Rita Falk - Dampfnudelblues

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  • Rita Falk: Dampfnudelblues – Ein Provinzkrimi, München 2011, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-24850-1, Softcover/Klappenbroschur, 253 Seiten, Format: 13,5 x 21 x 2,7 cm, EUR 14,90 /D), EUR 15,40 (A).


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    DAMPFNUDELBLUES ist der zweite Fall für den Dorfpolizisten Franz Eberhofer aus Niderkaltenkirchen bei Landshut. Wegen eines dienstlichen Vergehens ist er vor ein einiger Zeit aus München in sein Heimatkaff strafversetzt worden, wo auf dem kriminellen Sektor nicht gerade der Teufel los ist. Außer Familienstreitigkeiten, Nachbarschaftshändel und Wirtshausraufereien tut sich da nicht viel.


    Der Eberhofer Franz und sein Hund, der Ludwig, schieben eine ruhige Kugel. Einmal hat er aber schon einen Vierfachmord aufklären müssen (Rita Falk: WINTERKARTOFFELKNÖDEL, dtv). Das war natürlich aufregend. „Aber andererseits kann man ja hier in einem Dorf von knapp tausend Einwohnern nicht ständig einen Vierfachmord erwarten. Ja, wie lang gäb’s uns dann wohl noch? Wenn man bedenkt, dass immer vier sterben und mindestens einer in den Knast muss. Und darum sollte man dann auch mit so unspektakulären Einsätzen wie bei einer Wandschmiererei zufrieden sein, gell.“ (Seite 8)


    Vor so einer Schmiererei steht er gerade – dienstlich, Jemand hat dem Realschuldirektor Höpfl kuhgroß die Worte „STIRB, DU SAU!“ an die Hauswand geschrieben. Die Anzahl der Verdächtigen strebt gegen Unendlich, denn jeder, der den Höpfl kennt, sagt, dass der ein A***loch sei: die Schüler, die Kollegen, die Leute am Ort – ja sogar seine eigene Schwester. Der Franz kann das nachvollziehen. Sein eigener Bruder ist ja auch eins: Leopold, die Schleimsau.


    Derzeit ist der Leopold noch mit Ehefrau Nr. 2 verheiratet, Oxana aus Osteuropa. Vom Puff in den Muff. Aber die ist ihm durchgebrannt, mitsamt seinem Geld. Jetzt hat er mit der zierlichen Thailänderin Panida, einem Urlaubsmitbringsel, eine zehn Wochen alte Tochter, Uschi. „Sushi“ nennt Franz seine Nichte leicht despektierlich, wegen der asiatischen Optik.


    Der Leopold immer mit seinen nervigen Weibergeschichten! Trotzdem überschlägt sich alles vor Begeisterung, wenn er mit seiner jeweils aktuellen Familie auf dem elterlichen Hof erscheint und den wichtigen Geschäftsmann mimt. Ein A*** loch halt, genau wie der Schuldirektor Höpfl!


    Für den Höpfl kann der Franz in Sachen Wandschmiererei nicht viel tun – bei der Masse an Verdächtigen! Aber vielleicht hätte er die Angelegenheit doch ein wenig ernster nehmen sollen. Denn anderntags ist der Schuldirektor verschwunden. Ein paar Tage später taucht er wieder auf, grün und blau gehauen. Doch darüber, wer das war, schweigt er sich aus. Ja, wie soll der Franz denn ermitteln, wenn das Opfer nicht den Mund aufmacht?


    Das mit der Aussage kann Franz sowieso gleich vergessen, denn kurz darauf wird der Höpfl als Bahnleiche gefunden. Der Münchner Gerichtsmediziner will nicht ausschließen, dass der Mann schon tot war, als man ihn auf die Gleise gelegt hat. Er ist möglicherweise erwürgt worden.


    Nachdem ihm die Mooshammer Liesel, die größte Tratschen am Ort, ein paar interessante Details aus Höpfls Privatleben hinterbracht hat, geht Franz jetzt tatsächlich von einem Mordfall aus. Doch der Bürgermeister von Niederkaltenkirchen hält den Tod des Schulleiters für Selbstmord und die polizeilichen Ermittlungen für Zeitverschwendung. Viel lieber sähe er es, wenn Franz sich um den Veranstaltungsschutz bei den örtlichen Fußballspielen kümmern würde. Also hängt er sich ans Telefon, und schon pfeift Richter Moratschek den Franz zurück.


    Franz ignoriert das. In der Zwischenzeit ist nämlich die Leiche eines drogensüchtigen Strichjungen aufgetaucht. Die Gerichtsmedizin sieht hier eine Verbindung zum toten Höpfl. Da können der Richter und der Bürgermeister jetzt reden, was sie wollen: Hier liegt ein Kriminalfall vor. Und wenn Franz nicht offiziell ermitteln darf, dann macht er es eben heimlich.


    Das ist gar nicht so einfach, weil er auch so schon genügend Probleme hat: Seine Freundin Susi schmiedet plötzlich Zukunftspläne, in denen für ihn kein Platz ist. Und dann lädt auch noch der termingestresste Leopold Töchterlein Sushi auf dem elterlichen Hof ab. Dummerweise will die Kleine weder von ihrem Großvater noch von der Uroma etwas wissen. Sie liebt nur ihren Onkel Franz und besteht darauf, auf seiner Brust zu schlafen. Also hat er jetzt zusätzlich zum Beziehungsstress, dem Tagesgeschäft und den zwei Todesfällen auch noch den niedlichen Ableger seines dämlichen Bruders am Hals.


    Als Franz sich näher mit der Vergangenheit des toten Junkies beschäftigt, erlebt er eine faustdicke Überraschung. Und jetzt kommt Bewegung in den Fall ...


    Ohne Umschweife, derb und bar jeder political correctnessberichtet der Eberhofer Franz von seinen Erlebnissen. Und weil er das so macht, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, klingt es akkurat so, als würde einem ein Spezl abends in der Wirtschaft was erzählen. Das Buch ist nicht im Dialekt geschrieben, doch anhand von Satzstellung, Grammatik und regionaltypischer Redensarten merkt man schon deutlich, dass der Held ein Bayer ist. Eine Kostprobe liefert der Buchtrailer. Den gibt’s bei youtube, aber ich glaube, die kann/darf man hier nicht verlinken.


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    Der Trailer zeigt eine der skurrilsten Szenen aus dem Buch!


    Wer den ersten Band, WINTERKARTOFFELKNÖDEL, gelesen hat, kann sich auf ein Wiedersehen mit Eberhofers dörflichem Mikrokosmos freuen. Alle sind sie da: Franzens uralte, Schnäppchen jagende Großmutter, die schlecht hören aber göttlich kochen kann ... der grantige Vater, der hinterm Schuppen sein Cannabis-Beet pflegt und immer so laut die Beatles hört, dass Franz aus dem Elternhaus ausgezogen ist nun im umgebauten Saustall haust ... Metzger Simmerl, Gastwirt Wolfi und der ewig jammernde „Heizungspfuscher“ Flötzinger, diesmal mit neuem Hobby ... Bruder Leopold mit neuer Frau und Kind .... Freundin Susi, die die unverbindliche Beziehung zum Eberhofer nun endgültig satt hat ... Privatdetektiv Birkenberger Rudi, geschäftstüchtig wie eh und je – und die Mooshammer Liesel, deren ewige Tratscherei diesmal direkt zu was gut ist.


    Das Dorf- und Familienleben nimmt in diesem Roman etwas mehr Raum ein als der Kriminalfall. Er ist mehr Provinzposse als Krimi: nicht in erster Linie mörderisch spannend sondern eher köstlich komisch. Das sollte man vorher wissen, damit man nicht mit falschen Erwartungen an das Buch herangeht.


    Und weil der Franz in dem Buch andauernd vom Essen redet, sind im Anhang die Rezepte der Oma abgedruckt Auch ein paar dialektspezifische Begriffe, die man außerhalb des bairischen Sprachraums nicht so kennt, werden am Schluss des Buchs kurz und knackig erklärt. Leider ist die dekorativ verkratzte Schreibschrift, in der die Begriffe gesetzt sind, in dieser Größe nur schwer zu lesen. Wenn man nicht eh weiß, wie die Wörter heißen, muss man sie sich teilweise mühsam zusammenbuchstabieren. Was jetzt kein Beinbruch ist. Aber gesagt gehört’s.


    Die Autorin
    Rita Falk Jahrgang 1964, geboren in Oberammergau, lebt in Landshut, ist Mutter von drei Kindern und verheiratet mit einem Polizeibeamten.

  • Ich kann hier Vandams Rezi voll und ganz unterschreiben. Deine Rezi ist absolut perfekt und treffend für diesen Roman :breitgrins:


    Die Krimihandlung ist wirklich eher beiläufig, das Wichtigste sind die Personen mit ihren Schrulligkeiten und Problemchen, die sie miteinander haben. Hätte das Buch nur vom Vater, Großmutter & Co. alleine erzählt, mich hätte das alleine schon bestens unterhalten und amüsiert.


    Und ja, man sollte das Buch eher nicht im hungrigen Zustand lesen, wenn die Omma kocht, dann läuft einem das Wasser im Mund zusammen :breitgrins:


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich denke niemand liest die Romane von Rita Falk wegen der Krimihandlung ;) Mir hat Dampfnudelblues damals auch Spaß gemacht, aber ein klein wenig mehr Krimihandlung hätte das Ganze für mich dennoch aufgewertet.

  • Und die Krimihandlung nimmt kontinuierlich ab... im dritten Fall war es mir dann zu viel Klamauk, bei den ersten beiden hab ich mich noch bestens amüsiert.

    LG, Dani


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  • Und die Krimihandlung nimmt kontinuierlich ab... im dritten Fall war es mir dann zu viel Klamauk, bei den ersten beiden hab ich mich noch bestens amüsiert.


    Das ist schade :rollen: - bisher habe ich nur den 2. Band gelesen (ich war irrtümlich dran, daß das der erste wäre :redface:).

    Liebe Grüße

    Karin

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Der Eberhofer ermittelt wieder...


    Kaum waren die "Winterkartoffelknödel" genossen, wollte ich natürlich wissen wie es weitergeht. Und cool war, dass der Roman da anfängt, wo der Letzte aufgehört hat.


    In der Geschichte geht es selbstverständlich wieder um unseren Dorfgendarme Franz Eberhofer. Dieses Mal wird der Rektor der örtlichen Schule bedroht. Nur bedroht oder will ihm da einer ans Leder? Franz hat da wieder so einen Instinkt und beginnt zu ermitteln.


    Bei diesem Fall stach besonders hervor, dass man nun als Leser ein noch innigeres Verhältnis zu den Protagonisten hat. Man freut sich regelrecht an den kleinen Zankereien zwischen Oma, Papa und Franz teilhaben zu dürfen.


    Die Oma mit ihrem Gespür für den richtigen Moment Gutes zu tun und immer das passende Essen parat zu haben, ist sie mir nun noch mehr ans Herz gewachsen.


    Mit unserem Stoffel Franz und seinen Frauenproblemen habe ich sehr mitfühlen müssen. Es war schön zu lesen, dass ihm die Susi scheinbar doch nicht so einerlei ist. Da geht doch noch was, oder?


    Und auch toll fand ich die kleine Uschi mit ihrem coolen Spitznamen. Es las sich sehr niedlich wie sie immer wieder dem lieben Onkel auf die Pelle rückt, der sie dann aber auch immer mehr ins Herz schließt, obwohl er das gar nicht will.


    Den zweiten Fall habe ich persönlich als intensiver und emotionaler empfunden. Da nun ein ehemaliger Freund vom Eberhofer betroffen ist, ging einem das Ganze dann doch etwas näher als beim letzten Mal.


    Der Fall endete in meinen Augen schlüssig und nachvollziehbar. So ein klein wenig konnte ich den Täter sogar verstehen.


    Herrlich fand ich zudem vom Neuzugang der Fußballmannschaft zu lesen. Herrlich wie die Protagonisten mit ihren Vorurteilen umgehen. Vom Superkicker würde ich gern noch mehr lesen.


    Fazit: Dieser Fall stand dem Ersten in nichts nach, weshalb ich auch hier gern wieder eine absolute Leseempfehlung auspreche. Klasse!


    Bewertung: 5ratten

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)