es nur nicht wahrhaben oder zugeben? Dickens dürfte durch den Unfall einen ziemlichen Schock gehabt haben und möglicherweise Schuldgefühle, wie sie oft die Überlebenden von Unfällen gegenüber denen entwickeln, die nicht überlebt haben. Möglicherweise hat ihn das bis an sein Lebensende beschäftigt, das ja (Zufall oder nicht) auf den Tag genau 5 Jahre später eintrat. Vielleicht hat er Drood=den Tod bis dahin gesucht, wegen ebensolcher Schuldgefühle... Das ist jetzt allerdings ziemlich spekulativ.


    Was das ganze mit Kannibalismus zu tun haben soll, ist mir allerdings nicht klargeworden. Das dritte Kapitel fand ich ziemlich ausschweifend, den Bericht über die Aufführung dieses Theaterstückes und Collins´Heimfahrt und Besuch bei dem jungen Mann im Krankenhaus. Allerdings kann man bei einem Buch mit über 900 Seiten wohl erwarten, daß es stellenweise ein bißchen ausschweifend wird. :breitgrins:



    Kapitel 3 endet dann mit einem riesigen Fragezeichen. Wer wohnt denn da auf Wilkies Treppe? Hat er Gespenster zu Hause oder hat ihm da jemand was ins Laudanum getan?


    Das war eine Halluzination. Ich könnte mir vorstellen, daß Laudanum allein (vor allem in den Mengen, die Collins verzehrt :entsetzt:) dafür ausreicht.


    Grüße, kaluma

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ich habe gestern auch bis zum dritten Kapitel gelesen und ich fand die Ausflüge zu Franklin ganz interessant, da wir letztes Jahr auch eine Leserunde hatten über dieses Thema. Den Zusammenhang mit Kannibalismus habe ich auch nicht so ganz verstanden, aber vielleicht kommt das ja noch.
    Zu Thema Sympathie. Man muss natürlich bedenken, dass dieses Buch nicht wirklich von Wilkie Collins geschrieben wurde und so mache ich persönlich einige Abstriche, was die Charakterbeschreibungen von Charles Dickens angehen. Ich habe gerade erst letzte Woche von ihm David Copperfield gelesen und ich denke, dass jemand, der so über Kindheit, Freundschaft und Vertrauen schreibt mit Sicherheit kein verkehrter Mensch ist. Von Wilkie Collns hatte ich letztes Jahr "Die Dame in weiß" gelesen und auch dieses Buch hat mir sehr gut gefallen.
    Tja, Laudanum war zur damaligen Zeit das Allheilmittel und überall erhältlich, aber ich glaube nicht, dass dieses mysteriöse Figur auf der Treppe von Wilkies Haus eine Halluzination war. Mich wunderte nur, wie gelassen er diese Erscheinung hinnahm. Auch verstehe ich nicht ganz seine Abneigung gegen den verletzten jungen Mann.


    So toll, jetzt fängt es an spannend und schaurig zu werden und was mache ich blöde Kuh? Vergesse mein buch auf der Arbeit. :grmpf: So bleibt mir nichts übrig, als bis morgen abend eine Pause zu machen und mich heute dem guten William Shakespeare zu widmen.


    Liebe Grüße von Tina,


    die übrigens auch noch nie ein Buch von Simmons gelesen und keinen blassen Schimmer hat, was da auf sie zukommt. :breitgrins:


  • :breitgrins: Ja, diese direkte Ansprache finde ich auch noch etwas gewöhnungsbedürftig ...


    Ich kenne aus alten Büchern, dass LeserIn gerne mal persönlich angesprochen wird. Es stört mich nicht weiter, eigentlich baut es ja so etwas wie eine persönliche Beziehung zwischen Autor und Leser auf.




    Zunächst mal zum Buch: ich lese auch das Taschenbuch, finde aber nicht, daß es eine schlechte Qualität hätte. Im Gegenteil, es scheint mir ziemlich solide und der Buchrücken macht nicht den Eindruck, als kämen da schnell Knicke hinein.


    Welche Ausgabe liest du? Ich habe die deutsche TB-Ausgabe, die im Anfangsposting verlinkt ist. Um den Buchrücken habe ich allerdings weniger Angst, da geht es fast nie ohne Knicke ab, aber die erste und letzte Seite sind sehr weich und biegen sich bei jeder Gelegenheit. Und da nerven mich Knicke oder Risse.



    Dickens dürfte durch den Unfall einen ziemlichen Schock gehabt haben und möglicherweise Schuldgefühle, wie sie oft die Überlebenden von Unfällen gegenüber denen entwickeln, die nicht überlebt haben. Möglicherweise hat ihn das bis an sein Lebensende beschäftigt, das ja (Zufall oder nicht) auf den Tag genau 5 Jahre später eintrat. Vielleicht hat er Drood=den Tod bis dahin gesucht, wegen ebensolcher Schuldgefühle... Das ist jetzt allerdings ziemlich spekulativ.


    Der Schock dürfte sich aber erst richtig ausgewirkt haben, als Dickens wieder Zuhause und zur Ruhe gekommen war. Direkt nach dem Unfall war er so gefasst und handelte überlegt, dass er sogar den Unfallopfern helfen konnte. Wahrscheinlich hätte er eine Therapie gebraucht, um das Trauma loszuwerden, aber das gab es damals noch nicht. Dadurch hat er sich immer mehr hineingesteigert.




    Tja, Laudanum war zur damaligen Zeit das Allheilmittel und überall erhältlich, aber ich glaube nicht, dass dieses mysteriöse Figur auf der Treppe von Wilkies Haus eine Halluzination war.


    Mein erster Gedanke war auch, dass es sich um eine Erscheinung handelt, die auf Wilkies Laudanumkonsum zurückzuführen ist. Wenn sie real war, gibt es später bestimmt noch eine Erklärung dazu.



    Ich habe das Buch Terror gelesen, in dem Dan Simmons über die Reise der zwei Schiffe in die Arktis erzählt. Es hat mir gut gefallen, obwohl ein Hauch von Übersinnlichem dabei war, was ich sonst nicht so mag. Terror war auch ein wesentlicher Grund, dass ich Drood lesen wollte.

  • Kapitel 5
    So langsam nerven mich Collins ewige Abschweifungen aber schon. Nach einem spannenden kapitel 4 wollte ich natürlich in der Unterwelt weiterlesen, aber ich musste mir erst eine langweilige Vesuv-Besteigung anhören, warum auch immer. Collins Erklärung war mir jedenfalls so ungenügend, dass ich sie schon wieder vergessen habe. Aber ich weiß, dass er eine geliefert hat.
    Ich finde ihn ohnehin immer unsympathischer. Kennt Poe nicht, aber erwartet, dass ihn jeder kennt.
    Dickens finde ich etwas überheblich, aber insgesamt netter.
    Hm, so richtig hat mich der Roman noch nicht gepackt, aber wegen der netten Leserunde gebe ich noch nicht auf.
    VG
    Mina

  • In Sachen Abschweifungen ging es mir im 2. und 3. Kapitel ähnlich. Der Ablauf mit den Erinnerungen von Collins ist etwas wirr und bringt Unruhe in die Handlung, es fehlt eine klare Linie. Collins übt auch wieder Kritik an Dickens' Werken und es stört mich, nicht zu wissen, ob das der Realität entspricht oder ob der Autor Collins diese Worte nur in den Mund legt. Es stört mich generell, wenn ich nur vermuten kann, welche Empfindungen Collins tatsächlich hatte und welche Simmons zuzurechnen sind. Allerdings dient das Ganze auch dazu, uns die Charaktere näherzubringen und ihre Persönlichkeiten darzustellen.


    Das 4. Kapitel liest sich dann schon ganz anders. Wir steigen wieder richtig in die Geschichte ein und folgen Collins und Dickens in die Londoner Unterwelt, wo nach Droods Spuren gefahndet wird. Simmons zeichnet ein schaurig-faszinierendes Milieu, das man fast hören und riechen kann. Ein historischer Stadtplan wäre nicht schlecht, auf denen man den Spuren der Männer folgen könnte. Hier gibt es erste Anhaltspunkte auf Drood.


  • Welche Ausgabe liest du? Ich habe die deutsche TB-Ausgabe, die im Anfangsposting verlinkt ist. Um den Buchrücken habe ich allerdings weniger Angst, da geht es fast nie ohne Knicke ab, aber die erste und letzte Seite sind sehr weich und biegen sich bei jeder Gelegenheit. Und da nerven mich Knicke oder Risse.


    Ich denke ich habe dieselbe Taschenbuchausgabe wie du. Der Rücken ist so biegsam, daß er bis jetzt noch keine Knicke hat und das finde ich schon bemerkenswert. Bei anderen Taschenbüchern passiert mir das viel schneller, obwohl ich nicht zu den Leuten gehöre, die die Bücher 360° weit öffnen (sondern maximal 180°).
    Die erste und letzte Seite sind auch noch heil.


    Der Schock dürfte sich aber erst richtig ausgewirkt haben, als Dickens wieder Zuhause und zur Ruhe gekommen war. Direkt nach dem Unfall war er so gefasst und handelte überlegt, dass er sogar den Unfallopfern helfen konnte.


    Genau das ist ja typisches Verhalten unter Schock, dachte ich.



    Tja, Laudanum war zur damaligen Zeit das Allheilmittel und überall erhältlich, aber ich glaube nicht, dass dieses mysteriöse Figur auf der Treppe von Wilkies Haus eine Halluzination war.


    Aber mit grüner Haut? (grusel) Was für eine reale Person sollte das sein?


    Ich werde wahrscheinlich erst morgen dazu kommen, das 4. Kapitel zu lesen.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.


  • Aber mit grüner Haut? (grusel) Was für eine reale Person sollte das sein?


    Naja, ein Gespenst halt. :breitgrins:
    Ich hatte den Inhalt des Buches so verstanden, dass es in Richtung Fantasy geht, oder liege ich da jetzt völlig falsch? Uups, wäre dem nicht so, dann würde ich meine Aussage doch noch mal revidieren. :zwinker:


    Wie gesagt, ich habe Simmons noch nie gelesen und habe keine ahnung was mich erwartet, aber ich bin für alles offen. :breitgrins:


    Viele Grüße Tina, die ihr Buch wieder hat. :klatschen:

  • Tut mir leid, aber ich muss gleich die erste Leserunde mit euch abbrechen. Auch in Kapitel 6 geht es zäh weiter und ich finde Collins immer unsympathischer. Ich werde eure Kommentare aber weiter verfolgen und bin gespannt, wie euch der Roman gefällt. Ich mag jedenfalls lieber 700 Seiten weiterlesen, aber in einem anderen Buch.
    VG
    Mina

  • Also ich habe jetzt das 6. Kapitel beendet und ich finde es eigentlich ganz spannend. Mich stören auch nicht so sehr die Abschweifungen, denn ich denke sie dienen dazu die Charaktere ein wenig besser zu beschreiben und zwar so wie sie sind, wenn sie sich nicht in Extremsituationen befinden. Ich fand den Besuch Opiumhöhle mit dem Detective wie auch den Aufbruch zur Unterstadt sehr interessant, spannend und gut beschrieben und ich bin froh, dass mein Buch nicht in der Lage ist, den authentischen Duft zu verströmen.


    Ich bin schon sehr gespannt, was Dickens von Drood erfährt, falls er ihn überhaupt trifft.
    Es scheint ja schon eher mysthisch zuzugehen.


    Viele Grüße Tina


  • Auch in Kapitel 6 geht es zäh weiter und ich finde Collins immer unsympathischer.


    Collins ist der schwächere Part in der Beziehung mit Dickens und steht in seinem Schatten, und das ist ihm auch bewusst. Nicht umsonst nennt er ihn des öfteren den "Unnachahmlichen". Ihn schlecht zu machen lässt Collins selbst gleichzeitig besser aussehen. Das ist also nicht wirklich absichtliches Herabwürdigen. Er ist ja nicht gezwungen, sich über die berufliche Zusammenarbeit hinaus mit Dickens abzugeben, trotzdem sucht er immer wieder den Kontakt.


    Im Kapitel 5 kommen die Männer auf ihrem Weg in die Unterstadt an einigen Friedhöfen vorbei. Wenn man liest, wie es bestattungstechnisch dort zugegangen ist, kann von "Friede" eigentlich keine Rede sein. Diese Beschreibungen des alten London gefallen mir sehr. Ich wünsche mir wieder einmal ganz dringend die Tagebücher von Samuel Pepys.


    Das 6. Kapitel fand ich sehr spannend. Auch da gibt es wieder Schilderungen aus den Abwasserkanälen, bei denen ich durchaus geneigt bin zu glauben, dass es damals wirklich Bewohner dort unten gab. Collins lässt sich nur widerwillig überreden, mitzukommen und würde viel lieber sofort umkehren. Dickens kennt sich dort erstaunlich gut aus. Er ist ganz anders, als ich ihn mir immer vorgestellt habe, viel dynamischer. Am Ende des Kapitels lässt Collins durchblicken, dass er in einem bestimmten Moment sogar an die Möglichkeit dachte, Dickens zu erschießen, führt den Gedanken aber nicht weiter aus.



    Was das ganze mit Kannibalismus zu tun haben soll, ist mir allerdings nicht klargeworden.


    Dickens unterstellte nach dem Zugunglück in einem Gespräch mit Collins Drood "irgendeine Art von Kannibalismus". Ich glaube, Collins spann diesen Gedanken dann für sich noch ein bisschen weiter.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Das ist also nicht wirklich absichtliches Herabwürdigen. Er ist ja nicht gezwungen, sich über die berufliche Zusammenarbeit hinaus mit Dickens abzugeben, trotzdem sucht er immer wieder den Kontakt.


    Das sehe ich mittlerweile genau so. Zwischen den beiden mag eine gewisse Konkurrenz herrschen, wie sie bei zwei Künstlern im selben Metier wohl unvermeidlich ist, aber ich habe keinen Zweifel an Collins Freundschaft und Loyalität zu Dickens. Dieser hat ihn in den Kapiteln 4 - 6 in so manche Extremsituation geführt, die Collins auf sich nahm, obwohl er sich hätte anders entscheiden können (besonders sein Verbleiben am unterirdischen Fluss am Ende von Kapitel 6).


    Die Kapitel 4 - 6 waren in meinen Augen wirklich großartig. Die Beschreibung der zwielichtigen Viertel Londons, und wie die Stadt unter ihrem Dreck und ihren Toten zu versinken droht, hat mir außerordentlich gut gefallen. Die Spannung schnellte natürlich steil nach oben, als sich abzeichnete, dass Drood wohl tatsächlich existiert und ihm das Duo bereits dicht auf den Fersen ist. Umso größer war natürlich die Enttäuschung, als man mit Collins alleine am Fluss zurück gelassen wurde und sich Dickens alleine auf zu Drood machte. :grmpf:


    Aber ich gebe es zu: An der Stelle konnte ich unmöglich aufhören. Mittlerweile bin ich am Ende von Kapitel 10 angekommen, halte mich aber mit weiteren Äußerungen zurück. :zwinker:


    Ach ja: Morgen verabschiede ich mich in einen kleinen Kurzurlaub. Deswegen werde ich mich erst frühestens am Samstag wieder melden. Aber ich bleib auf jeden Fall dran. Bis dahin wünsche ich euch noch viel Spaß!


    Viele Grüße
    Derwo

  • @ Mina
    Schade, dass dir das Buch nicht zusagt. Aber es wäre wirklich Blödsinn, noch so viel zu lesen, wenn es dir nicht gefällt. Dann viel Spaß bei deinem neuen Buch und vielleicht lesen wir uns ja bei einer anderen Leserunde.


    @ Derwo
    Geht's nach London? :breitgrins: Schöne Tage für dich!